Von Hamburg in die ganze Welt

Das Zeitungsportal der SUB geht online

Anne Liewert, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg
Andrea Zierer, Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

Zusammenfassung

Obgleich die Hansestadt Hamburg schon seit dem 17. Jahrhundert als ein bedeutendes Zentrum der Presse gilt und auch die ehemalige Stadt- und heutige Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) kontinuierlich eine umfangreiche Zeitungssammlung aufbaute, steht sie heute aufgrund der immensen Verluste im Zweiten Weltkrieg weitgehend ohne historischen Zeitungsbestand da. In den vergangenen zehn Jahren wurde deshalb in ausgedehnten Digitalisierungsprojekten mit Hilfe zahlreicher Partnereinrichtungen daran gearbeitet, die für Hamburg relevanten Presseblätter in digitaler Form zusammenzutragen und damit einen neuen Zugang zu ermöglichen. In der bisher letzten Phase wurden noch ausstehende Titel wie das umfangreiche „Hamburger Fremdenblatt“ mit Hilfe einer DFG-Förderung vorwiegend von Originalbänden digitalisiert, um eine besonders gute Bild- und OCR-Qualität zu gewährleisten. Alle bislang digitalisierten Zeitungstitel im Umfang von ca. 4 Mio. Seiten werden sukzessive in das eigenständige Portal „Hamburger Zeitungen Digital“ ins Netz gebracht und sind fortan zeit- und ortsunabhängig recherchierbar.

Summary

Even though Hamburg has been considered an important centre of German publishing since the 17th century, and the former City Library, now the State and University Library (SUB), has continuously built up an extensive newspaper collection, the library is today largely without a historical newspaper collection. This is due to immense losses during the Second World War. Therefore, over the last ten years the SUB has tried to recreate a digital collection of historic Hamburg newspapers in cooperation with various partner libraries throughout Germany. Now in its final phase, gaps have been closed and titles like “Hamburger Fremdenblatt”, a main Hamburg daily newspaper, have been digitised, mainly from original volumes, to ensure particularly good image and OCR quality. This was done with support from the German Research Foundation (DFG). Soon “Hamburger Zeitungen Digital” will hold all digitised titles (4 million pages) and will provide free online access.

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

Autorenidentifikation: Liewert, Anne: GND: 106688422, ORCID: https://orcid.org/0000-0001-5109-1588;
Zierer, Andrea: ORCID: https://orcid.org/0000-0003-0545-1217

Schlagwörter: Digitalisierung; Historische Zeitungen; Zeitungsdigitalisierung; OCR

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1. Pressestadt Hamburg – eine Einführung

Die Handels- und Kaufmannsstadt Hamburg galt in der Frühen Neuzeit als herausragende Pressemetropole im deutschsprachigen Raum und bildete alsbald mit dem benachbarten Altona das wichtigste Zentrum der Aufklärung in Norddeutschland.1 Schon im 17. Jahrhundert fanden mehrere Hamburger Zeitungen gleichzeitig ihre Leserschaft, die für ihren Handel auf Nachrichten über politische Entwicklungen und kriegerische Gefährdungen angewiesen war und sich zudem mit den Themen des Gemeinwesens auseinandersetzte. Beim „Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten“, der sich zu einer in ganz Europa geschätzten Informationsquelle entwickelte, wurden erstmals Journalisten beschäftigt, die allein von ihrer Tätigkeit bei einer Zeitung ihren Lebensunterhalt bestreiten konnten. Aufgrund der hohen Auflage von über 50.000 Exemplaren kann rückblickend bereits von einer Massenpresse die Rede sein.

Zum Ansehen der Hamburger Blätter trug außerdem die Mitarbeit von Dichtern wie Friedrich Gottlieb Klopstock, Gotthold Ephraim Lessing oder Matthias Claudius bei. So verbreitete sich so früh wie sonst nirgends die Zeitungslektüre in der Hansestadt durch alle Schichten der Gesellschaft. Die Zeitungen leisteten mit ihrer vielfältigen und unabhängigen Berichterstattung daher bedeutende Beiträge zur politischen und wirtschaftsorientierten Ausprägung der Aufklärungsgesellschaft Hamburgs und Altonas.

