„Starb den schönen Tod in seinem Berufe“

Ein neu entdecktes zeitgenössisches Dokument zu Friedrich Adolf Eberts Sturz von der Bücherleiter

Hermann Rösch, Bonn
Frieder Sondermann, Sendai

Zusammenfassung

Ein ungedruckter, gleichwohl als Digitalisat seit einiger Zeit zugänglicher Brief Carl August Böttigers an den Gothaer Bibliotheksleiter Friedrich Jacobs vom November 1834 enthält bislang unbekannte Aussagen zum Wirken des Dresdener Bibliothekars Friedrich Adolf Ebert und dessen denkwürdigen Todesumständen. Ebert, der bis heute als Mitbegründer der Bibliothekswissenschaft sowie als Förderer der bibliothekarischen Professionalisierung gewürdigt wird, erscheint in dieser Darstellung in wenig schmeichelhaftem Licht. In diesem Beitrag werden zunächst Ebert und sein Tod behandelt. Es folgt ein kurzes Porträt Carl August Böttigers und seines Verhältnisses zu Ebert. Anschließend werden einschlägige Aussagen zu Ebert aus dem Briefwechsel zwischen Böttiger und Jacobs resümiert, ehe die Ebert betreffenden Passagen aus dem hier im Mittelpunkt stehenden Brief wiedergegeben und eingeordnet werden.

Summary

An unprinted letter from Carl August Böttiger to the Gotha library director Friedrich Jacobs from November 1834, which has nevertheless been accessible for some time as a digital copy, contains previously unknown statements on the work of the Dresden librarian Friedrich Adolf Ebert and the memorable circumstances of his death. Ebert, who is still honoured today as a co-founder of library science and as a promoter of library professionalisation, appears in this account in an unflattering light. This article first discusses Ebert and his death. This is followed by a brief portrait of Carl August Böttiger and his relationship to Ebert. Furthermore a summary gives the relevant statements on Ebert from the correspondence between Böttiger and Jacobs, before the passages concerning Ebert from the letter in focus here are reproduced and classified.

Zitierfähiger Link: (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5908

Autorenidentifikation: Rösch, Hermann: ORCID: https://orcid.org/0000-0002-6689-5367; GND: 132677687
Sondermann, Frieder: GND: 1211518523

Schlagwörter: Arbeitsunfall; Bibliotheksgeschichte; Böttiger, Carl August; Bücherleiter; Ebert, Friedrich Adolph; Jacobs, Friedrich; Königliche öffentliche Bibliothek zu Dresden

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1. Friedrich Adolf Ebert

Friedrich Adolf Ebert (1791-1834) gilt als große Ausnahmeerscheinung des deutschen Bibliothekswesens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In der vier Jahre nach seinem Tode in der „Allgemeinen Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste“ (Ersch-Gruber) erschienenen biographischen Würdigung wird Ebert als „Teutschlands erster Bibliograph und Bibliothekar“1 bezeichnet. Seine Verdienste und seine innovativen Impulse wurden auch später in der Bibliotheksgeschichtsschreibung gebührend gewürdigt.2 Kaum eine Darstellung allerdings verzichtet auf den Hinweis, dass Ebert zu den wenigen Bibliothekaren3 gehört, die ihr Leben aufgrund eines Arbeitsunfalles verloren haben.4 Ursächlich für seinen Tod, den Uwe Jochum „den poetischsten aller Bibliothekstode“5 nennt, war ein Sturz von der Bücherleiter. Dazu später mehr.

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Abb. 1 Friedrich Adolf Ebert, 1827. Kreidezeichnung.6

Schon als Zwanzigjähriger hatte Ebert 1811 mit seiner Schrift „Über öffentliche Bibliotheken, besonders deutsche Universitätsbibliotheken, und Vorschläge zu einer zweckmäßigen Einrichtung derselben“ auf sich aufmerksam gemacht. Von 1814 an war er bis zu seinem Tod 1834 mit kurzer Unterbrechung an der Königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden tätig, deren Leitung er als „Oberbibliothekar“ 1828 übernahm. Die Dresdener Bibliothek (heute: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden) gehörte schon Anfang des 19. Jahrhunderts mit 220.000 Bänden, darunter 1.600 Inkunabeln und 2.700 Handschriften zu den bedeutendsten deutschen Bibliotheken.7 1820 publizierte er „Die Bildung des Bibliothekars“, ein Werk in dem er die Grundlagen für die Entwicklung und Anerkennung des wissenschaftlichen Bibliothekars als eigenständigem Beruf schuf.

Die bis dahin übliche Praxis, Universitätsbibliotheken von Professoren im Nebenamt leiten zu lassen, erschien ihm nicht mehr zeitgemäß. Die Aufgabe des hauptamtlichen Bibliothekars sah Ebert darin, in „große(r) Selbstverleugnung (…), in stiller Oede nur ein künftiges und fremdes Schaffen mühsam vorzubereiten“8. Auch wenn die Bibliothekare demnach auf eigene wissenschaftliche Forschung verzichten sollten, so war doch als Voraussetzung ihres Wirkens ein durchaus ambitionierter Fundus an Gelehrtheit zu fordern: Griechisch, Latein, „kleine Kenntnis der ohnehin leichten hebräischen Sprache“9, Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch, darüber hinaus vertiefte Kenntnis der Geschichte, Literaturgeschichte, Bibliographie, Diplomatik und der Kunstgeschichte.10 Mit dieser Aufzählung hoffte Ebert, „junge Männer“ für diesen „herrlichen Beruf“ gewinnen zu können, in dem „das höchste Glück“ des Lebens und Wirkens zu finden sei.11 Ehe Bibliothekar ein anerkannter Ausbildungsberuf wurde, sollten in Deutschland jedoch noch einige Jahrzehnte vergehen.12

Ebert war darauf bedacht, seine Vorstellung einer idealen Bibliotheksverwaltung schriftlich zu fixieren und zu publizieren, um damit zur Vereinheitlichung und theoretischen Absicherung der bibliothekarischen Praxis beizutragen.13 Großen Raum nehmen dabei Erwerbung, Erschließung, Bibliographie und Handschriftenkunde ein. In seinem 1822 erschienen Band „Geschichte und Beschreibung der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden“ hat Ebert die aus seiner Sicht prototypische Verwaltungspraxis der Bibliothek beschrieben. Aufgrund dieser Leistungen gilt er gemeinsam mit seinem Münchner Gegenspieler Martin Schrettinger14 als Begründer der Bibliothekswissenschaft. Darüber hinaus widmete er sich den theoretischen Grundlagen bibliographischen Erfassens und demonstrierte seinen Ansatz in seinem „Allgemeinen bibliographischen Lexikon“15, das lange als Standardwerk galt. Über mehr als 15 Jahre war er Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica, der zentralen Quellensammlung zur deutschen Geschichte des Mittelalters.

