Qualität durch Kooperation: UR Library Services

Einleitung

Das Datenbank-Infosystem (DBIS), die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB) und die Regensburger Verbundklassifikation (RVK) sind seit Jahrzehnten wichtige Services für Bibliotheken und Forschungseinrichtungen und tragende Pfeiler der deutschen und internationalen Informationsinfra­struktur.1 An der Universitätsbibliothek Regensburg verwurzelt, werden sie durch eine vielfältige und internationale Bibliotheks-Community getragen. EZB und DBIS, entstanden aus Drittmittelprojekten, haben im vergangenen Jahr im Kreise ihrer Anwenderschaft ihr 25- bzw. 20-jähriges Jubiläum gefeiert. Die RVK, die im Jahr 2014 50 Jahre alt wurde, hat sich seitdem zu einer der populärsten Klassifikationen im deutschsprachigen Raum entwickelt.

Die drei Services DBIS, EZB und RVK bilden nun die Produktfamilie UR Library Services2. Auf der 111. BiblioCON in Hannover fand zum ersten Mal ein gemeinsames Community-Treffen statt. Die Idee dieser Produktfamilie, ihre konkrete Umsetzung und weiterführende Planungen werden im Folgenden erläutert. Zuerst aber werden die drei Services einzeln vorgestellt.

Datenbank-Infosystem (DBIS)

DBIS3 ist ein Online-Tool zur Verwaltung wissenschaftlicher Datenbanken. Im kooperativ gepflegten Datenpool sind Informationen zu über 14.000 wissenschaftlichen Datenbanken, darunter 6.000 frei zugängliche, enthalten. Über die jeweilige institutionseigene DBIS-Sicht erhalten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie die Studierenden einen strukturierten und nutzungsorientierten Zugriff auf lizenzierte und freie Datenbanken verschiedenster Fachgebiete. Mehr als 350 Einrichtungen haben sich für DBIS entschieden.

DBIS ist 2002 an der Universitätsbibliothek Regensburg entstanden. Seit 2020 entwickelt das DBIS-Team an der Universitätsbibliothek Regensburg, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft4, in breiter Kooperation mit dem (inter)nationalen Bibliothekswesen DBIS eng angelehnt an die neuen Bedarfe weiter. Die drei Säulen des Projekts sind die nutzendenorientierte Weiterentwicklung, die Internationalisierung und der Datenaustausch.

Bei der Anforderungserhebung wurde die DBIS-Community, inklusive neu entstandener Nutzendengruppen wie den Fachinformationsdiensten bzw. dem Kompetenzzentrum für Lizenzierung, die Endnutzenden sowie Interessentinnen und Interessenten im Bereich Datenaustausch involviert.

DBIS hatte für das DFG-Projekt zusätzlich zu den deutschen auch englische Benutzungs- und Administrationsoberflächen geplant. Diese sind nun in der Alpha-Version bereits umgesetzt. Einrichtungen aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland, beispielsweise aus den USA oder aus Schweden, bekundeten bereits ihr Interesse an einer Teilnahme am Datenbank-Infosystem. Aber auch grundsätzlich ist eine englische Oberfläche durch die international geprägte Wissenschaft in deutschsprachigen Ländern Standard und wird schon lange von der Community gewünscht.

Weiter soll DBIS in der wissenschaftlichen Informationsinfrastruktur besser vernetzt werden und Datenlieferdienste sowie Schnittstellen für den Datenaustausch schaffen. Auf diesem Bereich wird nun im Jahr 2024 ein Schwerpunkt für die Erstellung der Beta-Version liegen. DBIS kann sich hier gut an der EZB orientieren, die seit langem Daten beispielsweise mit der ZDB5 austauscht und derzeit auch mit LAS:eR6 und der GOKb7 sowie FOLIO8 im produktiven Austausch steht.

