Bericht aus der 83. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme am 17. November 2022

Aufgrund der Corona-Pandemie fand auch diese Sitzung als Videokonferenz statt, die Tagesordnung wurde entsprechend angepasst. Der folgende Bericht hat den Stand November 2022.

Alma

OBV

Im OBV ist der Umstellungsprozess nach Alma abgeschlossen. Es gibt immer wieder Interessenbekundungen verschiedener Einrichtungen, die zu einer Verbundteilnahme führen. So konnte z.B. das Migrationsprojekt der Fachhochschule Vorarlberg (FHV) im Oktober 2022 erfolgreich beendet werden. Der OBV und SLSP sind in engem Austausch zu Alma, da der Betrieb des Produkts „swisscovery“ unter Verwendung von Alma und Primo läuft.

SLSP

Bei der SLSP verläuft der Betrieb von swisscovery (Alma und Primo) stabil. Als ein mit dem deutschen und österreichischen nationalen Fernleihserver vergleichbarer Service wurde im Berichtszeitraum Rapido von Ex Libris zur Unterstützung des landesweiten Services „SLSP Courier“ live geschaltet. SLSP war Entwicklungspartnerin für das geplante, aber inzwischen nicht mehr weiter verfolgte Produkt MetaDoor von Ex Libris, in dem Datensätze aus der weltweiten Bibliothekscommunity zur Datenanreicherung und zum Copy Cataloguing in einen globalen Index auf einer offenen Plattform zusammengeführt hätten werden sollen.

hbz

Im hbz ist die zweite Welle des Projektes „GO:AL” (Go to Alma) erfolgreich auf Alma umgestiegen. Das hbz ist zuversichtlich, mit der Implementierung einer weiteren Welle, die im August 2022 startete, das gesamte Projekt abschließen zu können.

Culturegraph und ORCID

Der Zugang zu den Culturegraph-Daten1 wurde aktualisiert und wird jetzt tagesaktuell gehalten. Kleinere Fehler in der Oberfläche wurden korrigiert. Auch dieses Jahr werden zahlreiche Personenverknüpfungen (voraussichtlich ca. 300.000) aus den Culturegraph-Clustern in DNB-Datensätze übernommen. Eine tagesaktuelle Anreicherung wird zurzeit konfiguriert und soll noch dieses Jahr produktiv gehen. Auch aus den Verbünden können dann regelmäßig Verknüpfungslisten für ihre Datensätze zur Verfügung gestellt werden.

Die Erzeugung von Vorschlägen für Personennormdatensätze unter Zuhilfenahme von ORCiDs wurde auch auf die von Abliefernden gelieferten Angaben ausgeweitet (davor wurden ausschließlich von Verfasser*innen selbst geclaimte ORCiDs berücksichtigt). Mittlerweile gibt es ca. 25.000 Vorschlagssätze, die über ein Ranking nach Anzahl von Vorkommen in Titeln bzw. nach Bedarf abgearbeitet werden.

Für eine Session auf dem Leipziger Bibliothekskongress 2022 wurden explorativ verschiedene Verfahren zur Personendisambiguierung untersucht, z.B. die Auswertung von Personenkombinationen und die Anwendung von Natural Language Processing auf Metadatenelemente wie Titel oder Abstract zur Clusterung. Die vielversprechenderen Ansätze sollen zukünftig zur Anwendungsreife gebracht werden.

DeepGreen

DeepGreen2 hat eine technische Funktionserweiterung erfahren und ist nun in der Lage, zwischen goldenen und grünen Inhalten innerhalb einer Zeitschrift zu unterscheiden. Bisher war lediglich eine Unterscheidung auf Zeitschriftenebene möglich.

Seit April zählen sechs weitere Einrichtungen zu den Nutzenden von DeepGreen. Damit besteht der DeepGreen-Nutzendenkreis nun aus 72 institutionellen Repositorien und fünf Fachrepositorien. Einmal im Quartal haben die DeepGreen-Anwender*innen die Möglichkeit, sich untereinander in einer DeepGreen-Sprechstunde auszutauschen und sich über neue Entwicklungen zu informieren. Zurzeit finden Gespräche zu DeepGreen mit Institutionen im europäischen Ausland (u.a. in der Schweiz) statt.

Deutsche Digitale Bibliothek

An der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) sind für das Gemeinschaftsprojekt „Deutsche Digitale Bibliothek” (DDB) die Geschäftsbereiche Technik, Entwicklung und Service der gemeinsam mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) wahrgenommenen Geschäftsführung angesiedelt.

Die Anzahl der Datenpartner stieg bis Ende September 2022 auf 619 an, der Gesamtbestand der Objektnachweise belief sich auf rund 42 Mio. DDB-Objekte und erhöhte sich damit um 2,8 Mio. seit dem letzten Bericht. Zwischen März und September 2022 verzeichnete das DDB-Portal im Durchschnitt 12.900 eindeutige Besucher*innen pro Tag. Das Archivportal-D wurde durchschnittlich von rund 2.500 Nutzenden pro Tag besucht. Für den Rückgang der Besucher*innen dürften primär die generell schwächeren Sommermonate verantwortlich sein.

