Der Wissenschaftsrat (WR) empfahl 2022 Diamond Open Access (OA) als Alternative zu kommerziellen Modellen,1 die Gebühren von Autor*innen, sogenannte Article oder Book Processing Charges (APCs/BPCs), verlangen.2 Darüber hinaus unterstützen weitere Studien3, der Action Plan for Diamond Open Access4 und die europäische Wissenschaftspolitik5 Diamond-OA-Modelle. Eine Möglichkeit der Umsetzung dieser Empfehlungen ist das KOALA-Modell,6 das sich am eingeführten Modell von Subskriptionskonsortien orientiert und auf die gemeinschaftliche Finanzierung qualitätsgesicherter APC-freier OA-Publikationen zielt. Diese OA-Angebote mit kostenfreiem Lesezugriff sind hier als Diamond OA zu verstehen.7 Das KOALA-Modell wurde im gleichnamigen, vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt (2021–2023) durch die Technische Informationsbibliothek (TIB) in Hannover und das Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum (KIM) der Universität Konstanz entwickelt. Dabei ermöglicht ein finanzieller Beitrag von Bibliotheken, Forschungseinrichtungen, Stiftungen und Unternehmen die Finanzierung der Betriebskosten fachlich gebündelter Periodika für eine Laufzeit von drei Jahren. Der Teilnahmebeitrag ergibt sich aus einem eigenen Tiering.8 Um als Periodikum an einer Finanzierung durch KOALA-Konsortien teilnehmen zu können, müssen KOALA-spezifische Mindeststandards eingehalten werden.9 Konsortiale OA-Lösungen sind ein Weg, wissenschaftsfreundliche Alternativen zum kostenpflichtigen Publizieren nachhaltig zu verankern.10
Dieser Weg wird im von der TIB und dem KIM bearbeiteten Projekt KOALA-AV (2023–2025) fortgesetzt.11 Das Projekt widmet sich der Etablierung konsortialer OA-Lösungen, um OA-Konsortien für im Diamond OA erscheinende Publikationsorgane breiter zu verankern. Zur Beschleunigung der OA-Transformation und der Verbreitung von OA-Konsortialmodellen findet im Projekt u. a. ein Wissenstransfer und Erfahrungsaustausch mit anderen konsortialführenden Einrichtungen statt. Zudem werden weitere Einrichtungen zur Übernahme konsortialer Aufgaben adressiert. Diese Einrichtungen rückt der Beitrag exemplarisch in den Fokus.12
Nach regelmäßigem Austausch mit der TIB sowie unterstützt durch deren Expertise und Materialien engagiert sich auch die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) seit Ende 2023 im Kontext von KOALA in der Organisation gemeinschaftlicher OA-Finanzierungen. KOALA wird dabei als Chance gesehen, mit einer Alternative auf problematische Entwicklungen in der Finanzierung wissenschaftlicher Publikationen zu reagieren. Bereits zuvor hatte die SLUB mehrfach die KOALA-Bündel der TIB und ähnlicher Projekte wie OLEKonsort13 oder edu_consort_oa14 mit eigenem Budget finanziell unterstützt. Im Rahmen der Konsortialführung des Sachsenkonsortiums konnten darüber hinaus im Konsens mit den Mitgliedseinrichtungen hierfür weitere Konsortialmittel eingebracht werden.
Mit dem aktiven KOALA-Engagement möchte die SLUB einen Schritt weiter gehen und als handelnde Akteurin OA abseits verfestigter Finanzierungsmodelle zukunftsfähig gestalten. Damit sollen insbesondere der Diamond-OA-Gedanke gestärkt sowie verlagsunabhängige (scholar-led) und kleinere Zeitschriften bei der Finanzierung des redaktionellen Betriebs unterstützt werden. Während durch die Konsortialführerschaft für die sächsischen Einrichtungen bereits eine gefestigte Expertise im Verhandeln und Implementieren traditioneller Lizenzverträge an der SLUB existierte, wurde in der Organisation gemeinschaftlicher OA-Finanzierungslösungen Neuland betreten. Ziel war es somit auch, auf diesem Feld Kompetenzen aufzubauen und Erfahrungswerte zu sammeln. Vor diesem Hintergrund wurde zunächst die Entscheidung für ein Pilotvorhaben namens „KOALA-SLUB“ im Umfang einer Finanzierungsrunde für das Jahr 2024 getroffen. Die Durchführung basierte auf der Widmung personeller Ressourcen der SLUB. Externe Projektmittel standen hierfür nicht zur Verfügung.