Organisatorisch konnte DBIS an von EZB und RVK bereits etablierte Strukturen anknüpfen: Mit dem bereits erwähnten Doppeljubiläum von EZB und DBIS im Herbst 2022 fand auch für DBIS das erste Anwendertreffen statt, das einmal im Jahr für die DBIS-Community, zusätzlich zur Vorstellung und Diskussion der aktuellen Entwicklungen und Themen, dem persönlichen Austausch dienen soll. Dazu kommt der DBIS-EZB-Beirat, mit dessen Gründung ebenfalls 2022 nun als letztes Produkt auch DBIS auf seinem Weg von einem Beirat begleitet und bei den zukunftsweisenden Weiterentwicklungen strategisch beratend unterstützt wird.

Elektronische Zeitschriftenbibliothek (EZB)

Die EZB9 bietet einen schnellen, strukturierten und einheitlichen Zugang zu wissenschaftlichen Volltextzeitschriften. Die EZB umfasst Informationen zu mehr als 114.000 elektronischen Zeitschriften aller Fachgebiete, darunter über 77.000 frei zugängliche Titel. Zudem werden ca. 136.000 Zeitschriften von Aggregatoren verzeichnet. Die Zeitschriften werden nach Fachgebiet geordnet angeboten. Die Ampelsymbolik visualisiert die Zugänglichkeiten in den teilnehmenden Einrichtungen.

Neben der einrichtungsspezifischen und barrierefreien Benutzungsoberfläche verfügt die EZB über umfangreiche administrative Funktionen. Derzeit nutzen mehr als 660 Bibliotheken und Forschungseinrichtungen die EZB, um unter anderem ihre Zugangs- und Lizenzinformationen zu elektronischen Zeitschriften zu verwalten. Zeitschriftenpakete, die von mehreren Lizenzteilnehmenden genutzt werden, werden zentral gepflegt und über automatisierte Verfahren an alle teilnehmenden EZB-Anwenderbibliotheken übertragen. Die kooperative Zusammenarbeit aller EZB-Anwendereinrichtungen ermöglicht es, zuverlässige Informationen über die Zeitschriften zu liefern und auch die Sammlung von frei zugänglichen Zeitschriften stetig weiter auszubauen. Die gemeinsame Pflege führt zu einer hohen Qualität und Aktualität der EZB-Daten.

Die EZB ist in fast allen Hochschulen und wissenschaftlichen Forschungseinrichtungen in Deutschland im Einsatz. Darüber hinaus gibt es über 100 internationale EZB-Anwendereinrichtungen, darunter auch die Library of Congress. Die EZB-Benutzungs- und Administrationsoberfläche sowie alle weiteren Services werden durchgehend in Deutsch und Englisch angeboten.

Die EZB-Anwenderbibliotheken werden über Mailinglisten zu Neuigkeiten über die EZB informiert und können mit anderen EZB-Anwenderinnen und Anwendern spezielle Fragen diskutieren. Seit der Gründung findet einmal pro Jahr das EZB-Anwendertreffen statt, bei dem sich die Teilnehmenden zu verschiedenen Themen austauschen und sich vernetzen. Darüber hinaus werden jedes Jahr EZB-Anwenderschulungen angeboten.

Die EZB wurde 1997 von der Universitätsbibliothek Regensburg entwickelt, von der sie seither betrieben und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Seit 2004 wird beispielsweise der EZB-Linkingdienst als weiterer Service bereitgestellt. Dabei handelt es sich um einen Linkresolver, der anhand der in der EZB gespeicherten Zugangsinformationen die Verfügbarkeit von Volltexten in elektronischen Zeitschriften in den jeweiligen Einrichtungen prüft und auf die zugänglichen Inhalte verlinkt. Der EZB-Linkingdienst ist in zahlreichen Drittsystemen, z.B. Fachdatenbanken, eingebunden. Darüber hinaus fungiert der EZB-Linkingdienst als eine Komponente von Journals Online & Print, der gemeinsamen Verfügbarkeitsrecherche von ZDB und EZB.