Im März 2022 wurde das Frontend-Release 7.3 veröffentlicht, mit dem neben Bugfixes und technischen Anpassungen zur Verbesserung der Ladezeiten einige neue Features veröffentlicht wurden. Hierzu gehört u.a. die Möglichkeit zur Einbindung von Vimeo-Videos in die Objektseiten der Deutschen Digitalen Bibliothek.

Digitaler Assistent (DA-3)

Der Digitale Assistent (DA-3) läuft seit dem 1. Januar 2022 im Routinebetrieb für die Bibliotheken im SWB, GBV und OBV. In der DNB ist der Digitale Assistent seit April 2022 im Routinebetrieb. Die Zahl der Bibliotheken, die den DA-3 in der Sacherschließung einsetzen, nimmt kontinuierlich zu.

In einem nächsten Entwicklungsschritt sollen Konkordanzen aus dem Coli-conc-Projekt integriert werden. Damit können auch Vorschläge für die Erschließung aus Systemen gemacht werden, die bisher nicht bereits an Titeln vorhanden waren. Coli-conc ist ein Projekt zur Entwicklung einer Infrastruktur für den Austausch, die Erstellung und Wartung von Konkordanzen zwischen bibliothekarischen Wissensorganisationssystemen.

EMa

Die Ergebnisse des Ende März 2022 abgeschlossenen Projektes „EMa – Erschließungsmaschine“ der DNB sind mittlerweile in den Routinebetrieb und in das DNB-Produkt „Automatische Erschließung“ übergegangen.3 Die servicebasierte Systemarchitektur der EMa ist in die DNB-Infrastruktur integriert.

GND-Dienste

Die Entwicklungsarbeiten für den GND-Explorer wurden fortgesetzt. Am 30. Mai 2022 wurde eine erste Betaversion veröffentlicht.4 Diese bietet bereits eine vollumfängliche Suche in der GND, die durch diverse Filtermöglichkeiten unterstützt wird. Relationen- und Hierarchievisualisierung lassen das GND-Netzwerk sichtbar werden.

Ende November 2022 wird voraussichtlich eine zweite Betaversion veröffentlicht, die unter anderem eine Kartenvisualisierung sowie erweiterte Filtermöglichkeiten bietet. Das Faktenblatt wird um Suchlinks ergänzt sein. Zudem wird der GND-Explorer in einer ukrainischen Sprachversion angeboten.

GND-mul

Das Projekt GND-mul wird zum Ende des Jahres 2022 erfolgreich abgeschlossen. Im Laufe des vierten Quartals 2022 werden ca. 60.000 GND-Datensätze mit insgesamt rund 90.000 Mappings zu externen Thesauri angereichert. Diese Mappings können in Zukunft u.a. für die multilinguale Recherche sowie für die automatische Erschließung und Fremddatenübernahmen genutzt werden. Außerdem wird derzeit ein Workflow zur regelmäßigen Aktualisierung der verschiedenen GND-Mappings erarbeitet.

GND4C

Die Projektpartner befinden sich – je nach Stand des Mittelabrufs – anfangs, mitten oder gar schon auf der Zielgeraden der zweiten Projektphase (Laufzeit am BSZ: 02/2021–07/2023). In dieser zweiten Projektphase liegt der Fokus auf der Verstetigung und Erweiterung der Organisation und Gremienstrukturen sowie der Implementierung der entwickelten Konzepte und Werkzeuge für den produktiven Einsatz. Die asynchronen Laufzeiten stellen eine große Herausforderung im Gesamtprojekt dar, was auch Mitte Oktober 2022 beim Bergfest des Projektes an der DNB angesprochen wurde.

Die gemeinsam mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg (LABW) betriebene GND-Agentur LEO-BW-Regional ist nach gut zwei Jahren im Arbeitsalltag angekommen. In den letzten Wochen und Monaten standen laufende Redaktionsarbeiten in der GND, die Beratung von an der GND bzw. dem Agenturmodell interessierten Einrichtungen, Schulungen/Workshops und die Community-Arbeit im Fokus.

Am 5. Oktober 2022 fand an der DNB das GND-Forum für die Archivsparte, das gemeinsam von der Interessengruppe Archiv – Staatliche Archive (KLA), der GND-Agentur LEO-BW-Regional und der AfS/DNB organisiert wurde, statt. Rund 100 Teilnehmer*innen folgten den beiden Einführungsvorträgen zu den vielfältigen Beteiligungswegen an der GND sowie den vier Werkstatt- und Erfahrungsberichten aus verschiedenen Archiven. Die Nachlese in Form eines Blogposts und die ausführliche Dokumentation finden sich bereits online.5

GOKb

Die Global Open Knowledgebase (GOKb) wird in Zusammenarbeit von hbz, VZG und der ZDB betrieben und weiterentwickelt. Die GOKb wird überregional von Bibliotheken für die kooperative Verwaltung von Metadaten zu Lizenzpaketen für E-Ressourcen genutzt. Die dort verzeichneten Daten sind für den maschinellen Austausch optimiert und frei zugänglich verfügbar, was eine Nachnutzung in ERM-Systemen unterstützt.