In den Nekrologen und den späteren Würdigungen wird Ebert bemerkenswerter Fleiß und äußerst gründliche Bildung zugesprochen. Das Verzeichnis seiner Publikationen in dem ihm gewidmeten Artikel der Allgemeinen Enzyklopädie (Ersch-Gruber) erstreckt sich über mehr als fünf Spalten.16 Neben einer kaum überschaubaren Zahl von Zeitschriftenbeiträgen und Rezensionen hat Ebert, der bereits 43jährig starb, knapp 20 Monographien publiziert und einen umfangreichen Briefwechsel mit herausragenden Persönlichkeiten seiner Zeit geführt. In den zeitgenössischen Porträts wird zugleich betont, dass „die sitzende Lebensweise ohne alle Bewegung, das angestrengte Arbeiten bis mitten in die Nacht (…) schon in der Blüthe seiner Jahre den Keim des Todes in den ohnehin schwächlichen Körper gelegt (hatte)“17. Auch in später erschienenen Biographien ist die Rede davon, dass sein Körper den großen Arbeiten früherer Jahre nicht gewachsen gewesen sei, „Abdominal- und Hämorrhoidalleiden, über die er in Briefen so viel klagt, hatten das Übrige getan“18. Die „ununterbrochene geistige Überreizung“19 hat offenbar in Verbindung mit den Krankheitserscheinungen bei Ebert „eine nervöse Reizbarkeit [hervorgerufen], die ihm einen Teil seiner Beamten und frühere gute Freunde entfremdete. Bei allen Zwistigkeiten (…) ist Ebert der schuldige Teil gewesen und hat sie meist mit dem Verlust der Freundschaft gebüßt.“20 Zu diesem Urteil kommt Richard Bürger, der für seine biographische Skizze die Tagebücher und die Korrespondenz aus dem Nachlass Eberts auswerten konnte. Ebert scheint von seinen Zeitgenossen als misstrauischer Kauz wahrgenommen worden zu sein, der sich durch seine Streitsucht und Rechthaberei zunehmend isolierte. Ein unbekannter Zeitgenosse hat ihn daher in seinen Zeichnungen als eher skurrile Erscheinung karikiert (vgl. Abb. 2). Große Verärgerung etwa zog sich Ebert zu, als er mit Nachdruck Laurens Janszoon Coster aus Haarlem und nicht Johannes Gutenberg öffentlich als Erfinder des Buchdrucks bezeichnete. Darüber hinaus waren Eberts familiäre Verhältnissen durchaus angespannt. Er hat, wie Bürger berichtet, in seiner Ehe keinen „Trost und Erholung von seinen Mühen“ finden können und großen Kummer durch den „Lebenswandel seines zu Trunk und Verschwendung neigenden Bruders Hermann“ erlitten.21

Eberts Schattenseiten werden auch in den Nekrologen nicht verschwiegen. Carl August Böttiger bemerkt: „Körperliche Leiden und Verstimmung lähmten seine sonst so ergebnißreiche Thätigkeit…“22 Bei Falkenstein heißt es, dass „Krankheit, Unglück und Misstimmung den Flug seines Geistes hemmten“23. Allerdings wird dort auch darauf verwiesen, dass „Ebert’s sterbliche Hülle, über deren Sarg auch der leiseste Miston einer weniger geneigten Stimmung verklungen war, unter Begleitung sämmtlicher Collegen und seiner zahlreichen Freunde aus allen Ständen (…) zur Ruhe bestattet“24 wurde.

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Abb. 2 Friedrich Adolf Ebert 1832. Drei Zeichnungen (Feder, Bleistift).25

2. Eberts Tod

Zu Eberts Tod steht so viel fest: Auslöser war der Sturz von einer Bücherleiter am 10. November 1834. Eingetreten ist der Tod drei Tage später, am 13. November 1834, nachdem der Sturz zunächst ohne gravierende Folgen geblieben zu sein schien. Die ausführlichste Schilderung findet sich bei Konstantin Karl Falkenstein:

„Er klagte fortwährend über Abnahme intellectueller Kräfte und über Druck im Gehirne. Dennoch war er täglich einige Stunden auf der Bibliothek. So auch am 10. Nov. 1834, wo er eben im zweiten Stockwerke, auf einer Leiter stehend, in dem Fache des Jus criminale mehre neuangekaufte Werke einzureihen im Begriff war, als die an und für sich nicht hohe Leiter schwankte und Ebert, der sich durch einen Sprung retten wollte, den Arm voll Bücher, zu Boden sank. Seine Amtsgenossen eilen herbei und heben ihn auf. Er kann gehen, ist bei voller Besinnung, nur durch den Schreck angegriffen. Es zeigt sich keine äußere Verletzung. Der Arzt findet bei der Untersuchung nur leichte Contusionen der Schultern, aber es zeigen sich schon am zweiten Tage Spuren von Delirium, eine Gehirnentzündung folgt und am 13. Nov. endet sein Leben, als er noch nicht das 43. Jahr26 dieses mühevollen Lebens zurückgelegt hatte.“27

Falkenstein bemerkt darüber hinaus:

„So starb Ebert recht eigentlich den schönen Tod in seinem Berufe, der wol gleich nach dem Tode für das Vaterland gesetzt zu werden verdient.“28

 

Abb. 3 Vergleichbare Bücherleiter der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar.29