Mehrere dieser frühen Zeitungen wurden – bisweilen unter wechselnden Namen – im 19. und 20. Jahrhundert fortgeführt und es kamen weitere Titel hinzu, die das Spektrum der politischen Ausrichtung vervollständigten. Herausragend unter ihnen war insbesondere das „Hamburger Fremdenblatt“, das etwa mit der ersten Kupfertiefdruckbeilage im Jahr 1911 auch als innovativ galt. Seit Oktober 1912 erschien die Beilage als tägliche „Illustrierte Rundschau“ und verselbständigte sich später zur „Hamburger Illustrierten“. Ab Kriegsbeginn 1914 erschien das Fremdenblatt zweimal am Tag, in einer Morgen- und einer Abendausgabe. Es wurde weit über Norddeutschland hinweg im ganzen Deutschen Reich als Leitmedium wahrgenommen und entwickelte sich auch im Ausland zu einer der sichtbarsten deutschen Zeitungen.2

2. Hamburger Zeitungen – analog und digital

2.1 Die historische Zeitungssammlung der SUB

Die frühere Stadt- und heutige Staats- und Universitätsbibliothek (SUB) Hamburg Carl von Ossietzky erhält gemäß Senatsbeschluss seit 1696 – und somit schon vor Beginn der Zeitungsepoche – Pflichtstücke der Verleger und Drucker der Hansestadt. Sie trägt seither kontinuierlich die historischen Presseblätter zusammen und dokumentiert auf diese Weise die Vielfalt und die Entwicklung des Zeitungsmediums an diesem bedeutsamen Standort der deutschen Pressegeschichte (Abb.1).

Trotz des immensen Presseaufkommens und der umfänglichen Sammeltätigkeit der SUB kann sie heute für die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg nicht als eine der großen deutschen historischen ‚Zeitungsbibliotheken‘ gelten, da die Zeitungssammlung in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1943 bei der „Operation Gomorrha“, einer großangelegten Serie von Luftangriffen der Alliierten auf Hamburg, vollständig zerstört wurde.3 Neben den Zeitungen betrafen die Verluste bekanntermaßen auch zahlreiche weitere Bestandsgruppen, sofern sie nicht – wie etwa die Handschriften und Inkunabeln –
vorausschauend ausgelagert waren. Bald nach der Zerstörung kamen zwar durch Kauf, Geschenke und administrative Überweisung innerhalb Hamburgs umfangreiche Buchbestände in die Bibliothek, um diese an neuem Standort wiederaufzubauen, die verlorenen Zeitungsbestände jedoch konnten nur punktuell und fragmentarisch ersetzt werden.

Aufgrund dieser schmerzlichen Einbußen und der nun fehlenden Verfügbarkeit der historischen Zeitungen hat die Bibliothek in der Nachkriegszeit eine möglichst vollständige Sammlung von
Mikro­verfilmungen zusammengetragen bzw. seit Ende der 1980er Jahre aktiv die Verfilmung der noch nicht auf Sekundärformen gesicherten Blätter durchgeführt. Dafür war es erforderlich, kooperativ die verbliebenen Bestände der SUB und anderer Hamburger und auswärtiger Bestandshalter für eine möglichst umfassende Mikrofilmsequenz zusammenzufassen. Als Ergebnis kann trotz der Umstände wieder die Benutzung der gesamten Presse Hamburgs und der Region gewährleistet werden.

