Rassismuskritische Ansätze in der deutschsprachigen Bibliotheksarbeit

Beispiele aus der Praxis

Larissa Schmid, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz
Birgit Athumani Hango, Universitätsbibliothek Wien, Fachbereichsbibliothek Afrikawissenschaften und Orientalistik
Jantje Bruns, Bibliothek des Museums am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, Hamburg
Birgit Kramreither, Universitätsbibliothek Wien, Fachbereichsbibliothek Kultur- und Sozialanthropologie
Maike Mewes, Bibliothek des Museums am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, Hamburg
Moritz Strickert, Humboldt-Universität zu Berlin, Universitätsbibliothek

Zusammenfassung

Der Artikel beschäftigt sich mit rassismuskritischen Ansätze in Bibliotheken im deutschsprachigen Raum. Anhand von drei Praxisbeispiele werden unterschiedliche Ansätze und Methoden vorgestellt. Dabei werden übergeordnete Fragen der Wissensproduktion in Bibliotheken diskutiert und Beispiele im Feld der Erschließung sowie der Bestandspräsentation in den Fokus gerückt.

Summary

The article deals with approaches critical of racism in libraries in German-speaking countries. Different approaches and methods are presented on the basis of three practical examples. Overarching questions of knowledge production in libraries are discussed and examples in the field of cataloguing and collection presentation are brought into focus.

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/6053

Autorenidentifikation:
Larissa Schmid: ORCID: https://orcid.org/0000-0003-1887-3494;
Birgit Athumani Hango: ORCID: https://orcid.org/0009-0005-0497-7198;
Jantje Bruns: ORCID: https://orcid.org/0009-0007-4041-6202;
Birgit Kramreither: ORCID: https://orcid.org/0009-0000-2345-4169;
Maike Mewes: ORCID: https://orcid.org/0009-0006-4619-1932;
Moritz Strickert: ORCID: https://orcid.org/0000-0001-9626-5932, GND: 1238116930

Schlagwörter: Rassismus; Bibliothekspraxis; Kontextualisierung

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1. Einleitung

Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Erbe des Kolonialismus findet seit einigen Jahren nicht mehr nur in Museen, sondern auch in Bibliotheken statt. Ausgelöst durch gesellschaftspolitische Debatten setzten englischsprachige Bibliotheken seit 2020 wichtige Impulse, um rassismuskritische Ansätze in die Bibliotheksarbeit einzubringen.1 Etwa zeitgleich nahmen wichtige überregionale deutschsprachige Initiativen wie das „Netzwerk Koloniale Kontexte“ oder das „Netzwerk Dekolonialisierung von Bibliotheken im DACH-Raum“2 ihre Arbeit auf.3 Seither sind viele Bibliotheken aktiv geworden, um dieses Thema aufzugreifen. Das Ziel des folgenden Beitrags ist es, anhand von drei Praxisbeispielen zu zeigen, wie rassismuskritische Ansätze in der deutschsprachigen Bibliothekslandschaft umgesetzt werden. Hierzu wird die Arbeit der „AG Thesauri“ im „Netzwerk Koloniale Kontexte“ vorgestellt, die sich kritisch mit dem Themenfeld der Erschließung auseinandersetzt. Die beiden anderen Beispiele − Universitätsbibliothek Wien (UB Wien) und die Bibliothek des Museums am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) – illustrieren Maßnahmen rassismuskritischer Arbeit in der Bibliothekspraxis.

2. Die AG Thesauri im Netzwerk Koloniale Kontexte

2.1 Das Netzwerk Koloniale Kontexte

Das „Netzwerk für nachhaltige Forschungsstrukturen zur Bearbeitung von Sammlungen und Beständen aus kolonialen Kontexten“ (kurz: „Netzwerk Koloniale Kontexte“) wurde im Herbst 2020 gegründet.4 Das Netzwerk ist ein offener Zusammenschluss von Forschenden und Forschungsinfrastruktureinrichtungen, die sich mit Provenienzforschung oder (Retro-)Digitalisierung von kolonialen Sammlungen, aber auch mit der digitalen Präsentation und Beschreibung dieser Bestände beschäftigen. Dazu gehören Fachinformationsdienste ebenso wie Museen, (ethnologische) Sammlungen, Archive, Bibliotheken und Forschungseinrichtungen einschließlich (Provenienz-)Forscher*innen.5 Im Netzwerk finden regelmäßige Treffen in unterschiedlichen Arbeitsgruppen statt, in deren Zentrum die Frage steht: Wie ist es möglich, Daten und Materialien aus kolonialen Kontexten (digital) sinnvoll zusammenzuführen, zu beschreiben und nachhaltig sichtbar zu machen? Dabei werden nicht nur technische, sondern vor allem (forschungs-)ethische Überlegungen angestellt, um relevante Bestände wie z.B. Inventare und Findbücher, Korrespondenzen oder historische Quellen aus der Kolonialzeit aufzubereiten und für international Forschende und communities of interest zugänglich zu machen. Als eine von mehreren Arbeitsgruppen im Netzwerk wurde die „AG Thesauri“ gegründet, die sich mit der wissenschaftlichen Erschließung von Kulturgütern aus kolonialen Kontexten in Kulturerbeeinrichtungen auseinandersetzt und deren Beschäftigungsfeld nachfolgend dargestellt wird.

