Die Analyse von Taubert et al. (2024)1 hat gezeigt, dass bei vielen der kleinen Diamond-Open-Access-Zeitschriften (DOA) in Deutschland eine insgesamt zu geringe strukturelle, insbesondere finanzielle und personelle Ausstattung besteht. Auch Wrzesinski et al. (2024)2 haben im oa.blog das Thema der bislang unzureichenden Berücksichtigung der Infrastrukturen von DOA-Journals aufgegriffen und erläutert.
Um dieses Thema vertieft aus der Perspektive von Mitarbeitenden von DOA-Zeitschriften aufzugreifen, hatten die Autor*innen für die Open-Access-Tage 20253 vom 17.–19.09.2025 in Konstanz einen Workshop unter dem Titel Infrastrukturelle Rahmenbedingungen von DOA-Journals eingereicht, der am Nachmittag des 17.09.2025 stattfand. Ziel des Workshops war es, mit der Worldcafé-Methode die infrastrukturelle Situation von deutschsprachigen DOA-Journals zu diskutieren und dabei einen Austausch über erfolgreiche Absicherungsstrategien dieser Journals herzustellen sowie Facetten von Best Practices zu ermitteln.
Zielgruppe waren die Mitarbeitenden von DOA-Journals aus beliebigen Fachdisziplinen. Auf der Grundlage von kurzen, im Vorfeld für die Worldcafé-Gruppen von Mitarbeitenden einzelner DOA-Journals erstellten Statements zu den im Folgenden genannten Fragen diskutierten diese mit dem Lernziel, wesentliche Aspekte der wünschenswerten finanziellen oder sonstigen strukturellen Absicherung für die redaktionellen Aktivitäten von DOA-Journals formulieren zu können.
Der ursprünglich von o-bib initiierte Workshop lud alle Interessierten der genannten Zielgruppe zur Mitgestaltung des Workshops ein. Der Workshop war auf maximal 25 Teilnehmende angelegt. Nachfolgend werden wesentliche Ergebnisse des Workshops vorgestellt.
Folgende Fragen wurden im Rahmen des Workshops diskutiert:
Wie trägt die jeweilige infrastrukturelle Anbindung der Zeitschrift an eine Institution / Organisation (z. B. Bibliothek, Verein / Verband, Institut, Hochschule) zur Absicherung des DOA-Status des Journals bei?
Was sind die wesentlichen Motivationslagen bei den für die jeweilige Zeitschrift aktiven Kolleg*innen und wie versuchen die jeweiligen Journals Kontinuität beim Engagement ihrer ehrenamtlichen Mitarbeitenden zu gewährleisten?
Welche Formen der finanziellen Absicherung der Aktivitäten bestehen und welche Gründe könnten zu einer Gefährdung / Beendigung des Zeitschriftenprojekts führen?
Zur Einführung und um alle Teilnehmenden auf einen gemeinsamen Kenntnisstand zu bringen, stellten die Organisator*innen kurz jeweils jene Zeitschrift vor, bei der sie als ehrenamtlich Mitarbeitende aktiv beteiligt sind. Im weiteren Verlauf des Workshops konnten diese Ausführungen dann auch als Referenzpunkte für die Teilnehmenden aus Redaktionen anderer Zeitschriften genutzt werden.
Bausteine Forschungsdatenmanagement4 richtet sich an eine fachlich breite Zielgruppe aus Theorie und Praxis des Forschungsdatenmanagements und dient als Forum für den Austausch zwischen Forschenden und Mitarbeitenden der Forschungsunterstützung. Aus einer ursprünglich einmaligen Handreichung einer DINI- / nestor-Unterarbeitsgruppe entwickelte sich eine regelmäßig erscheinende Zeitschrift, die nach redaktioneller Durchsicht in einem schlanken Verfahren publiziert wird. Inhaltlich deckt das Journal ein breites Spektrum ab – von Forschungs- und Praxisberichten bis hin zu Diskussionsformaten und Interviews. Pro Jahr entstehen rund 20 Beiträge, alle unter einer CC-BY-4.0-Lizenz. Herausgegeben wird sie von einem siebenköpfigen Team, unterstützt durch eine studentische Hilfskraft für den Satz.