3. Carl August Böttiger

Ehe das eigentlich hier vorzustellende Dokument zur Sprache kommt, soll dessen Verfasser kurz porträtiert werden. Carl August Böttiger (1760-1835) 30 war ein Philologe, Archäologe und ungemein fleißiger Schriftsteller. Er wirkte zunächst als Schulleiter in Bautzen und Guben und ab 1791 als Gymnasialdirektor in Weimar. Dort zeichnete er sich auch aufgrund seiner hervorragenden Kenntnisse der klassischen Gelehrtensprachen Griechisch und Latein als Vortragender in hochgebildeten Zirkeln aus sowie als Verfasser einer kaum überschaubaren Zahl von Artikeln. Als Herausgeber dreier Zeitschriften31 baute er ein europaweites Netz an Korrespondenten auf, die ihn mit Nachrichten über das Kulturgeschehen in ihrer Umgebung versorgten. Da er in seinen Publikationen gerne Gerüchte und Indiskretionen kolportierte und zudem seiner Ironie mit spitzer Feder freien Lauf ließ, kam es immer wieder zu Konflikten, nicht zuletzt mit Goethe. 1804 wechselte er nach Dresden als Leiter des Pageninstituts sowie später der Ritterakademie, an denen junge Adlige auf ihre späteren Aufgaben vorbereitet wurden. 1813 übernahm er die Leitung der königlich-sächsischen Antikensammlung und blieb gleichzeitig als Journalist bis an sein Lebensende äußerst produktiv. Als Mitglied eines Zirkels schöngeistiger Schriftsteller und Dichter, der sich „Liederkreis“ nannte, als Kunst- und Theaterkritiker, als Initiator von Organisationen zur Förderung junger Künstler und Kultur etc. war Böttiger unterdessen zu einer festen Größe nicht nur des sächsischen, sondern überhaupt des deutschen und des europäischen Kulturwesens geworden.

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Abb. 4 Carl August Böttiger 1833. Skulptur von Ernst Rietschel.32

3.1. Böttiger und Ebert

Schon in jungen Jahren hatte Böttiger begonnen seine Privatbibliothek aufzubauen, die bei seinem Tod auf über 20.000 Bände geschätzt wurde.33 Die bibliophilen Neigungen brachten ihn in Kontakt mit dem aufstrebenden Friedrich Adolf Ebert, der als fleißiger und innovativer Bibliothekar der Königlichen öffentlichen Bibliothek Dresden von sich reden machte. Der mehr als 30 Jahre ältere Böttiger scheint zu dem jungen Ebert zunächst ein väterlich-freundschaftliches Verhältnis entwickelt zu haben, das jedoch später in offene Ablehnung umschlug. So widmete er Ebert zu dessen Hochzeit Ende November 1826 ein zweisprachiges Festgedicht aus wohlgedeichselten Distichen.34 Zwei Jahre später bedichtete er dann die Geburt des ersten Kindes in einer noch längeren Elegie ebenfalls lateinisch und deutsch, die in gleicher Weise der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde.35 Als Muster klassischer Gelehrsamkeit mögen diese poetischen Produkte ein akademisch gebildetes Publikum angesprochen haben. Hervorgehoben werden darin die Unbeholfenheit und Überforderung des überarbeiteten Ehemanns und Vaters.36

Zwischen Böttiger und Ebert entspann sich ein umfangreicher Briefwechsel, der sich offenbar fast lückenlos erhalten hat. Überliefert sind beinahe 160 Briefe Böttigers und knapp 100 Briefe Eberts.37 Bis März 1829 ist die Korrespondenz äußerst rege, danach kommt es nur noch selten zu brieflichem Austausch. Ebert ist dabei deutlich zurückhaltender als Böttiger. Die Ursache für Eberts Schweigen ist ohne genaueres Quellenstudium nicht benennbar. Der Alkoholkonsum und die ungeordneten Familienverhältnisse des Bibliothekars mögen dabei eine Rolle gespielt haben. Auch Platzhirsch- und Kompetenzquerelen zwischen den beiden Gelehrten kommen in Frage. Der gleich näher darzustellende Konflikt von 1832 über einen inzwischen sehr berühmten Maya-Codex38 im Besitz der Dresdner Bibliothek ist nur ein weiterer Beleg für die tiefsitzende Missstimmung. Hier war der Artikel Böttigers wohl weniger Ursache als bloßer Anlass, der das Fass der Spannungen zum Überlaufen brachte.

Die relevanten Dokumente zur Codex-Kontroverse zwischen Böttiger und Ebert wurden knapp 50 Jahre später von Ernst Förstemann erfasst und bewertet:

„Am 27. April 1832, als das Exemplar noch nicht in Dresden angekommen war, referierte ein Anonymus in der Leipziger Zeitung über diese Schenkung, wobei ihm das Unglück passirte, da er das Werk selbst nicht gesehn hatte, Humboldt’s Zeichnung mit der bei Lord Kingsborough zu verwechseln. Gegen diese ‘voreilige und zudringliche Notiz‘ sprach sich Ebert im Dresdener Anzeiger vom 5. Mai heftig aus. In dem letztgenannten Blatte vom 12. Mai verteidigte der oben erwähnte Böttiger, bis dahin mit Ebert eng befreundet, den Anonymus (der er vielleicht selbst gewesen war) in äusserst gereiztem Tone. Immer heftiger wurde Ebert ebendaselbst am 20. Mai, bis Böttiger in einem Artikel vom 25. Mai (Nr. 150 desselben Blattes) die Fehde an diesem Orte abbrach. So wurden der grosse Bibliograph und der grosse Archäologe auf lange Zeit hin durch unsern Codex Feinde.“39

In einem Brief vom 2. Dezember 1833 bemühte sich Ebert um Schadensbegrenzung:

„Verehrungswürdigster Freund, Vor allen Dingen meine herzlichen Wünsche zum neu angetretnen Jahre, und die angelegentlichste Bitte um Ihre fernere Freundschaft und Liebe. Was im vorigen Jahre vorgefallen ist, vergessen Sie und entschuldigen Sie mit der Reizbarkeit eines Mannes, der mit schwerem häuslichen Kummer, mit unverschuldeten Sorgen, mit immer bedenklicher werdender Kränklichkeit und zugleich mit einem übelwollenden Verkennen zu kämpfen hat, welches ich um meine Anstalt nicht verdient zu haben mir bewusst bin.“40

Dennoch konnte das Verhältnis danach nur notdürftig wiederhergestellt werden. Böttigers Verstimmung hielt auch über Eberts Tod hinaus an.

