Bibliothekspolitik im föderalen Staat. Der lange Abschied vom nationalen ‚Planungs- und Einheitlichkeitsparadigma‘.
DOI:
https://doi.org/10.5282/o-bib/2015H4S11-23Schlagwörter:
Bibliothekspolitik, Föderaler Staat, BibliotheksverbändeAbstract
Für die häufig diagnostizierte Durchsetzungsschwäche der deutschen Bibliothekspolitik respektive ihrer Institutionenverbände und berufsständischen Organisationen von ihrer Neu- oder Wiederbegründung in der entstehenden Bundesrepublik an bis heute wird häufig das Fehlen einer bundesstaatlichen Zentralinstanz, also das Fehlen eines politischen Ansprechpartners auf Bundesebene oder einer mit zentralstaatlichen Kompetenzen ausgestatteten Institution verantwortlich gemacht. In diesem Beitrag soll in knapper Form in historischer Perspektive darüber reflektiert werden, welche Anstrengungen, fachpolitischen Projekte und Planungen verfolgt wurden, die einer zentralstaatlichen Perspektive folgten und die föderale Vielgestaltigkeit kompensieren sollten. Zudem wird skizziert, welchen historischen und politischen Pfadabhängigkeiten die gegenwärtige, als zersplittert empfundene Situation der Verbände des Bibliothekswesens unterliegt. Dabei wird vor allem auf das öffentliche Bibliothekswesen abgehoben. Abschließend soll überlegt werden, welche Schlüsse daraus in verbandlicher Perspektive gezogen werden können.
German library associations have often been attributed a lack of success in achieving their goals in library politics since their founding or reestablishment in the early years of the Federal Republic until the present day. The reason for this has often been seen in the absence of a central and competent administrative authority for library matters, which also means an absence of negotiating partners on the political top level due to Germany’s federal system. Providing a concise historical perspective, this paper discusses the plans and projects oriented to a centralistic paradigm, by means of which the library associations tried to overcome the federal variety in library matters. In addition, the paper outlines the historical and political path dependencies which might have led to the current situation of the library associations, which is perceived as fragmented. The focus here is on the public libraries and the associations representing them. Finally, it is discussed which conclusions should be drawn for the future development of the associations.
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