Abb.1_fmt.png

Abb. 1: Netzwerk Koloniale Kontexte

2.2 Die AG Thesauri im Netzwerk

Im Fokus der Arbeit der „AG Thesauri“ stehen Fragen zur Erschließung, der Standardisierung, des internationalen Austauschs und der Transparenz und Zugänglichkeit von Normdaten, die bei Digitalisierungs- und Erschließungsprojekten von Beständen aus kolonialen Kontexten wichtig sind. Diese lassen sich in vier Themenkomplexe gliedern:

  1. Kontextualisierung: Im Zuge von Digitalisierungsprojekten stellt sich die Frage, inwieweit Inhalte kontextualisiert werden müssen oder sensible Inhalte z.B. Fotografien überhaupt digital gezeigt werden sollten, um eine Reproduktion von rassistischen oder sexistischen Darstellungen zu vermeiden. Es stellt sich die Frage, ob es gar geboten ist, den Zugang zu bestimmten Inhalten einzuschränken? Wichtig ist zu überlegen, wie zeitgleich die Zugänglichkeit, insbesondere für Herkunftsgesellschaften, vereinfacht werden kann.6
  2. Sensible Inhalte: Für die historische Forschung ist es relevant zu verstehen, wie Wissen über Sammlungen zu einem bestimmten Zeitpunkt geordnet wurde, beispielsweise in Sammlungsbeschreibungen. Diese historischen Systematiken enthalten Bezeichnungen, die aus heutiger Sicht diskriminierend sind. Daraus ergeben sich die folgenden Fragen: Wie können sensible Bezeichnungen gefunden werden? Wer ist für die Erstellung von Meta- und Normdaten verantwortlich? Existieren neutralere Bezeichnungen? Welche Wissensordnung wird in Bezeichnungen abgebildet?
  3. Wissensorganisation: Die meisten Wissensorganisationssysteme z.B. Bibliothekssysteme sind auf die Informationsbedürfnisse in Europa oder Nordamerika ausgerichtet. Deshalb sind bestimmte Themen wie die Differenzierung in Religionen und religiösen Praktiken außerhalb Europas unterrepräsentiert. Am Beispiel indigener Wissenssysteme lässt sich zeigen, dass beispielsweise Themen und ihre Darstellung nach einem anderen Ordnungsprinzip verknüpft werden, als in gängigen europäischen oder angloamerikanischen Systemen.
  4. Mehrsprachigkeit und Mehrschriftlichkeit: Wie kann Mehrsprachigkeit und Mehrschriftlichkeit in der Infrastrukturentwicklung umgesetzt werden? Viele Systeme verwenden ausschließlich lateinische Schriftzeichen oder sind nur auf wenige Sprachen ausgerichtet, was die Recherche für internationale Nutzende erschwert. Eine Möglichkeit zur automatisierten Übersetzung könnte bessere und inklusivere Zugänge schaffen. Dies gilt nicht nur für die Erschließung von Beständen, sondern beispielsweise auch für Suchoberflächen.

Ausgehend von diesen Themen und Fragen, verfolgt die AG zwei Ziele: Zum einen sollen Personen aus verschiedenen Arbeitsbereichen (Wissenschaftler*innen, Mitarbeiter*innen von Infrastruktureinrichtungen, Herkunftsgesellschaften) zu einem Dialog über kontrollierte Vokabulare zusammengebracht werden. Zum anderen erarbeitet die AG einen Überblick über bestehende kontrollierte Vokabulare/Thesauri, derzeit mit Fokus auf „Ethnien“/ „kulturelle Gruppen“. Hierfür soll geprüft werden, ob bereits vorhandene Vokabulare nach Möglichkeit verknüpft oder harmonisiert werden können. Durch verschiedene fachliche Perspektiven und Kenntnisse werden diese Themenfelder kritisch reflektiert. Im Zentrum der Diskussionen stehen oftmals ethische Überlegungen, ob und inwiefern (fremdsprachige) Synonyme hinterlegt, sensible Begrifflichkeiten überarbeitet sowie Eigenbezeichnungen von ethnischen Gruppen einbezogen werden können, um die Auffindbarkeit von Beständen zu verbessern. In der praktischen Arbeit der AG werden hierfür laufende Projekte wie z.B. das Forschungsprojekt „Te Ara Tika: Māori and Libraries“ oder das Projekt„Te Ara Tika Guiding Voices: Māori Opinion on Libraries and Information Needs“ diskutiert, die sich seit 1998 mit der Standardisierung von Vokabular aus Sicht der Māori-Gemeinschaften beschäftigen. Auf der Website „Ngā Upoko Tukutuku“ stehen bereits standardisierte Begriffe in Te Reo Māori für die Katalogisierung und Erschließung in Bibliotheken und Archiven zur Verfügung.7 Im Projekt „National Indigenous Knowledge & Language Alliance (NIKLA-ANCLA)“8 wird unter Einbezug von First Nations und Métis9 eine mehrsprachige Online-Plattform aufgebaut, um angemessene Begriffe in Kulturerbeeinrichtungen und deren digitalen Anwendungen zu ersetzen. Zuletzt diskutierte die AG, inwiefern KI-Anwendungen die Erschließungspraxis im Umgang mit Materialien aus kolonialen Kontexten beeinflusst und welche Herausforderungen sich ergeben, wenn etwa Volltexte aus kolonialhistorischen Quellen als Trainingsdaten für KI-Anwendungen eingesetzt werden. Somit gilt es zu reflektieren, inwiefern diese Daten dazu beitragen Stereotype und problematische Inhalte zu reproduzieren. Nachfolgend wird das Praxisbeispiel der UB Wien vorgestellt, das sich auf die praktische Auseinandersetzung mit dem Themenkomplex konzentriert hat.

