Liebe Leser*innen,
im zwölften Jahr seines Bestehens präsentiert sich o-bib mit einem leicht veränderten „Look and Feel“ – vor allem die PDF-Versionen der Artikel sehen etwas anders aus als bisher. Dies ist die Folge einer stärkeren Automatisierung beim Herstellungsprozess: Anstelle des früheren Handsatzes mit InDesign werden die Beiträge nunmehr mit SciFlow produziert, einem System zum Schreiben und Publizieren wissenschaftlicher Texte.1 Die Basis dafür bilden Word-Dokumente, die in ein SciFlow-Dokument umgewandelt werden und im SciFlow-Editor nachbearbeitet und optimiert werden können. Über die für o-bib entwickelten Templates entstehen daraus fast „auf Knopfdruck“ die PDF- und HTML-Versionen der Beiträge. Wir werden im Laufe des Jahres ausführlicher über den neuen Workflow und die damit gesammelten Erfahrungen berichten.
Aber auch in inhaltlicher Hinsicht beginnt das Jahr 2025 mit einem für o-bib selbst wichtigen Thema. Nach dem Themenschwerpunktheft zu „Koloniale Kontexte in Bibliotheken” (o-bib-Ausgabe 3/2024) und einem sehr umfangreichen „Tagungsband“ zur BiblioCon 2024 (o-bib-Ausgabe 4/2024) bringt o-bib in den Ausgaben 1/2025 und 2/2025 Beiträge zu gleich zwei Calls aus dem Themenfeld Open Access:
Anlässlich seines 10-jährigen Bestehens hatte o-bib schon im November 2023 einen Call for Papers unter dem Titel „Diamond Open Access – Konzepte, Rahmenbedingungen, Erfahrungen“ als eine Art Jahresthema ausgerufen.2 Die erwünschten Beiträge sollten Erfahrungen mit dem Konzept Diamond Open Access (DOA) sowie damit verbundene Erwartungen und ggf. auch Schwierigkeiten thematisieren. Erfreulicherweise sind hierzu – nach schon publizierten Beiträgen in 2024 – für 2025 einige weitere in ganz unterschiedlichen Formaten eingegangen. Zum Teil werden mit diesen auch Diskussionen bei den Open-Access-Tagen 20243 aufgegriffen und vertieft.
Im Juni 2024 initiierten mehrere Expert*innen aus dem Open-Access-Umfeld, nämlich Sarah Dellmann (TIB Hannover), Jana Rumler (Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei, Berlin), Michaela Voigt (TU Berlin) und Philipp Zumstein (UB Mannheim), einen weiteren Call mit dem Schwerpunkt „Ziele von Open Access“.4 Dafür wurden Beiträge mit folgender Intention gesucht: „Wenn Diamond Open Access die Antwort ist – was war dann die Frage?“
In der Rubrik „Themenschwerpunkt“ dieser Ausgabe sind daher Aufsätze zu den Themen „Ziele von Open Access“ und „Diamond Open Access“ versammelt. Dank der tatkräftigen, auch gutachterlichen Unterstützung der genannten Kolleg*innen, für die wir sehr dankbar sind, werden im vorliegenden Heft mindestens Aufsätze mit dem Titel „Transformationsverträge sind eine Sackgasse“ (Mittermaier), „Probleme der Erhebung von Nutzungsstatistiken im Open Access“ (Becker/Paulsen), „Informationsbudgets an wissenschaftlichen Einrichtungen. Herausforderungen und Lösungen“ (Woitschach) sowie „MDPI, Frontiers et al. Eine kritische Betrachtung von Qualitätsaspekten“ (Pohlmann) erscheinen. Zum Thema „Diamond Open Access“ erscheinen in dieser Ausgabe die Aufsätze „Technikfolgenabschätzung als Perspektive zur Gestaltung der Open-Access-Transformation“ (Drößler et al.), „Qualität im Diamond Open Access. 10 Jahre Zeitschrift für digitale Geisteswissenschaften“ (Horstmann et al.) und „Der Preis von Diamond Open Access. Erfahrungen bei Berlin Universities Publishing” (Wiese et al.).
Daneben erscheinen weitere Beiträge zu beiden Calls – je nach ihrem Charakter – in den Rubriken „Praxisberichte“ und „Ansichten – Einsichten – Diskussion“. Eine naheliegende Frage könnte sein: Warum erscheinen nicht alle einschlägigen Beiträge unter der Rubrik „Themenschwerpunkt“? Der Grund ist das Gebot wissenschaftlicher Redlichkeit: Für Beiträge in dieser Rubrik werden zwei fachwissenschaftliche Gutachten eingeholt, was auch in den Metadaten zum jeweiligen Beitrag als „peer reviewed“ abgebildet wird. Die fachwissenschaftlichen Anforderungen sind also höher als jene in den anderen Rubriken, bei denen im Normalfall nur ein Review durch die geschäftsführenden Herausgebenden erfolgt.
Ausgabe 1/2025 von o-bib fokussiert zwar auf die Themenfelder der beiden Calls, es erscheinen jedoch auch diverse weitere Artikel – u.a. einige „Nachzügler“-Beiträge von der BiblioCon 2024 sowie „normale“ Praxisberichte und andere Berichte.
Die am Anfang dieses Editorials angesprochene Umstellung auf SciFlow optimiert den Workflow in der Produktion und wirft damit ein Schlaglicht auf eine meist (zu) wenig sichtbare Seite des Publikationsprozesseses: Die publizistische Infrastruktur wird – wie in einem im September 2024 erschienenen, sehr lesenswerten Beitrag im OA-Blog5 ausgeführt wurde – in der Diskussion um DOA allzu häufig vernachlässigt.
Wie bei vielen DOA-Journalen, so werden auch bei o-bib die meisten Aufgaben ehrenamtlich erbracht. Stabilisierend und beruhigend ist für alle o-bib-Aktiven dabei, dass der VDB institutionell, finanziell und strukturell diesem ehrenamtlichen Engagement von mittlerweile mehr als 20 Personen einen motivationsfördernden Rahmen gibt. Nichtsdestoweniger zeigt der seit einiger Zeit stark angestiegene Umfang der o-bib-Hefte, dass unsere Zeitschrift mittlerweile eine Größenordnung erreicht hat, mit der wir an die Grenzen der zur Verfügung stehenden Personalressourcen und der ehrenamtlichen Strukturen stoßen. Es werden deshalb weitere Anpassungen nötig sein, um den Aufwand beherrschbar zu halten.
Umso mehr ist es uns ein Anliegen, auch diesmal neben den Autor*innen allen an der Publikation Beteiligten – den Gutachter*innen, Redakteur*innen und den Kolleginnen aus der Abteilung Elektronisches Publizieren an der Bibliothek der LMU München, aber auch den Initiator*innen des Calls „Ziele von Open Access“ – für ihre engagierte ehrenamtliche Arbeit zu danken.
Wir wünschen Ihnen, liebe Leser*innen, für die vorliegende o-bib-Ausgabe – und natürlich auch für alle weiteren in diesem Jahr – eine anregende Lektüre und sind gespannt auf eventuelle Resonanz.
Für das o-bib-Team