Seit 2014 bereichert o-bib – Das offene Bibliotheksjournal5 als DOA-Zeitschrift die Fachwelt mit Veröffentlichungen zu einem breiten Themenspektrum aus Bibliotheken, Informationswissenschaft und angrenzenden Bereichen. Alle Inhalte erscheinen unter der CC-BY-4.0-Lizenz. In vier virtuellen Ausgaben pro Jahr publiziert o-bib rund 90 Originalbeiträge – von wissenschaftlichen Aufsätzen (die ein Single-Blind-Peer-Review durch zwei externe Gutachter*innen durchlaufen) bis hin zu Praxisberichten, Rezensionen und Mitteilungen, die von den Herausgebenden begutachtet und redaktionell betreut werden. Dabei wird Barrierefreiheit großgeschrieben. Seit 2016 ist o-bib im Directory of Open Access Journals (DOAJ) gelistet. Herausgegeben wird die Zeitschrift vom Verein Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare (VDB), weshalb die Ausgaben zumeist auch einen Verbandsteil mit aktuellen Nachrichten und Berichten aus dem VDB enthalten.
Technisch wird o-bib vom Publishing-Team der UB der LMU München gehostet und betreut. Die Produktion erfolgt über das Open Journal Systems (OJS), seit 2025 wird der Satz der Beiträge mit SciFlow umgesetzt. o-bib wird realisiert durch ein Team aus zwei geschäftsführenden Herausgebenden, zwei Chefredakteurinnen, einer Redaktionsassistenz, mehreren Redakteur*innen für die verschiedenen Rubriken und einer weiteren Redakteurin speziell für den Verbandsteil.
Libreas6 gehört seit 2005 zu den festen Größen unter den DOA-Zeitschriften im bibliothekarischen und informationswissenschaftlichen Umfeld. Inhaltlich deckt sie eine große Themenbreite aus Öffentlichen und Wissenschaftlichen Bibliotheken ab und arbeitet häufig mit thematischen Schwerpunktausgaben. Derzeit erscheinen zwei Ausgaben pro Jahr.
Getragen wird die Zeitschrift durch einen Verein, dessen institutionelle Anbindung über das Institut für Bibliotheks- und Informationswissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin zusätzliche Nachhaltigkeit bietet. Seit 2008 werden die Ausgaben parallel auch über das institutionelle Repositorium (edoc) der Humboldt-Universität zu Berlin archiviert. Technisch setzt die Zeitschrift seit 2013 auf ein Hosting über GitHub Pages. Die redaktionelle Begutachtung übernimmt derzeit ein neunköpfiges Editorial Board. Die Inhalte werden unter der Lizenz CC BY-SA 4.0 veröffentlicht.
API7 ist eine studentische Open-Access-Zeitschrift der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, die 2020 aus einem studentischen Projekt heraus entstand. Das Magazin erscheint in zwei Ausgaben pro Jahr und versammelt pro Heft im Schnitt 10 bis 16 Beiträge, die je nach Thema und Format unterschiedlich umfangreich ausfallen.
Als DOA-Journal arbeitet API komplett ohne Publikationsgebühren, veröffentlicht ausschließlich Erstpublikationen und erscheint online unter einer CC-BY-4.0-Lizenz. Gehostet wird die Zeitschrift von der SUB Hamburg. Die Begutachtung erfolgt offen: In der Regel übernimmt das Redaktionsteam ein Editorial Review, bei Bedarf werden auch externe Gutachter*innen hinzugezogen. So dient API zugleich als Publikationsplattform und als Lernraum, in dem Studierende redaktionelle Prozesse praktisch kennenlernen und eigene wissenschaftliche oder praxisorientierte Beiträge sichtbar machen können.
Wie trägt die jeweilige infrastrukturelle Anbindung der Zeitschrift an eine Institution / Organisation zur Absicherung des DOA-Status des Journals bei?
Ein zentrales Problem, das sich bei der Diskussion dieser Frage herauskristallisierte, ist die Tatsache, dass viele Einrichtungen nur ihren eigenen Angehörigen Publikationsdienste anbieten können. Damit diese für die Publizierenden kostenfrei sind, werden die Personal- und Sachkosten zumeist institutionell übernommen. Die meisten Anbieter institutioneller Publikationsdienste tun dies im Rahmen ihres Versorgungsauftrags als Bibliothek bzw. Bereitsteller von Informationen. Dieser Auftrag gilt für die eigene Institution, für das eigene Bundesland oder bei Zentralbibliotheken für das entsprechende Fächerprofil. Bei externen Kund*innen müsste Vollkostenrechnung angewendet werden, für die oft Expertise und Verwaltungsressourcen fehlen. Oft bestehen nicht einmal die Ressourcen, um ein Kostenmodell für Externe zu entwickeln. Neben rein institutionellen Anbindungen tragen auch Vereins- oder Verbandsstrukturen zur Absicherung des DOA-Status bei, z. B. der VDB für o-bib oder ein eingetragener Verein wie bei LIBREAS. Solche Körperschaften können organisatorische, kommunikative oder auch finanzielle Unterstützung leisten und damit in gewissem Umfang kompensieren, wenn institutionelle Infrastrukturen allein nicht ausreichend tragfähig sind. Gleichzeitig werden diese Vereinsstrukturen häufig durch ehrenamtliche Tätigkeit getragen.