3. Rassismuskritische Bibliotheksarbeit an der Universitätsbibliothek Wien – eine Initiative aus Österreich

Unter dem Eindruck der Bewegung „decolonize the library“ wurde im Juni 2021 die „Arbeitsgemeinschaft Koloniale Kontexte an der UB Wien“ (kurz: „AG Koloniale Kontexte“) gegründet.10 Das Ziel der internen AG war es, das Thema nach innen und nach außen sichtbar zu machen. Dazu gehörte die Bewusstseinsbildung und Sensibilisierung der UB Mitarbeiter*innen, das Empowerment der Nutzenden und die Vernetzung mit anderen Initiativen der Afrikawissenschaften, der Kultur- und Sozialanthropologie und der Philosophie an der UB Wien. Als Teil dieser Auseinandersetzung wurden folgende Arbeitsfelder für die rassismuskritische Bibliotheksarbeit der AG definiert: die Kontextualisierung des historisch gewachsenen Bestands, die Erschließung und Erwerbung sowie der Umgang mit sensiblen Daten.

3.1 Informationswissenschaftliche Impulse

Im Rahmen von zwei Projekten des Universitätslehrgangs Library and Information Studies gelangen wichtige erste Schritte in der Bearbeitung des Themas.11 Im Juni 2022 wurden in einer Umfrage 400 Mitarbeiter*innen nach dem Status quo zum Thema „decolonize the library“ in der UB Wien befragt. Die Resonanz auf die Umfrage war sehr hoch; durch die Befragung konnte zudem eine Sensibilisierung der Mitarbeiter*innen erreicht werden. Zusätzlich erhielt die AG Einblicke in die Bibliothekspraxis z.B. im Bereich der Erwerbung und Erschließung. Die Ergebnisse zeigten, dass sich Mitarbeiter*innen Schulungen, Hilfestellungen und Leitfäden als konkrete Maßnahmen wünschen. Mit diesem Erkenntnisgewinn erprobten Studierende des Universitätslehrgangs in einem weiteren Projekt die Umsetzung dieser Forderungen in die Bibliothekspraxis am physischen Bestand, was nachfolgend erläutert wird.

3.2 Rassismuskritik in der Praxis

Die Kontextualisierung von Sammlungen ist eine Möglichkeit sich dem historisch gewachsenen Bestand kritisch zu nähern. Die Idee dahinter ist, dass Hinweise zu rassistischen oder diskriminierenden Inhalten die Nutzenden zum kritischen Umgang mit diesem historischen Quellenmaterial anregen. Eine Kontextualisierung kann z.B. im Lesesaal durch das Anbringen von Disclaimern (sogenannten Denkzetteln) und Regalbeschriftungen erfolgen oder im Bibliothekssystem Alma umgesetzt werden, indem darin eine Triggerwarnung platziert wird. An der UB Wien haben die Studierenden mit diesen Ansätzen experimentiert, um die Kontextualisierung der Bestände auf diese Weise kenntlich zu machen. Derzeit noch als Aushang in der Bibliothek angebracht, wird an einer technischen Lösung mit QR-Codes am Regal gearbeitet. Über eine Verlinkung werden Erklärungstexte auf den Websites der Universitätsbibliothek angesteuert – diese Anwendung befindet sich gerade in der Umsetzungsphase. Ein weiteres Beispiel ist der „Denkzettel“ in deutscher und englischer Sprache, der auf das Empowerment von Nutzenden setzt. Dieser „Denkzettel“ ist als Aufforderung zum kritischen Blick auf die Literatur gedacht und liegt am Infoschalter der Bibliothek bereit. Er kann von Nutzenden in diskriminierende Werke eingelegt werden, um ein Zeichen gegen Rassismus zu setzen und einen Diskurs über Rassismus zu ermöglichen.

