„Vorwärts nach weit“

Die BiblioCon 2023 mit Kontinuität und neuen Perspektiven

Liebe Leser*innen,

mit der 111. BiblioCon vom 23. bis 26. Mai 2023 firmierte die von den beiden bibliothekarischen Personalverbänden VDB und BIB organisierte zentrale Fortbildungsveranstaltung erstmals nicht mehr unter dem traditionellen Namen „Deutscher Bibliothekartag“. Die langen Diskussionen zur Namensgebung waren zu einem konstruktiven Ende gekommen. „BiblioCon“ hat sich erstaunlich schnell in der bibliothekarischen Alltagskommunikation etabliert und geht den meisten Kolleg*innen mittlerweile genauso flüssig von den Lippen wie früher „Bibliothekartag“. Der neue Name kann auch als Start in eine neue Ära betrachtet werden.

Mit dem Motto „Vorwärts nach weit“ hatten die Bibliotheken des hannoveranischen Ortskomitees gleich eine passende Zielsetzung formuliert: „Auch wir brauchen Ideen und Kreativität, müssen neue Wege gehen und experimentieren, um die gesellschaftlichen und demokratischen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft zu bewältigen.“1 Hannover, wo schon 2020 der dann pandemiebedingt abgesagte Bibliothekartag hätte stattfinden sollen, war aus Sicht des Ortskomitees und seiner Bibliotheken darauf in vielfältiger Weise vorbereitet.

Mit nicht weniger als drei Aufrufen zu Einreichungen wurde eine große Vielfalt von Beiträgen für die Konferenz ermöglicht, denn längst sind nicht mehr allein Vorträge und Diskussionen von Expert*innen bestimmend für das Programm. Neben dem Aufruf zu Beiträgen unterschiedlichen Formats in den sechs Themenkreisen „Den Arbeitsalltag gestalten“, „Qualifikationen in Ausbildung und Beruf“, „Bauen und Lernen, Architektur und Pädagogik“, „Dienstleistungen und Community Building“, „Daten und Publikationen“ sowie „Digitale und analoge Infrastrukturen“ gab es einen zusätzlichen Call für Poster sowie einen „Call for #Freiraum23“, dessen Ziel primär der fachliche Austausch, „interaktive Projektvorstellungen, anregende Gespräche und gute Vernetzung“2 sein sollten. Firmenvorträge rundeten das Angebot ab. Insgesamt ergaben sich aus diesem Spektrum mehr als 400 Beiträge, was auch 2023 zu einer großen Vielfalt an Präsentationen und Diskussionen auf der BiblioCon führte.3

o-bib, seit 2014 mit der Realisierung des digitalen und nachfolgend dann auch gedruckten Tagungsbands betraut, hatte vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus den vorherigen Jahren in seinem eigenen Call4 um schriftlich gefasste Fachbeiträge in den folgenden drei Formaten gebeten:

  1. auf Vorträgen beruhende Fachaufsätze mit wissenschaftlichem Anspruch, die auch die einschlägige Fachliteratur aufgreifen (mit Peer Review)
  2. auf Vorträgen beruhende Praxisberichte (z.B. Darstellung einzelner Projekte oder spezifischer Entwicklungen an einer bestimmten Bibliothek)
  3. Berichte bzw. Zusammenfassungen zu Sessions, Workshops, Podiumsdiskussionen etc.

Die Reaktionen auf diesen Aufruf zeigten, dass insbesondere das neue Angebot von Praxisberichten ganz offensichtlich gut zum Interesse und den Möglichkeiten vieler Kolleg*innen in den Bibliotheken passt, in reflektierter Weise über ihre Erfahrungen nicht nur mündlich bei der Tagung, sondern auch schriftlich in o-bib zu berichten. In diesem Format wurden besonders viele Beiträge gemeldet. Hingegen gab es nur verhaltenes Interesse daran, einen Fachaufsatz mit wissenschaftlichem Anspruch zu formulieren, was sicher auch in der hohen Arbeitsbelastung der Mitarbeitenden in den Bibliotheken begründet ist. Für die Entwicklung des Fachgebiets der Bibliotheks- und Informationswissenschaft ist dies – sollte sich der Trend verstetigen – allerdings eine weniger erfreuliche Tendenz.

