Nr. 1 (2025)
DOI: 10.5282/o-bib/6118

Technikfolgenabschätzung als Perspektive zur Gestaltung der Open-Access-Transformation

Eine Untersuchung zur Rolle wissenschaftlicher Bibliotheken in der Deliberation des Publikationssystems

Stefan Drößler, Bibliothek der Universität Stuttgart
Sebastian Flaig, Kommunikations-, Informations-, Medienzentrum (KIM) der Universität Konstanz
Jonas Scherr, Historisches Institut und Bibliothek der Universität Stuttgart

Zusammenfassung

Der technologische Wandel des wissenschaftlichen Publizierens bringt Ambivalenzen mit sich. Das äußert sich in grundsätzlicher und spezifischer Kritik an Open Access. Diese zeigt auch Barrieren für die Weiterentwicklung alternativer Publikationsmöglichkeiten an. Im Projekt Diamond_Thinking wurde die Technikfolgenabschätzung auf ihre Möglichkeiten hin untersucht, diese Kritik konstruktiv aufzugreifen und zu bearbeiten. Aus deren Analyse sowie unter Berücksichtigung der historischen Rolle der Bibliotheken lassen sich zwei zentrale Aufgaben für die Akteure des Publikationssystems formulieren: 1. Die normativen Grundlagen von Publikationsmodellen sollten systematisch reflektiert und transparent gemacht werden. 2. Darauf aufbauend sollten Aushandlungsprozesse für die Weiterentwicklung des Publikationssystems nach den Maßstäben deliberativer Demokratie verbessert werden. Das bedeutet z. B. auf lokaler Ebene, die Kommunikation zwischen Forschenden und Bibliotheken zu stärken und auszubauen.

Summary

Technological change in academic publishing involves ambivalences. This manifests in fundamental and specific criticism of open access, which also indicates barriers to the further development of alternative publication options. In the Diamond_Thinking project, technology assessment was examined for its potential to constructively address and process this criticism. Based on their analysis and taking into account the historical role of libraries, two central tasks can be formulated for those involved in the publication system: 1. The normative foundations of publication models should be systematically reflected upon and made transparent. 2. Building on this, debates about the further development of the publication system should be improved according to the standards of deliberative democracy. At a local level, this means, for example, to foster communication between researchers and libraries.

Schlagwörter: Deliberation; Diamond Open Access; Geschichte; Open-Access-Transformation; Technikfolgenabschätzung

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/6118

Autorenidentifikation: Stefan Drößler, ORCID: 0000-0001-8071-5070,
Sebastian Flaig, ORCID: 0009-0001-1247-6976,
Jonas Scherr, ORCID: 0009-0002-0437-5064

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1. Warum Technikfolgenabschätzung?

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanzierten Projekts „Diamond_Thinking“1 untersuchen die Autoren Barrieren für die Umstellung von bisher kommerziellen Angeboten auf Nonprofit-Alternativen beim wissenschaftlichen Publizieren. Dabei spielt das Publikationsmodell des „Diamond Open Access“ (DOA) eine wichtige Rolle. Unter Diamond Open Access werden im Folgenden wissenschaftsgeführte Publikationsorgane oder -möglichkeiten verstanden, für die weder für Lesende noch für Autor*innen Gebühren anfallen.2 Das schließt nicht aus, dass kommerzielle Dienstleister für die Entwicklung der DOA-Angebote genutzt werden.

Ein Ansatz des Diamond_Thinking-Projekts ist, die Kritik an Open Access systematisch aufzugreifen und zu bearbeiten, um Transformationsmöglichkeiten auszuloten. Adressaten sind wissenschaftliche Fachgesellschaften, die selbst entscheiden können, ob ihre Publikationsorgane in kommerziellen Verlagen oder in einer Diamond-Open-Access-Struktur erscheinen. Open Access als Publikationsmodell wird vielfach von Entscheidungsträger*innen als grundsätzlich unterstützenswert und damit positiv bewertet. In der Auseinandersetzung um die konkrete Umsetzung, gerade wegen der Kommerzialisierung oder auch bei Alternativen zu kommerziellen Angeboten, wird jedoch oft eine spezifische Kritik vorgebracht. Diese betrifft meist die Themenfelder Wissenschaftsfreiheit, Finanzierung, Urheberrecht, Qualitätssicherung und Reputation sowie für buchaffine Fächer auch Auswirkungen auf die Lehre.3 Um die Infrastruktur für Diamond Open Access weiter auszubauen, braucht es daher eine systematische Auseinandersetzung mit der Kritik und den sich daraus ergebenden Barrieren.

Als ein systematischer Ansatz, die Umsetzung von und die Kritik an Open Access zu analysieren und zu bearbeiten, wurde im Projekt Diamond_Thinking die Entwicklung und der Stand der Diskussion um die Technikfolgenabschätzung als Teildisziplin der Technikphilosophie und Techniksoziologie untersucht. Als ein erstes Ergebnis werden in diesem Beitrag die Möglichkeiten und Grenzen der Technikfolgenabschätzung vorgestellt. Ihre Anwendung auf die Fragestellungen der Open-Access-Transformation erfolgt in weiteren Schritten durch Experteninterviews und Diskussionsveranstaltungen mit Wissenschaftler*innen, deren Ergebnisse erst nach Ende des Projekts vorliegen werden. Am Ende sollen verschiedene Handlungsoptionen erarbeitet sein.

Für den Ausbau und die Weiterentwicklung von Open Access in Richtung Diamond-Strukturen spielt im Sinne einer empirischen Grundlage – neben anderen Faktoren – auch das Selbstverständnis der wissenschaftlichen Bibliotheken in ihrer historischen Entwicklung eine wichtige Rolle. Wenn künftig Bibliotheken nicht mehr die Bezahlschranken für wissenschaftliche Informationen für ihre Einrichtungen über Erwerbungsausgaben aufschließen, sondern in erster Linie Open-Access-Publikationen und damit die Veröffentlichung selbst finanzieren, so kann dies mit dem Blick auf die Geschichte verstanden werden als eine traditionelle Kernaufgabe der Bibliothek schlechthin, nur mit neuen Methoden. Entsprechend sind auch viele der Probleme und Fragen, mit denen Wissenschaft und Verlagswesen heute befasst sind, keineswegs neu.

2. Technikfolgenabschätzung in ihrer Entwicklung vom Szientismus zur normativen Selbstreflexion

Die Technikfolgenabschätzung (TA) ist ein Konzept aus der Technikphilosophie und -soziologie. Ihr Ziel ist, allgemein gefasst, die Antizipation möglicher Folgen neuer Techniken, damit in einer Weise auf deren Entwicklung eingewirkt werden kann, die gewünschte Folgen befördert bzw. unerwünschte Nebenfolgen abschwächt.4 Im Folgenden soll die TA in ihrer geschichtlichen Entwicklung dargestellt werden, die eine Entwicklung hin zu partizipativen und demokratisierenden Ansätzen, aber auch zu einer verstärkten Selbstreflexion erkennen lässt. Diese Erkenntnis erlaubt eine Beziehung zur normativen Ausrichtung der OA-Bewegung bzw. Open Science im Allgemeinen herzustellen.