Abb.2_fmt.png

Abb.2: Denkzettel der UB Wien, © UB Wien

Um diesen Diskurs zu ermöglichen, bietet die UB Wien Angebote für Nutzende wie „Safer Spaces“12 (z.B. rassismuskritische Lesungen in der Bibliothek) und rassismuskritische Führungen (an einigen Fachbereichsbibliotheken bereits gelebte Praxis) an. Weitere geplante Maßnahmen für Kolleg*innen am Infoschalter umfassen schriftliche Anleitungen, die im internen Wiki der UB Wien zugänglich sind, um das richtige Verhalten bei rassistischen Vorfällen zu erleichtern. Dazu gehört eine Übersicht von Anlaufstellen bei Diskriminierung an der UB Wien, die bei Bedarf hilfreich sein können. Auch für die Erwerbung erarbeitet die AG derzeit Handreichungen, die Informationen zu Verlagen aus dem Globalen Süden, zu BIPOC-Autor*innen (Schwarze, Indigene und People of Color) und rassismuskritischen Perspektiven (z.B. alternative Begriffe bei der Erschließung) enthalten. Des Weiteren plant die AG Workshops für Mitarbeiter*innen, um auf Rassismus und Diskriminierung professionell reagieren zu können. Dazu gehört die Sensibilisierung im Umgang miteinander ebenso wie die Verwendung einer inklusiven Sprache. Ein weiteres deutliches Zeichen für rassismuskritische Bibliotheksarbeit ist die Einführung des „KRIT-Standorts“ in der Lehrbuchsammlung der UB Wien. Das Kürzel KRIT steht für den „rassismusKRITischen-Standort“, der unter der Signatur „KRIT” (populär-)wissenschaftliche Ressourcen zur Verfügung stellt, die sich mit Kolonialismus, Eurozentrismus sowie strukturellem Rassismus auseinandersetzen. Rassismuskritische Literatur wird so quer durch alle Genres von Belletristik über wissenschaftliche Reader bis hin zu Ratgebern niedrigschwellig und an einem Standort angeboten. Das virtuelle Pendant zum physischen KRIT-Standort erfolgt über die Suchmaschine u:search, die einen Zugriff auf Ebooks zum Thema in der UB Wien erlaubt. Auf Initiative der „AG Koloniale Kontexte“ wurde außerdem eine Ausstellung „Debatten um Dekolonisierung und Rassismen“ des Instituts für Afrikawissenschaften der Universität Wien adaptiert und im August 2023 im Foyer der UB Wien gezeigt. Unter dem Titel „Claiming Spaces − Eine Ausstellung als Plattform für rassismuskritische Initiativen und Kunstwerke“ konnten sich Interessierte dem Thema nähern.13

3.3 Der Umgang mit sensiblen Daten

Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang das „Ethnographische Datenarchiv“ (eda), verortet an der Fachbereichsbibliothek Kultur- und Sozialanthropologie, das sich seit 2017 mit der Digitalisierung und Langzeiterfassung historischer wie zeitgenössischer Daten aus ethnographischen Feldforschungen befasst.14 In einer speziell für eda entwickelten Eingabemaske werden sensible Metadaten zu den Beständen wie Tagebücher, Audioaufnahmen, Fotomaterial, Glasdias erfasst. Durch ein genaues Rechtemanagement wird geprüft, inwieweit Datensätze mit sensiblen Inhalten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden können bzw. ob sie gesperrt bleiben sollen. Die Einhaltung der CARE und FAIR Prinzipien15 soll bei der Datenerfassung berücksichtigt werden, indem der Kontakt zu den Source Communities hergestellt wird und die Nutzungsrechte einvernehmlich geklärt werden. Eine besondere Herausforderung stellen die vergebenen Titel auf Fotos bzw. Glasdias dar, die aufgrund rassistischer Begriffe nicht übernommen werden können. Standards für Titelvergabe, Beschreibungen und Disclaimer werden laufend angepasst und weiterentwickelt. Ebenso muss bei den Fotoinhalten sensibel vorgegangen werden, da aus Sicht von eda ohne Kontextualisierung rassistische Inhalte weitertradiert werden. Glasdias oder Fotos ohne jegliche Beschriftung (Incerta) stellen ein Problem bei der Erfassung der Metadaten dar. Durch UB-Mitarbeiter*innen unterschiedlicher Herkunft konnten einige Darstellungen aufgrund der eigenen Herkunftsgeschichte identifiziert werden. Projekte dieser Art fördern die dekoloniale Auseinandersetzung mit den hauseigenen Sammlungen und helfen dabei, die oft problematische Herkunft aus Unrechtskontexten und kolonialen Machtverhältnissen zu kontextualisieren. Transparenz und Kontextualisierung von Sammlungsgeschichten und Sammler*innenbiographien sind somit wichtige Dekolonisierungsstrategien. Als weiteres Ziel ist geplant, ein Statement zu rassismuskritischer Bibliotheksarbeit auf der Website der UB Wien zu erarbeiten. Hierfür orientiert sich die AG an Initiativen, wie etwa in der Bibliothek im Museum MARKK, dessen Arbeit nachfolgend vorgestellt wird.

4. Rassismuskritische Arbeit in der Bibliothek im Museum am Rothenbaum

Das ethnologische Museum in Hamburg wurde 2018 im Rahmen einer Neupositionierung in Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) umbenannt, zuvor trug es den Namen Museum für Völkerkunde Hamburg. Mit der Verabschiedung vom Begriff der Völkerkunde, der eine eurozentristische Be-Forschung von als fremd und exotisch16 konstruierten ‚Anderen‘ beinhaltet, sollte die Vielfalt der Objekte aus Alltags- und Ritualgegenständen, Kunstobjekten etc. neu gewürdigt werden. Unerlässlich dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit den Herkunftsgesellschaften auf Augenhöhe. Im Zuge dieses Dekolonisierungsprozesses im MARKK hat sich auch die Bibliothek auf den Weg gemacht, sich mit ihren kolonialen Kontexten auseinander zu setzen. Die Bibliothek stellt ihre Arbeit in den Bereichen Sammeln, Bewahren, Ordnen, Verfügbarmachen und Vermitteln kontinuierlich auf den Prüfstand, insbesondere unter rassismuskritischen Gesichtspunkten.

4.1 Die Bibliothek als One Person-Library

Die Sammlungsgeschichte sowohl des Museums als auch der Bibliothek geht auf die ethnographische Sammlung der Stadtbibliothek Hamburg von 1849 zurück. Der heutige Bestand der Bibliothek umfasst ca. 100.000 Ressourcen und wird quasi als One-Person-Library (OPL) mit 1,5 Planstellen verwaltet.17 Der Bestandsaufbau findet nur zu etwa 20 % als Kauf statt, die restlichen 80 % der Neuzugänge kommen als Spenden oder im Schriftentausch in den Bestand.