Um das Pilotprojekt handhabbar zu halten, zielten die Aktivitäten im ersten Schritt primär auf Zeitschriften und weniger auf Schriftenreihen ab. Dabei konnte auf eine Liste der TIB mit interessierten Zeitschriftenredaktionen bzw. Verlagen zurückgegriffen werden. Ergänzend wurde gezielt Kontakt zu Herausgebenden oder Verlagen von Zeitschriften aufgenommen, die in fachlicher und organisatorischer Hinsicht für eine KOALA-Teilnahme geeignet erschienen. Obwohl KOALA-SLUB nicht aktiv beworben wurde, trafen regelmäßig Anfragen von interessierten Redaktionen bzw. Verlagen ein, was den gesteigerten Bedarf an derartigen Finanzierungslösungen aufzeigt.
Die Beratung der Herausgebenden der in Betracht gezogenen Zeitschriften, insbesondere zur Umsetzung der Mindeststandards, Vertragsgestaltung, Finanzierungsmöglichkeiten, Rechnungsstellung und auch zu Finanzierungszeiträumen war über den gesamten Zeitraum ein zentraler Baustein und Arbeitsaufwand. Der Beratungsbedarf war vor allem bei scholar-led-Redaktionen vergleichsweise hoch. Wenngleich nicht jede Zeitschrift, mit der Gespräche geführt wurden, in ein KOALA-Bündel aufgenommen werden konnte, so war der Wissenstransfer in die Community doch ein wichtiger Begleiteffekt. Hier konnten auch Anreize gesetzt werden, durch die einzelne Redaktionen mit ihren Verlagen einen anderen Weg in den OA gehen konnten.
Als sehr gewinnbringend erwies sich auch die Kooperation mit dem Projekt „EthnOA – Open Access in den ethnologischen Fächern“15 sowie dem Fachinformationsdienst Sozial- und Kulturanthropologie (FID SKA), der das gleichnamige KOALA-SLUB-Bündel finanziell sowie in Beratung und Bewerbung unterstützte.16
Für die rechtlich-vertragliche Implementierung des KOALA-Modells stellte die TIB Vorlagen zur Verfügung. Aufgrund abweichender rechtlicher Hintergründe der beiden Einrichtungen war eine Eins-zu-eins-Übernahme jedoch nicht möglich. Anders als die TIB, die eine rechtsfähige Stiftung öffentlichen Rechts des Landes Niedersachsen ist, handelt es sich bei der SLUB zum einen um einen Staatsbetrieb, zum anderen liegt hier keine Berechtigung zum Vorsteuerabzug vor. Vor diesem Hintergrund musste die SLUB für die juristische und steuerliche Ausgestaltung des Modells eigene Wege gehen. Es entstanden daraufhin angepasste Verträge für A) KOALA-Periodika und B) teilnehmende Einrichtungen.