Entstanden ist die TA in den 1970er-Jahren aus der Motivation heraus, politischen Entscheidungsträger*innen eine beratende Stimme zur Seite zu stellen, die wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zum Umgang mit neuartigen Technologien formuliert.5 Als institutionelle Geburtsstunde der TA wird üblicherweise die Errichtung des „Office of Technology Assessment“ als Beratungseinrichtung des US-Kongresses im Jahr 1972 angeführt. An diesem Beginn der TA als einer Form von Wissenschaftspraxis stand ein szientistisches Ideal. TA stellte an sich selbst den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, insbesondere in Hinblick auf strenge Wertfreiheit und Objektivität in der Gewinnung von Folgenerkenntnissen.6 Damit einher ging ein Optimismus hinsichtlich des zu erkennenden Umfangs von Technikfolgen: Ist die Folgenuntersuchung ihrer Methodik nach wissenschaftlich genug, können die Auswirkungen einer neuen Technik vollständig abgeschätzt und den Entscheidungsträger*innen ein detailliertes Bild der möglichen Zukünfte angeboten werden.7 Dieser Optimismus wurde jedoch bald getrübt, als deutlich wurde, dass die Wirkungen neu eingeführter Techniken weitaus komplexer und umfassender ausfallen können als angenommen. Im Voraus nicht absehbare und unberechenbare Faktoren (insbesondere gesellschaftliche Dynamiken, die durch den ‚Unsicherheitsfaktor‘ Mensch ins Spiel kommen), erzeugen vielmehr eine Situation der Unsicherheit und des kategorischen Nichtwissens.8 Das szientistische Ideal musste aufgegeben werden.

Das Selbstverständnis der TA verschob sich daher mit Beginn der 1980er-Jahre. Zum einen wurde in einer Entwicklung, die in den Niederlanden ihren Ursprung hatte, unter dem Schlagwort „Constructive Technology Assessment“ (CTA) der aktive Gestaltungsaspekt der TA in den Blick genommen.9 TA wollte und sollte nicht nur Folgen untersuchen und Empfehlungen für den Umgang mit neuen Technologien aussprechen, sondern die Entwicklung dieser Technologien bereits in ihrem Entstehungsprozess aktiv mitgestalten und auf diese Weise frühzeitig ihre weitere Wirkung beeinflussen. Damit sollte der festgestellten Unzulänglichkeit einer rein theoretischen Analyse hinsichtlich der komplexen Folgen zuvorgekommen werden, indem schon von Beginn der Technikentwicklung an ein abseh- und beeinflussbarer Rahmen abgesteckt wird, innerhalb dessen die Technologie ihren potenziellen Schaden anrichten bzw. Nutzen bringen kann.

Zum anderen trat – ebenfalls gegen Mitte der 1980er-Jahre – der Faktor ‚Mensch‘ immer weiter in den Fokus – nicht nur als kleines Glied einer langen Kausalkette, sondern insbesondere als primär Betroffener dieser Ursache-Wirkungs-Gefüge. Die TA begann damit, in der Bewertung der ‚errechneten‘ Technikfolgen verstärkt auf die Belange der davon mittelbar wie unmittelbar tangierten Personen und Gesellschaftsgruppen zu achten und diese ‚Stakeholder‘ aktiv in den TA-Prozess einzubeziehen. Diese Form der TA, die sogenannte partizipative TA, orientiert sich stark an demokratischen Prinzipien und hebt insbesondere die diskursiven Potenziale von Technikentwicklung hervor.10 Anstelle einer Abschätzung möglicher Technikfolgen gemäß szientistischer Ideale in einem abgesonderten und unzugänglichen Raum (z. B. in einem Labor) öffnet sich die TA für außerwissenschaftliche Einflüsse und ‚holt alle ins Boot‘. Hierfür werden (institutionalisierte) Gesprächs- und Austauschformate wie „Konsensuskonferenzen, Bürgerforen oder Mediationen“11 genutzt, um die Meinung und Einschätzung der Betroffenen einzuholen und diese in der Folgenabschätzung berücksichtigen zu können.

Ein weiterer Effekt, den sich die partizipative TA durch die Beteiligung verschiedener Wissens- und Interessengruppen anfänglich erhoffte, ist die Klärung des Status der Normativität innerhalb der TA. Während in der initialen szientistischen Phase ein wissenschaftlicher Optimismus nicht nur hinsichtlich der umfangreichen Folgenerkenntnis herrschte, sondern ebenso in Bezug auf das Postulat der Wertfreiheit, musste auch hier bald ernüchtert festgestellt werden, dass die Dinge weit schwieriger stehen als erwartet. Einerseits entstand ein Bewusstsein dafür, dass Wissenschaftler*innen in ihrer Tätigkeit letztlich nie alle Werte beiseitelassen können und auf diese Weise immer gewisse normative Färbungen in die Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen Eingang finden können. Andererseits wurde deutlich, dass Techniken – verstanden als Mittel zu meist normativ aufgeladenen Zwecken – selbst nie vollständig wertfrei sind.

In diese unklare normative Situation, so die Hoffnung der partizipativen TA, könnte nun die Einbeziehung außerwissenschaftlicher Akteure treten und für eine scheinbare Trennung der beiden Sphären „wissenschaftliche Objektivität“ und „Normativität“ sorgen. Die Idee ist, dass die deskriptive Folgenbestimmung den Forschenden überlassen und die normative Orientierung, z. B. die präskriptive Folgenbewertung, an die gesellschaftlich Betroffenen ausgelagert wird. Dem steht allerdings die oben beschriebene normative Durchzogenheit auch des Wissenschaftsbereichs entgegen. Der adäquate Umgang mit normativen Einflüssen in der TA ist weiterhin ungeklärt und Gegenstand des aktuellen normativ-reflexiven Selbstverständnisses der TA.

Die TA hat sich in ihrer Entwicklung seit den 1970er-Jahren zunehmend mit ihrer Stellung im Wirkungsfeld zwischen Wissenschaft und Gesellschaft beschäftigt und hinterfragt aktuell mehr denn je ihren eigenen Status, ihren Operationsrahmen und ihre Ziele. Aus dieser Selbstreflexion, insbesondere bezogen auf die Rolle der Normativität12, haben sich manche Klärungen ergeben und bestimmte Zielsetzungen etabliert. Darunter fällt v. a. das endgültige Fallenlassen des anfänglichen Anspruchs auf Wertfreiheit. Stattdessen wird eine klare Werteorientierung akzeptiert und hochgehalten. So gelten ganz konkret Nachhaltigkeit als Leitbild und Demokratie als Prinzip zu den bestimmenden normativen Faktoren der TA und dienen ihr als Orientierung in ihrer oft unübersichtlichen Praxis.13 Insbesondere die demokratischen Werte finden im Anschluss an das oben beschriebene partizipative Selbstverständnis der TA starke Berücksichtigung und machen die heutige TA zu einem Austragungsort von Diskursen um Technikentwicklung und die dabei auftretenden Konflikte. Diese Entwicklung spiegelt sich auch zunehmend in den auch aktuell noch verschiedentlich ausformulierten Selbstverständnissen der TA wider. So bestimmt Scharpe die „primäre Funktion“ der TA als „Schaffung von Aufmerksamkeit für politisch nicht hinreichend reflektierte übergreifende Effekte, Konflikte und Nebenwirkungen“ neuer Techniken, insbesondere solcher im Kontext der digitalen Transformation.14 Auch Nierling, Hennen und Torgersen weisen in eine ähnliche Richtung, indem sie die „Herstellung einer kritischen Öffentlichkeit als Voraussetzung für eine funktionsfähige Demokratie“ als zentrale Aufgabe der TA benennen.15 Ob die TA diese Erwartung in concreto erfüllen kann, bleibt angesichts der multikausal bedingten Unsicherheit der praktischen Umsetzung abzuwarten. Doch zumindest dem Anspruch nach will die TA ihr demokratisierendes Potenzial für den Umgang mit neuartigen Techniken voll ausschöpfen.