Bei der Bibliothek handelt es sich um eine sehr kleine Bibliothek, die einen nicht unwesentlichen, historisch gewachsenen Bestand verwaltet und deren Mitarbeitende einen Prozess der Dekolonisierung nur neben ihren operativen Tätigkeiten vorantreiben können. Obwohl es im MARKK ein Bewusstsein dafür gab, dass die Bibliothek diverse Bände mit herabwürdigendem, rassistischem und verletzendem Inhalt besitzt, war den Bibliothekar*innen und Wissenschaftler*innen des Museums immer auch klar, dass diese für die Forschung und Wissenschaftsgeschichte unverzichtbar sind. Mit einem zunehmenden gesellschaftskritischen Diskurs über die koloniale Vergangenheit entstand für die Bibliothek nunmehr ein Handlungs- und Erklärungsbedarf. Die Mitarbeiter*innen der Bibliothek haben sich dazu entschieden, die Kenntnis über die Gründe für das Vorhalten rassistischer Bestände nicht länger implizit bei Nutzenden vorauszusetzen, sondern auch explizit zu benennen. Die Notwendigkeit dafür ergab sich insbesondere im Hinblick darauf, dass die Bibliothek im MARKK öffentlich zugänglich ist und somit nicht nur von Forschenden aus musealen oder akademischen Kontexten genutzt wird, sondern jede*r Museumsbesucher*in an die Regale treten und dort z.B. rassentheoretische Kolonialliteratur vorfinden kann. Einen Rahmen für den Dekolonisierungsprozess in der Bibliothek des MARKK lieferte die Bachelorarbeit einer ehemaligen Praktikantin, die für die Bibliothek eine Art Leitfaden erstellte. Darin wurden Problembereiche benannt und mögliche Maßnahmen aufgezeigt.18 Im Folgenden sollen Handlungsfelder, erste Ergebnisse und Herausforderungen vorgestellt werden.

4.2 Stellungnahme zu Beständen aus kolonialen Kontexten

In einem ersten Schritt haben die Mitarbeiter*innen der MARKK-Bibliothek gemeinsam eine Stellungnahme zu Beständen aus kolonialen Kontexten in der Buchsammlung des MARKK verfasst. Die Stellungnahme wurde in deutscher und englischer Sprache sowohl auf der Website als auch im Lesesaal veröffentlicht. Stellungnahmen, Disclaimer und Inhaltswarnungen sind inzwischen als probates Mittel der Positionierung weit verbreitet. Sie sind im fachlichen Diskurs auch immer wieder Thema.19 Zum Zeitpunkt der MARKK-Initiative (2021) standen nur wenige Beispiele zur Verfügung. Somit hat sich das Team in der Bibliothek über Wochen immer wieder zusammengesetzt, um an einem gemeinsam verfassten Text zu arbeiten. Dabei herausgekommen ist der folgende Text:

„Stellungnahme der Bibliothek zu Literaturbeständen aus kolonialen Kontexten

Das Museum am Rothenbaum fördert Wissen über und Wertschätzung für Kulturen und Künste der Welt.

Bitte beachten Sie, dass Teile der Literatursammlung des MARKK in einer Zeit kolonialen Machtgefälles entstanden sind. Darunter sind Werke, die herabwürdigende und diskriminierende Begriffe oder Konzepte sowie rassistische Darstellungen enthalten.

Als wissenschaftliche Forschungsbibliothek mit Archivauftrag bewahren wir diese Literatur in der Sammlung und machen sie Forschenden zugänglich. Ziel dabei ist es, durch die Bereitstellung historischer Quellen u. a. die Aufarbeitung der kolonialen Geschichte und ihrer bis heute andauernden Auswirkungen zu unterstützen.

Um vielfältige Blickrichtungen auf die Vergangenheit und den gegenwärtigen Diskurs abzubilden, ergänzen wir den Bestand der Bibliothek laufend mit aktueller Literatur. Hierzu nehmen wir gerne Ihre Erwerbungsvorschläge entgegen!

Die Bibliothek des Museums am Rothenbaum ist ein Ort des Wissens und des Austausches, an dem jede:r willkommen ist.

Hamburg, 2022“

Abb.3_fmt.png

Abb. 3: Stellungnahme, © MARKK, Hamburg

Die an verschiedenen, für die Nutzenden unübersehbaren Stellen der Bibliothek platzierte Stellungnahme (z.B. im Treppenbereich am Eingang der Bibliothek) erfüllt mehrere Funktionen: Sie dient als Inhaltswarnung und ist zugleich ein antirassistisches Statement. Sie ist eine Erklärung der Sammlung für nicht-bibliotheksaffine Gäste und gleichzeitig eine Einladung zur Partizipation bei der Identifizierung von Sammlungsbereichen, in denen Diversifizierungsbedarf besteht. Die Bibliothek möchte mit der öffentlichen Stellungnahme einen Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs über die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit leisten. Der Prozess der Formulierung der Stellungnahme mit Kolleg*innen aus drei Generationen stellte für das Team eine wichtige Auseinandersetzung dar und wurde von den Beteiligten als eine persönlich bereichernde und sensibilisierende Erfahrung bezeichnet.