3.2. Böttiger und Friedrich Jacobs

Der Adressat des unten ausführlich zitierten Briefes war Friedrich Jacobs (1764-1847). Dieser leitete die Herzogliche öffentliche Bibliothek zu Gotha (heute: Forschungsbibliothek Gotha) als Oberbibliothekar von 1810 bis 1841. Er hat die herzogliche Bibliothek und die Münzsammlung neu katalogisiert und den Bestand durch die Übernahme und Einarbeitung der Privatbibliothek Herzog Ernsts II. und weiterer Privatbibliotheken aus der herzoglichen Familie auf 110.000 Bände vergrößert.41 Durch seine Akribie und seine Hingabe bei dieser Aufgabe hatte er sich einen guten Ruf erworben. Für Böttiger war Jacobs ein qualifizierter Ansprechpartner für bibliographische, bibliothekarische und philologische Fragen.42 Die überlieferten Briefe Böttigers an Friedrich Jacobs veranschaulichen schlaglichtartig die Verschlechterung der Beziehung zwischen Böttiger und Ebert in Dresden.43 Schon am 29. November 1827 äußert Böttiger deutliche Kritik an Eberts mangelnder Bereitschaft zu delegieren:

„… ist unser Ebert so eigensinnig, daß er nicht einmal einen seiner 3 Sekretäre bei der Einrangirung der aus der Königl. Privatbibliothek hier öffentlich jetzt vom König Anton44 gegebenen 4000 Bände Hand anlegen läßt.“45

Nach dem Konflikt um die Maya-Handschrift im Jahre 1832 fällt das Urteil deutlich negativer aus:

„Ebert ist ein unleidlicher und einseitiger Griesgram.“46

Die ausführlichste und zugleich drastischste Kritik an Ebert findet sich in dem unten ausführlicher zitierten Brief Böttigers an Jacobs vom 8. Oktober/16. November 1834. Wenige Wochen später bekräftigt er seine negative Einschätzung gegenüber Jacobs erneut:

„Es ist unglaublich, in welcher Verwirrung der zuletzt ganz eingesunkne Ebert alles verlassen hat. Weil er nichts mehr eintrug u. alles unter Schlüssel nahm, hat er in den letzten zwei Jahren mehr als 40 Doubletten gekauft.“47

Böttiger schätzte Jacobs Bedeutung für das Bibliothekswesen erheblich höher ein als die Eberts. Tatsächlich aber wird Jacobs allenfalls in der lokalen Gothaer Bibliotheksgeschichte weiterhin gewürdigt, während Ebert bis heute aufgrund seiner bibliothekswissenschaftlichen Publikationen auch in der allgemeinen Bibliotheksgeschichte große Bedeutung beigemessen wird.

4. Das Dokument

 

Abb. 5 Carl August Böttiger: Schreiben an Friedrich Jacobs. Dresden 08.10.1834/26.11.1834 (Auszug).48

Auch wenn es in den Nekrologen und den umfangreicheren Biographien Falkensteins und Bürgers nicht an Hinweisen sowohl auf Eberts Alkoholkonsum49 als auch seine „nervöse Reizbarkeit“ fehlt, so ist doch die ungeschminkte Charakteristik, die Böttiger in seinem Brief an Friedrich Jacobs gibt, an Drastik kaum zu übertreffen. Interessant ist im Übrigen der Kontrast zwischen der brieflich-privaten Beschreibung und dem Nekrolog in der Augsburger „Allgemeinen Zeitung“, der ebenfalls aus der Feder Böttigers stammt. Beide Texte sind im Abstand von knapp zwei Wochen entstanden. Daher wird auch dieser kurze Text im Anschluss hier aufgenommen. Zunächst aber die briefliche Darstellung:

Carl August Böttiger: Schreiben an Friedrich Jacobs. Dresden d. 8 Oct. 1834 / 26. November 1834:

„Sie schrieben mir, daß Sie jetzt Ihre ganze Zeit der Bibliothek50 widmen, deren wahrer und einziger, alles durchdringender Lebensodem Sie sind. Da werden wir denn allerdings noch ein ganz andres bibliographisches Testament51 erhalten, als unser nun so schnell abgetretener Ebert je hätte hinterlassen können. Mit diesem in körperlicher Zerrüttung und geistiger Impotenz versunknen Mann war, seit er Hofrath und Oberbibliothekar geworden, eine beklagenswerthe Veränderung vorgegangen. Ein falscher Dünkel verblendete ihn. Er handelte in Allem nach Gunst und Abgunst, deren Motive er sich selbst nicht recht bewußt war. (…) Endlich wurde aber die Unordnung und endlose Procrastination so hemmend, daß der Minister ihn nöthigen mußte, die Fertigstellung eines Doublettenkatalogs, woran er, der alles allein thun wollte u. nichts that, schon 4 Jahre lang keine Hand angelegt hatte, und Rechenschaft über die angekaufte[n], aber in Massen noch ungebunden da liegenden Bücher zu besorgen. Sein besseres Ich erröthete selbst über die sündhafte Arbeitsscheu und nun griff er zur Flasche und betäubte sich anfangs durch Wein und Likör zumeist, wie er zuletzt zur Beruhigung u. täglich oft 10 Flaschen trank. Man hat nach seinem Tod, wichtige Briefe und Anfragen gefunden, die seit Jahren unbeantwortet lagen, da er, eifersüchtig auf seine Alleinherrschaft, seine andern Collegen mit nichts beauftragte. Es kam vom Justizminister eine Anfrage, welches Werk über die Strafgesetzgebung vorhanden wäre, da man jetzt an einem Criminalcodex alles Eifers arbeitet. Da kam er 2 Stunden, früher als sonst, auf die Bibliothek, legte die Leiter da an, wo dieß schwerverwahrloste Fach steht, trat fehl u. stürzte herab. Wie die Section zeigt, hatte sich schon längst Wasser im Kopfe u. in der Brusthöhle gesammelt. Die durch den Fall bewirkte Erschütterung determinirte 2 Tage drauf ein plötzliches Delirium, von dem erschöpft er ausathmete. Er hatte früher ungerastet gearbeitet u. so viel, worauf Dibdin52 u. andere verdanken wohl, er besaß eine stupende Bücherkenntniß. Alles was ich von ihm in der Alg. Ztg. sagte, ist wahr. Aber wer wollte jetzt Nesseln auf sein Grab pflügen u. aufwühlen, was die kühle Erde deckt! Uebrigens war er ein guter Gatte und hinterläßt zwei unerzogene Söhne, einen Bruder53, der sich durch Trunk ruinirt, u. eine ganz arme Schwester, die er erhielt. Ich glaubte, daß Sie dieß interessiren würde, (…). Das letzte, was Ebert vor 5 Jahren unternahm, waren Mittheilungen in freien Heften (hier in der Waltherschen Hofbuchhandlung 4 Liefer­ungen) Briefe, literarische und bibliographische Reliquien, Blick auf die neusten Besserungen in der Typographie u. s. w. enthaltend, woran ich auch thätig Theil nahm.54 Ich denke, ich habe sie Ihnen damals zugeschickt. Nun aber kam alles durch seine Arbeitsscheu ins Stocken.“ 55