Die EZB ist mit vielen digitalen Services anderer Bibliotheken oder Informationseinrichtungen vernetzt und leistet hier als wichtiger Bestandteil der Infrastruktur für die wissenschaftliche Literatur- und Informationsversorgung weitere spezielle Dienste. So bieten beispielsweise ZDB und EZB einen gemeinsamen Datenlieferdienst an, um Bibliotheken und ihren Nutzenden vollständige und konsistente Informationen zu gedruckten und elektronischen Zeitschriften im lokalen Katalog anzubieten. Die EZB stellt standardisierte Schnittstellen, z.B. für Daten zu Zeitschriftenpaketen, bereit, die in anderen Systemen wie der GOKb, Folio oder Ex Libris Alma nachgenutzt werden. Die EZB wird zudem laufend weiterentwickelt: So sollen beispielsweise zukünftig auch Titellisten aus Drittsystemen, wie der GOKb, und Teilnehmendenlisten, z.B. aus LAS:eR, automatisiert in der EZB nachgenutzt werden können.

Die EZB unterstützt auch den Bereich Open Access (OA) mit Diensten. So wurde im Rahmen des DFG-geförderten Projektes OA-EZB10 der EZB-Linkingdienst um frei verfügbare Zeitschriftenartikel erweitert, die z.B. auf institutionellen Repositorien publiziert wurden. Zudem werden seither OA-Rechte aus Allianz-, National- oder Konsortiallizenzen in der EZB strukturiert erfasst und über die OA-EZB-Schnittstelle11 bereitgestellt, z.B. für DeepGreen. Zudem wird ein Online-Tool angeboten, das aus einer Liste von Publikationen automatisch diejenigen identifiziert, die für eine Zweitver­öffentlichung in Frage kommen. Im DFG-geförderten Projekt openCost12 wird die EZB bis 2025 um spezielle Funktionen zur Anzeige von Informationen zu OA-Publikationskosten sowie zur Übernahme von Publikationskosten in den jeweiligen Einrichtungen erweitert.

Seit 2011 vertritt ein Beirat die Anforderungen der teilnehmenden Einrichtungen und gibt Anregungen zur Optimierung. Der EZB-Beirat ist 2022 in den EZB-DBIS-Beirat übergegangen und berät nun die Universitätsbibliothek Regensburg zur Weiterentwicklung von EZB und DBIS.

Regensburger Verbundklassifikation (RVK)

Die RVK13 ist eine Klassifikation zur systematischen Erschließung und zur Aufstellung von Beständen an wissenschaftlichen Bibliotheken und Institutionen. Die Entwicklung der inzwischen 34 Fachsystematiken der Regensburger Verbundklassifikation nahm in den 1960er Jahren an der Universitätsbibliothek Regensburg ihren Anfang. Nach wie vor wird die RVK von der Universitätsbibliothek Regensburg betreut und ständig weiterentwickelt. Inzwischen zählen zur RVK-Community in Deutschland, Österreich, Italien, Liechtenstein und der Schweiz über 130 Anwenderbibliotheken, die ihren Bestand ganz oder in Teilen nach RVK systematisieren und/oder aufstellen und sie als Instrument zur kooperativen Sacherschließung nutzen. Zusätzlich zur RVK-Community nutzen zahlreiche weitere Bibliotheken die unter CC0-Lizenz zur Verfügung stehende RVK. Der Regensburger Klassifikationsverbund ist somit der größte Klassifikationsverbund im deutschsprachigen Raum14 und wächst noch immer. Im „Netzwerk Umstieg RVK“ tauschen Kolleginnen und Kollegen von Bibliotheken, die auf RVK umgestiegen sind, ihre Erfahrungen aus und beraten Kolleginnen und Kollegen, die einen Umstieg ins Auge fassen.

Im RVK-Portal sind sämtliche Informationen zur RVK integriert. Ein zentraler Service im RVK-Portal ist die Online-Version der RVK. Mit dem DFG-Projekt „Datenbankversion der Regensburger Systematik als klassifikatorische Systematik für die kooperative Sacherschließung (RVK-Online)“ begann im Jahr 1994 die Entwicklung der RVK-Online, die sich heute als modernes Recherche-Tool präsentiert und ständig erweitert wird. In einem Wiki, einem weiteren zentralen Service im RVK-Portal, betreibt die Community kooperativ den inhaltlichen Ausbau der RVK. Eine Diskussionsplattform im Wiki bietet Raum zum Austausch und zur Kommunikation. Gemeinsam wird ebenfalls das Register der RVK vorangebracht: In der 2021 freigeschalteten Oberfläche “Kollektives Register” können die Mitglieder der RVK-Community GND-gerechte Registerbegriffe und Zeitschlagwörter einbringen.

