Aus der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Der Ausschuss für Wissenschaftliche Bibliotheken und Informationssysteme (AWBI) hat am 28. und 29. Februar 2024 virtuell getagt und sich dabei mit folgenden Themen befasst:
1. Diskussionspapier „Digitale Forschungspraxis und kooperative Informationsinfrastrukturen“
Der AWBI hat in seiner Klausurtagung im November 2023 die künftigen Förderschwerpunkte der kommenden Jahre erörtert. Im Fokus standen dabei das Sicherstellen der Anschlussfähigkeit, die längerfristige Absicherung sowie kooperatives Handeln beim Aufbau von Informationsinfrastrukturen. Die Ergebnisse werden in ein Diskussionspapier, dessen Entwurf der AWBI in seiner Sitzung intensiv diskutiert hat, münden, das den Gremien der DFG zur Beratung und anschließenden Veröffentlichung vorgelegt wird.
Während der AWBI sich in früheren Klausuren vor allem mit der Weiterentwicklung einzelner Förderprogramme befasst hat, werden nun vor allem programmübergreifende Aspekte betrachtet. Deren weitere Gestaltung setzt den noch konsequenteren Austausch der DFG mit anderen Akteuren des Wissenschaftssystems voraus. Demzufolge wird der AWBI in seinen kommenden Sitzungen ausloten, in welchen Formaten diese anderen Akteure bestmöglich in die Konzeption konkreter (Förder-)Maßnahmen für die in der Klausurtagung identifizierten Handlungsfelder einbezogen werden können.
2. Fachinformationsdienste für die Wissenschaft (FID)
2.1 Konzept für eine neue Förderlinie „FIDplus“ ab dem Jahr 2026
Sowohl das im März 2018 verabschiedete DFG-Positionspapier „Förderung von Informationsinfrastrukturen für die Wissenschaft“ als auch die Stellungnahme der FID-Evaluierungskommission des AWBI aus dem Jahr 2019 haben den dringenden Bedarf für eine über die momentane maximale Förderdauer von zwölf Jahren hinausgehende Förderung der FID artikuliert. Um eine eventuelle ergänzende Förderoption vorzubereiten, erfolgten zum einen finanzrechtliche und technische Klärungen innerhalb der DFG-Geschäftsstelle, zum anderen wurde der AWBI gebeten, einen inhaltlichen Vorschlag für die weiterhin projektförmige Finanzierung etablierter und nachweislich genutzter FID auszuarbeiten und dafür definierte Qualitätskriterien zu entwickeln. Zur Erarbeitung der Inhalte einer neuen Förderlinie setzte der AWBI eine Kommission ein. Die AWBI-Kommission beteiligte die FID-Community und weitere Expert*innen der Informationsinfrastruktur im Rahmen von Workshops an der Konzeption der neuen Förderlinie. Im Ergebnis legte die Kommission Eckpunkte für die neue Förderlinie „FIDplus“ vor, die vom AWBI in der Sitzung verabschiedet und auf den weiteren Gremienweg gebracht wurden.
Kernelement der neuen Förderlinie ist eine anspruchsvolle Indikatorik, die eine fortgeschrittene Solidität und Maturität der in der Programmlinie FIDplus geförderten Dienste sicherstellt. Die Indikatorik umfasst folgende Dimensionen:
- Integration in die Fachcommunity
- Infrastrukturelle Vernetzung
- Informationsfachliche Ausrichtung
- Technologische Ausrichtung
Differenzierte Indikatoren in diesen Dimensionen werden die Grundlage für jede FIDplus-Begutachtung und die anschließende Bewertung darstellen. Eine Antragstellung in der Förderlinie „FIDplus“ wird erst nach einer zwölfjährigen Förderphase im regulären FID-Programm möglich sein. Entgegen der sonst üblichen Praxis, Anträge für einen Zeitraum von maximal drei Jahren stellen zu können, sollen FIDplus-Projekte eine Laufzeit von fünf Jahren umfassen. Des Weiteren soll ein nach Betriebsgröße differenzierter Eigenleistungsanteil in FIDplus-Projekten erbracht werden. Eine Evaluation der Förderlinie ist nach 1,5 Förderphasen vorgesehen. Die abschließende Entscheidung zur Einführung der neuen Förderlinie wird der Hauptausschuss der DFG in seiner Sitzung Ende September 2024 treffen.
2.2 Definition von FID-Zielgruppen
Von der AG FID wird eine Definition der FID-Zielgruppen und Communities erarbeitet. Ein erster Entwurf war bereits von der AWBI-Kommission zur längerfristigen Finanzierung erörtert worden. Die auf dieser Basis überarbeitete Fassung lag dem AWBI zur Diskussion vor. Seitens des AWBI wurde das Papier positiv und als sehr wertvoll eingeschätzt.
3. Open-Access-Publikationskosten
Der AWBI hat erste Eckpunkte für eine Folgeförderung ab 2028, d.h. nach Ablaufen des Programms „Open-Access-Publikationskosten“ beraten und beschlossen, ein Rundgespräch zu diesem Thema im Herbst 2024 durchzuführen.
4. Abschluss der Ad-hoc-AG Datentracking
Der AWBI hat sich mit den Ergebnissen der von ihm eingesetzten Ad-hoc-AG zum Thema „Datentracking“ befasst. Im März 2024 konnten die Arbeiten der Arbeitsgruppe mit der Durchführung eines Webinars und einer bilanzierenden Publikation zum Abschluss gebracht werden. Positiv hervorgehoben wurde, dass die Thematik in den DEAL-Verträgen erstmals verhandelt und aufgenommen wurde, was auch international Vorbildcharakter hat.
Der AWBI hat den Mitgliedern der Ad-hoc-AG für ihr großes Engagement gedankt. Das Thema soll künftig im Rahmen des Allianz-Schwerpunkts „Digitalität in der Wissenschaft“ fortgeführt werden. Die Publikation der AG ist in der Zeitschrift „Recht und Zugang“ erschienen.1
5. Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI)
Der AWBI hat sich über die aktuellen Entwicklungen zum Aufbau einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur informiert. So fand am 6. und 7. Februar 2024 in einem Symposium in Bonn die Bewertung der Zwischenberichte der NFDI-Konsortien aus der ersten Ausschreibungsrunde (Förderbeginn: Oktober 2020) statt. Das Symposium war zweigeteilt: Zunächst präsentierten die Konsortien ihre bisherigen Arbeiten in einzelnen Sektionen. Anschließend wurden in einem internen Teil des Symposiums vom NFDI-Expertengremium Hinweise, offene Fragen und gegebenenfalls Kritikpunkte zu den einzelnen Konsortien identifiziert. Diese Hinweise unterstützen die Konsortien bei der Erstellung der im August 2024 einzureichenden Fortsetzungsanträge.
Ulrike Hintze, Deutsche Forschungsgemeinschaft
Gruppe ‚Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme’ (LIS)
Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/6069
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1 Altschaffel, Robert; Beurskens, Michael; Dittmann, Jana u.a.: Datentracking und DEAL. Zu den Verhandlungen 2022/2023 und den Folgen für die wissenschaftlichen Bibliotheken, in: Recht und Zugang 5 (1), 2024, S. 23-40, https://doi.org/10.5771/2699-1284-2024-1-23.