Bericht zum Hands-on-Lab „Praxishappen für und vom Netzwerk ‚Tutorials in Bibliotheken‘“

Tools, Techniken und Know How für Tutorial-Produzent*innen

Einleitung

Auf dem 8. Bibliothekskongress 2022 in Leipzig gestalteten Philipp Leisering (UB Magdeburg), Ninon Franziska Frank (UB Hildesheim), Frank Waldschmidt-Dietz (UB Gießen) und Erik Senst (Leuphana Lüneburg) vom Netzwerk „Tutorials in Bibliotheken“ ein Hands-on-Lab rund um Tools, Techniken und Know How für Tutorial-Produzent*innen.

In diesem Bericht stellen wir das Netzwerk vor und berichten über das Hands-on-Lab.

Das Netzwerk „Tutorials in Bibliotheken“

Das Netzwerk „Tutorials in Bibliotheken“ hat sich im März 2021 gegründet. Anlass dazu war die durch die Covid-19-Pandemie ausgelöste Schließung der meisten Bibliotheken. Sie eröffnete den Raum, sich deutlich intensiver mit den Möglichkeiten der digitalen Transformation in der Bibliotheksdidaktik zu beschäftigen. Insbesondere stellte die Entwicklung von Tutorials viele Bibliothekar*innen vor neue Herausforderungen. Die Schaffung des Netzwerks „Tutorials in Bibliotheken“ sollte vor diesem Hintergrund Unterstützung bieten – durch fachlichen Austausch und gegenseitige Unterstützung.

Nachdem bereits das erste digitale Treffen zu großer Resonanz und zu 139 Teilnehmenden aus dem deutschsprachigen Raum geführt hatte, haben sich vier Säulen entwickelt, auf denen das Netzwerk heute fußt:

1.Digitale Live-Treffen: Mehrmals im Jahr treffen wir uns an einem Mittwoch zu Monatsbeginn. Themen waren bisher Didaktik, Methodik, Medien und Tools sowie auch angrenzende Bereiche wie Barrierefreiheit, Open Educational Resources oder das Bespielen eines YouTube-Kanals.

2.AV-Portal der Technischen Informationsbibliothek Hannover (TIB): Unsere Treffen zeichnen wir auf und stellen sie über das TIB-AV-Portal zur Nachnutzung und zum wiederholten Anschauen bereit.1

3.Discord-Kanal: Wenn Fragen auftauchen, sollen diese in den meisten Fällen möglichst schnell beantwortet werden. Hierfür haben wir für die Zeit zwischen den Treffen einen Discord-Kanal eingerichtet.2

4.Wiki: Für alles Wissen, das wir sammeln, haben wir ein Wiki erstellt. Dort kann jederzeit nachgeschaut und etwas ergänzt werden.3

Das Netzwerk „Tutorials in Bibliotheken“ richtet sich an alle Tutorial-Interessierten, ganz unabhängig von ihrem beruflichen Hintergrund. Diejenigen, die bei uns aktiv sind, stammen überwiegend aus verschiedenen Bibliothekssparten, aber Interessierte aus anderen Bereichen sind ebenfalls herzlich dazu eingeladen, sich zu beteiligen.

Hands-on-Lab auf dem Bibliothekskongress in Leipzig

Am 31.05.2022 fand das erste Vor-Ort-Treffen im Rahmen eines Hands-On-Labs auf dem Bibliothekskongress statt. Auch das Organisationsteam („Netzwerk-EnthusiastInnen“) sah sich zum ersten Mal persönlich und es war erstaunlich, wie vertraut wir uns bereits waren, obwohl wir uns bisher nur über Videokonferenzsoftware gehört und in Videokacheln gesehen hatten.

Das Lab fand ein so großes Interesse, dass wir den für 30 Personen ausgelegten Seminarraum 6/7 bereits einige Minuten vor Beginn schließen mussten, um einerseits eine Überfüllung des Raumes angesichts der Corona-Pandemie zu vermeiden und andererseits die geplanten Gesprächsrunden nicht durch zu große Gruppen zu gefährden. Schließlich lebt das Netzwerk vor allem vom Austausch. Gleich zu Beginn verständigten wir uns daher auch darauf, das „Du“ zu verwenden, um Berührungsängste zu verringern und eine Basis für ein engagiertes Miteinander-Lernen zu schaffen.

Nach einer kurzen Vorstellung des Netzwerkes startete die Phase der Themenfindung. Um die Themen zu identifizieren, welche die Teilnehmenden am meisten beschäftigten, wurden zunächst Interessensgebiete ermittelt. Als Anregung diente eine Wortwolke, die wir im Vorhinein intern erstellt und auch zur Bewerbung der Veranstaltung genutzt hatten.