Organisatorisch stützt sich die RVK neben der RVK-Fachkoordination, die an der Universitätsbiblio­thek Regensburg angesiedelt ist, auf die Gremien RVK-Beirat und RVK-Fachgruppen, deren Mitglieder aus der RVK-Community kommen. Die Fachgruppen werden auf Ebene der einzelnen Fachsystematiken tätig. Der Beirat beschäftigt sich mit Fragestellungen, die allen Fachsystematiken übergeordnet sind, z.B. strategische Planungen oder Überlegungen zu Struktur und Aufbau. Das jährliche RVK-Anwendertreffen als Forum für den Austausch ist für viele Anwenderinnen und Anwender aus der Jahresplanung nicht mehr wegzudenken. Über mehrere Informationskanäle (RVK-Portal, Rundmails, Rundbriefe) informiert die RVK-Fachkoordination die Anwenderschaft regelmäßig über alle Entwicklungen.

Ein Meilenstein bedeutete die Ertüchtigung der RVK zu einer Normdatei mit persistentem Identifier im Jahr 2016. Seitdem werden die Hierarchiebeziehungen über Identifier hergestellt, statt wie bis dahin über die Notationen. Die Identifier bleiben erhalten. Sollte sich im Zuge eines Änderungsvorschlags die Benennung einer Notation ändern und das ursprüngliche Konzept ungültig werden, wird ein neuer Identifier vergeben. So können Veränderungen auch später noch nachvollzogen werden.

Großen Wert legt die Fachkoordination auf die Vernetzung der RVK mit der wissenschaftlichen Informationsinfrastruktur. Eine im Jahr 2022 neu programmierte REST-konforme Schnittstelle ermöglicht einen effizienten Datenaustausch mit RVK-Online, den Verbünden, regionalen und überregionalen Bibliothekskatalogen oder dem Cocoda Mapping Tool coli-conc15. Die Registerbegriffe der RVK werden direkt aus der GND importiert. Diese Verknüpfung wird 2023 ausgebaut, um die Arbeit mit der Klassifikation durch weitere Funktionalitäten in RVK-Online noch komfortabler zu machen.

Pro Quartal erfolgt ein Update der RVK-Datenbank. Durch Einbringen neuer Notationen oder Notationsbereiche und durch Aktualisierungen wird die RVK wissenschaftsnah gehalten. Den abnehmenden Systemen wie den Verbünden oder Ex Libris Alma werden vierteljährlich sowohl ein Gesamtabzug als auch die Updatelieferungen in MARC-XML im Portal zur Verfügung gestellt. Weitere Pläne für die Zukunft betreffen u.a. den Austausch mit Folio bzw. VuFind und Übersetzungen: In Zukunft soll die RVK, zumindest in Teilen, in Englisch und Italienisch zur Verfügung stehen.