Der wenige Tage zuvor verfasste Nachruf in der Allgemeinen Zeitung hat folgenden Wortlaut:

„Gestern starb plötzlich an einer Hirnentzündung unser berühmter Oberbibliothekar, Hofrath Fr. Adolph Ebert in seinem 43sten Jahre56. Sein allgemeines bibliographisches Lexikon liegt auf den Tischen aller Bücherkenner und Bibliophilen nicht blos in Deutschland.57 Er hat viel zu einer neuen Ausgabe desselben vorbereitet. Seine mittelalterliche Geschichtsforschung bekundete er durch thätige Theilnahme an der Frankfurter Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde, für welche er die Chronik Ditmars von Merseburg58 übernommen und dazu Vieles gesammelt hatte. Seine Schuzrede für den Harlemer Koster hat ihm von Mainz aus eine bittere Zurechtweisung zugezogen.59 Dennoch beharrte er bei seiner Meynung. Es wird ein großer Schaz bibliothekarischer und geschichtlicher Kenntnisse mit ihm begraben. Allein er hatte in der lezten Zeit fast alle Arbeitslust verloren. Körperliche Leiden und Verstimmung lähmten seine sonst so ergebnißreiche Thätigkeit, und seine treusten Freunde zweifelten oft an seiner Wiederherstellung. Noch sind zwei tüchtige Unterbibliothekare an der großen königlichen Bibliothek, deren Schäze Ebert selbst in einem eigenen Werke beschrieben hat, Falkenstein60 und Klemm61, zur Hand, und dis großartige Institut wird immer mehr ins Leben treten.“62

5. Resümee

Böttigers vernichtendes Urteil im Brief an Jacobs ist geprägt von den Erfahrungen der letzten Jahre. Er attestiert dem Verstorbenen, seine Pflichten vernachlässigt und damit die Verwahrlosung der Bibliothek zugelassen zu haben. Im Nachruf wird die negative Einschätzung zwar nicht verschwiegen, aber dennoch etwas milder darauf hingewiesen, dass „seine sonst so ergebnißreiche Thätigkeit“ aufgrund körperlicher Leiden und Verstimmung beeinträchtigt worden sei. Von einem Sturz von der Bücherleiter ist hier übrigens nicht die Rede; als Todesursache wird interessanterweise „Hirnentzündung“ angegeben. Auch fallen die lobenden Passagen im Nachruf deutlicher aus.

Besonders verärgert hat Böttiger, wie er an Jacobs schreibt, wohl Eberts Dünkel63 und seine Weigerung, Arbeit zu delegieren. Während Richard Bürger Eberts Hang zum Alkohol auf dessen Krankheit zurückführt, sieht Böttiger die Ursache in Eberts Verzweiflung hinsichtlich des von ihm zu verantwortenden Zustands der Bibliothek. Böttigers Bemerkung zu Eberts Alkoholkonsum („zuletzt zur Beruhigung u. täglich oft 10 Flaschen“) legt nahe, dass nicht etwa die Leiter schwankte, wie Falkenstein behauptet,64 sondern der stark alkoholisierte Oberbibliothekar, der „auf der an und für sich nicht hohen Leiter“ das Gleichgewicht verloren hat und zu Boden gestürzt ist. Ungeachtet der bleibenden Leistungen Friedrich Adolf Eberts für die Entwicklung des Bibliothekswesens und die entstehende Bibliothekswissenschaft zeigt sich auch an seinem Beispiel, dass bei genauer Betrachtung vermeintliche Ikonen nicht selten durchaus ihre Schattenseiten aufweisen. Böttigers Schilderung, aber auch die Andeutungen der zeitgenössischen Nekrologe weisen jedenfalls unmissverständlich in diese Richtung.

Literaturverzeichnis

1 Falkenstein, Konstantin Karl: Ebert, Friedrich Adolf, in: Ersch, Johann Samuel; Gruber, Johann Gottfried (Hg.): Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste. 1. Sektion, 30. Bd., Leipzig 1838, S. 263-270. Hier S. 263. Online: <https://gdz.sub.uni-goettingen.de/volumes/id/PPN345284054?page=2>, Stand: 08.11.2022.

2 Vgl. etwa Jochum, Uwe: Kleine Bibliotheksgeschichte, Stuttgart 1993, S. 118f., 128f. Georg Leyh nennt Ebert „eine(n) der größten Bücherkenner seiner Zeit“. Leyh, Georg: Die deutschen Bibliotheken von den Anfängen bis zur Gegenwart, in: Leyh, Georg (Hg.): Handbuch der Bibliothekswissenschaft. 3. Bd. 2. Hälfte, Wiesbaden 1957, S. 197. In der „Neuen Deutschen Biographie“ wird Ebert „zu den bedeutendsten Bibliothekaren seiner Zeit“ gerechnet, dessen Schriften „zur klassischen Literatur der Bibliothekswissenschaft gezählt“ werden. Lülfing, Hans: Ebert, Friedrich Adolf, in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 253-254. Online: <https://www.deutsche-biographie.de/pnd118687581.html#ndbcontent>, Stand: 08.11.2022. Auch im Ausland wurden Eberts Verdienste gewürdigt. Vgl. etwa Goldschmidt, Eva: Friedrich Adolf Ebert (1791-1834). Librarian to the King of Saxony, in: The Library Quarterly 40 (2), 1970, S. 223-235.