3. Das Selbstverständnis von Bibliotheken und die (Vor-) Geschichte des Open Access

Vor dem Hintergrund, eine Folgenabschätzung des Open Access betreiben zu wollen, mithin eine Aussage über künftige Entwicklungen zu machen, soll im Folgenden ein etwas weiterer historischer Ausgriff unternommen werden, als dies in der einschlägigen Fachliteratur üblich ist. Denn auch wenn die Geschichte der Open-Access-Bewegung in einem engeren Sinne weitgehend in den letzten Jahrzehnten angesiedelt ist, kann eine tatsächlich historische Darstellung nicht erst im 20. Jahrhundert beginnen.16

3.1 Vorläufer von Open Access

Der Gedanke, Wissen ‚für alle‘ kostenlos oder mit nur geringen Hürden zugänglich zu machen, ist nämlich bedeutend älter und von Beginn an mit der Entwicklung öffentlicher Bibliotheken und öffentlicher Bildungswesen verknüpft.17 In diesem Sinne ließe sich am ehesten die Bibliothek von Alexandria als ‚Anfang‘ bezeichnen, insofern diese den ersten für uns aus den vorhandenen Quellen fassbaren Versuch darstellte, eine Institution zu schaffen, die möglichst umfassendes Wissen öffentlich zur Verfügung stellen sollte.18 Gleichermaßen entstand später auch im Imperium Romanum ein öffentliches Bildungswesen, das unter anderem Bibliotheken ‚für jedermann‘ umfasste.19

Diese antiken Wurzeln der Umsetzung des Gedankens, Wissen öffentlich zugänglich zu machen, wurden in Humanismus und Renaissance wiederentdeckt und wiederbelebt, was die Entwicklung der Bildungswesen der Neuzeit maßgeblich mitprägte.20 Auch hier waren es wieder vor allem öffentliche Bibliotheken, die als zentrale Institutionen und Orte frei – oder wenigstens niedrigschwellig – zugänglichen Wissens fungierten. Letztlich ist es die Fortsetzung dieses Gedankens, aus dem dann unter den spezifischen Bedingungen des späteren 20. Jahrhunderts auch die Open-Access-Bewegung entstand.21 Überspitzt lässt sich daher sogar formulieren, dass Open Access – im weiten, wörtlichen Sinne verstanden als ‚freier Zugang [zu Wissen]‘ – schon immer die Kernaufgabe öffentlicher Bibliotheken gewesen ist.

Zugleich ist sicherlich auch erwähnenswert, dass es in Deutschland (bzw. den Gebieten, die später Deutschland wurden) bis 1810 kein Urheberrecht im engeren Sinne gab,22 auch wenn freilich die Debatte über geistiges Eigentum wiederum bis in die Antike zurückreicht.23 Entsprechend bestand bis ins 19. Jahrhundert in einem veröffentlichungsrechtlichen Sinne gewissermaßen allgemein freier Zugang zu Wissen (also im oben genannten weiten, wörtlichen Sinn: Open Access) – nur ökonomische oder moralische Schranken (d. h. moralische Bedenken und die Verfügungsgewalt über Vervielfältigungsmöglichkeiten wie Druckerpressen) konnten Menschen davon abhalten, beinahe jedwedes Druckwerk in beliebiger Weise zu vervielfältigen bzw. zu veröffentlichen. Erst mit dem dann folgenden Werden des Urheber- und Verlagsrechts, wie wir es heute kennen,24 entstand schließlich ein Szenario, in dem Closed Access überhaupt ein denkbarer Modus der Wissensverbreitung werden konnte. Historisch betrachtet stellt dieser daher recht deutlich erkennbar eine Sonderentwicklung gegenüber freieren Formen dar, und er ist in seiner Entwicklung eng verbunden mit der des modernen industriellen Kapitalismus. Als dessen Protagonist trat dabei immer wieder ganz besonders der Börsenverein des Deutschen Buchhandels (bzw. dessen fast gleichnamiger Vorgänger) in Erscheinung.25

Die wissenschaftliche Verlagstätigkeit beruhte seit dem 19. Jahrhundert indes stets auf einem ungeschriebenen Kooperationsabkommen mit der Wissenschaft, das durchaus fragil blieb.26 Das zeigte sich etwa im sog. Bücher-Streit ab 1903, in dem Gelehrte – allen voran der namensgebende Nationalökonom Karl Bücher – die Verlage für ihr ‚kartellhaftes Gebahren‘ heftig angriffen.27 Schon damals zeigte sich nämlich deutlich die Gefahr, die für deren Geschäftsmodell davon ausging, dass „Wissenschaftler über ihre Organisationen das fachwissenschaftliche Publikationswesen selbst in die Hand nehmen und in Form des Vereinsbuchhandels ausgestalten“ konnten.28

Dass sich mithin schon am Beginn des 20. Jahrhunderts Parallelen zu jenen Entwicklungen fassen lassen, die sich im Gefolge der ‚Zeitschriftenkrise‘ der 1990er-Jahre als ‚Open-Access-Bewegung‘ konstituierten, ist entsprechend etwa auch dem soeben zitierten Georg Jäger klar, wenn er direkt anknüpfend schreibt:

„Im Unterschied zur heutigen Situation, in der Wissenschaftler im Gefolge der Digitalisierung und der Vernetzung über Publikations- und Distributionsmittel selbst verfügen können, schützte den damaligen Buchhandel die noch vergleichsweise hohe Zugangsschwelle zur Herstellung und Verbreitung von Büchern und Zeitschriften.“29

Weil Verlags- und Buchhandelsbranche in diesem Konflikt daher letztlich den Sieg davon trugen, wurde das Gefüge des deutschen Publikationswesens nicht nur im wissenschaftlichen Bereich auf längere Sicht hinaus zementiert (u. a. durch die dauerhafte Einführung der Buchpreisbindung).30 Demgegenüber blieb es unter Gelehrten üblich, die eigenen Arbeiten mit Fachkolleg*innen direkt auszutauschen (etwa durch postalischen Versand von Sonderdrucken), und auf diese Weise für gesteigerte Zugänglichkeit derselben zu sorgen.31 Insofern stellten dann die im Folgenden geschilderten Ereignisse der 1990er-Jahre, mit denen die Historiographie des Open Access für gewöhnlich beginnt, nur eine konsequente elektronische und an die aktuelle Situation angepasste Weiterentwicklung solcher Gepflogenheiten dar.

3.2 Geschichte des Open Access im engeren Sinne

Es war gerade eine solche Kultur des Austausches unter Forscher*innen, in diesem Fall der sog. STM-Fächer (Science-Technology-Medicine), aus der zunächst Mailinglisten und Datennetze hervorgingen, was 1991 dann Paul Ginsparg (Los Alamos National Laboratory, New Mexico) durch die Begründung jenes Preprint-Servers für physikalische Forschungsberichte in systematische Bahnen lenkte, der seit 1998 als arXiv bekannt ist.32 Diese wirkte geradezu wie ein Startschuss für die Gründung vergleichbarer Strukturen in anderen Fächern, und wenig später zur Entstehung der ersten Repositorien und so letztlich zu dem, was heute als „Green Open Access“ bekannt ist.33 Den Hintergrund dieser Entwicklungen bildete die sogenannte Zeitschriftenkrise in den STM-Fächern wegen massiv steigender Preise besonders seit etwa Mitte der 1970er-Jahre,34 die sich aus einer wachsenden Kommerzialisierung und Oligopolisierung auf dem wissenschaftlichen Publikationsmarkt seit Ende des zweiten Weltkriegs speiste.35