2.2 Zeitungsdigitalisierung an der SUB

Auch für die Zeitungsdigitalisierung hat sich die SUB früh engagiert, obgleich die problematische Ausgangslage besondere Anstrengungen verlangte. 2012 wurde die SUB zur Teilnahme am Europeana Newspaper Project4 eingeladen, was für mehr als drei Jahre die Chance zum intensiven Lernen und einem Erfahrungsaustausch auf internationaler Ebene bot. In dieser Zeit konnten sieben umfangreiche Titel mit ca. 2,1 Mio. Seiten digitalisiert werden – Grundlage dafür war ein Korpus von über 1.750 Mikro­filmen aus drei Einrichtungen und Originalbänden aus mehreren weiteren Bibliotheken. Die genannten Zeitungen konnten überwiegend OCR5-behandelt werden. Weitere 18 Zeitungen digitalisierte die SUB 2017/18 aus Eigenmitteln, dabei handelte es sich vorwiegend um lokale Blätter. Die Zeitungen der Frühaufklärung des 17. Jahrhunderts sind außerdem als Konsequenz aus der einmalig dichten Überlieferungs- und Sammlungssituation in der Deutschen Presseforschung an der Universität Bremen durch die dortige Staats- und Universitätsbibliothek in größtmöglicher Vollständigkeit digitalisiert worden. Darunter befinden sich auch die maßgeblichen Altonaer und Hamburger Zeitungen bis 1700.6

In der nun auslaufenden dritten Phase wurden 14 weitere bedeutsame Zeitungstitel digitalisiert
(1,2 Mio. Scans), die jetzt mit den bereits fertiggestellten im übergreifenden Hamburger Zeitungsportal zusammengeführt werden. Die Finanzierung dieses Projektabschnitts wurde durch eine Drittmittelförderung der DFG im Rahmen ihres Förderprogramms „Digitalisierung historischer Zeitungen des deutschen Sprachgebiets“ ermöglicht. Die Selektion der Titel erfolgte nach den zugrunde gelegten Kriterien, wie z.B. Leitmedium, ‚Dauerbrenner‘ oder Politisches Spektrum.7 Die Projekte gliedern sich in drei Themenblöcke: „Hamburger und Altonaer Zeitungen der Aufklärung und ihre Fortsetzung im 19. Jahrhundert“, „Leitmedium Hamburger Fremdenblatt 1863 bis 1945“ sowie „Parteipresse der Arbeiterbewegung 1875–1933 und des Nationalsozialismus 1928–1945 in Hamburg und Harburg“.

3. Aktuelle Zeitungsprojekte

3.1 Auswahl der Vorlagen – Mikrofilm oder Original?

In einem Vorprojekt wurde 2018 durch eine Evaluation der OCR-Ergebnisse der Zeitungs-Mikrofilme und der Originalbände geprüft, welche Vorlagen bessere Ergebnisse bei der automatischen Texterkennung erzielen. Die für die Projektanträge vorgesehenen Zeitungen waren größtenteils mikroverfilmt, jedoch waren die Masterfilme überwiegend nur außerhalb der SUB Hamburg vorhanden, verteilt auf unterschiedliche Einrichtungen Deutschlands. Um ihre Eignung für die Generierung von Volltext aus den Mikrofilmscans zu überprüfen, wurden für die wesentlichen Entwicklungsstadien der Zeitungen in zeitlich angemessenen Intervallen Stichproben untersucht.8 Ein manuell korrigierter Ground-Truth-Referenztext9 wurde mit dem OCR-Ergebnis der ABBYY FineReader Engine 11 (Fraktur) abgeglichen. Den Ergebnissen dieser Untersuchung wurden die Auswertungen von Digitalisaten der Originalbände der gleichen Zeiträume gegenübergestellt.

Bis auf wenige Ausnahmen fiel die Entscheidung für die Verwendung der Originalbände, da die Zeichenerkennung dabei erheblich bessere Ergebnisse erzielte. Die im Vergleich zur Digitalisierung von Mikrofilmen höheren Projektkosten konnten durch diese Analyse stichhaltig begründet werden.