3 Auf gendernde Formulierungen wird im Folgenden verzichtet, da diese im gegebenen Fall anachronistisch wären.

4 Das gilt auch für den Gedenkartikel, der zu Eberts hundertstem Todestag im Börsenblatt erschien. Vgl. Schreiber, Heinrich: Der Klassiker der Bibliographie. Zu Friedrich Adolf Eberts hundertstem Todestag, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 15.11.1934, S. 1003. Online: <https://digital.slub-dresden.de/werkansicht?id=5363&tx_dlf%5Bid%5D=316572&tx_dlf%5Bpage%5D=40>, Stand: 08.11.2022.

5 Jochum, Uwe: Bibliotheken und Bibliothekare 1800-1900, Würzburg 1991, S. 20.

6 Friedrich Adolf Ebert, 1827. Kreidezeichnung. Lichtdruck aus: Bürger, Richard: Friedrich Adolf Ebert. Ein biographischer Versuch, Leipzig 1910 (Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 31), o. Pag. Online: <https://archive.org/stream/friedrichadolfeb00bruoft#page/n7/mode/1up/>, Stand: 08.11.2022. Gemeinfrei.

7 Vgl. Ebert, Friedrich Adolf: Bibliotheken, in: Ersch, Johann Samuel; Gruber, Johann Gottfried (Hg.): Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste. 1. Sektion, 10. Bd., Leipzig 1822, S. 54-69. Hier S. 62. Online: <https://gdz.sub.uni-goettingen.de/id/PPN345284704>, Stand:08.11.2022.

8 Ebert, Friedrich Adolf: Die Bildung des Bibliothekars, Leipzig 1820², S. 9. Online: <https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10800357?page=1>, Stand. 08.11.2022.

9 Ebd., S. 12.

10 Vgl. ebd., S. 11-13.

11 Vgl. ebd., S. 3.

12 Der endgültige Abschied vom Professorenbibliothekar erfolgte in Preußen erst 1893 per „Erlass, betreffend die Befähigung zum wissenschaftlichen Bibliotheksdienst bei der Königlichen Bibliothek zu Berlin und den Königlichen Universitäts-Bibliotheken“. Später wurde diese Institutionalisierung des Wissenschaftlichen Bibliothekars als Ausbildungsberuf in ähnlicher Weise im gesamten Deutschen Reich praktiziert. Vgl. Jochum, Uwe: Bibliotheksgeschichte, 1993, S. 123f.

13 Vgl. Mühlner, Manfred: Friedrich Adolf Ebert, in: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hg.): Sächsische Biografie, 27.08.2009. Online. <https://saebi.isgv.de/gnd/118687581>, Stand: 08.11.2022.

14 Martin Schrettinger (1772-1851) wirkte als Bibliothekar an der Königlichen Hofbibliothek in München (heute Bayerische Staatsbibliothek). Sein „Versuch eines vollständigen Lehrbuches der Bibliothek-Wissenschaft“ erschien ab 1808 in mehreren Heften. Während Ebert größten Wert auf eine exakte systematische Buchaufstellung legte, bevorzugte Schrettinger benutzerfreundliche Kataloge als Erschließungsinstrumente. Vgl. dazu Vorstius, Joris, Joost, Siegfried: Grundzüge der Bibliotheksgeschichte. Wiesbaden 19808, S. 59.

15 Vgl. Ebert, Friedrich Adolf: Allgemeines bibliographisches Lexikon. 2 Bde., Leipzig 1821-1830.

16 Falkenstein, Konstantin Karl: Ebert, Friedrich Adolf, in: Ersch, Johann Samuel; Gruber, Johann Gottfried (Hg.): Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste. 1. Sektion, 30. Bd., Leipzig 1838, S. 267-270. Online: <https://gdz.sub.uni-goettingen.de/volumes/id/PPN345284054?page=2>, Stand: 08.11.2022.

17 Ebd., S. 267.

18 Bürger, Richard: Friedrich Adolf Ebert. Ein biographischer Versuch, Leipzig 1910 (Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 31), S. 60. Online: <https://archive.org/details/friedrichadolfeb00bruoft/page/60/mode/1up>, Stand: 08.11.2022.

19 Falkenstein, Konstantin Karl: Ebert, Friedrich Adolf, in: Ersch, Johann Samuel; Gruber, Johann Gottfried (Hg.): Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste. 1. Sektion, 30. Bd., Leipzig 1838, S. 267. Online: <https://gdz.sub.uni-goettingen.de/volumes/id/PPN345284054?page=2>, Stand: 08.11.2022.

20 Bürger, Richard: Friedrich Adolf Ebert. Ein biographischer Versuch, Leipzig 1910 (Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 31), S. 60. Online: <https://archive.org/details/friedrichadolfeb00bruoft/page/60/mode/1up>, Stand: 08.11.2022.

21 Ebd., S. 57.

22 Böttiger, Carl August: Dresden, 14. November, in: Allgemeine Zeitung (Augsburg), 22.11.1834, S. 1787. Online: <https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10504820_00697_u001/1>, Stand: 08.11.2022.

23 Falkenstein, Konstantin Karl: Ebert, Friedrich Adolf, in: Ersch, Johann Samuel; Gruber, Johann Gottfried (Hg.): Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste. 1. Sektion, 30. Bd., Leipzig 1838, S. 265. Online: <https://gdz.sub.uni-goettingen.de/volumes/id/PPN345284054?page=2>, Stand: 08.11.2022.

24 Ebd., S. 267.

25 Friedrich Adolf Ebert 1832. Drei Zeichnungen (Feder, Bleistift). Quelle: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Online: <https://www.slub-dresden.de/besuchen/ausstellungen-corty-galerie/archiv-der-ausstellungen/ausstellungen-2021/bibliothekare-im-portraet/friedrich-adolf-ebert>, Stand: 08.11.2022. Gemeinfrei.

26 Tatsächlich stand Ebert bei seinem Tod im 44. Lebensjahr.

27 Falkenstein, Konstantin Karl: Ebert, Friedrich Adolf, in: Ersch, Johann Samuel; Gruber, Johann Gottfried (Hg.): Allgemeine Enzyklopädie der Wissenschaften und Künste. 1. Sektion, 30. Bd., Leipzig 1838, S. 267. Online: <https://gdz.sub.uni-goettingen.de/volumes/id/PPN345284054?page=2>, Stand: 08.11.2022.

28 Ebd., S. 267.

29 © Hermann Rösch.