In der vorliegenden Ausgabe 4/2023 von o-bib präsentieren wir nun fünf Fachaufsätze, neun Praxis­berichte und acht sonstige Berichte, die im Kontext der BiblioCon entstanden sind. Wenn es sich nicht schon aus dem Titel oder Inhalt ergibt, sind diese in jedem Fall an einer entsprechenden Fußnote zu erkennen. Einige weitere Texte mit Bezug zur Konferenz werden in Heft 1/2024 von o-bib veröffentlicht werden. Diese Beiträge von der BiblioCon können zwar das ungemein breite fachliche Spektrum der Tagung nur eingeschränkt abdecken, geben aber zumindest einen Eindruck von der Vielfalt der Veranstaltungen und Themen.

Daneben bietet das Heft weitere Fach- und sonstige Beiträge, so u.a. zu einem klassischen bibliothekarischen Thema, nämlich der Recherche nach Pseudonymen in Bibliothekskatalogen, einen der regelmäßig in o-bib erscheinenden Berichte der DFG zu aktuellen Entwicklungen und Vorhaben sowie einen Nachruf auf Hans-Peter Geh, den international renommierten ehemaligen Vorsitzenden der IFLA. Und schließlich stellt in der Rubrik „Aus dem VDB“ die Vorsitzende den Tätigkeitsbericht des Vorstands für die Jahre 2022/23 vor.

Wie in den vergangenen Jahren war die große Zahl der Meldungen und dann auch die vielen tatsächlich erfolgten Einreichungen für die ehrenamtlich tätige Redaktion und die Herausgebenden von o-bib einerseits sehr erfreulich und motivierend, zugleich auch eine große Herausforderung. Dank der Unterstützung der Gutachter*innen und dem großen Einsatz unseres Redaktionsteams konnte und kann die umfangreiche Aufgabe erfolgreich bewältigt werden. Besonders freuen wir uns darüber, dass in diesem Jahr erneut einige neue Redakteur*innen sowie eine weitere Expertin für die Chefredaktion gewonnen werden konnten. Umso mehr ist es uns ein Anliegen, allen Beteiligten für ihr Engagement sowie die investierte Zeit und Mühe sehr herzlich zu danken!

Nun hoffen wir, dass die vorliegenden Beiträge auch bei Ihnen, liebe Leser*innen, Interesse finden werden und im besten Fall Ihre Überlegungen zu den vorgestellten Themen anregen bzw. Impulse für Ihre Arbeit geben werden!

Für das o-bib-Team

Achim Oßwald, Heidrun Wiesenmüller und Klaus-Rainer Brintzinger

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/6005

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Grußwort des Ortskomitees, 111. BiblioCon, <https://2023.bibliocon.de/grusswort-des-ortskomitees/>, Stand: 28.11.2023.

2 Call for #Freiraum23, 111. BiblioCon, <https://2023.bibliocon.de/vortragende/call-for-freiraum23/>, Stand: 28.11.2023.

3 Es handelte sich um 334 Beiträge zu Sitzungen, 50 Hands-on Labs, 14 interne und 35 öffentliche Arbeitssitzungen, 12 Podiumsdiskussionen und mehr als 30 weitere Veranstaltungen.

4 o-bib: Call for papers für den Tagungsband zur BiblioCon 2023 in Hannover, VDBlog, 23.04.2023, <https://www.vdb-online.org/2023/04/23/o-bib-call-for-papers-fuer-den-tagungsband-zur-bibliocon-2023-in-hannover/>, Stand: 28.11.2023.