Prospektiv statt retrospektiv – Einige Gedanken zur Entstehung des Vorlass-Erwerbs und seine Bedeutung für Literaturarchive

Autor*innen

DOI:

https://doi.org/10.5282/o-bib/2018H1S19-30

Schlagwörter:

Literaturarchive, Nachlässe, Vorlässe, Erwerbungs-Strategie, Langzeitarchivierung

Abstract

„Vorlass“ wurde in Deutschland als Begriff für Manuskripte und andere persönliche Dokumente geprägt, die Schriftstellerinnen und Schriftsteller noch zu Lebzeiten an Literaturarchive übergeben. Abgesehen davon, dass manche von ihnen den Vorlass-Handel als einträgliche Verdienstmöglichkeit nutzen, verbirgt sich hinter dem Begriff eine Erwerbungs-Strategie der Literaturarchive. Die Entwicklung dieser Strategie fand vor dem bildungspolitischen und ökonomischen Hintergrund der US-amerikanischen Hochschulbibliotheken statt; sie hat danach auch andere englischsprachige Länder ergriffen. In Deutschland führte diese Erwerbungsstrategie hingegen lange ein Nischendasein. Dieser Beitrag erörtert die Entstehung des Vorlass-Handels in den USA und seine verzögerte Rezeption in Deutschland.

In recent years the German term „Vorlass” (premortem bequest) was coined to describe manuscripts and other personal papers which writers already hand over to special collections during their lifetime. Apart from the fact that some of them use the sale of papers as a source of income, it is also an acquisition strategy for special collections. The development of this strategy should be considered against the educational and economic background of the U.S. research libraries. It later spread also to the other English speaking countries. In Germany, however, this strategy has led a marginal existence for a long time. This article discusses the development of this acquisition strategy in the United States and its delayed reception in Germany.

Autorenbiografie

  • Dirk Weisbrod, Deutsche Nationalbibliothek, Frankfurt am Main

    2000 bis 2006

    Wissenschaftlicher Mitarbeiter FH Köln

    2006 bis 2016

    Online Redaktion und digitale Archivierung bei einem IT-Dienstleister in Köln.

    2008-2015

    Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin

    seit 2016

    Projektleiter des Projektes eDissPlus an der DNB, Frankfurt
    Langzeitarchvierung von Forschungsdaten

Literaturhinweise

− Andrews, Jamie. „’Laid aside’? Collecting contemporary literary archives and manuscripts.“

Archives 35, Nr. 122 (2010): 11–20.

− Becker, Silke. Born-digital-Materialien in literarischen Nachlässen: Auswertung einer quantitativen

Erhebung. Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der HumboldtUniversität

zu Berlin, 2014. Zuletzt geprüft am 26.10.2017. http://nbn-resolving.de/

urn:nbn:de:kobv:11-100214023.

− Beutler, Ernst. „Literaturarchive.“ In Forschungsinstitute, herausgegeben von Ludolph

Brauer, 227–259. Hamburg: Hartung, 1930.

− Busemeyer, Marius R. „Bildungspolitik in den USA: Eine historisch-institutionalistische Perspektive

auf das Verhältnis von öffentlichen und privaten Bildungsinstitutionen.“ Zeitschrift

für Sozialreform 53, Nr. 1 (2007): 57–78.

− Deutschlandfunk Kultur. „Was vom Dichter bleibt: Über Vor- und Nachlässe und den

Nachruhm von Autoren.“ Beitrag vom 05.06.2016. Zuletzt geprüft am 26.10.2017. http://

www.deutschlandfunkkultur.de/deutsches-literaturarchiv-was-vom-dichter-bleibt.976.

de.html?dram:article_id=321682.

− Dilthey, Wilhelm. „Archive für Literatur.” Deutsche Rundschau (1889): 363–374.

− Dilthey, Wilhelm: „Archive der Literatur in ihrer Bedeutung für das Studium der Geschichte

der Philosophie.“ In Gesammelte Schriften. Band 5, 555–575. Leipzig, 1921.

− Joyce, William. „The Evolution of the Concept of Special Collections in American Research

Libraries.“ Rare Books and Manuscripts Librarianship 3, Nr. 1 (1988): 19–29.

− KOOP-LITERA. „KOOP-LITERA international: Das Kompetenz-Netzwerk für Nachlässe.“

Zuletzt geprüft am 26.10.2017. http://www.onb.ac.at/koop-litera/index.html.

− Lahme, Tilman. „Auf der Jagd nach den Zettelkästen der Zukunft.“ F.A.Z., 30.06.2007.