Dem versuchte man von bibliothekarischer und wissenschaftlicher Seite entgegenzutreten, da die durch diese Entwicklungen bedingten Probleme in beiden Bereichen immer stärker spürbar wurden.36 Konferenzen mit entsprechenden Beschlussfassungen ebenso wie die Schaffung technischer Voraussetzungen bestimmten diese frühe Formierungsphase der Open-Access-Bewegung im beginnenden 21. Jahrhundert. Unter diesen Tagungen ist die „Free Online Scholarship“ (Budapest 2001) sicherlich besonders nennenswert, insofern sie zur Begründung der „Budapest Open Access Initiative“ (BOAI) führte.37 Diese formulierte in ihrer grundlegenden Erklärung vom Februar 2002 erstmals unter Verwendung des Terminus „Open Access“ jene Ansprüche, die fortan für die damit entstehende Bewegung bestimmend werden sollten: „Open access to peer-reviewed journal literature is the goal. Self-archiving (I.) and a new generation of open-access journals (II.) are the ways to attain this goal.“38

Das Bethesda Statement on Open Access Publishing von 2003 bedeutete einen weiteren wichtigen Schritt, weil dabei der Versuch unternommen wurde, alle relevanten Teilnehmer*innen am wissenschaftlichen Publikationsgeschehen an einen Tisch zu holen.39 Dennoch offenbarte die Erklärung dabei auch deutlich den tiefen Riss, der nun von Neuem zwischen Verlagen einerseits und Wissenschaft sowie Forschungsförderern andererseits entstanden war.40 Nur Monate später führte eine Konferenz der Max-Planck-Gesellschaft in Berlin zur „Berlin Declaration on Open Access to Knowledge in the Sciences and Humanities“ diese Initiative noch deutlich weiter. Denn nun wurden nicht mehr nur entgeltfreie Nutzung, sondern auch umfassende Verwendungs- bzw. Nachnutzungsmöglichkeiten gefordert, wobei Forschungs- und Metadaten mit einbezogen wurden.41

In dieselbe Zeit fielen auch verschiedene organisatorische und vor allem technische Innovationen, die sich als bahnbrechend und richtungsweisend erweisen sollten – so etwa 2002 die Gründung der Organisation Creative Commons und deren kostenlose Herausgabe der gleichnamigen Copyright-Lizenzen.42 Im selben Jahr ging auch die Sherpa-Romeo-Datenbank für Open-Access-Richtlinien von Zeitschriften und Verlagen online, und das kanadische Public Knowledge Project (PKP) veröffentlichte die Open-Source-Software Open Journal Systems (OJS) für redaktionelles Management und Publikation wissenschaftlicher Zeitschriften.

Doch von Anfang an gab es starke Widerstände. Nicht nur die Verlage selbst, sondern auch diesen nahestehende politische Akteure wie etwa der einflussreiche neoliberale bzw. libertäre US-amerikanische Think Tank „Cato Institute“ bekämpften die Idee des Open Access insgesamt oder in Teilen – erstere zunehmend auf juristischer, letztere meist auf publizistischer Ebene.43 Und auch aus Wissenschaft und Intellektuellenmilieus wurde immer wieder Kritik an der sich abzeichnenden Open-Access-Transformation des wissenschaftlichen Publikationssystems laut.44 Trotzdem gewann die Bewegung schnell immer mehr Dynamik, insbesondere dadurch, dass sich behördliche Akteure und solche der Forschungsförderung (in Deutschland also u. a. die DFG und das BMBF) zunehmend ihren Leitgedanken verschrieben.45 Besondere Wichtigkeit in dieser Hinsicht erlangte dabei das Programm „Open Access Publizieren“ der DFG von 2010 bis 2020.46

Während in dieser Zeit sowohl das generelle wissenschaftliche Publikationsaufkommen als auch der Anteil von Open-Access-Veröffentlichungen daran stetig stieg,47 stellten sich die Verlage zunehmend auf die sich abzeichnenden Veränderungen ein. Der erste reine Open-Access-Verlag, BioMed Central (gegründet 2000 durch Vitek Tracz), hatte nämlich bereits ab 2005 vorgeführt, wie ein kommerzielles Unternehmen unter den neuen Bedingungen dennoch wirtschaftlich erfolgreich arbeiten konnte – durch Erhebung von Gebühren von den Autor*innen (Article Processing Charges, kurz APCs).48 Dabei mutet es beinahe ein wenig ironisch an, dass es mit der „Public Library of Science“ (PLOS) ausgerechnet ein Non-Profit-Projekt gewesen war, das dieses Modell zuerst angewandt hatte, wenn auch lediglich aus Motiven der Kostendeckung. Spätestens mit der Übernahme des Konzepts durch BioMed Central war jedoch einem neuen Paradigma der Boden bereitet: Im kommerziellen wissenschaftlichen Publikationswesen sind APCs heute geradezu das Finanzierungsmodell für Open-Access-Veröffentlichungen geworden.

Um mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten, wurden von wissenschaftspolitischer Seite seit 2013 im Rahmen des Projekts „BuLiz“ (ab 2016: „Projekt DEAL“) national zentralisiert verhandelte Konsortialverträge mit den größten Wissenschaftsverlagen erarbeitet, die im Rahmen von „Publish & Read“-Modellen ermöglichen, dass Forschungsbeiträge aus deutschen Einrichtungen im Open Access veröffentlicht werden.49 Auch wenn dadurch die Zahl der Open-Access-Veröffentlichungen in Deutschland erheblich gesteigert werden konnte – von 38 Prozent der wissenschaftlichen Fachartikel 2018 auf 86 Prozent 2022 – und die stete Kostensteigerung zumindest für den Moment aufgehalten zu sein scheint, sind diese Verträge aber keineswegs unumstritten. Insbesondere wird immer wieder Kritik daran laut, dass diese Verträge die Marktposition der ‚Großen‘ zementierten und dadurch oligopolhafte Strukturen förderten, was letztlich sowohl kleineren Wissenschaftsverlagen als auch der Wissenschaft und damit der Gesellschaft insgesamt zum Nachteil gereiche.50

Schon deshalb verstärkten sich in den letzten Jahren die Bemühungen von wissenschaftlicher, bibliothekarischer und politischer Seite, Alternativen zu finden. Besondere Prominenz hat dabei das Konzept „Diamond Open Access“ erlangt, wenngleich (oder gerade weil) dessen Inhalt keineswegs abschließend geklärt ist. Selbst eine Minimaldefinition im Sinne von „Open Access ohne Kosten für Autor*innen und Leser*innen“ ist bestenfalls mehrheitlich, aber sicher nicht umfassend konsensfähig.51 Weitere häufig anzutreffende, ebenso kontroverse Begriffszuschreibungen umfassen etwa noch Non-Profit-Prinzipien, Wissenschaftsgeleitetheit („scholarly-led“) oder auch Gemeinwohlorientierung.

Gemeinsam ist weiterhin den meisten Entwürfen davon, was Diamond Open Access bedeuten kann, dass kommerzielle Verlage gar nicht oder nur in marginaler Rolle am Publikationsgeschehen beteiligt sein sollen. Insofern stellt es beinahe eine Art Kampfansage dar, wenn sich DFG und BMBF seit 2023 zunehmend der Förderung von Diamond-Open-Access-Projekten zugewandt haben. Allerdings scheint diese Entwicklung nur folgerichtig zu sein. Anders als zu Zeiten von Karl Bücher stehen allerdings heute durch die Digitalisierung die nötigen Mittel zur Verfügung, um das wissenschaftliche Publizieren zurück in die Hände der Wissenschaftler*innen zu geben.