Neben der besseren Texterkennung sprachen auch weitere Argumente für die Verwendung der Originale. Je nach Mikrofilmqualität waren Abbildungen, wie z.B. Fotografien oder Anzeigen (Abb. 2–3), nicht gut erkennbar, da besonders Graustufen nicht dargestellt werden konnten. Mit der Zunahme der Abbildungen und der Verwendung des Kupfertiefdrucks im Zeitungswesen zu Beginn des
20. Jahrhunderts trat dieses Problem besonders hervor. Auch die Farbinformation fehlte bei den
Mikrofilmen. Es waren in der Regel schwarz-weiß Filme, sie gaben keinen Aufschluss über den Farbton des Papiers und die verwendeten Druckfarben. Oft gab es auf Titelblättern andersfarbige Aufdrucke oder manchmal mehrfarbige Beilagen. In selteneren Fällen wurde auch gefärbtes Papier verwendet. Auch diesbezüglich konnte durch die Verwendung von Originalzeitungsbänden die Qualität der Digitalisate erheblich verbessert werden.

3.2 Durchführung der Digitalisierungsprojekte

Mit der Durchführung der dreijährigen Projekte wurde im Oktober 2019 begonnen. Für die laufenden Projekte konnten sieben Partnereinrichtungen10 gewonnen werden, die einen Großteil des Originalmaterials und auch der Mikrofilme zur Verfügung stellten. Die Zusammenarbeit, die in der Regel bilateral abgestimmt wurde, lief trotz der logistischen Herausforderungen sehr gut. Meist mussten die Bestände aus mehreren Einrichtungen kombiniert werden, nur vier der insgesamt 14 Zeitungstitel11 stammten aus einer einzigen Institution. Alle Lücken zu füllen war mühevolle Kleinarbeit, da einzelne Jahrgänge und manchmal auch nur Monate oder Ausgaben angefragt und ergänzt werden mussten.

Bereits zu Beginn der Projekte wurden ZDB-Aufnahmen für die Reproduktion der Titel angelegt. So war die Digitalisierungsabsicht der SUB für Nutzende und besonders auch für andere Einrichtungen früh erkennbar und digitale Dubletten konnten vermieden werden.

Die Bestände zur Digitalisierung wurden am jeweiligen Standort präzise evaluiert, dokumentiert und daraus abgeleitet in einem jahrgangs- und ausgabenbezogenen Verarbeitungsplan verzeichnet. Bei einer Besichtigung vor Ort konnte das Vorgehen besprochen und der Zustand geprüft werden. Bei mehrfach vorhandenen Bänden musste eine Auswahl getroffen werden. Erschwerend hinzu kam oft der fragile Zustand der Zeitungsbände, das große Format, eine beschädigte Bindung oder auch die schlechte Papierqualität; zahlreiche Bände waren bereits für die Benutzung gesperrt und ausgelagert. In schweren Fällen wurden entweder konservatorische Maßnahmen ergriffen oder aber eine Bearbeitung in der hauseigenen Medienwerkstatt der SUB Hamburg beschlossen (Abb. 4).12 Falls der Zustand ungeeignet war, musste kurzfristig nach Ersatz in Beständen anderer Einrichtungen gesucht oder gar auf Mikrofilme zurückgegriffen werden. An Standorten außerhalb Hamburgs konnte diese gemeinsame Sichtung nicht stattfinden. Die Partnereinrichtungen nahmen die Vorbereitungen in Absprache mit der SUB allein vor.

Die Durchführung der Digitalisierung (Scannen, Erstellen der OCR-Daten mit ABBYY FineReader und Indexierung) wurde überwiegend an Dienstleister abgegeben. Alle drei Projekte konnten gemeinsam europaweit ausgeschrieben werden, entsprechend der Themenblöcke wurden sie in drei Lose unterteilt. Nach Sichtung der Angebote wurden zwei Firmen beauftragt. Die Aushebung und der Transport des Digitalisierungsguts – von mehreren Standorten – wurde von den Dienstleistungsfirmen in Zusammenarbeit mit den jeweils beteiligten Einrichtungen übernommen. Aus organisatorischen Gründen fand die Bearbeitung der Projekte leicht zeitversetzt statt. Der Rücktransport und das Reponieren des Digitalisierungsguts wurde wieder durch die Dienstleistungsfirmen durchgeführt. Im Falle des umfangreichen Hamburger Fremdenblatts wurden die Bestände in mehreren Tranchen transportiert und bearbeitet.