Zuletzt geprüft am 26.10.2017. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/

schriftsteller-auf-der-jagd-nach-den-zettelkaesten-der-zukunft-1433906.html.

− Matheson, William. „An Approach to Special Collections.“ American Libraries 2, Nr. 11

(1971): 1151–1156.

− Max, D. T. „Final Destination: Why do the archives of so many great writers end up

in Texas?“ The New Yorker, 11.06.2007. Zuletzt geprüft am 26.10.2017. http://www.

newyorker.com/magazine/2007/06/11/final-destination.

− Meyer, Jochen. „Pedanten und Chaoten: Notizen zu einer Nachlass- und Nachlasser-Typologie.“

Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie 49, Nr. 2 (2002): 52–58.

− Ott, Ulrich. „Probleme der Literaturarchive und Museen.“ In Literaturarchive und Literaturmuseen

der Zukunft: Bestandsaufnahme und Perspektiven; Dokumentation einer Tagung des

Literaturrates Niedersachsen e.V. Hannover und der Evangelischen Akademie Loccum in Zusammenarbeit

mit der AG Literaturräte der Bundesrepublik und der Niedersächsischen Landesbibliothek

vom 10. bis 12. Mai 1999. herausgegeben von Angelika Busch. 1. Aufl., 30–48. Loccumer

Protokolle [19]99,18. Rehburg-Loccum: Evang. Akad. Loccum Protokollstelle, 1999.

− Ott, Ulrich und Friedrich Pfäfflin. „1895–1995. Hundert Jahre Schwäbischer Schillerverein

– Deutsche Schillergesellschaft.“ In Marbach. Rückblick auf ein Jahrhundert. 1895–1995,

–78. Marbacher Schriften 43. Deutsche Schillerges., 1996.

− Rendell, Kenneth W. „The Future of the Manuscript and Rare Book Business.“ RBM: A Journal

of Rare Books, Manuscripts, and Cultural Heritage, Nr. 2 (2001): 13–31.

− Rifkin, Libbie. „Association/Value: Creative Collaborations in the Library.“ RBM: A Journal

of Rare Books, Manuscripts, and Cultural Heritage, Nr. 2 (2001): 123–137.

− Rogalla von Bieberstein, Johannes. Literarische Nachlässe in Nordrhein-Westfalen: Erhebung

u. Gutachten. Köln: Greven, 1979.

− Rota, Anthony. „The Collecting of Twentieth-Century Literary Manuscripts.“ Rare Books

and Manuscripts Librarianship 1, Nr. 1 (1986): 39–53.

− Schröder, Jens: „Die Wortschatzhüter.” GEO, Nr. 1 (2010): S. 82–98.

− Staley, Thomas F. „Literary Canons, Literary Studies, and Library Collections: A Retrospective

On Collecting Twentieth-Century Writers.“ Rare Books and Manuscripts Librarianship 5,

Nr. 1 (1990): 9–21.

− Syré, Ludger, Hrsg. Dichternachlässe: Literarische Sammlungen und Archive in den Regionalbibliotheken

von Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zeitschrift für Bibliothekswesen und

Bibliographie 98. Frankfurt am Main: Klostermann, 2009.

− Thaler, Jürgen. „Zur Praxis der Vorlassbepreisung.“ Vortrag bei der KOOP-LITERA Österreich

Tagung, Salzburg, 29.04.2016.

− Weisbrod, Dirk. „Die präkustodiale Intervention als Baustein der Langzeitarchivierung digitaler

Schriftstellernachlässe.“ Dissertation, Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft

Humboldt-Universität zu Berlin, 2015. Zuletzt geprüft am 26.10.2017. http://nbnresolving.de/urn:nbn:de:kobv:11-100233595.

− Wissenschaftsrat. „Stellungnahme zum Deutschen Literaturarchiv Marbach.“ Zuletzt

geprüft am 26.10.2017. https://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/7976-07.pdf.

− Zeller, Bernhard. Autor, Nachlaß, Erben: Probleme der Überlieferung von Literatur. Abhandlungen

der Klasse der Literatur / Akademie der Wissenschaften und der Literatur 1981/82,2.

Mainz: Akad. der Wiss. und der Literatur [u.a.], 1981.

Downloads

Veröffentlicht

26.03.2018

Ausgabe

Rubrik

Aufsätze

Zitationsvorschlag

Weisbrod, D. (2018). Prospektiv statt retrospektiv – Einige Gedanken zur Entstehung des Vorlass-Erwerbs und seine Bedeutung für Literaturarchive. O-Bib. Das Offene Bibliotheksjournal Herausgeber VDB, 5(1), 19-30. https://doi.org/10.5282/o-bib/2018H1S19-30