Im Zusammenhang der Technikfolgenabschätzung zeigt sich aus Sicht der Autoren somit, dass grundsätzlich andere Konfigurationen wissenschaftlichen Publizierens nicht nur möglich, sondern vielmehr auch bereits historische Realität gewesen sind. Diese Erkenntnis dürfte geeignet sein, den Blick auf die Situation und bestehende Handlungsoptionen erheblich zu weiten. Dasselbe gilt indes freilich auch für geographische Erweiterungen des Blickwinkels, insofern in anderen Ländern und insbesondere auf anderen Kontinenten sowohl historisch als auch zeitgenössisch an vielen Stellen andere Wege des wissenschaftlichen Publizierens gegangen wurden und werden. Insofern dürfte in vielerlei Hinsicht Vergleichsmaterial zur Verfügung stehen, das helfen kann, die Folgen der ‚Technologie Open Access‘ besser abzuschätzen.

4. Vorschläge zur Weiterarbeit mit der TA im Zusammenhang von Open Access

Die Analyse der Geschichte der Subdisziplin der Technikfolgenabschätzung zeigt, dass Verfahren und Kriterien zur Bewertung neuer Techniken wie die des elektronischen Open-Access-Publizierens an demokratische Werte gebunden sind. Wie oben gezeigt ist dies eines der Ergebnisse der Diskussion über die normativen Grundlagen der TA. Bewertungen und damit Entscheidungen können daher letztlich nicht in dem Sinne objektiv sein, als dass sie sinnvoll technokratisch gelöst werden können. Technische Entwicklungen sind immer auch ambivalent und gehören deshalb in einen öffentlichen Diskurs, wenn sie nicht dazu dienen sollen, Machtverhältnisse zu verschleiern oder zu zementieren. Die Akteure des wissenschaftlichen Publikationssystems (Wissenschaftler*innen, wissenschaftliche Fachgesellschaften, Verlage und Publikationsdienstleister, Bibliotheken, Forschungsförderer) sollten sich deshalb einer kritischen Öffentlichkeit stellen, bei der alle Interessen verhandelt werden können. Es geht also letztlich um ein normatives Verständnis, bei der sich das wissenschaftliche Publikationssystem, wie andere Politikfelder auch, an Deliberation orientiert. Der Begriff der Deliberation entstammt dabei der Demokratietheorie und meint, vereinfacht gesagt, öffentliche Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse.52

Der Blick auf die Anfänge und die Entwicklung des Bibliothekswesens in Bezug auf wissenschaftliche Publikationen zeigt, dass im Selbstverständnis von Bibliothek schon immer auch der öffentliche Zugang zu Wissen eine zentrale Rolle spielte (neben Privatbibliotheken und herrschaftlich kontrollierten Bibliotheken). Mit den Möglichkeiten digitaler Wissensproduktion im Internet war Open Access ein logischer Schritt, der Veröffentlichungen schneller und billiger machte. Die Bereitstellung von Open-Access-Publikationsinfrastrukturen in den Bibliotheken muss deshalb verstanden werden als Fortsetzung des historischen Selbstverständnisses mit neuen technologischen Mitteln, deren demokratische Kontrolle aber zur Disposition steht. Durch die Kommerzialisierung des wissenschaftlichen Publikationsmarktes entzieht sich ein wichtiger Sektor zunehmend der Kontrolle. Es dominieren Abhängigkeitsverhältnisse und oligopolartige Strukturen.53

Wenn man die Open-Access-Transformation aus dem Blickwinkel der TA betrachtet, so kann sie genutzt werden, um das Publikationssystem stärker zu demokratisieren.

An dieser Stelle lassen sich für die Folgenbewertung zwei zentrale Aufgaben identifizieren:

  1. Werte: Die normativen Grundlagen von Publikationsmodellen müssen sorgfältig transparent gemacht und kritisch reflektiert werden. Technische Innovationen sind nicht neutral, sondern von Interessen und Werten geleitet. Dabei sollte die Rolle der Bibliotheken in ihrer traditionellen Funktion, Zugang zu ermöglichen, mitgedacht werden. Für die Wissenschaft gehört dazu auch eine Rückbesinnung auf Publikationsmodelle, die früher schon funktioniert haben. Kriterien der Nachhaltigkeit und die Nonprofit-Infrastrukturen im Globalen Süden sollten mit bedacht werden.54

  2. Partizipation: Die für die Wissenschaftsautonomie im Publikationssystem relevanten Akteure sollten an Entscheidungen sowohl auf wissenschaftspolitischer Ebene als auch auf lokaler Ebene stärker miteinander an Lösungen arbeiten als bisher.55 Dazu gehören die wissenschaftlichen Herausgebergremien und Fachgesellschaften, die über Entscheidungsmöglichkeiten verfügen, ihre Publikationsorgane zu verändern. Auf lokaler Ebene sind es die Selbstverwaltungsgremien an den Universitäten und Hochschulen, die in stärkerem Maße für Aushandlungsprozesse bei der Finanzierung und strategischen Weiterentwicklung des Publikationssystems genutzt werden sollten. Bibliotheken sollten ihre Rolle für das Publikationssystem kritisch evaluieren, inwieweit sie technokratischen Handlungslogiken folgen. Es braucht an dieser Stelle mehr und auch neue Möglichkeiten der Verständigung mit den Wissenschaftler*innen in ihren unterschiedlichen Rollen in Herausgebergremien, Fachgesellschaften und Selbstverwaltungsgremien (Deliberation). Bisherige Gesprächsformate sollten vor dem Hintergrund der TA evaluiert werden, um sie zu verbessern.

Auch aus epistemologischen Gründen stellt eine klare Trennung zwischen wissenschaftsunterstützender Infrastruktur und Wissenschaft ein Hindernis für die notwendigen Veränderungen des Publikationssystems dar. Die Bibliotheken brauchen für die Weiterentwicklung die Partizipation und Akzeptanz der wissenschaftlichen Entscheidungsträger*innen und Communities. Die Wissenschaft braucht für die wachsende Komplexität im Open-Science-Bereich mehr Arbeitsteilung und anwendungsorientierte Forschung.56 Die Struktur des wissenschaftlichen Publikationssystems mit ihren normativen Grundlagen wirkt zurück auf Karrierewege (Reputationssystem) und die Erkenntnisproduktion.

Durch die Komplexität des wissenschaftlichen Publikationssystems und dessen technologische Weiterentwicklung ist es weniger sinnvoll, Open Access isoliert zu betrachten. Die starke Ausdifferenzierung des Feldes in den vergangenen Jahren steht dem eher entgegen. Das Arbeitsgebiet sollte vielmehr Teil einer Open-Science-Strategie sein. Insofern wäre die TA generell auf Open Science anzuwenden,57 wozu auch zivilgesellschaftliche Akteur*innen gehören. Bisherige Gesprächsformate können in diesem Sinne auf ihre Partizipationsmöglichkeiten hin überprüft werden. Wissenschaftseinrichtungen sollten dafür neue und institutionalisierte Gesprächsformate auf lokaler, überregionaler und internationaler Ebene prüfen, sodass Wissenschaft, gesellschaftliche Akteure und Infrastruktur gemeinsam das Publikationssystem deliberativ weiterentwickeln können.

Im Projekt Diamond_Thinking ging es zunächst darum, die Technikfolgenabschätzung auf ihre Möglichkeiten hin zu untersuchen, Open Access zu bewerten. Im nächsten Schritt ist geplant, die Ansätze für neue Kommunikationsmöglichkeiten zu nutzen. Dazu gehört eine weitere konzeptionelle Ausarbeitung von notwendigen Bedingungen zum Gelingen von Aushandlungsprozessen, um Open Access weiterzuentwickeln. Die konzeptionelle Rahmung wird in Beziehung gesetzt zu den im Projekt geplanten Fachtagungen mit Wissenschaftler*innen sowie Experten-Interviews und Umfragen. Die Veröffentlichung der Ergebnisse und von Best Practices wird zum Projektende erfolgen.