4.3 Rassismuskritik in der Praxis

In Bezug auf die Systematiken und die Erschließung wurden in der MARKK-Bibliothek verschiedene Bereiche überarbeitet, darunter die Aufstellungssystematik aus dem Jahr 1912. Diese Systematik folgt einer geographischen Struktur, in der sich Sachgebiete wie z.B. Religion, materielle Kultur, Kunst etc. finden. Die Teilbereiche der Systematik wurden in Einzelfällen in der Vergangenheit angepasst. Im Prozess der Überarbeitung stach in der aktuellen Systematik ins Auge, dass die Klassifizierungen für Ressourcen zu Kulturen der Insel Neuguinea alten kolonialen Ordnungen folgten. Neuguinea war in der Systematik in die Regionen Deutsch-Neuguinea, Britisch-Neuguinea und Niederländisch-Neuguinea unterteilt. Daraufhin wurde diese Systematik überarbeitet. Aufgrund der aufwendigen Arbeit, die eine Neustrukturierung und Umsignierung ganzer Systematikbereiche mit sich brachte, war es erfreulich, dass diese Aufgabe durch eine Praktikantin als Projekt im Rahmen ihres studienbegleitenden Praxissemesters vollständig durchgeführt werden konnte.20

Ein weiteres Betätigungsfeld stellt der hauseigene Schlagwortkatalog dar, der auf die 1980er Jahre zurückgeht und ebenfalls immer wieder in Teilen überarbeitet wurde. Hier wurde nach Bezeichnungen gesucht, welche Merkmale rassistischer Sprache aufweisen, die auch subtil sein können, etwa weil sie beschönigend sind oder ungleich verwendet werden. Diese Bezeichnungen wurden daraufhin mithilfe einer Stapelverarbeitung in der Datenbank ersetzt. Heute befindet sich an jedem Arbeitsplatz in der Bibliothek des MARKK eine Katalogkarte mit „Merkmalen rassistischer Sprache“21, die als Werkzeug dazu dient, das Bewusstsein der Mitarbeiter*innen für problematische Begriffe und Bezeichnungen im Erschließungsvokabular zu schärfen.

Abb.4_fmt.jpeg

Abb. 4: Arbeitsplatz hoch, © MARKK Hamburg

Des Weiteren sind die Mitarbeitenden bemüht, Sammlungsbereiche zu identifizieren, in denen ausschließlich „weiße Perspektiven“ vertreten sind, um diese zu diversifizieren sowie Kontrapunkte zu historischer kolonialer Literatur zu setzen. Die Bestandsentwicklung im MARKK wird durch die Themen des Museums bestimmt, das sich intensiv mit dem Thema Dekolonisierung beschäftigt. Es können dennoch „blinde Flecken“ fortbestehen, sofern diese nicht im Fokus der aktuellen Museumsarbeit stehen oder von Besucher*innen identifiziert werden.

In einem nächsten Schritt wird die Bibliothek im MARKK ihr Erwerbungsprofil auf den Prüfstand stellen. Ziel ist es, neue Erwerbungsrichtlinien zu definieren, welche die Präsenz kolonialer Literatur und rassistischer Perspektiven in der Sammlung nicht weiter verstärken, sondern herausfordern und kontrastieren. Gleichzeitig muss die Bibliothek dem Informationsbedarf der Wissenschaftler*innen gerecht werden und Forschungsliteratur angemessen zur Verfügung stellen. Eine vermeintlich naheliegende Methode der Dekolonisierung wäre das Entfernen von Literatur in einen „Giftschrank“, bzw. die Einführung von Hürden, welche die Zugänglichkeit bestimmter Texte einschränkt, oder zumindest eine Kennzeichnung dieser Bände. Dieser Vorschlag wird von Zeit zu Zeit an die Bibliothek herangetragen. Aus Sicht der Bibliothek stellen sich in diesem Zusammenhang jedoch eine Vielzahl von Fragen: Wie kann problematische Literatur erkannt werden? Wo fängt man an und wo hört man auf? Impliziert die Existenz eines Giftschrankes den Besucher*innen, dass alle frei verfügbaren Bände keine problematischen Inhalte enthalten? Ist es überhaupt die Aufgabe von Bibliothekar*innen, Bücher inhaltlich zu bewerten? Aus Sicht der Bibliothek geht es im Kern darum, Texte, Medien, historische Diskurse zugänglich zu machen und Hürden abzubauen statt sie zu errichten, weshalb am MARKK bislang auf einen „Giftschrank“ verzichtet wurde.22

5. Schlussbemerkung

Der Beitrag hat gezeigt, dass die gesellschaftspolitische Debatte der Dekolonisierung bzw. über das Fortwirken von kolonialen Wissensordnungen auch die Bibliotheken erreicht hat. Die vielfältigen Fragen, die in dieser Debatte diskutiert werden, berühren die Kernbereiche der bibliothekarischen Praxis, die Erschließung von Ressourcen, wie sie etwa in der „AG Thesauri“ im Netzwerk Koloniale Kontexte diskutiert werden, aber vor allem den Bereich der digitalen und analogen Bestandspräsentation. Die beiden Beispiele aus Wien und Hamburg zeigen, wie diesen übergeordneten Fragen mit unterschiedlichen Methoden in der Bibliothekspraxis begegnet werden kann. So wird deutlich, dass eine intensive Beschäftigung mit der Thematik auch durch Kooperationen mit der bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Forschung – in Form von Abschluss- oder Projektarbeiten – möglich wird, denn bislang stehen in Bibliotheken nur geringe Ressourcen zur Verfügung, um sich dem Themenkomplex anzunähern. Das Beispiel des MARKK zeigt, dass auch in einem Haus, in dem Dekolonisierung in alle Arbeitsbereiche wirkt, erst durch eine Bachelorarbeit eine konkrete Arbeitsgrundlage für diesen Prozess in der Bibliothek gesetzt wurde.