Vertragspartner aufseiten der KOALA-SLUB-Zeitschriften aus der Finanzierungsrunde 2024 sind kleinere Verlage, Universitäten bzw. Institute und wissenschaftliche Fachvereine. Aufseiten der Zeitschriften wurden die Vertragswerke geprüft, rechtliche Vertretung und Zeichnungsberechtigung für die Zeitschriften mussten in einigen Fällen geklärt werden. Wenn Anpassungen gewünscht waren, wurden sie im Konsens umgesetzt. Da Finanzierungslösungen wie das KOALA-Modell für die Herausgebenden weitestgehend neu waren, erforderte es hier ebenfalls Kompetenz- und Wissensaufbau sowie die Bereitschaft, bestehende Prozesse anzupassen. Das war in allen Fällen erfolgreich, wobei ausreichend Zeit und Beratungen essentiell waren. Die Implementierung des KOALA-Modells forderte folglich sowohl bei den Organisierenden als auch bei den zu Finanzierenden eine gewisse pragmatische Flexibilität. Potenzielle und tatsächliche an der Finanzierung der KOALA-SLUB-Bündel Teilnehmende hatten demgegenüber viel weniger Beratungsbedarf, da sich die gemeinschaftliche OA-Finanzierung insbesondere in die klassisch-bibliothekarische Erwerbung einordnet und bereits ein durchaus etablierter Finanzierungsweg ist.
Entsprechend dem KOALA-Modell werden die Finanzmittel auf Basis von Rechnungen von den teilnehmenden Einrichtungen zu den Zeitschriften übertragen. Das geschieht in der Regel jährlich. Im ersten Schritt stellt also die SLUB als organisierende Stelle den Finanzierenden eine Rechnung in der Höhe des zugesagten Betrags. Im zweiten Schritt stellen die jeweiligen Träger der Zeitschriften der SLUB eine Rechnung in Höhe der vertraglich vereinbarten Finanzierungssumme.
An der SLUB musste also mit entsprechender Kapazität ein neuer Workflow zur Organisation der Finanzströme in den internen Geschäftsgängen verankert werden, mit dem die benötigte Zahl an Rechnungen zum erforderlichen Zeitpunkt gestellt und die Mittel in die Budgetverwaltung integriert werden konnten. Eine besondere Herausforderung lag darin, dass die Rechnungsstellungen mit der Zahl der Bündel, der hierin enthaltenen Zeitschriften und der teilnehmenden Einrichtungen pro Bündel skalieren. Insbesondere die hier gesammelten Erfahrungen sind sehr wichtig für die zukünftige Fortführung von KOALA-SLUB.
Aber auch bei den Trägern der Zeitschriften muss die Fähigkeit zur Rechnungsstellung gegeben sein. Für Verlage gehört dies bereits zum regulären Geschäft. Bei Vereinen oder Universitäten bzw. Instituten musste die Umsetzung mitunter zunächst intern abgeklärt werden. Auch hier war zeitliche Flexibilität wichtig.
Zur Einwerbung der Finanzmittel wurden LAS:eR, Mailing-Listen, Multiplikator*innen, digitale Informationsveranstaltungen und zielgerichtete individuelle Ansprachen genutzt, wobei letztere besonders effektiv, aber aufwändig waren. An der Finanzierung der SLUB-KOALA-Bündel beteiligen sich im Ergebnis Bibliotheken bzw. Universitäten als deren Träger und Forschungseinrichtungen; allesamt aus dem deutschsprachigen Raum. Erhaltene Rückmeldungen zeigen, dass KOALA-SLUB im Speziellen und gemeinschaftliche OA-Finanzierungslösungen im Allgemeinen bei den potenziellen Teilnehmenden sehr positiv aufgenommen werden; auch dann, wenn keine finanzielle Beteiligung zustande kommt. Zurückgemeldet wurde aber auch, dass viele Einrichtungen kein ausreichendes oder ausreichend flexibles Budget zur finanziellen Beteiligung haben, da dieses etwa in ‚großen‘ Transformationsverträgen gebunden ist. Finanzierungsanfragen wie diejenigen für KOALA-Bündel werden dabei oft als zusätzliche Budgetbelastung wahrgenommen.17
In der Finanzierungsrunde 2024 wurden drei KOALA-SLUB-Bündel mit einer Laufzeit von 2025–2027 angeboten:
KOALA „Geschichte“ mit zwei Zeitschriften
KOALA „Environment“ mit drei Zeitschriften
KOALA „Sozial- und Kulturanthropologie“ mit sechs Zeitschriften
Während KOALA „Geschichte“ sein Finanzierungsziel vollständig erreichte, hat KOALA „Environment“ sein Ziel zu ca. 75 % und KOALA „Sozial- und Kulturanthropologie“ sein Ziel zu etwa 50 % erreicht. Die Größe des Bündels, das Gesamtfinanzierungsziel sowie die daraus resultierenden individuellen Beiträge für Finanzierende waren hierbei ohne Frage ursächlich für den Finanzierungserfolg. Als Reaktion auf dieses Ergebnis konnte im Konsens mit den beteiligten Zeitschriften der Bündel „Environment“ und „Sozial- und Kulturanthropologie“ durch deren Flexibilität und Lösungswillen jeweils ein individueller Kompromiss gefunden werden. Wenngleich dieser finanzielle Einschränkungen bedeutet, ermöglicht er es den Redaktionen, auf Basis der eingeworbenen Gelder dennoch ohne APCs im OA zu publizieren.