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Anmerkungen

1Diamond_Thinking. BMBF-Verbundprojekt der Universitätsbibliothek Stuttgart und der Bibliothek des KIT Karlsruhe, https://www.oa.uni-stuttgart.de/wissenswertes/projekte/diamond_thinking, Stand: 17.02.2025, und „Diamond Thinking“ (BMBF-Projekt), https://www.bibliothek.kit.edu/diamond-thinking.php, Stand: 17.02.2025.
2 Die Autoren folgen der „Minimaldefinition“ von Diamond Open Access, wie sie im DIAMAS-Projekt vorgenommen wurde, vgl. https://toolsuite.diamas.org/what-diamond-open-access, Stand: 17.02.2025. Der vorliegende Beitrag hat jedoch nicht zum Ziel, die Debatte um definitorische Fragen weiterzuführen.
3Auf dem XXVI. Deutschen Kongress für Philosophie unter dem Leitthema „#digital|denken“ wurden vom 22.–26.09.2024 in Münster in verschiedenen Fachvorträgen und Podiumsveranstaltungen Fragen des Open-Access-Publizierens kritisch diskutiert, vgl. die Podiumsdiskussion „#analog | denken – #digital | verschenken? Wie Philosophie publizieren unter den Bedingungen von DEAL & Co.?“ mit Petra Gehring (Darmstadt) / Angela Holzer (DFG, Bonn) / Nicola Mößner (Hannover) / Reinold Schmücker (Münster) / Andreas Speer (Köln). Das Projekt Diamond_Thinking profitiert vom engen Austausch mit dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Philosophie (DGPhil).
4Siehe Dusseldorp, Marc: Technikfolgenabschätzung, in: Grunwald, Armin; Hillerbrand, Rafaela (Hg.): Handbuch Technikethik, zweite, aktualisierte und erweiterte Auflage mit 19 neuen Kapiteln, Berlin 2021, S. 442.
5Siehe Böschen, Stefan; Grunwald, Armin; Krings, Bettina-Johanna u. a.: Technikfolgenabschätzung – neue Zeiten, neue Aufgaben, in: Dieselb. (Hg.): Technikfolgenabschätzung. Handbuch für Wissenschaft und Praxis, Baden-Baden 2021, S. 22.
6Siehe Wehling, Peter: Technikfolgenabschätzung und Wissenschaft, in: Böschen, Stefan; Grunwald, Armin; Krings, Bettina-Johanna u. a. (Hg.): Technikfolgenabschätzung, S. 180.
7Siehe ebd.
8Siehe Schmidt, Jan-Cornelius: TA und unterschiedliche Formen des Wissens, in: Böschen, Stefan; Grunwald, Armin; Krings, Bettina-Johanna u. a. (Hg.): Technikfolgenabschätzung, S. 201: „Für den Wissensdiskurs der TA ist mit dem Begriffskonzept des Nichtwissens eine grundlegende (wissenschaftsreflexive / -kritische) Einsicht verbunden, nämlich, dass sicheres Wissen einen Mythos darstellt. Wer auf sicheres Wissen wartet, wartet (zu) lange. [...] Vermeintliche Wissensdefizite spiegeln dabei nicht primär die mangelhafte Anstrengung und die Methodendefizite von TA wider, die zu überwinden wären, vielmehr wurzeln sie (ontologisch) in den Gegenständen und Problemstellungen der TA.“
9Siehe Schot, Johan; Rip, Arie: The Past and Future of Constructive Technology Assessment, in: Technological Forecasting and Social Change 54 (2–3), 1997, S. 251–268. Für eine aktuellere Behandlung des CTA und seiner Entwicklung siehe Konrad, Kornelia: Constructive Technology Assessment – TA als konstruktives Element im Innovationsprozess, in: Böschen, Stefan; Grunwald, Armin; Krings, Bettina-Johanna u. a. (Hg.): Technikfolgenabschätzung, S. 209–219.
10 Zur demokratischen Rolle der partizipativen TA siehe Hennen, Leonhard: Why do we still need participatory technology assessment?, in: Poiesis & Praxis 9, 2012, S. 27–41.
11Wehling: Technikfolgenabschätzung, 2021, S. 183.
12Siehe Nierling, Linda; Torgersen, Helge (Hg.): Die neutrale Normativität der Technikfolgenabschätzung. Konzeptionelle Auseinandersetzung und praktischer Umgang, Baden-Baden 2020.
13Siehe Böschen, Stefan; Grunwald, Armin; Krings, Bettina-Johanna u. a.: Technikfolgenabschätzung, 2021, S. 29.
14Schrape, Jan-Felix: Digitalisierung und Technikfolgenabschätzung, in: Böschen, Stefan; Grunwald, Armin; Krings, Bettina-Johanna u. a. (Hg.): Technikfolgenabschätzung, S. 92.
15Nierling, Linda; Hennen, Leonard; Torgersen, Helge: Normativität in der TA, in: Böschen, Stefan; Grunwald, Armin; Krings, Bettina-Johanna u. a. (Hg.): Technikfolgenabschätzung, S. 249.
16Eben dies scheint jedoch eher der Regelfall zu sein. Auf der Website des Projekts open-access.network beginnt die „Geschichte des Open Access“ etwa 1991: https://open-access.network/informieren/open-access-grundlagen/geschichte-des-open-access, Stand: 17.02.2025. Analog dazu gehen Deppe, Arvid; Beucke, Daniel: Ursprünge und Entwicklung von Open Access, in: Söllner, Konstanze; Mittermaier, Bernhard (Hg.): Praxishandbuch Open Access, Berlin 2017, S. 12–20 vor. Mittler, Elmar: Open Access: Wissenschaft, Verlage und Bibliotheken in der digitalen Transformation des Publikationswesens, in: Bibliothek: Forschung und Praxis 42, 2018, S. 9–27, hier S. 11f., bietet zumindest eine etwas weitere Perspektive.
17Eine Übersichtsstudie zu öffentlichen Bibliotheken der Antike und ihrem bildungspolitischen Stellenwert hat Fritz, Manuela: Antike öffentliche Bibliotheken und ihre bildungspolitische sowie kulturelle Bedeutung, Innsbruck 2007 vorgelegt.
18Siehe hierzu etwa Casson, Lionel: Libraries in the Ancient World, New Haven; London 2001, S. 28–47; Bäbler, Balbina: Whose “Glory of Alexandria”? Monuments, Identities, and the Eye of the Beholder, in: Schliesser, Benjamin; Rüggemeier, Jan; Kraus, Thomas J. et al. (Hg.): Alexandria: Hub of the Hellenistic World, Tübingen 2021, S. 29–48, hier S. 34–37.
19Casson, Lionel: Libraries in the Ancient World, S. 61–123; Bowie, Ewen: Libraries for the Caesars, in: König, Jason; Oikonomopoulou, Katerina; Woolf, Greg (Hg.): Ancient libraries, Cambridge u.a. 2013, S. 237–260; Nicholls, Matthew: Roman libraries as public buildings in the cities of the Empire, in: ebd., S. 261–276.
20Vgl. exemplarisch Hendrickson, Thomas: Ancient Libraries and Renaissance Humanism: The De bibliothecis of Justus Lipsius, Leiden; Boston 2017, anhand von Justus Lipsius.
21Dass es daher nicht unbedingt demokratische Werte sind, von denen die Idee ursprünglich herrührt, sondern vielmehr als freigebig-wohltäterisch (und propagandistisch verwertbar) gedachte monarchische Kulturpolitik, mag zumindest eine Fußnote wert sein.