Vision der Produktfamilie UR Library Services

Die drei Services DBIS, EZB und RVK bilden nun eine gemeinsame Produktfamilie. Entstanden ist diese Idee im Rahmen eines internen Review-Prozesses im Vorfeld des Doppel-Jubiläums von EZB und DBIS. Bei diesem Prozess ging es nicht nur um eine Rückschau, sondern vor allem um eine Erhebung des Entwicklungsstandes, um eine Ziel- und Profilklärung für die nächsten Jahre. Dabei zeigte sich nicht nur, dass sich DBIS und EZB auch nach 20 beziehungsweise 25 Jahren noch großer Beliebtheit erfreuen, sondern auch, dass sie sich immer noch – und vielleicht gerade verstärkt – weiterentwickeln und mit anderen Systemen vernetzen: Die Verantwortlichen sind in intensivem Dialog mit Vertreter*innen von Verbünden, Lokalsystemen, ERM-Systemen und anderen Infrastrukturen, um hier ständig Anpassungen vorzunehmen, die die gegenseitigen Datenflüsse erleichtern. Auch das DFG-Projekt, in dem DBIS derzeit weiterentwickelt wird, zielt ab auf immer stärkere Vernetzung, etwa mit den Fachinformationsdiensten, sowie Internationalisierung. Mit dem DFG-Projekt openCost werden Wege geschaffen, wie die EZB im wichtigen Zukunftsbereich Open Access Informationen zur Verfügung stellen kann und so noch breitere Anwenderkreise finden kann. Und in der breit aufgestellten AG Systemlandschaft,16 einer Initiative der EZB, der Arbeitsgemeinschaft Verbundsysteme (AGV) und der Zeitschriftendatenbank (ZDB), wird derzeit intensiv an einer effizienteren Infrastruktur zur Verwaltung von elektronischen Ressourcen im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus sowie an einer optimalen Integration der Regensburger Services in die bundesweite und internationale Informationsinfrastruktur gearbeitet. Neben der äußeren Vernetzung stand jedoch auch die innere Vernetzung im Fokus. Mit der Einordnung der beiden Services EZB und DBIS in die IT-Abteilung der Universitätsbibliothek Regensburg war auch hier ein wesentlicher Schritt erfolgt, der eine engere Zusammenarbeit und Vernetzung mit den anderen Projekten der Universitätsbibliothek ermöglicht. Die Services selbst standen jedoch immer noch weitgehend monolithisch nebeneinander.

Aus dieser Beobachtung entstand die zentrale Idee, die die nächsten Jahre und Jahrzehnte der Entwicklung dieser Services prägen wird: Die drei großen digitalen Services, die die Universitätsbibliothek Regensburg gemeinsam mit großen Communities aus den anwendenden Bibliotheken betreibt, DBIS, EZB und RVK, sollen zu einer Produktfamilie zusammengeschlossen werden. Als diese Idee aufkam, drängten sich zunächst zwei Fragen auf: Was kann der Kerngedanke einer solchen Produktfamilie sein? Und: Auf welchen Ebenen könnte sich der Zusammenschluss manifestieren und Mehrwert erzeugen? Bei der ersten Frage war schnell klar, dass nur ein Gedanke im Zentrum dieser Produktfamilie stehen kann, der allen drei Services gemein ist: der Community-Gedanke. Allen drei Services ist gemein, dass sie von hunderten von Bibliotheken kollaborativ betrieben werden und nur durch diese große Community leben. Aus diesem Gedanken heraus wurde auch der Name der Produktfamilie entwickelt: Der Name URL Services – You are Library Services. Die Bibliothek seid ihr drückt genau diesen Gedanken aus: EZB, DBIS, RVK – das sind vor allem die Anwenderinnen und Anwender. Gleichzeitig nimmt der Name natürlich auch auf den Betriebsort dieser Services Bezug – UR ist die gängige Abkürzung für die Universität Regensburg.
Bezüglich der zweiten Frage, „Auf welchen Ebenen könnte sich der Zusammenschluss manifestieren und Mehrwert erzeugen?”, konnten wir in den Besprechungen vier Ebenen identifizieren, auf denen dies der Fall sein würde:

  1. Gemeinsame visuelle Identität durch gemeinsames Design
  2. Synergien auf technischer Ebene
  3. Vernetzung der Services untereinander
  4. Angleichung im Verwaltungsbereich

Zunächst sollte die Kreativität und Schaffenskraft der drei Communities durch eine gemeinsame visuelle Identität und eine gemeinsame Kommunikation zusammengeführt werden, um so die Weiterentwicklung der Services noch intensiver anzustoßen. So dachten die Teams der drei Services in internen Workshops über Wireframes,17 Webdesign und visuelle Identität nach. Es entstanden Design-Guidelines, die nun in weiteren Schritten in die jeweiligen Produkte einfließen. Geplant ist zudem, in einem internen Kommunikationsworkshop gemeinsame Richtlinien zu erarbeiten.