Das Pilotprojekt wurde an der SLUB – trotz Herausforderungen und der Finanzierungslücke in zwei Bündeln – grundsätzlich positiv evaluiert. Es konnten wichtige Kompetenzen in der Umsetzung gemeinschaftlicher OA-Finanzierung, wie bei der rechtlichen Ausgestaltung, im Transfer der Finanzierung oder in Hinblick auf Beratungsbedarfe aufgebaut werden. Auch Praxiswissen um den Workload wurde erworben. Das analytische Potenzial, welches auch im Nicht-Erreichen von Finanzierungszielen liegt, wird zur Angebotsverbesserung genutzt. An der SLUB hat sich so die Erkenntnis verfestigt, dass konsortiale OA-Finanzierungen im Allgemeinen und KOALA im Speziellen veritable Lösungsmodelle in der finanziellen Ausgestaltung der OA-Transformation bilden. Die SLUB wird sich hier weiterhin engagieren. Zum einen werden gemeinsam mit der TIB weitere potenzielle Konsortialstellen beraten und der Austausch mit bestehenden Akteuren intensiviert. Zum anderen sind weitere Finanzierungsangebote angestrebt.
Neben der SLUB unterstützte die TIB weitere Einrichtungen bei der Übernahme konsortialer Aufgaben. Ausgehend u. a. von den Erfahrungen mit dem FID SKA sowie dem Projekt „EthnOA – Open Access in den ethnologischen Fächern“ wurde gemeinsam mit der SLUB und dem KIM Kontakt mit dem Kompetenzzentrum für Lizenzierung (KfL) aufgenommen.18 Dabei tauschten die TIB und das KfL ihre Erfahrungen hinsichtlich der Finanzierung von OA sowie einer möglichen Zusammenarbeit aus. Das KfL und die FID sind insbesondere bei der Findung konsortialer Finanzierungslösungen für die Ende 2025 auslaufenden medien- und sozialwissenschaftlichen Pilotbündel aus dem ersten KOALA-Projekt19 wichtige Partner. So übernahmen der FID Media und der FID Soziologie nach Gesprächen mit der TIB die Konsortialführung beider Bündel für die kommende Finanzierungsperiode.20 Dabei werden sie vom KfL unterstützt. In den Gesprächen wurden Erfahrungen, Mindeststandards, Musterverträge, Teilnahmevereinbarungen, Produktdatenblätter, Vorlagen für Finanzierungsumfragen und Verwendungsnachweise geteilt. Ebenso flossen die Erfahrungen von KOALA-SLUB in die Beratungstätigkeit ein, sodass Gespräche zum Teil auch gemeinsam mit der SLUB stattfanden. Hier zeigt sich, dass neue Konsortialstellen bei der Verbreitung des KOALA-Modells eine wichtige Funktion als Multiplikatorinnen haben.