221810 wurde als Teil des Badischen Landrechts, das dem Code Civil Napoleons folgte, eine Regelung über das „Schrift-Eigenthum“ veröffentlicht, welche als Meilenstein auf dem Weg zum heute geltenden Urheber- und Verlagsrecht gelten kann (XXV, 6, Satz 577da–dg); siehe hierzu etwa Kannowski, Bernd: Von Schrifteigentum und natürlichen Kindern: Das Badische Landrecht von 1810 im Kontext der Kodifikationsgeschichte, in: Falk, Ulrich; Gehrlein, Markus; Kreft, Gerhart u. a.(Hg.): Rechtshistorische und andere Rundgänge: Festschrift für Detlev Fischer, Karlsruhe 2018 (Schriftenreihe des Rechtshistorischen Museums Karlsruhe 2), S. 239–245. Weitere entscheidende Schritte folgten 1837 mit dem preußischen „Gesetz zum Schutze des Eigenthums an Werken der Wissenschaft und Kunst gegen Nachdruck und Nachbildung“ sowie später den korrespondierenden Regelungen seitens des Norddeutschen Bundes („Gesetz betreffend das Urheberrecht an Schriftwerken, Abbildungen, musikalischen Kompositionen und dramatischen Werken“, 1870) und bald darauf des Deutschen Kaiserreichs („Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste“, 1871). Letztere beiden weitestgehend deckungsgleichen Gesetze gehen dabei auf einen Entwurf zurück, der 1868 vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler (!) vorgelegt worden war. Siehe zu diesen Entwicklungen im Überblick Wadle, Elmar: Urheberrecht zwischen Gestern und Morgen: Anmerkungen eines Rechtshistorikers, in: Ders. (Hg.): Beiträge zur Geschichte des Urheberrechts: Etappen auf einem langen Weg, Berlin 2012 (Schriften zum Bürgerlichen Recht 425), S. 11–27, hier S. 17–21; Gehring, Robert: Geschichte des Urheberrechts, mit Aktualisierungen von Valie Djordjevic, bpb.de, 01.10.2013, https://www.bpb.de/themen/digitalisierung/urheberrecht/169977/geschichte-des-urheberrechts/, Stand: 18.02.2025.
23Dies gilt bis hinein in die Terminologie entsprechender Diskurse; beispielsweise leitet sich der moderne Begriff des „Plagiats“ von einem entsprechenden antiken Vorwurf des römischen Dichters Martial an einen Konkurrenten ab: Mart. 1, 52, 9; vgl. Ottink, Marijke: plagiarius, in: ThLL 10,1,2, Berlin; Boston 2005, Sp. 2302.
24Zu deren Entwicklung im Deutschen Kaiserreich siehe Vogel, Martin: Die Entwicklung des Urheberrechts, in: Jäger, Georg; Langewiesche, Dieter; Siemann, Wolfram (Hg.): Geschichte des Deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert, Bd. 1: Das Kaiserreich 1870–1918, Teil 1, Frankfurt 2001, S. 122–138, sowie Ders.: Die Entwicklung des Verlagsrechts, ebd. S. 139–169.
25Siehe dazu schon in FN 7; vgl. weiter etwa Füssel, Stephan: Rechtspolitisches Engagement, in: Ders.; Jäger, Georg; Staub, Hermann et al. (Hg.): Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 1825–2000: Ein geschichtlicher Aufriß, Frankfurt 2000, S. 205–215; Titel, Volker: Von der Gründung des Börsenvereins bis zur Krönerschen Reform (1825–1888), ebd. S. 30–59.
26Siehe hierzu und zum Folgenden Jäger, Georg: Buchhandel und Wissenschaft. Zur Ausdifferenzierung des wissenschaftlichen Buchhandels (LUMIS-Schriften 26), Siegen 1990; einen aktualisierten Überblick bietet Ders.: Der wissenschaftliche Verlag, in: Jäger, Georg; Langewiesche, Dieter; Siemann, Wolfram (Hg.): Geschichte des Deutschen Buchhandels, 2001, S. 423–472, hier S. 423–428.
27Zum Bücher-Streit vgl. Jäger, Georg: Von der Krönerschen Reform bis zur Reorganisation des Börsenvereins 1928, in: Füssel, Stephan; Jäger, Georg; Staub, Hermann et al. (Hg.): Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels 1825 – 2000, 2000, S. 60–90; Fritzsch, Alexandra: Wissenschaft, Verlage und Buchhandel im Deutschen Kaiserreich. Der Bücher-Streit 1903, in: Blaschke, Olaf; Schulze, Hagen (Hg.): Geschichtswissenschaft und Buchhandel in der Krisenspirale? Eine Inspektion des Feldes in historischer, internationaler und wirtschaftlicher Perspektive (Historische Zeitschrift, Beih. N.F. 42), München 2006, S. 21–32. Zentral war die Denkschrift Bücher, Karl: Der deutsche Buchhandel und die Wissenschaft. Denkschrift im Auftrage des Akademischen Schutzvereins, Leipzig 19032.
28Jäger: Verlag, 2001, S. 424.
29Ebd.
30Siehe dazu Fritzsch, Alexandra: Wissenschaft, Verlage und Buchhandel im Deutschen Kaiserreich. Der Bücher-Streit 1903, in: Blaschke, Olaf; Schulze, Hagen (Hg.): Geschichtswissenschaft und Buchhandel in der Krisenspirale? Eine Inspektion des Feldes in historischer, internationaler und wirtschaftlicher Perspektive (Historische Zeitschrift, Beih. N.F. 42), München 2006, 31f.
31Ein plastisches Beispiel hierfür bietet etwa der entsprechende Teilnachlass des bedeutenden deutsch-schweizerischen Althistorikers Matthias Gelzer (1886–1974), der am Historischen Institut der Universität Stuttgart verwahrt wird. Mehrere Regalmeter von Sonderdrucken, maschinengeschriebenen Manuskripten u. ä. m. belegen deutlich den intensiven Austausch von Literatur.
32Hierzu Deppe; Beucke: Ursprünge, 2017, 12f.
33Vgl. ebd. Ein Pionierprojekt war dabei der Repositorienserver OPUS der Universität Stuttgart, der am 17.3.1998 in Betrieb ging; siehe dazu retrospektiv Geyer, Hans-Herwig: Jubiläum: 20 Jahre Open-Access-Publizieren an der Universität Stuttgart, Stuttgart 2018, https://www.uni-stuttgart.de/universitaet/aktuelles/presseinfos/document/028_18_pi_opus.pdf, Stand: 18.02.2025. Von zentraler Bedeutung waren dann die Entstehung der Open-Source-Software EPrints und der Open Archives Initiative (OAI), die für die Vernetzung derselben sorgte (1999). Bereits 1996 wurde auch das Internet Archive begründet, das seit seiner offiziellen Anerkennung als Bibliothek 2007 heute eine der größten digitalen öffentlichen Bibliotheken und einen der wichtigsten Akteure im Feld des Green Open Access darstellt; vgl. https://archive.ph/20230714065227/https://archive.org/about, Stand: 18.02.2025.
34Siehe dazu etwa Meier, Michael: Returning Science to the Scientists. Der Umbruch im STM-Zeitschriftenmarkt, München 2002, S. 25–33; Woll, Christian: Wissenschaftliches Publizieren im digitalen Zeitalter und die Rolle der Bibliotheken, Köln 2005 (Kölner Arbeitspapiere zur Bibliotheks- und Informationswissenschaft 46), S. 12–18; Brintzinger, Klaus-Rainer: Zeitschriftenkrise, Bibliothekare und Open Access, in: VDB-Mitteilungen 1, 2011, S. 12–14, hier S. 12; Mittler: Open Access, 2018, S. 12f. Deppe; Beucke, Ursprünge, 2017, S. 13 sprechen (in FN 2, aufbauend auf Legros, Patrick; Ginsburgh, Victor; Dewatripont, Mathias: Study on the economic and technical evolution of the scientific publication markets in Europe: final report – January 2006, Brüssel 2006) vorsichtig von 200 bis 300 Prozent Preissteigerung von 1975–1995. Eine nicht unerhebliche Rolle spielte bei alledem auch die zunehmende Zahl von Zeitschriften und Reihen, die von Universitäten an kommerzielle Verlage abgegeben wurden.