30 Vgl. Schmidt-Funke, Julia A.: Karl August Böttiger (1760-1835). Weltmann und Gelehrter, Heidelberg 2006; Sangmeister, Dirk: „Der federflinke Carl August Böttiger in und über Weimar“, in: Manuskripte, 4, 2011, S. 51-77 sowie Sondermann, Ernst Friedrich: Karl August Böttiger. Literarischer Journalist der Goethezeit in Weimar, Bonn 1983.

31 Es handelte sich um „Der Teutsche Merkur“, „Journal des Luxus und der Moden“ sowie „London und Paris“.

32 Ernst Rietschel: Carl August Böttiger. 1833. Inv. ASN 1155 (Abg.-ZV 4070). © Albertinum/Skulpturensammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden. Aufnahme: Hans-Peter Klut/Elke Estel. Online: <https://skd-online-collection.skd.museum/Details/Index/259324>, Stand: 28.11.2022.

33 Wie viele Bände es tatsächlich waren, lässt sich nicht mehr feststellen. Ein zweibändiger Auktionskatalog umfasst beinahe 13.000 Nummern. Vgl. Bibliotheca Böttigeriana. Verzeichniss des ersten Theils der Bibliothek des verstorbenen Herrn Hofrath Carl August Böttiger, Dresden 1836. Online: <https://books.google.de/books?id=HRE7dH1654EC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false>, Stand: 08.11.2022.

34 Vgl. Böttiger, Carl August: Eberto, bibliothecario Regio, postridie nuptias a. d. XVIII. Novbr. MDCCCXXVI maritus senex. Dem Herrn Hofrath und Bibliothekar Ebert, am Tage nach dem Bunde, der den 18. Novbr 1826 geräuschlos eingesegnet wurde, in: Abendzeitung (Dresden, Leipzig), 24.11.1826, Nr. 281, S. 1123. Online: <https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10530373?page=509>, Stand: 08.11.2022. Wiederabgedruckt in Böttiger, Carl August: Opuscula et carmina latina. Collegit et edidit Iulius Sillig, Dresden 1837, S. 561f.

35 Böttiger, Carl August: Eberto suo, Bibliothecario Regio, filiolum recens natum ulnis amplexanti S.P.D. Boettigerus a.d. XXIII. Decembr. MDCCCXXVIII. Dem Herrn Hofrath und Oberbibliothekar Ebert zur ersten Vaterfreude am 23. Dec. 1828, in: Zeitung für die elegante Welt, 9, 12. Januar 1829, Sp. 67-69. Online: <https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10532425?page=52,53>, Stand: 08.11.2022. Wiederabgedruckt in Böttiger: Opuscula, 1837, S. 569f.

36 Im Hochzeitsgedicht etwa heißt es „Oder bedurfte die Braut Zuspruch am bräutlichen Bett?“ Das Gedicht zur Geburt des Sohnes hebt die Hilflosigkeit des werdenden Vaters hervor: „Ob dem Stöhnen erbebt, läuft hierhin, dorthin der Gatte / (…) / Flieht zu den Büchern, sie steh’n zu hundert tausend gescharet./ Nirgends Rath! Denn es schweigt selbst das beredteste Blatt!“ Vgl. Anm. 34 und 35.

37 Sowohl Böttigers Nachlass (h 37) als auch jener Eberts (h 21) werden von der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden aufbewahrt.

38 Zum Maya-Codex vgl. Sächsische Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek (Hg.): Der Dresdner Maya-Codex. Online: <https://www.slub-dresden.de/entdecken/handschriften/maya-handschrift-codex-dresdensis>, Stand: 08.11.2022.

39 Förstemann, Ernst (Hg.): Die Mayahandschrift der Königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Leipzig 1880, S. 6.

40 Ebert, Friedrich Adolf: Schreiben an Carl August Böttiger, Dresden 02.12.1833, in: Bürger, Richard: Friedrich Adolf Ebert. Ein biographischer Versuch, Leipzig 1910 (Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 31) S. 131f. Online: <https://archive.org/details/friedrichadolfeb00bruoft/page/131/mode/1up>, Stand. 08.11.2022.

41 Vgl. Paasch, Kathrin: Die Forschungsbibliothek Gotha und ihre Schätze, Heidelberg 2017. Online: <https://www.uni-erfurt.de/forschungsbibliothek-gotha/bibliothek/ueber-uns/geschichte-der-bibliothek>, Stand: 08.11.2022.

42 Zu Jacobs vgl. Paasch, Kathrin: Die Bewältigung von Büchermassen. Friedrich Jacobs und die Neuordnung der Herzoglichen Bibliothek Gotha, Notizen aus dem Gothaer Bibliotheksturm, Folge 40, Blog der Forschungsbibliothek Gotha, 30.03.2022, <https://blog-fbg.uni-erfurt.de/?p=7437>, Stand: 08.11.2022.

43 Der Briefwechsel Böttiger-Jacobs in der SLUB wurde im Juni 2022 von Frieder Sondermann kursorisch bei der Tagung „Rudolph Zacharias Becker und das intellektuelle Gotha um 1800“ in Gotha vorgestellt. Exzerpte werden im Sammelband 2023 publiziert.

44 Anton von Sachsen (1755-1836) amtierte von 1827 bis 1836 als sächsischer König.

45 Böttiger, Carl August: Schreiben an Friedrich Jacobs, Dresden 29.11.1827, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Mscr. Dresd. h 37, 4º, Bd. 99. Nr. 99. Online: <https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/460741/269> und <https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/460741/270>, Stand: 08.11.2022.

46 Böttiger, Carl August: Schreiben an Friedrich Jacobs. Dresden 11.10.1833, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Mscr. Dresd. h 37, 4º, Bd. 99. Nr. 126. Online: <https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/460741/350>, Stand: 08.1.2022.

47 Böttiger, Carl August: Schreiben an Friedrich Jacobs, Dresden 29.01.1835, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Mscr. Dresd. h 37, 4º, Bd. 99. Nr. 133. Online: <https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/460741/370>, Stand: 08.11.2022.

48 Böttiger, Carl August: Schreiben an Friedrich Jacobs. Dresden 08.10.1834/26.11.1834 (Auszug). Quelle: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. Online: <https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/460741/366>, Stand: 28.11.2022.