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Die auf Moderationskarten notierten Interessensgebiete wurden anschließend mit Klebepunkten gewichtet. Es ergaben sich diese sechs Themen:

Mit diesen sechs Themenfeldern konnten anschließend die Thementische organisiert werden. Hierfür gab es zwei separate Runden mit jeweils drei Thementischen. Alle Anwesenden konnten in jeder der Runden den Tisch mit dem für sie*ihn interessantesten Thema wählen.

Den didaktischen Rahmen der Thementische bildete die „Think-Pair-Share“-Methode4.

In der ersten Phase („Think“), welche drei Minuten dauerte, sollten die Teilnehmenden zunächst für sich alleine über das gewählte Thema nachdenken und sich Notizen machen. Die Leitfrage lautete: „Welche Erfahrungen und Ideen habe ich“. Die Think-Phase sorgt für das Anknüpfen an vorhandenes Wissen und das Ordnen und Formulieren der eigenen Gedanken und Ideen.

Damit war die Basis für den ersten Austausch in der zweiten Phase („Pair“) geschaffen, welche sieben Minuten dauerte. In dieser Phase tauschten sich die Teilnehmenden mit ihrer Nachbarin oder ihrem Nachbarn aus. Die Methodik der Pair-Phase gewährleistet im Unterschied zu größeren Diskussionsrunden, dass wirklich alle zu Wort kommen und sich beteiligen können. Im „Pair“ lernt man oft neue Sichtweisen kennen und hat Gelegenheit, nachzufragen. An den Tischen, an denen es eine ungerade Zahl von Teilnehmenden gab, beteiligten wir uns vom Leitungsteam. Naturgemäß stieg der Geräuschpegel in dieser Phase sprunghaft an.

In der dritten, etwa 25-minütigen Phase stand der Austausch am Tisch im Vordergrund, das „Share“. Hier wurden die Aspekte der beiden vorherigen Phasen vertieft und am jeweiligen Tisch weiterdiskutiert. Um ein manchmal als lähmend empfundenes „Wrap-Up“ im Plenum am Ende zu vermeiden, hatten wir eine Seite im Online-Tool „Task-Cards“ vorbereitet, in welches die Ergebnisse von den Thementischen selbstständig eingetragen werden konnten und welches gleichzeitig als für alle transparenter Notizblock diente. Die Resultate können auch im Nachhinein weiter eingesehen werden.5

Fazit

Ziel der Veranstaltung war es, den Teilnehmenden die Möglichkeit zum persönlichen Austausch rund um die Tutorialerstellung zu geben. Dabei wurden die konkreten Themen nicht vorgegeben, sondern durch die Teilnehmenden selbst eingebracht und gemeinschaftlich abgestimmt.

Im Rahmen der Think-Pair-Share Methode hatten alle Teilnehmenden dann die Möglichkeit sich direkt zu beteiligen, Fragen zu stellen, sich über Probleme auszutauschen und ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen.

In der abschließenden Feedbackrunde stellten die Anwesenden noch einmal heraus, dass vor allem dieser direkte Erfahrungsaustausch mit Kolleg*innen anderer Einrichtungen als sehr interessant, anregend und lehrreich wahrgenommen wurde, da sich die Probleme und Herausforderungen bei der Tutorialerstellung für Bibliotheken aller Sparten und unterschiedlichster Einrichtungen oftmals doch stark ähneln oder sogar z.T. identisch sind.

Auch wurden die im Workshop verwendeten Methoden der Aktivierung und Partizipation sowie der informelle Stil als sehr hilfreich und motivierend beurteilt.

Die Veranstaltung war insofern ein guter „Appetizer“, der den Teilnehmenden einen Eindruck von der gemeinsamen Arbeit, den Methoden und dem Kommunikationsstil im Netzwerk vermitteln konnte und der hoffentlich Lust auf mehr gemacht hat.

Das gute Feedback der Teilnehmenden spricht auf jeden Fall dafür, dass man viele Interessierte sicherlich auch bei einer der nächsten Veranstaltungen des Netzwerks „Tutorials in Bibliotheken“ wieder wird begrüßen dürfen.

Ninon Franziska Frank, Universitätsbiblitothek Hildesheim
Philipp Leisering, Universitätsbiblitothek Magdeburg
Erik Senst, Universitätsbiblitothek Lüneburg
Frank Waldschmidt-Dietz, Universitätsbiblitothek Gießen

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5866

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Netzwerk Tutorials in Bibliotheken im TIB-AV-Portal, <https://av.tib.eu/series/1073/bibtutorials>, Stand: 06.07.2022.

2 Discord-Kanal des Netzwerks: <https://discord.gg/TdaKfDwwzp>, Stand: 06.07.2022.

3 Wiki des Netzwerks: <https://bibtutorials.miraheze.org/wiki/Hauptseite>, Stand: 06.07.2022.

4 Wellenreuther, Martin: Forschungsbasierte Schulpädagogik. Anleitungen zur Nutzung empirischer Forschung für die Schulpraxis, Bielefeld 20196, S. 139.