Aufgrund der unterschiedlichen Zusammensetzung der Pilotbündel und der infrastrukturellen Rahmenbedingungen deuten sich verschiedene Umsetzungsszenarien in der Konsortialführung an. So wird beispielsweise die Rechnungsstellung des medienwissenschaftlichen Bündels, das aus zwei Schriftenreihen eines Verlags besteht, in einer möglichen zweiten Finanzierungsperiode ab 2026 vom Verlag übernommen. Dagegen wird die Rechnungsstellung des sozialwissenschaftlichen Bündels, das sich aus vier überwiegend verlagsungebundenen Zeitschriften zusammensetzt, von einer der Trägereinrichtungen des FID Soziologie verantwortet. Die bisherige Zusammenarbeit mit den FID und dem KfL wurde in einem gemeinsamen Workshop mit der Unterarbeitsgruppe (U-AG) Lizenzierung der Arbeitsgemeinschaft der Fachinformationsdienste (AG FID) im Juli 2025 mit 24 Teilnehmenden vertieft. Dabei zeigte sich, dass konsortiale Finanzierungsmodelle bei den FID auf großes Interesse stoßen. Hier besteht jedoch Bedarf an einer Bündelung weiterführender Informationen, um insbesondere FID ohne Erfahrungen in diesem Bereich zu unterstützen.
Zur Unterstützung von Einrichtungen beim Aufbau von OA-Konsortien, die bereits Konsortien im D-A-CH-Raum führen, wurden ihre Perspektiven und Anforderungen seit Oktober 2024 in einem Webinar, einer Kurzumfrage und einem Interview erhoben. So fand im Februar 2025 ein Webinar für Mitglieder der German, Austrian and Swiss Consortia Organisation (GASCO) mit zwölf Teilnehmenden statt, welche regionale Konsortialaktivitäten im deutschsprachigen Raum bündelt.21
Das Webinar bot u. a. Raum für Fragen, Anregungen und Diskussion des KOALA-Modells. In der Diskussion zeigte sich, dass viele Konsortialstellen in ihrer aktuellen Verfasstheit nur agieren können, wenn sie mit der Konsortialführung beauftragt werden. Für die Verbreitung des Modells ist das eine Herausforderung, da u. a. das Zusammenstellen von Bündeln viel Akquise und Kommunikation erfordert. Die Aufgaben von Konsortialstellen würden sich – so eine Teilnehmerin – fundamental wandeln. Aus ihrer Sicht wechseln sie durch die Auswahl geeigneter Periodika von eher passiven Vermittlerinnen in eine aktive Rolle. Jedoch werde Diamond OA für die Konsortialstellen immer wichtiger.
Eine Möglichkeit, sich an der OA-Transformation zu beteiligen, ist die gemeinsame Teilnahme an einem bestehenden Diamond-OA-Konsortium, wie es beispielsweise das Sachsenkonsortium getan hat.22 Als einzelne Konsortialstelle ist es auch möglich, sich an der Akquise und Beratung von Periodika zu beteiligen. Darüber hinaus schätzte eine Konsortialstelle in einem Interview23 die konkreten Lösungen in der Finanzierung und Umsetzung von Diamond OA bei KOALA. Deshalb ist sie interessiert, sich in der konsortialen Finanzierung von Diamond OA aktiver einzubringen. Eine Herausforderung sei es allerdings, mit zunehmendem Kostendruck und geringer werdenden Erwerbungsetats der Bibliotheken eine Mehrheit der regionalen Bibliotheken eines Konsortiums davon zu überzeugen, Mittel für OA einzusetzen. Zur Zukunft des Konsortialgeschäfts zeigte sie sich dennoch optimistisch: Diamond OA konsortial zu finanzieren, sei zukunftsfähig. So verdeutlichte auch eine Kurzumfrage im Nachgang des Webinars, dass manche Einrichtungen sich vorstellen können, Diamond-OA-Konsortien zu gründen oder es bereits getan haben, um einen einfacheren Zugang zu Forschungsliteratur zu ermöglichen, Bibliodiversität zu fördern und die Wissenschaft wieder zurück in die Hände von Forschenden zu bringen.