Außerdem ist deutlich geworden, dass die Intensität der Beschäftigung nicht nur von vorhandenen Ressourcen, sondern auch von der strategischen Zielsetzung und Priorisierung des Themas in den Einrichtungen abhängt. Alle vorgestellten Beispiele sind als Bottom-up Initiativen zu verstehen, die Handlungsspielräume in der Ausgestaltung des Themas und der Kooperationen besitzen. Bei vielen übergeordneten inhaltlichen Fragen und Maßnahmen sind diese Vorhaben jedoch stets auf die Zustimmung und Unterstützung der Trägereinrichtungen (z.B. Verabschiedung des Statements, Umsetzung von Kontextualisierungen) angewiesen. Was die Kontextualisierung betrifft, hat der Beitrag verdeutlicht, dass es unterschiedliche Möglichkeiten gibt, um Bestände in der Leseaalpräsentation zu kontextualisieren oder auf problematische Bezeichnung in der Erschließung hinzuweisen. Beispielhaft sei hier die MARKK-Bibliothek genannt, die ein Statement formuliert hat, das eine allgemeine Reflexion der Institution zum Ausdruck bringt anstelle einzelne Werke zu kontextualisieren. Die „Denkzettel“-Idee der UB Wien wiederum bezieht die Nutzenden aktiv ein, um die Kuratierung bzw. Kontextualisierung von Inhalten in Einzelfällen umzusetzen.

Abschließend kann festgehalten werden, dass die drei Beispiele ein erster Beleg dafür sind, dass die kritische Beschäftigung mit Sammlungen aus kolonialen Kontexten sowohl in einer theoretischen Auseinandersetzung als auch in der ganz konkreten Praxis erfolgt bzw. mit unterschiedlichen Ansätzen experimentiert wird. Bislang ist über die Wirkung dieser Maßnahmen wenig bekannt. Zudem wäre ein stärkerer Einbezug von Diasporagruppen wünschenswert, um weitere Perspektiven unter diversitätsorientierten Aspekten in die Bibliotheksarbeit einzubeziehen. Es bleibt zu hoffen, dass die Beispiele von anderen Bibliotheken aufgegriffen, ausprobiert oder adaptiert werden, damit dieses wichtige Betätigungsfeld der rassismuskritischen Bibliotheksarbeit um weitere Praxisbeispiele erweitert wird.

Literaturverzeichnis:

1 Gardner, Jessica: Diversifying Collections and Practices, Cambridge 2020, https://www.lib.cam.ac.uk/about-library/diversifying-collections-and-practices, Stand: 13.6.2024.

2 Netzwerk Dekolonialisierung von Bibliotheken im DACH-Raum, https://decolonizethelibrary.miraheze.org/wiki/Hauptseite, Stand: 13.6.2024.

3 Für einen Überblick siehe das Padlet „All about decolonizing: Activities, Workshops, Meetings, Conferences…“, https://padlet.com/diewon/all-about-decolonizing-activities-workshops-meetings-confere-gctzj4nmrrj7m2x9, Stand: 13.6.2024.

4 Netzwerk Koloniale Kontexte, https://www.evifa.de/de/netzwerk-koloniale-kontexte, Stand: 5.3.2024.

5 Imeri, Sabine; Strickert, Moritz; Zenker, Julia: Koloniale Kontexte in der Bibliothek. Vernetzen, Erschließen, Bereitstellen, in: Bibliothek Forschung und Praxis, 2024, https://doi.org/10.1515/bfp-2023-0036.

6 Harbeck, Matthias; Strickert, Moritz: Zeigen/Nichtzeigen, in: Themendossier: Bildethik. Zum Umgang mit Bildern im Internet, 2020, https://zeitgeschichte-digital.de/doks/frontdoor/index/index/docId/1927, Stand: 5.3.2024.

7 Ngā Upoko Tukutuku, https://natlib.govt.nz/librarians/nga-upoko-tukutuku, Stand: 5.3.2024.

8 NIKLA-ANCLA. National Indigenous Knowledge & Language Alliance / Alliance nationale des connaissances et des langues autochtones, https://www.nikla-ancla.com/about-us, Stand: 20.3.2024.

9 First Nations, in: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie, 14. Juni 2024, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=First_Nations&oldid=245904259, Stand: 30.7.2024.

10 Kramreither, Birgit; Athumani-Hango, Birgit: AG Koloniale Kontexte in der Universitätsbibliothek Wien. Decolonize the library!, https://personalwesen.univie.ac.at/organisationskultur-gleichstellung/dezentrale-initiativen/, Stand: 10.6.2024.