Dadurch ergibt sich als Risikofaktor für die Nachhaltigkeit der infrastrukturellen Anbindung, dass immer mindestens eine Person mit der passenden Affiliation Mitglied der Redaktion oder des Herausgebergremiums sein muss. In Einzelfällen lassen sich bei einer langen Zugehörigkeit möglicherweise Ausnahmeregelungen finden, aber auch solche Lösungen zeigen, dass die Anbindung oft damit steht und fällt, dass sich Einzelpersonen dafür einsetzen, dass die Zeitschrift längerfristig an die entsprechende Einrichtung angebunden bleibt. Dies gilt auch dann, wenn die Zeitschrift formal über einen Verband oder Verein angebunden ist, der organisatorische oder finanzielle Unterstützung leisten kann.
Hosting und Betreuung von wissenschaftlichen Zeitschriften sind ressourcenintensiv, doch der Bedarf ist nach wie vor hoch: die Anbieter berichteten, dass sie laufend Anfragen erhalten. Die vorhandenen Infrastrukturen sind sehr dezentralisiert: „Jede Einrichtung hat ein eigenes OJS und eine*n verzweifelte*n IT-Mitarbeiter*in.“ Oft fehlt es an einer klaren Strategie oder zumindest Leitlinie, unter welchen Voraussetzungen Zeitschriften aufgenommen werden und unter welchen Bedingungen Zeitschriften auch wieder aus dem Portfolio entfernt werden können.
Erschwerend kommt hinzu, dass viele DOA-Journals weitgehend auf ehrenamtlicher Arbeit beruhen. Redaktionelle Tätigkeiten, Community-Management, technische Betreuung oder Gutachterkoordination werden häufig in der Freizeit der Ehrenamtlichen erledigt. Dies erhöht das Risiko von Wissens- und Kompetenzverlust, wenn Personen ausscheiden, und verstärkt die Abhängigkeit von individueller Motivation statt institutioneller Verankerung. In mehreren Fällen wirken technische Faktoren ebenfalls als Risikokomponente. Berichte über wiederkehrende Instabilitäten oder Engpässe in den eingesetzten Systemen (z. B. OJS-Instanzen) verdeutlichen, dass die Verlässlichkeit und Wartbarkeit der Infrastruktur eine zentrale Rolle für die langfristige Absicherung spielt – insbesondere, wenn die technische Betreuung nur mit knappen oder ehrenamtlichen Ressourcen erfolgt. Gleichzeitig gibt es Beispiele für ergänzende Stabilisierungseffekte: Die Nutzung institutioneller Repositorien – etwa für die Langzeitarchivierung – kann unabhängig vom eigentlichen Zeitschriftenhosting zusätzliche Sicherheit schaffen. Auch curriculare Einbindungen, wie bei studentischen Journals, tragen zur Verstetigung bei, da regelmäßig neue Jahrgänge in redaktionelle Rollen hineinwachsen. Diese Modelle hängen jedoch ebenfalls stark vom Engagement der Lehrenden sowie der kontinuierlichen Integration in Studienprogramme ab.
Was sind die wesentlichen Motivationslagen bei den für die jeweilige Zeitschrift aktiven Kolleg*innen und wie versuchen die jeweiligen Journals Kontinuität beim Engagement ihrer ehrenamtlichen Mitarbeitenden zu gewährleisten?