Die Daten wurden in Teillieferungen zurück an die SUB geschickt, so dass eine kontinuierliche Weiterbearbeitung möglich war, wie das Anlegen von Vorgängen in Kitodo.Production13, Ingest der Scans und OCR-Daten per Script in Kitodo. Zusätzlich wurden ausgewählte Beilagen getaggt. Die Qualitätskontrolle der Meta-, Struktur- und OCR-Daten wurde von der SUB übernommen, auch nötigenfalls Ergänzungen, Nachbearbeitung der Daten und Katalogarbeiten in der ZDB.

Bei der Durchführung der Digitalisierung richtete sich die SUB Hamburg nach den von der DFG entwickelten Qualitätsstandards der DFG-Praxisregeln „Digitalisierung“. Die Langzeitsicherung für die Retrodigitalisate der SUB findet seit dem Jahr 2012 in enger Zusammenarbeit mit dem Regionalen Rechenzentrum der Universität Hamburg (RRZ) statt. Zwischen den Einrichtungen wurde eine langfristige Zusammenarbeit schriftlich vereinbart, um für die SUB die notwendige Nachhaltigkeit sicherzustellen. Aktuell nutzt die SUB beim RRZ gegen Kostenbeteiligung das Angebot unter dem Namen „Langzeitspeicher“.14 Das primäre Protokoll für den Zugriff auf die vom RRZ vorgehaltene Speicherinfrastruktur ist das mittlerweile weit verbreitete Protokoll Amazon AWS S3.15

4. Präsentation im Hamburger Zeitungsportal

Ziel ist es, alle bisher digitalisierten Hamburger Zeitungen auf der Webseite der SUB in einem eigenständigen Portal „Hamburger Zeitungen Digital“ (https://zeitungen.sub.uni-hamburg.de/) zugänglich zu machen. Neben dieser lokalen Aufbereitung werden die Daten der DFG-Projekte bereits im Herbst 2022 über eine OAI-Schnittstelle an das neu geschaffene Deutsche Zeitungsportal der Deutschen Digitalen Bibliothek16 weitergegeben.

Mit derzeit mehr als 50 Titeln wird ein Zeitraum von 1700–1945 abgedeckt. Aufgrund der Tatsache, dass das digitalisierte Zeitungsmaterial auch nationalsozialistische, rassistische und gewaltverherrlichende Inhalte enthält, wird die SUB die veröffentlichten Titel angemessen kontextualisieren und historisch einordnen.

Die SUB Hamburg setzt aktuell die Version 4 von Kitodo.Presentation ein, die neben den üblichen Suchfunktionen eine Präsentation der einzelnen Zeitungstitel mit Kalendernavigation ermöglicht. Für eine titelübergreifende Kalendersuche, wie sie beim Deutschen Zeitungsportal möglich ist, ist die bestehende Funktionalität von Kitodo.Presentation zu erweitern – hier wird sich die SUB Hamburg zeitnah für eine nachhaltige Communitylösung17 engagieren, so dass mit der Freischaltung von „Hamburger Zeitungen Digital“ im Jahr 2023 gerechnet werden kann. Das Hamburger Zeitungsportal wird angesichts der Größe des Gesamtbestandes technisch als eigenständige Kitodo-Instanz mit eigenem Suchindex aufgesetzt. Die in den Projekten erzeugten Volltexte werden in diesen Index aufgenommen und für die Suche bereitgestellt.

Bei der Präsentation von Treffern werden Bilddateien, PDFs und Volltexte zum Download angeboten. Für die Bildanzeige werden die Master-tiffs für eine Darstellung mit dem Cantaloupe IIIF Imageserver in einer gekachelten Version für komfortables Zoomen vorbereitet. Die Daten aus der Zeitungsdigitalisierung für Europeana Newspaper sind sowohl für die SUB-eigene Präsentation als auch für die Anforderungen der DDB noch abschließend zu migrieren. Damit ist eine Verankerung des Hamburger Zeitungsbestandes im nationalen Nachweisportal gesichert.