In Deutschland gibt es mit OLEKonsort und dem Verbundprojekt edu_consort_oa weitere Akteure in der konsortialen Finanzierung von OA. Um den Austausch unter diesen Akteuren zu befördern, wurde im Frühjahr 2025 ein niedrigschwelliges Austauschformat zur Diskussion spezifischer Fragen und Herausforderungen auf der Arbeitsebene etabliert. Dabei werden aus verschiedenen Perspektiven gemeinsam Lösungen entwickelt, Erfahrungen im Konsortialgeschäft geteilt und die Vernetzung von Akteuren beim Ausbau von OA-Konsortialstellen weiter vorangetrieben. Zur Zielgruppe gehören Einrichtungen, die bereits im OA-Konsortialgeschäft tätig sind oder sich entschieden haben, in diesem künftig tätig zu sein. Dabei standen zunächst die Koordination der einzelnen Einrichtungen sowie ihre Abstimmungsprozesse im Fokus; kommende Themen sind beispielsweise Erfahrungen bei der Akquise von Zeitschriften und Büchern sowie das Konsortenmanagement. Es zeigt sich schon jetzt, dass Bedarf an Austausch vorhanden ist. Deshalb wurde eine digitale Fokusgruppe mit Mailingliste unter dem Dach des open-access.network gegründet, die über die Projektlaufzeit von KOALA-AV hinaus besteht.24 Hier wird auch ein nachhaltiger Wissensaufbau in Form eines Wikis angestrebt, das Erfahrungen von Konsortialstellen bewahrt und neuen Konsortialstellen beim Einstieg in die Tätigkeit unterstützt.
Um eine effektive und skalierbare finanzielle Förderung von Diamond-OA zu erreichen, müssen die Aufgaben auf mehrere (institutionelle) Schultern verteilt und verschiedene vielversprechende Finanzierungslösungen erprobt werden. Das KOALA-Modell ist für Periodika unterschiedlicher Fachdisziplinen gleichermaßen praktikabel. Dabei ist es nicht statisch, sondern kann dort wo nötig angepasst werden. Wichtig ist hierbei einerseits eine Orientierung an klaren Kriterien zur Finanzierung sowie andererseits eine gute Portion Flexibilität und Pragmatismus in der Umsetzung der Finanzierungslösungen. So zeigt sich etwa, dass die Rechtsform einer Einrichtung für die Vertragsgestaltung relevant ist.
Zentrale Aufgabe und zugleich Herausforderung einer Konsortialstelle ist es, zwischen den Interessen der Finanzierenden und der Finanzierten einen Ausgleich zu finden. Auch die Nachhaltigkeit der Finanzierung steht in diesem Spannungsfeld. Finanzierungszeiträume von drei Jahren, wie sie das KOALA-Modell aktuell etabliert, sind ein Mittelweg, um veränderte Bedarfe seitens der Zeitschriften aufzunehmen und zugleich den Konsorten die Möglichkeit zu geben, vor dem Hintergrund angespannter Haushaltslagen Planungssicherheit zu erreichen sowie Bedarfe ihrer Zielgruppen zu berücksichtigen. Konsortiale Finanzierungsmodelle und etablierte Finanzierungen nachhaltig zu machen, ist Aufgabe aller Beteiligter: Es braucht Finanzierende, die Gelder bereitstellen, Herausgebende bzw. Verlage, die sich auf die Modelle und ihre Kriterien einlassen und schließlich Akteure, die organisieren und Finanzierungslösungen weiterentwickeln.
In der Umsetzung der Diamond-OA-Finanzierung wird jede Einrichtung eigene Erfahrungen sammeln müssen. Diese praktische Expertise in der Konsortialführung wirkt wiederum auf das KOALA-Modell zurück und entwickelt es weiter, sodass es vom Wissenstransfer zunehmend zum Wissensaustausch und einer stärkeren Vernetzung von Konsortialstellen kommt. Diese Vernetzung und ein kontinuierlicher Wissensaustausch sind dabei essentiell, um die Finanzierung von Diamond OA zukunftsfähig zu machen. Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, die Priorität konsortialer OA-Finanzierung im bibliothekarischen Erwerbungshandeln zu erhöhen.