Anfang August 2022 erschien mit Release 1.3 eine neue Version der GOKb mit zahlreichen Verbesserungen. Insbesondere wurden durch die Integration des Importprozesses in das System selbst die Geschwindigkeit sowie Rückmeldungen verbessert. Neue Oberflächenelemente tragen zur Übersichtlichkeit bei. Auf dem 8. Bibliothekskongress in Leipzig fanden zwei gut besuchte Veranstaltungen zur GOKB statt und in Hamburg war die GOKb auf der internationalen WOLFcon 2022 mit Vorträgen und Workshops präsent.

OLE/FOLIO

Das Bibliotheksmanagementsystem FOLIO (The Future of Libraries is Open) ist eine cloudfähige Opensource-Softwarebasis für ein Bibliotheksmanagementsystem, das einfach über Zusatzservices erweitert werden kann. Mitglieder im deutschsprachigen Raum sind die Bibliotheksverbünde GBV, hbz, hebis, BVB und BSZ. Pilotbibliotheken sind die ZBW Kiel/Hamburg und die SuUB Bremen. Die SuUB plant eine Vollimplementierung in 2023.

Auf dem 8. Bibliothekskongress in Leipzig im Mai/Juni 2022 führten hbz und GBV gemeinsam das Hands-on Lab „FOLIO in der Praxis – Hands-on Lab und Erfahrungsaustausch“ durch. Im ausgebuchten Workshop lag der Fokus auf den Bereichen ERM und Ausleihe/Benutzungsverwaltung. Im August 2022 wurde auf der Verbundkonferenz eine Roadmap für den Umstieg von LBS nach FOLIO vorgestellt. In ca. zehn Jahren sollen alle LBS-Systeme abgelöst sein. Das hebis Discovery System (HDS) soll als Rechercheoberfläche für die zukünftigen FOLIO-Installationen genutzt werden. Die UAG „HDS-Anbindung“ der AG Koordinierung bereitet diesen Schritt vor und hat einen entsprechenden Bericht verfasst.

Im BSZ wurde das Projekt bwFOLIO zum 1. Juli 2022 für zwei Jahre (mit der Aussicht auf Verlängerung) bewilligt. Ziel des Pilotprojekts ist die Evaluation des Open-Source-Systems FOLIO aus infrastruktureller Perspektive, um Potenziale sowie Aufwände einer Einführung von FOLIO im SWB zu prüfen. Das BSZ ist in die internationale FOLIO-Community als Supporting Member eingetreten und im Core-Team mit einer Entwicklerin vertreten.

Im Abschlussbericht der BVB Task Force FOLIO wurde der mögliche Einsatz von FOLIO als künftiges NGLS (Next Generation Library System) für die BVB-Bibliotheken untersucht. Im Ergebnis ist der Einsatz nach Erfüllung verschiedener Randbedingen denkbar. Es soll unmittelbar mit den Vorbereitungen für den Einsatz von FOLIO als NGLS im BVB begonnen werden. Der Beschluss sieht vor, einen Echtbetrieb von FOLIO für zunächst vier Pilotbibliotheken in einer ersten Phase für 2024 vorzubereiten. Zur Koordination der Zusammenarbeit der deutschen FOLIO-Partner wurden regelmäßige monatliche Arbeitstreffen verabredet.

Standardisierungsarbeit im deutschsprachigen Raum

RDA und das 3R-Projekt

Das von der DNB geleitete kooperative Projekt „3R für DACH-Bibliotheken“, das zum Ziel hat, ein Erschließungshandbuch für Bibliotheken des DACH-Raums unter Berücksichtigung der veränderten RDA-Regelungen zur erarbeiten, wird zum Ende des Jahres fristgerecht beendet werden. In einem ersten Release wird das DACH-Erschließungshandbuch veröffentlicht werden. Dazu gehören fast alle Elementbeschreibungen für publizierte Ressourcen und erste Regelungen für Alte Drucke. Auch ein Schulungskonzept wurde erarbeitet, in dem der Aufbau und die Benutzung des Erschließungshandbuchs vermittelt und ein Überblick über die Regelwerksänderungen gegeben wird.

Die nächste Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme findet am 12./13. April 2023 auf Einladung der SLSP in Zürich statt.

Edith Röschlau, Deutsche Nationalbibliothek

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5927

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Culturegraph, <https://hub.culturegraph.org/search>, Stand: 18.03.2023.

2 DeepGreen, <https://info.oa-deepgreen.de/>, Stand: 18.03.2023.

3 Busse, Frank; Grote, Claudia; Jacobs, Jan-Helge u.a.: Erschließungsmaschine gestartet, DNB Blog, 04.05.2022, <https://blog.dnb.de/erschliessungsmaschine-gestartet>, Stand: 18.03.2023.

4 GND-Explorer, Betaversion, <https://explore.gnd.network/>, Stand: 18.03.2023.

5 GND-Forum Archiv, 5. Oktober 2022 (Dokumentation), DNB-Wiki, <https://wiki.dnb.de/x/4655Dw>, Stand: 18.03.2023.