Die in den Projekten erzeugten Digitalisate stehen unter einer Public Domain Mark zur Verfügung. Die SUB Hamburg sieht mit ihrer Open-Access-Strategie die möglichst breite weltweite Zugänglichmachung historischen Quellenmaterials als vorrangig an, um Forschung und Lehre national und international bestmöglich zu unterstützen.

5. Ausblick

Auch nach Veröffentlichung des Hamburger Zeitungsportals sollen die Digitalisierungsaktivitäten der SUB in Bezug auf die historischen Presseblätter der Hansestadt fortgeführt werden. Ziel ist die bestmögliche Gestaltung des digitalen Zugangs zu diesen bedeutsamen Informationsressourcen.
Zu diesem Zweck ist insbesondere geplant, weitere Zeitungstitel mit kurzer Laufzeit, die in den Vorgängerprojekten noch ausgespart wurden, ebenfalls in die digitale Form zu überführen und einzubinden. Des Weiteren soll zukünftig auch mit weiteren Leihgebern daran gearbeitet werden, die noch bestehenden Bestandslücken zu füllen. Dabei sollen Rest- oder Kleinstbestände sowie ungebundenes Material berücksichtigt werden und noch unerschlossene Bestände ausfindig gemacht werden.

Darüber hinaus ist es ein Anliegen der SUB, die Qualität der Scans aus der Frühphase der Digitalisierung zu optimieren, Volltexte zu ergänzen und ggf. die Volltexterkennung für Titel der ersten Phase (Europeana Newspaper) zu wiederholen und das Zeitungsportal mit weiteren Features zu versehen, um bestmögliche Recherchierbarkeit der enthaltenen Informationen zu gewährleisten und eine Nachnutzbarkeit als Forschungsdaten zu ermöglichen.

Literatur

1 Vgl. Böning, Holger: Geschichte der Hamburger und Altonaer Presse. Von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reichs. Bremen 2020 (Presse und Geschichte. Neue Beiträge 128–129). Die detaillierte Dokumentation dazu bietet ders. / Moepps, Emmy: Deutsche Presse. Biobibliographische Handbücher zur Geschichte der deutschsprachigen periodischen Presse von den Anfängen bis 1815. Bd. 1/T. 1–3: Hamburg; Bd. 2: Altona. Stuttgart-Bad Cannstatt 1996–1997.

2 Dies erreichte das Fremdenblatt (ZDB-ID der Hauptaufnahme: 40006-5) mit seinen teilweise englischsprachigen Auslandsausgaben im Ersten Weltkrieg (ZDB-IDs: 291838-9, 291839-0) und verschiedenen Auslandsausgaben seit den 1920er Jahren, wie z.B. der „Deutschen Übersee-Zeitung“ (ZDB-ID: 1138805-5). Zur Bedeutung des Fremdenblatts vgl. Führer, Karl Christian: Medienmetropole Hamburg. Mediale Öffentlichkeiten 1930–1960, München / Hamburg 2008 (Forum Zeitgeschichte 20), S. 274; Herrmann, Alfred: Hamburg und das Hamburger Fremdenblatt. Zum hundertjährigen Bestehen des Blattes 1828–1928, Hamburg 1928 sowie Fromme, Jürgen: Hamburger Fremdenblatt (1828–1945), in: Fischer, Heinz-Dietrich (Hg.): Deutsche Zeitungen des 17. bis 20. Jahrhunderts, Pullach bei München 1972 (Publizistik-historische Beiträge 2), S. 159–176. Online: <https://doi.org/10.1515/9783111559216>; Obst, Arthur: Geschichte des Hamburger Fremdenblattes. […]. Hamburg 1907. Online:<https://resolver.sub.uni-hamburg.de/kitodo/PPN664392385>, Stand: 04.10.2022.