49 Vgl. Bürger, Richard: Friedrich Adolf Ebert. Ein biographischer Versuch, Leipzig 1910 (Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 31), S. 60. Online: <https://archive.org/details/friedrichadolfeb00bruoft/page/60/mode/1up>, Stand: 28.11.2022: „…nur der Genuß von starkem Rum vermochte ihn häufig aufrecht zu erhalten. Dazu trat infolge dieser Krankheitserscheinungen eine nervöse Reizbarkeit…“.

50 Gemeint ist die Herzogliche öffentliche Bibliothek zu Gotha (heute: Forschungsbibliothek Gotha) deren Leitung Jacobs seit 1810 innehatte.

51 Damit spielt Böttiger wohl an auf das von Jacobs und Friedrich August Ukert herausgegebene und in drei Bänden bzw. sechs Heften erschienene Bestandsverzeichnis „Beiträge zur ältern Litteratur oder Merkwürdigkeiten der Herzoglichen Öffentlichen Bibliothek zu Gotha“, Leipzig: Dyk, 1835-1843. 1.1835 - 3.1838/43 = H. 1-6. Online: <https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/7503689>, Stand: 28.11.2022.

52 Thomas Frognall Dibdin (1776-1847), englischer Bibliograph. Böttiger bezieht sich auf Dibdins dreibändiges Werk „A bibliographical, antiquarian and picturesque tour in France and Germany“, London 1821. Ebert hat dieses Werk rezensiert und dabei aus seiner äußerst negativen Bewertung keinen Hehl gemacht: „Einseitig und blos an Äußerlichkeiten hangend im Auffassen, flüchtig und unsicher im Beobachten, unglücklich und ohne geläuterten Geschmack in der Auswahl“ empfand er die Lektüre als „Mißvergnügen“. Vgl. Ebert, Friedrich Adolf: A bibliographical, antiquarian and picturesque tour in France and Germany. By Rev. Thomas Frognall Dibdin, in: Hermes oder kritisches Jahrbuch der Literatur. 11 (3), 1821, S. 351-373. Online: <https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/90345/361>, Stand: 08.11.2022.

53 Es handelt sich um August Hermann Ebert (geb. 1796), der seit 1821 an der Königlichen Bibliothek in Dresden als „Accessist“ tätig war. Vgl. Ebert, Friedrich Adolf: Geschichte und Beschreibung der Königlichen Öffentlichen Bibliothek zu Dresden, Leipzig 1822, S. 238. Online: <http://idb.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/KeXXIII133_Ex1#p=7>, Stand: 08.11.2022. 1831 ist August Hermann Ebert aus der Bibliothek ausgeschieden und lebte zunächst als Privatgelehrter. „Ab 1850 scheint E. über keinen festen Wohnsitz mehr verfügt zu haben. Er starb in Dresden in den 1850er-Jahren, verkommen…“ Hermann, Konstantin: August Hermann Ebert, in: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hg.): Sächsische Biografie. Online: <https://saebi.isgv.de/biografie/August_Hermann_Ebert_(geb._1796)>, Stand: 08.1.2022.

54 Vgl. Ebert, Friedrich Adolf (Hg.): Ueberlieferungen zur Geschichte, Literatur und Kunst der Vor- und Mitwelt, Dresden 1826-1827. Tatsächlich sind die Bände etwas früher erschienen als Böttiger angibt. Zudem handelt es offenbar nur um drei Bände/Hefte.

55 Böttiger, Carl August: Schreiben an Friedrich Jacobs, Dresden 08.10.1834/26.11.1834, Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Signatur: Mscr. Dresd. h 37, 4º, Bd. 99. Nr. 132. Online: <https://digital.slub-dresden.de/werkansicht/dlf/460741/366>, Stand: 08.11.2022.

56 Wie Falkenstein gibt auch Böttiger Eberts Alter im Todesjahr falsch an. Ebert starb im Alter von 43 Jahren, also im 44. Jahr.

57 Vgl. Ebert, Friedrich Adolf: Allgemeines bibliographisches Lexikon. 2 Bde., Leipzig 1821-1830.

58 Diesen geplanten Band hat Ebert nicht vollendet. Vgl. Bürger: Ebert, 1910, S. 61.

59 Vgl. Ebert, Friedrich Adolf: Neue Prüfung der holländischen Ansprüche auf die Erfindung der Buchdruckerkunst. Auf Veranlassung der haarlemer Jubelfeier, in: Hermes oder kritisches Jahrbuch der Literatur. 20 (4), 1823, S. 63-85. Online: <https://www.digitale-sammlungen.de/de/view/bsb10711200?page=72,73>, Stand: 08.11.2022.

60 Konstantin Karl Falkenstein (1801-1855) war seit 1825 als „vierter Sekretär“ an der Dresdener Hofbibliothek beschäftigt und folgte Ebert 1835 im Amt als Oberbibliothekar. Vgl. Weibel, Andrea: Falkenstein, Konstantin Karl, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), 15.03.2018. Online: <https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/045902/2018-03-15/>, Stand: 08.11.2022.

61 Gustav Klemm (1802-1867) wurde 1832 als „zweiter Sekretär“ der Hofbibliothek eingestellt und trat 1852 die Nachfolge Falkensteins als Oberbibliothekar an. Er erwarb sich bleibenden Ruhm als Kulturwissenschaftler. Vgl. Eigenwill, Reinhardt: Gustav Friedrich Klemm, in: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hg.): Sächsische Biografie. Online: <https://saebi.isgv.de/biografie/Gustav_Friedrich_Klemm_(1802-1867)>, Stand: 08.11.2022.

62 Böttiger, Carl August: Dresden, 14. November, in: Allgemeine Zeitung (Augsburg), 22.11.1834, S. 1787. Online: <https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10504820_00697_u001/1>, Stand: 08.11.2022.

63 Eberts bemerkenswerte Willkür hat offenbar dazu geführt, dass Leopold von Ranke (1795-1886) der Zugriff auf den Handschriftenkatalog der Bibliothek verweigert worden ist. Vgl. Bürger, Richard: Friedrich Adolf Ebert. Ein biographischer Versuch, Leipzig 1910 (Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 31), S. 60. Online: <https://archive.org/details/friedrichadolfeb00bruoft/page/60/mode/1up>, Stand: 28.11.2022.

64 Vgl. Falkenstein: Ebert, 1838, S. 267.