„Es macht einfach Spaß!“ Betrachtet man die Rückmeldungen aus dem Workshop, so zeigt sich, dass das ehrenamtliche Engagement in den Redaktionen wissenschaftlicher Zeitschriften auf vielfältigen Motivationslagen beruht, die sich inhaltlich ergänzen und gegenseitig verstärken. Im Zentrum steht ein starkes fachliches Interesse: Viele Beteiligte schätzen die Möglichkeit, aktuelle Entwicklungen und Themen im eigenen Fach frühzeitig mitzuverfolgen und durch die redaktionelle Tätigkeit aktiv zur Sichtbarkeit und Qualität fachlicher Diskurse beizutragen. Hinzu kommt der Spaß daran, die eigene Expertise über die berufliche Zeit hinaus einzubringen, Forschungslücken zu adressieren und zur Qualitätssicherung im wissenschaftlichen Publikationswesen beizutragen. Neue, insbesondere digitale Methoden auszuprobieren, ist ebenfalls ein Anreiz der Mitarbeit. Oft stecken langjährige persönliche Beziehungen hinter einer erfolgreichen dauerhaften Beteiligung. Die redaktionelle Zusammenarbeit eröffnet dabei Räume zur persönlichen Weiterentwicklung – hier seien beispielsweise der Erwerb neuer Kompetenzen im Bereich der Publikationsprozesse, die Anwendung digitaler Werkzeuge wie Open Journal Systems oder das Kennenlernen redaktioneller und organisatorischer Abläufe genannt. Viele Beteiligte empfinden diese Erfahrungen als wertvolle Erweiterung ihres wissenschaftlichen Profils und als förderlich für die eigene berufliche Entwicklung. Gleichzeitig eröffnen sich damit Zugänge zu für sie interessanten Communitys. Zudem wirken die sozialen Dimensionen der Zusammenarbeit motivationsfördernd. Die Arbeit in einem wertschätzenden, kollegialen Team, der kontinuierliche Austausch mit anderen Aktiven sowie die Möglichkeit zur überregionalen Vernetzung werden vielfach als zentrale Anreize benannt. Auf einer weiteren Ebene sind ideelle Überzeugungen zu nennen, vor allem die aktive Unterstützung von Open Access oder auch die Freude an einer sinnstiftenden Tätigkeit, die über institutionelle Verpflichtungen hinausgeht. Einige Zeitschriften heben in diesem Zusammenhang auch die gezielte Einbindung von Studierenden durch die Betreuung von Erstpublikationen oder die Vermittlung wissenschaftlicher Publikationspraxis hervor, was zugleich motivationsstiftend für die betreuenden Personen wirkt.
Die Journal-Herausgebenden fördern die Kontinuität dieses Engagements vor allem durch persönliche Anerkennung, respektvolle und motivierende Teamstrukturen mit flachen Hierarchien und gezielte Qualifizierungsangebote. Die Anbindung an renommierte Institutionen, an Fachgesellschaften, Berufsverbände oder Vereine sorgt für zusätzliche Stabilität. Die Möglichkeit, das eigene Engagement im Lebenslauf nachzuweisen, kann ebenfalls unterstützend wirken. Die Beteiligung am Redaktionsprozess könnte – wenn gewollt – noch attraktiver werden, wenn individuelle Beiträge sichtbar gemacht und somit formal gewürdigt würden.
Herausforderungen entstehen vor allem durch die begrenzte Verfügbarkeit ehrenamtlicher Ressourcen, die stets in Konkurrenz zu weiteren beruflichen und persönlichen Verpflichtungen stehen. Die Erfahrung zeigt, dass einzelne Stellen im Publikationsprozess schnell zu Engpässen werden, wenn die personellen Ressourcen nicht zuverlässig planbar sind.
Die fehlende Anerkennung der Tätigkeit bei der Realisierung einer Fachzeitschrift im beruflichen Kontext gerade von Wissenschaftler*innen beeinflusst in manchen Fällen die Beteiligung. Dennoch zeigt sich, dass dort, wo fachliches Interesse, persönliche Entwicklung, soziale Einbindung und ideelle Überzeugung auf ein wertschätzendes organisatorisches Umfeld treffen, das ehrenamtliche Engagement in der wissenschaftlichen Publikationspraxis auch längerfristig aufrechterhalten werden kann.
Welche Formen der finanziellen Absicherung der Aktivitäten bestehen und welche Gründe könnten zu einer Gefährdung / Beendigung des Zeitschriftenprojekts führen?8
Häufig erfolgt die Realisierung der DOA-Journals mit einmalig eingeworbenem Geld z. B. aus einer Vereinslösung, aus Crowdfunding oder auch aus Berufungsmittel und / oder durch ehrenamtliches Engagement, gegebenenfalls auch durch im Rahmen einer als obligatorisch angesehenen Aufgabe insbesondere von jungen wissenschaftlichen Mitarbeitenden im Rahmen ihrer beruflichen Anstellung. Selbstkritisch wird dies auch als eine Variante von Selbstausbeutung angesehen, die teilweise die Gewinnung von „Nachwuchs“ für die ehrenamtliche Arbeit erschwert. Insofern wird angenommen, dass DOA-Zeitschriften nur durch eine Neubewertung von – ehrenamtlichem und aus beruflicher Quasi-Verpflichtung entstandenem – Engagement weiterhin realisiert werden können. Neue Formen der Reputationsbildung u. a. in Bezug auf Review-Tätigkeiten könnten durch solches Engagement eine Gefährdung von DAO-Zeitschriften verhindern.