3 Deylen, Wiebke von; Hagenah, Ulrich: 100 Jahre Informationsversorgung für die Universität. Die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg von 1919 bis 2019, in: 100 Jahre Universität Hamburg; Band 1: Allgemeine Aspekte und Entwicklungen, Göttingen 2020, S. 613–653, hier S. 622.

4 Europeana newspapers <http://www.europeana-newspapers.eu/>, Stand: 04.10.2022. Vgl. auch Hagenah, Ulrich: Die „Hamburger Nachrichten“: Verfilmung durch das MFA, Digitalisierung durch die SUB Hamburg, Inhaltserschließung im EU-Projekt. In: Zeitungs-Mikrofilm-Nachrichten 14.2012, Nr. 15, S. 10–12. Online: <http://www.mfa-dort mund.de/pdf/Info-15-2012.pdf>, Stand: 04.10.2022.

5 OCR: Optical Character Recognition, bezeichnet das Verfahren der Volltexterkennung.

6 Zeitungen des 17. Jahrhunderts, <http://brema.suub.uni-bremen.de/zeitungen17>, Stand: 04.10.2022.

7 Die Begrifflichkeiten entstammen den Empfehlungen zur Digitalisierung historischer Zeitungen in Deutschland
(Masterplan Zeitungsdigitalisierung). Ergebnisse des DFG-Projektes «Digitalisierung historischer Zeitungen» Pilotphase 2013–2015. Revidierte Version 2017. Online: <https://www.zeitschriftendatenbank.de/fileadmin/user_upload/ZDB/z/Masterplan.pdf>, Stand: 04.10.2022.

8 Nach der von Maria Wernersson für das Vorgehen der Bayerischen Staatsbibliothek im DFG-Pilotpojekt zur Zeitungs­-
digitalisierung beschriebenen Fehlerklassifikation. Wernersson, Maria: Evaluation von automatisch erzeugten OCR-Daten am Beispiel der Allgemeinen Zeitung, in: ABI Technik 35 (1), 2015, S. 23–35. Für jedes Projekt wurden aus verschiedenen Zeitschnitten je fünf Zufallsstichproben im Umfang von 1.100 Zeichen inkl. Leerzeichen genommen.

9 Manuell erstellte, fehlerfreie Daten können gemäß den OCR-D-Ground-Truth-Guidelines für die Bewertung und
darüber hinaus für das Training von Softwaremodellen für Texterkennung verwendet werden.

10 Beteiligt waren das Hamburger Staatsarchiv, die Hamburger Forschungsstelle für Zeitgeschichte, die Hamburger Commerzbibliothek, die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, die Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, das Bundesarchiv (Berlin), die Friedrich-Ebert-Stiftung und die Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften (Kiel).

11 Der Hamburger Correspondent lag bereits als Mikrofilm-Scan vor, hier war nur eine Weiterbearbeitung notwendig.

12 Hier werden Sondermaterialien digitalisiert, es steht speziell geschultes Personal und materialschonendes Gerät zu Verfügung. Bei dem Projekt „Leitmedium Hamburger Fremdenblatt 1863 bis 1945“ musste etwa ein Viertel des Bestandes inhouse bearbeitet werden. Die anderen beiden Projekte waren nur geringfügig betroffen.

13 Im Workflowmanagementmodul Kitodo.Production wird für jedes zu digitalisierende Objekt ein eigener Vorgang erstellt, durch den in der weiteren Bearbeitung der jeweilige Status ersichtlich ist.

16 Deutsches Zeitungsportal, <https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper?lang=de>, Stand: 04.10.2022.

17 Die quelloffenen Software-Module von Kitodo können durch die Nutzenden zu den jeweiligen Zwecken angepasst werden – komplexere Entwicklungen werden gemeinschaftlich durch die vernetzte Community umgesetzt. Vgl. Strötgen, Robert; Finck, Matthias: Der Kitodo Entwicklungsfonds. Open Source Softwareentwicklung kooperativ finanzieren und gestalten, in: O-Bib. Das Offene Bibliotheksjournal 9 (4), S. 1–12. Online: <https://doi.org/10.5282/
o-bib/5845
>, Stand: 01.11.2022.