Diamond & Fair

Positionspapier der TU9-Bibliotheken zu Open-Access-Büchern

Vorbemerkung

In den TU9, der Allianz führender Technischer Universitäten in Deutschland, wurden in den vergangenen Jahren diverse Angebote für Diamond Open Access etabliert. Um insbesondere die „diamantene“, wissenschaftsgeleitete Publikation von Open-Access-Büchern voranzubringen, haben die TU9-Bibliotheken auf Basis einer detaillierten Standortanalyse fünf Empfehlungen formuliert. Diese stärken das Diamond-Open-Access-Ökosystem und befinden sich im Einklang u.a. mit dem „Action Plan for Diamond Open Access“1 sowie den „Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access“ des Wissenschaftsrates2. Die TU9-Bibliotheken regen die wissenschaftlichen Bibliotheken und Infrastruktureinrichtungen an, die Empfehlungen für die eigene Einrichtung zu prüfen und umzusetzen.

Diamond & Fair: Positionspapier der TU9-Bibliotheken zu Open-Access-Büchern

Die TU9-Bibliotheken setzen sich aktiv für den Ausbau öffentlich getragener und von der Wissenschaft verantworteter Publikationsinfrastrukturen für Open-Access-Bücher ein. Sie betrachten „fairen“3 beziehungsweise Diamond Open Access4 als wichtigen Weg, die Vielfalt im wissenschaftlichen Publikationswesen zu bewahren und mehr Verantwortung für die Open-Access-Transformation in die eigene Hand zu nehmen.

Das wissenschaftliche Publikationssystem ist im Buchbereich traditionell vielfältiger als im Bereich der Fachzeitschriften. Der Trend hin zu Geschäftsmodellen mit pauschalen Publikationsgebühren (Book Processing Charges, BPC) gefährdet jedoch die Bibliodiversität, also die Vielfalt der Buchkultur, und steht einer nachhaltigen Finanzierung entgegen.

Die TU9-Bibliotheken fördern deshalb wissenschaftsgeleitetes Publizieren von Open-Access-Büchern zum Beispiel durch eigene Verlags-, Hosting-, Finanzierungs- und Beratungsangebote. Auf der Basis einer Umfrage wurden diese Angebote analysiert und fünf Empfehlungen zum lokalen und kooperativen Ausbau der Services formuliert.

Fünf Empfehlungen

  1. Strategie und Policy: Open-Access-Policies, Leitlinien, Bibliotheksstrategien und Promotions-ordnungen adressieren fast ausschließlich Open Access für Zeitschriftenartikel. Sie sollten im Hinblick auf Bibliodiversität und die Bedeutung des wissenschaftsgetragenen Open Access geprüft und überarbeitet werden. Eigene Publikationsservices, Publikationsinfrastrukturen und Publikationsfonds sind entsprechend neu auszurichten, dabei sind Monografien, Sammelbände und gegebenenfalls weitere Veröffentlichungsarten einzubeziehen.
  2. Finanzierung: Open-Access-Publikationsfonds sollten Mittel für die Unterstützung von Diamond-Open-Access-Publishern fest einplanen und schrittweise erhöhen. Grundsätzlich sollte in jedem Informationsbudget ein wachsender Mindestanteil für entsprechende Angebote und Initiativen eingesetzt werden. Differenzierte Herstellungskosten für Bücher in wissenschaftseigenen Open-Access-Publikationsinfrastrukturen sollten über lokale Publikationsfonds förderfähig sein. Hingegen sollten pauschale BPC für Verlagspublikationen nur in begründeten Fällen gefördert werden.
  3. Beratung: Grundlegende Beratung und Unterstützung rund um das Publizieren von Open-Access-Büchern sollte an allen Bibliotheken angeboten und ausgebaut werden. Die Einrichtungen sollten inhaltliches Know-how und Best Practices teilen und gemeinsam weiterentwickeln.
  4. Repositorien: Insbesondere für Dissertationen werden institutionelle Repositorien bereits als etablierte Publikationsorte genutzt. Sie sollten daher auch systematisch als hochwertige Publikationsinfrastrukturen für Open-Access-Bücher verstanden und nach neuesten Standards ausgebaut werden. Bei Dissertationen sollte die Erstveröffentlichung in der Regel über das Repositorium erfolgen.
  5. Kooperative Infrastrukturen: Bibliotheken und weitere Infrastruktureinrichtungen sollten prüfen, ob eigene E-Publishing-Plattformen für Open-Access-Bücher gehostet werden können oder ob alternativ Dienste kooperativ mit Partnern und verteilten Kompetenzen angeboten werden können.

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5926

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Ancion, Zoé; Borrell-Damián, Lidia; Mounier, Pierre u.a.: Action Plan for Diamond Open Access. March 2022, <https://doi.org/10.5281/zenodo.6282402>.

2 Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Transformation des wissenschaftlichen Publizierens zu Open Access. Januar 2022, <https://doi.org/10.57674/fyrc-vb61>.

3 The Fair Open Access Principles, <https://www.fairopenaccess.org/the-fair-open-access-principles/>, Stand: 16.03.2023.

4 Unter Diamond Open Access werden in diesem Papier wissenschaftsgeleitete Not-For-Profit-Verlage und Publikationsinfrastrukturen für Open-Access-Erstveröffentlichungen verstanden, die ohne lese- und publikationsbezogene Kosten arbeiten. Vgl. zur Begriffsbildung auch Dellmann, S.; van Edig, X.; Rücknagel, J. u.a.: Facetten eines Missverständnisses. Ein Debattenbeitrag zum Begriff „Diamond Open Access“, in: o-bib 9 (3), 2022, S. 1–12. Online: <https://doi.org/10.5282/o-bib/5849>.