35 Diese Entwicklungen sind aufs Engste verknüpft mit dem Namen Robert Maxwell und der Pergamon Press, von der ausgehend sich das bis in die 1990er-Jahre weitgehend unangefochtene Geschäftsmodell entwickelte, demzufolge Wissenschaftler für die Verlage kostenlos Inhalte liefern und bearbeiten, während die Erzeugnisse von Bibliotheken qua Abonnements und Subskriptionen kostenpflichtig abgenommen werden. Siehe hierzu Cox, Brian: The Pergamon phenomenon 1951–1991: Robert Maxwell and scientific publishing, in: Learned Publishing 15, 2002, 273–278; Stevenson, Iain: Robert Maxwell and the invention of modern scientific publishing, in: Publishing History 65, 2009, 97–113; jüngst Mills, David: One index, two publishers and the global research economy, in: Oxford Review of Education 2024, 1–16, spez. 2–4. https://doi.org/10.1080/03054985.2024.2348448.
36Deppe; Beucke: Ursprünge, 2017, S. 13f. (siehe dort auch zum Folgenden).
40Dies zeigt allein schon das Bethesda Statement, das ausdrücklich zwischen den unterzeichnenden Fraktionen der beschlussfassenden Konferenz differenziert.
42Siehe zu diesen und den folgenden Entwicklungen die Übersicht auf https://open-access.network/informieren/open-access-grundlagen/geschichte-des-open-access, Stand: 19.02.2025.
43Vgl. etwa Thierer, Adam; Crews, Clyde W.: What's Yours Is Mine: Open Access and the Rise of Infrastructure Socialism, Washington 2003, die schon im Titel die Idee des Open Access in die Nähe ‚gefährlicher sozialistischer Experimente‘ rücken. Eine Übersicht der jüngeren Konfliktgeschichte findet sich bei Mittler: Open Access, 2018, S. 15–17.
44Eine Zusammenstellung entsprechender Stimmen bietet etwa Ernst, Thomas: Eine Kritik der Kritik des Open Access. Zu den Debatten über das Zweitveröffentlichungsrecht und über die Wertigkeit von Print- vs. Digitalpublikationen in den Geisteswissenschaften, in: LIBREAS 30, 2016, S. 90–103. https://doi.org/10.18452/9106, hier S. 93–99. Ein prominentes Beispiel ist der „Heidelberger Appell“ vom März 2009, der binnen weniger Wochen mehr als 2.600 Unterzeichner*innen fand.
45Dazu Mittler: Open Access, 2018, S. 14.
46Barbers, Irene; Pollack, Philipp: Open Access in Deutschland: Entwicklung in den Jahren 2005–2019, Jülich 2021, S. 2, http://hdl.handle.net/2128/27849.
47Ebd., S. 5f.
48Siehe dazu und zum Folgenden Mittler: Open Access, 2018, S. 17f.
49Zu den DEAL-Verträgen, ihrer Vorgeschichte und ihrer Entwicklung vgl. Mittermaier, Bernhard: DEAL: Wo stehen wir nach 10 Jahren? (Teil 1) in: b.i.t.online 26(2), 2023, S. 123–131, https://www.b-i-t-online.de/heft/2023-02-fachbeitrag-mittermaier.pdf, Stand: 19.02.2025; Mittermaier, Bernhard: DEAL: Wo stehen wir nach 10 Jahren? (Teil 2) in: b.i.t.online 26(3), 2023, S. 217–225, https://www.b-i-t-online.de/heft/2023-03-fachbeitrag-mittermaier.pdf, Stand: 19.02.2025; siehe dort auch zum Folgenden.
50Eine aktuelle Diskussion zum Für und Wider der Verträge bieten etwa Ziegler, Günter M.; Dirnagl, Ulrich: Pro & Contra. Die Deal-Verträge – ein Gewinn für das wissenschaftliche Publizieren?, in: Forschung & Lehre 9/24, 2024, S. 652f. Vgl. a. Mittermaier, Bernhard: Transformationsverträge sind eine Sackgasse, in o-bib 12 (5), 2025, S. 1-22, https://doi.org/10.5282/o-bib/6117.
51 Diese Definition entspricht dem, was etwa das EU-Projekt DIAMAS als solche verwendet, s. FN 2. Freilich befassen sich die meisten Versuche einer Antwort auf die Frage nach einer Definition von Diamond Open Access (wie dieser) vor allem damit, was dieser nicht sei; vgl. Taubert, Niels: Diamond OA: Vierte und finale Welle der Open-Access-Förderung?, Zenodo, 2024. https://doi.org/10.5281/ZENODO.13768808, S. 8–11.
52 Der Begriff „Deliberative Democracy“ wurde 1980 von Joseph M. Bessette geprägt, siehe Bessette, Joseph M.: Deliberative democracy: the majority principle in republican government, in: Goldwin, Robert A.; Schambra, William A. (Hg.): How democratic is the constitution?, Washington, D.C. (u.a.) 1980 (AEI studies; 294), S. 102–116.
53Vgl. z. B. Shu, Fei; Larivière, Vincent: The oligopoly of open access publishing, in: Scientometrics 129 (1), 2024, S. 519–536. https://doi.org/10.1007/s11192-023-04876-2. Butler, Leigh-Ann; Matthias, Lisa; Simard, Marc-André u. a.: The oligopoly’s shift to open access: How the big five academic publishers profit from article processing charges, in: Quantitative Science Studies 4 (4), 2023, S. 778–799. https://doi.org/10.1162/qss_a_00272.
54Vgl. dazu z. B. die Bemühungen der UNESCO, u. a.: Global Open Access Portal, 31.10.2024, https://www.goap.info, Stand: 19.02.2025.
55 Die Betrachtung der Akteursebene ist hier nur angerissen und fokussiert auf die Anwendung der TA auf der lokal umsetzbaren Ebene. Für eine ausführlichere und differenzierte Betrachtung der Akteure vgl. Wissenschaftsrat (Hg.): Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access, 21.01.2022, Kap. C.II „Rahmenbedingungen“. https://doi.org/10.57674/fyrc-vb61.
56 Vgl. dazu Ball, Rafael: „Die Grenze zwischen Forschung und Infrastruktur wird zunehmend durchlässiger“: Interview mit Dr. Johannes Fournier, Leiter der Gruppe wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme (LIS), in: b.i.t. online 26 (3), 2023, S. 268–274, https://b-i-t-online.de/heft/2023-03-interview-fournier.pdf, Stand: 19.02.2025.
57Mit einer Ausgabe der einschlägigen Fachzeitschrift „Technikfolgenabschätzung in Theorie und Praxis“ zum Schwerpunktthema „Open Science“ (TATuP Vol. 26 No. 1–2 (2017): Open Science – zwischen Hype und Disruption) liegt ein solcher Versuch vor. Dieser kann angesichts der zwischenzeitlichen Entwicklung hin zu Diamond OA trotz wertvoller Anregungen allerdings nicht mehr als relevant für die aktuellen Diskussionen eingeschätzt werden.