Als zentrale Gefährdung wurde jedoch der Wegfall von infrastruktureller Unterstützung in Form von Technik wie Server und Software (z. B. OJS), Arbeitszeit (meist befristet und / oder prekär finanziert) und der fachlichen bzw. wissenschaftspolitischen Wertschätzung angesehen, z. B. durch Einbindung in Forschungsdateninfrastrukturen. Ressourcenkürzung bedeute automatisch auch eine Ergebniseinschränkung (im Umfang oder qualitativ) und hätte Einfluss auf die Bibliodiversität. Aber ohne die fachliche und organisatorische Qualität von DOA-Zeitschriften und ihrer Beiträge würde die Nachfrage durch Publizierende und damit die Existenzberechtigung der Zeitschriften gefährdet.
Mit Blick auf das Flipping von Zeitschriften ist die Finanzierung eine zentrale Herausforderung, die in konkreten Fällen dieses Flipping, d. h. den Übergang von einer durch Abonnements finanzierten zu einer DOA-Zeitschrift, verhindert hat. Im Unklaren sind zumeist objektivierte Zahlen zu den Kosten der Produktion einer DOA-Zeitschrift (inklusive der unterschiedlichsten Tätigkeitsbereiche und Rollen von Layout bis Öffentlichkeitsarbeit). Auch diesbezüglich liegen gewisse Hoffnungen auf dem SeDOA-Projekt.9
Als ein strukturelles Problem wird die „unklare“ Definition von DOA angesehen, die z. T. dazu führt, dass sich auch kommerzielle Verlage dem Narrativ dieses Konzeptes bedienen. Eine spezielle Form der Gefährdung ist das Deflipping, bei dem kommerzielle Verlage von der reputationsbildenden Vorarbeit der teils unter prekären Bedingungen arbeitender DOA-Redaktionen profitieren.
Der Workshop und die hier dokumentierten Diskussionen der Teilnehmenden aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und Organisationszusammenhängen haben deutlich gemacht, dass die in der Forschung dokumentierten, meist nur begrenzt stabilen Realisierungskontexte von DOA-Zeitschriften im deutschsprachigen Raum problematisch sind. In manchen Fällen stellen diese Rahmenbedingungen sogar eine latente Gefährdung des gesamten Publikationsmodells dar. Die Realisierung von DOA-Zeitschriften beruht sehr häufig auf ehrenamtlichem Engagement oder der Verbindung von Aufgaben aus befristeten Beschäftigungsverhältnissen im Wissenschaftsbereich mit den redaktionellen Aufgaben bei DOA-Zeitschriften. Die damit verbundene Gefährdung durch nur eingeschränkt umsetzbare professionelle Workflows, fehlende geeignete Werkzeuge und mangelnde personelle Kontinuität wirkt sich u. U. negativ auf die Qualitätssicherung aus. Dadurch wird auch die kontinuierliche Weiterführung der DOA-Zeitschriften insgesamt beeinträchtigt. Diese unzureichenden Rahmenbedingungen könnten zu einer Diskreditierung des DOA-Modells als solches führen, was auch aus wissenschaftspolitischer Perspektive kontraproduktiv wäre.
Als Feedback im Anschluss an den Workshop wurde geäußert, dass die Sichtbarkeit von Zeitschriftenredaktionen von DOA-Journals bei zukünftigen Tagungen noch stärker in den Vordergrund rücken könnte. In diesem Zusammenhang sei auch auf die Initiative SoGeZ! Netzwerk für sozial- und geisteswissenschaftliche Zeitschriften10 hingewiesen.
Die Wissenschaftspolitik ist daher weiterhin aufgerufen, durch entsprechende Initiativen zu einer Stabilisierung der infrastrukturellen Rahmenbedingungen insbesondere von DOA-Journals für kleinere Wissenschaftsdisziplinen und -communitys beizutragen. So könnte nicht nur das grundsätzlich gewollte Publikationsmodell als solches gestützt werden, sondern auch die hohe Motivation der ehrenamtlich Agierenden in der Wissenschaft eine Anerkennung erfahren.