Zum zweiten sollen auf technischer Ebene Synergien geschaffen werden, um mehr Raum für kreative Entwicklungen zu erzeugen. Aktuell existieren drei getrennte Benutzer- und Anwendereinrichtungs-Verwaltungen für die Services EZB, DBIS und RVK, die perspektivisch zusammengeführt werden sollen. Dadurch wird eine optimierte Integration ermöglicht, um die Services noch effektiver und benutzerfreundlicher zu gestalten.

Drittens sollten Daten und Services – wo sinnvoll – aufeinander abgestimmt, vereinheitlicht und gegenseitig ausgetauscht werden, um die Services miteinander zu vernetzen und so Mehrwerte zu erzeugen. Beispielsweise wurden bereits die Fachgebiete in der EZB und in der neuen DBIS-Version stärker an die RVK angeglichen. Dies könnte sowohl neue technische Möglichkeiten eröffnen, letztendlich auch die RVK-API und die RVK-Normdatei einzubinden, als auch fachliche Zuständigkeiten zu definieren und somit bei Diskussionen über Fachgebietsbenennungen und deren Übersetzung an die Fachgruppen der RVK zu verweisen.

Und schließlich sollen auch im Verwaltungsbereich Regelungen vereinheitlicht werden, etwa was die Geschäftsmodelle und die entsprechenden Verträge angeht. Die Geschäftsmodelle von EZB und RVK sind bereits ähnlich. Es stellt sich die Frage, ob das Geschäftsmodell von DBIS angeglichen werden sollte, sodass nach dem DFG-Projekt durch Anwenderbeiträge neben dem Dauerbetrieb eine stetige Weiterentwicklung garantiert wäre. Diese Frage hat die Universitätsbibliothek Regensburg zur strategischen Beratung an den EZB-DBIS-Beirat weitergeben.

Erarbeitet wurde die neue Strategie in einer internen großen Gruppe mit vielerlei Input aus den verschiedensten Fachrichtungen. Bei ihrer Vorstellung im EZB-Beirat und dem RVK-Beirat wurde sie sehr positiv aufgenommen. In der Folge konnte als erster Schritt ein neuer, gemeinsamer Beirat von DBIS und EZB gegründet werden. Ziel dieser längerfristigen Strategie ist neben der Nutzung von Synergieeffekten und gegenseitiger kreativer Anregung vor allem die bessere Verbreitung und Sichtbarmachung (z.B. durch gemeinsame Veranstaltungen bei Konferenzen wie der 111. BiblioCON), Nutzung und Vernetzung der drei Services.

Die neu geschaffene Logofamilie (Abbildung) soll genau diese beschriebenen Eigenschaften zeigen: Die verbundenen Kreise drücken die enge Vernetzung und die gemeinsame Identität der unterschiedlichen Services aus, ohne ihre Eigenständigkeit zu negieren. Das Bild der Verkettung soll deutlich machen, dass es sich hier um eine dynamische Entwicklung handelt, die auch beinhaltet, dass die Familie um weitere Produkte und Kreise erweiterbar ist. Und schließlich nehmen die farbigen Kreisstrukturen die EZB-Ampel ebenso wieder auf, wie die Kugel als Markenzeichen der Universität Regensburg (sowohl real auf dem Campus als auch im Logo der Universität). Auch diese Logofamilie wurde in einem internen Gruppenprozess entwickelt, in dem viele Kolleginnen und Kollegen sich einbringen konnten, und dann den Beiräten vorgestellt.

Alle Maßnahmen und Entwicklungen der kommenden Jahre werden sich in diese Strategie einfügen und so hoffentlich zu einer weiteren Optimierung der nationalen und internationalen Informationsinfrastrukturen beitragen.