11 Dürrhammer, Lucia; Hintner, Daniela Rosa, Nasfie, Jonuzi; Paul, Saskia: Decolonize the Library, Strategien für die UB Wien. Projektbericht im Rahmen der Grundausbildung des Universitätslehrganges Library and Information Studies Jahrgang 2021-2023 an der Universität Wien, Wien 2022, https://phaidra.univie.ac.at/detail/o:1842385; Edinger, Pol; Hilbert, Jasmin: Rassismuskritische Bibliotheksarbeit. Strategien zu Awareness, Sensibilisierung und Empowerment. Projektbericht im Rahmen des Grundlehrgangs des Universitätslehrganges Library and Information Studies 2022–2024 an der Universität Wien, Wien 2024, https://phaidra.univie.ac.at/detail/o:2069412.

12 Unter Safe(r) Spaces werden im Allgemeinen Orte, Plätze und Räume verstanden, in denen marginalisierte Gruppen vor Diskriminierung geschützt werden. Ausführlich siehe: Minkov, Marie: Safe(r) Spaces. Eine Pause von der Welt, in: Zeitgeister. Das Kulturmagazin des Goethe Instituts, München 2021, https://www.goethe.de/prj/zei/de/art/22554555.html, Stand: 10.6.2024.

13 Ausstellung: Claming Spaces. Eine Ausstellung als Plattform für rassismuskritische Initiativen und Kunstwerke, Wien 2023, https://bibliothek.univie.ac.at/events/007318.html, Stand: 10.7.2024.

14 Universität Wien: Ethnographisches Datenarchiv, https://eda.univie.ac.at/archiv/, Stand: 10.7.2024.

15 FAIR-Prinzipien sind Richtlinien, die erreichen sollen, dass Forschungsdaten „Findable, Accessible, Interoperable, and Reusable“ sind. Die CARE-Prinzipien (Collective Benefit, Authority to Control, Responsibility, Ethics) stehen für einen angemessenen Umgang mit Daten, die indigene Gemeinschaften betreffen. S. a.: https://rdm.univie.ac.at/de/forschungsdatenmanagement/fair-und-care-prinzipien/, Stand: 10.6.2024.

16 Eine Bezeichnung mit problematischer Begriffsgeschichte: Der Exotismus ist eine Form des Otherings, welche eine grundlegende Andersartigkeit und Fremdheit von bestimmten Gruppen unterstellt. Diese wird zwar positiv bewertet, jedoch geschieht dies aus einer unhinterfragt eurozentristischen Perspektive, in der ein weißer, westeuropäischer Standpunkt als selbstverständliche Norm konstruiert wird, von dem das „Exotische“ abweicht. Vgl. Deutscher Museumsbund: Leitfaden. Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, Berlin 20213, https://www.museumsbund.de/publikationen/leitfaden-zum-umgang-mit-sammlungsgut-aus-kolonialen-kontexten/, Stand: 5.3.2024., S.42; Hayn, Evelyn; Hornscheidt, Lann: »Exotisch«, in: Nduka-Agwu, Adibeli; Hornscheidt, Lann (Hg.): Rassismus auf gut Deutsch. Ein kritisches Nachschlagewerk zu rassistischen Sprachhandlungen, Frankfurt a.M. 2013 (Transdisziplinäre Genderstudien 1), S. 122–126.

17 Obwohl für die Bibliothek nur 1,5 Planstellen zur Verfügung stehen, teilen sich diese auf in drei halbe feste Stellen. Hinzu kommen zurzeit eine Ehrenamtliche, eine Umschülerin sowie meist ein*e Praktikant*in.

18 Hoffmann, Lisa: Bibliotheksbestände dekolonisieren. Ein Konzept zum Umgang mit rassistischer Literatur in der Bibliothek des Museums am Rothenbaum − Kulturen und Künste der Welt, Bachelorarbeit, Universität Hamburg, Hamburg 2021.

19 Franz, Simone; Voß, Franziska: Erwerbung, Erschließung und Bereitstellung problematischer Inhalte. Zum Umgang mit Rassismus, Kolonialismus und Extremismus in den Fachinformationsdiensten. Bericht über den Online-Workshop veranstaltet von den Fachinformationsdiensten Geschichtswissenschaft, Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa, Sozial- und Kulturanthropologie sowie der UAG Sacherschließung der AG FID, in Kooperation mit der VDB-Fachreferatskommission, in: o-bib 11(1), 2024, S. 1–7, https://doi.org/10.5282/o-bib/6008.

20 Im MARKK wären ohne Praktikant*innen und Umschüler*innen Fortschritte in diesem Bereich nur erheblich langsamer möglich.

21 Solche sind z.B. Negative Konnotation, Ungleiche Verwendung, Eurozentristische Perspektive, Abwertend oder beleidigend; Begriff entstand in der Kolonialzeit oder durch die Kolonisierung geprägt, Generalisierend, Begriff ist dem Tierreich entlehnt, Begriff beruht auf der Rassentheorie, Begriff basiert auf der Theorie des Kulturevolutionismus, Fremdbezeichnung, Beschönigend. Vgl.: AntiDiskriminierungsBüro Köln; Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V. (Hg.): Sprache schafft Wirklichkeit. Glossar und Checkliste zum Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch, Köln 20132, https://www.oegg.de/leitfaden-fuer-einen-rassismuskritischen-sprachgebrauch-2-aktualisierte-auflage/, Stand: 13.4.2024.

22 Vgl. Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände e. V: Ethische Grundsätze von Bibliothek & Information Deutschland (BID), Berlin 2017,https://www.bibliotheksverband.de/sites/default/files/2021-08/Ethische Grundsaetze.pdf, Stand: 14.3.2024.