Das UR Library Community-Treffen auf der 111. BiblioCON

Auf der 111. BiblioCON im Mai 2023 in Hannover stellte sich die Produktfamilie zum ersten Mal gemeinsam in einem UR Library Community-Treffen der Bibliothekswelt vor. Die Anwenderschaft, Datenaustausch-Partner sowie an den UR Library Services interessierte Kolleginnen und Kollegen von Einrichtungen, die (noch) keine Anwenderinnen und Anwender sind oder mit der Produktfamilie Daten austauschen, waren zu dieser öffentlichen Arbeitssitzung eingeladen. Nach der Vorstellung der Idee der Produktfamilie gaben die drei fachlichen Leiterinnen Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der drei Produkte. Danach fand an je einem Tisch pro Produkt ein persönlicher Austausch statt, bei dem Fragen beantwortet sowie Impulse aus der Community besprochen wurden.

Brigitte Doß, Universitätsbibliothek Regensburg, https://orcid.org/0000-0002-9113-9424
Ines Häusler, Universitätsbibliothek Regensburg
André Schüller-Zwierlein, Universitätsbibliothek Regensburg,
https://orcid.org/0000-0001-7550-6530
Silke Weisheit, Universitätsbibliothek Regensburg,
https://orcid.org/0000-0002-2609-4274

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5955

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Dieser Beitrag berichtet über die Öffentliche Arbeitssitzung „UR Library Community-Treffen: DBIS, EZB und RVK“ am 25.05.2023 anlässlich der 111. BiblioCON in Hannover.

2 UR Library Services, <www.ur-library.de>, Stand: 04.07.2023.

3 Datenbank-Infosystem DBIS, <https://dbis.ur.de>, Stand: 04.07.2023.

4 DFG-Projektnummer 440516279, vgl. geförderte Projekte der DFG (GEPRIS), Detailseite für Projekt „Ausbau,
Konsolidierung und Optimierung des überregional genutzten Datenbank-Infosystems DBIS“, <https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/440516279>, Stand: 04.07.2023.

5 Zeitschriftendatenbank, <https://zdb-katalog.de>, eine der weltweit größten Datenbanken für den Nachweis von Zeitschriften, Zeitungen, Schriftenreihen und anderen periodisch erscheinenden Veröffentlichungen, Stand: 11.09.2023.

6 LAS:eR, <https://laser.hbz-nrw.de/>, ein System zur Verwaltung elektronischer Ressourcen, Stand: 11.09.2023.

7 Global Open Knowledgebase <https://gokb.org/de>, eine kooperativ betriebene, offene Plattform, die Metadaten über elektronische Ressourcen bereitstellt, Stand: 11.09.2023.

8 FOLIO, <https://www.folio-bib.org/>, ein Open Source Bibliotheksmanagementsystem, Stand: 11.09.2023.

9 Elektronische Zeitschriftenbibliothek, <https://ezb.ur.de>, Stand: 04.07.2023.

10 DFG-Projektnummer 266182992, vgl. geförderte Projekte der DFG (GEPRIS), Detailseite für Projekt „OA-EZB: Open-
Access-Services der Elektronischen Zeitschriftenbibliothek “, <https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/266182992>, Stand: 04.07.2023.

11 OA-EZB-Schnittstelle, <https://ezb.ur.de/services/oa-ezb>, Stand: 04.07.2023.

12 DFG-Projektnummer 457354095, geförderte Projekte der DFG (GEPRIS), Detailseite für Projekt „openCost: automatisierte, standardisierte Lieferung und offene Bereitstellung von Publikationskosten und Verlagsvereinbarungen“, <https://gepris.dfg.de/gepris/projekt/457354095>, Stand 04.07.2023.

13 Regensburger Verbundklassifikation, <https://rvk.ur.de>, Stand: 04.07.2023.

14 Stand 2023

15 Cocoda, <https://coli-conc.gbv.de/cocoda/>, Infrastruktur zur Erstellung und Verwaltung von Mappings und Konkordanzen bibliothekarischer Wissensorganisationssysteme, Stand: 12.09.2023.

16 AG Systemlandschaft, <https://ag-systemlandschaft.de/>, Stand: 04.07.2023.

17 Ein Wireframe ist eine visuelle Skizze, die hilft, das Endprodukt einer Website zu visualisieren.