Die Bibliothek des Kölner Musikwissenschaftlichen Instituts im Netzwerk der NS-Zeit

Ricarda Kopal, Musikwissenschaftliches Institut, Universität zu Köln

Zusammenfassung

Der Artikel gibt einen Einblick in den aktuellen Arbeitsstand eines Provenienzforschungsprojekts am Musikwissenschaftlichen Institut der Universität zu Köln. Ziele des zweijährigen Projekts sind einerseits eine systematische Analyse des Rara-Bestands der Institutsbibliothek und die Identifikation von kritischen Zugängen zwischen 1933–1945. Darüber hinaus steht das damalige Personal des Instituts sowie dessen vielfältige Verflechtungen in Strukturen der Universität und des Wissenschaftsbetriebs, der Stadt, des Staates, der NSDAP und des Kulturlebens im Fokus des Interesses. Am Ende des Projekts soll neben neuen Erkenntnissen über die Provenienzen einzelner Objekte auch ein besseres Verständnis der lokalen, regionalen und überregionalen Netzwerke und Kontakte stehen, mittels derer die Bibliothek des Musikwissenschaftlichen Instituts in der NS-Zeit aufgebaut bzw. erweitert wurde.

Summary

The article provides an introduction into a current provenance research project at the library of the Musicological Institute at University of Cologne. Goals of the two-year project are on the one hand a systematic examination of the library's holdings of rare books and the identification and close inspection of problematic acquisitions between 1933–1945. Furthermore, the institute's staff at that time and their involvement in organizations of the university, academic institutions, the city of Cologne, the state, the NSDAP and cultural institutions will be addressed. Besides new findings on the provenances of specific objects, the project aims to provide a better understanding of the local, regional and national networks and contacts that were utilized to build and expand the library of the institute during the period of National Socialism.

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5855

Autorenidentifikation:Kopal, Ricarda: ORCID: https://orcid.org/0000-0002-6603-3126

Schlagwörter: Musikwissenschaft; NS-Zeit; Köln; Provenienzforschung

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1. Einleitung

Die Bibliothek des Musikwissenschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln, deren Aufbau von dem in der Gründungsphase des Instituts verantwortlichen Musikwissenschaftler Ernst Bücken bereits 1920 zumindest gedanklich in Angriff genommen wurde,1 hat in bisherigen Betrachtungen der Institutsgeschichte wenig Beachtung gefunden. Dafür lassen sich unterschiedliche Gründe vermuten, die von einer mutmaßlich nicht sehr vielversprechenden Quellenlage mit Blick auf die Erforschung von Provenienzen bis zu mangelndem Interesse an der genaueren Beschäftigung mit einem „Hilfsmittel“ der musikwissenschaftlichen Forschung reichen dürften. In einem im Musikwissenschaftlichen Institut erhaltenen und sehr wahrscheinlich von dem damaligen Direktor Karl Gustav Fellerer verfassten Institutsbericht für das Wintersemester 1941/42 und das Sommersemester 1942 heißt es: „Die Bibliothek hat durch zahlreiche Neuerwerbungen eine Erweiterung erfahren. Im Etatsjahr 1941/42 wurden 1890 neue Werke beschafft.“2 Diese Information wirft die Frage auf, ob mit Blick auf den Zeitraum 1933–1945 möglicherweise auch verschiedentliche Verflechtungen zwischen Institut und NS-Strukturen dazu geführt haben, dass die Herkunft besonders der älteren Bibliotheksbestände lange nicht in den Fokus des Interesses rückte. Das Forschungsprojekt „Die Bibliothek des Kölner Musikwissenschaftlichen Instituts im Netzwerk der NS-Zeit“, begonnen im April 2021 und als zweijähriges durch die Deutsche Stiftung Kulturgutverluste und das Musikwissenschaftliche Institut gefördertes Projekt konzipiert, setzt hier an. Die Notwendigkeit einer genaueren Überprüfung der Bestände der Institutsbibliothek zum jetzigen Zeitpunkt hat dabei mehrere Ausgangspunkte:

Erstens ist – nicht zuletzt durch ein Projekt der Universität zu Köln zur Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Geschichte auch und besonders zur Zeit des Nationalsozialismus – die Person Karl Gustav Fellerer und seine Rolle als Professor für Musikwissenschaft und Institutsdirektor zwischen 1939 und 1945 in den Fokus des Interesses gerückt.3 Die Zusammenarbeit Fellerers mit dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg, insbesondere mit dem Leiter des Sonderstabs Musik, dem Musikwissenschaftler Herbert Gerigk,4 ist belegt.5 Gleiches gilt für mehrere Auslandsaufenthalte Fellerers in den sogenannten westlichen besetzten Gebieten als Mitarbeiter dieses Sonderstabes.6 Die Frage, ob und wie Fellerer in diesen Kontexten Bibliotheksbestände für die Institutsbibliothek beschaffte, bedarf dringender Klärung.7

Zudem wurden im Rahmen eines 2017–2019 durchgeführten Projekts zur Überprüfung der Provenienzen der musikwissenschaftlichen Instrumentensammlung8 in der Institutsbibliothek Rechnungsbücher des Musikwissenschaftlichen Instituts aufgefunden, die den Zeitraum 1933–1945 dokumentieren.9 Bislang waren für den Zeitraum von der Gründung des Instituts 1920 im Kontext der Gründung der neuen Kölner Universität bis Anfang der 1950er Jahre keine derartigen Dokumente bekannt. Durch diese nun vorliegenden Verzeichnisse bietet sich eine neue Möglichkeit, die Aktivitäten, Geschäftsbeziehungen und Netzwerke des Instituts in der Zeit von 1933–1945 konkret nachzuvollziehen und mit weiteren Informationen wie Provenienzmerkmalen an den Objekten selbst, internen und externen Archivquellen etc. in Verbindung zu setzen.

Bei der Erfassung von Beständen der Institutsbibliothek für den internationalen Katalog RISM (Répertoire International des Sources Musicales)10 vor einigen Jahren sind darüber hinaus an vielen Objekten, vor allem Handschriften des Rara-Bestandes, Institutsstempel aufgefallen, die augenscheinlich aus der NS-Zeit stammen.

2. Fragestellungen und Ziele

Zentrales Ziel des Projekts ist folglich, zu klären, ob im Laufe der Jahre 1933–1945 Bücher und Musikalien in die Institutsbibliothek gelangt sind, wie die konkreten Erwerbungskontexte aussahen und wie diese heute zu bewerten sind. Während in der bisherigen deutschen musikwissenschaftlichen Forschung zur NS-Zeit zumeist einzelne Personen und deren (akademische) Biografien im Mittelpunkt stehen, rücken hier die Institutsbibliothek und die Frage nach den „Objektbiografien“ in den Fokus. Diese Verschiebung der Perspektive öffnet den Raum für neue Erkenntnisse zur Geschichte und Genese der Bibliothek respektive des Instituts und damit auch zu einem erweiterten Verständnis der musikwissenschaftlichen Fachgeschichte.11 Neben aktuellen musikwissenschaftlichen Erkenntnissen spielen im Rahmen des Projekts selbstverständlich auch Erkenntnisse, Methoden und Repositorien12 aus dem Bereich der Provenienzforschung13 in Bibliotheken und Musiksammlungen eine entscheidende Rolle, ebenso wie Forschungen zum Musikalienhandel bzw. zu Buchhandlungen, Antiquariaten und Verlagen mit einer Spezialisierung im Musikbereich.14 Da eine Übersicht über die Disziplingrenzen überschreitende Literatur an dieser Stelle unmöglich ist, sei hier exemplarisch auf die Angaben in Fußnoten und Literaturverzeichnis verwiesen.

3. Methodische Herangehensweise

Bei der Kölner musikwissenschaftlichen Institutsbibliothek handelt es sich um eine Fachbibliothek als magazinierte Präsenzbibliothek, in der sich alle Teilbereiche der Musikwissenschaft widerspiegeln. Die Bestände umfassen heute etwa 40.600 Bände Musikliteratur15, 76.500 Musikalien (Notendrucke und Handschriften), 1500 Mikrofilme, 1430 Dias, 80 laufende Zeitschriften sowie 16.000 Tonträger. Die systematische Überprüfung des Bestandes beschränkt sich aus zwei Gründen zunächst auf den aus Musikliteratur und Musikalien (Notendrucke und Handschriften) bestehenden Rara-Bestand: Zum einen aufgrund der schon genannten hohen Dichte an entsprechenden Stempeln an Objekten, zum anderen aufgrund der Überlegung, dass bei wertvollen Büchern und Musikalien die Versuchung, „günstige Gelegenheiten“ zu nutzen, um diese in den Bibliotheksbestand zu integrieren, eventuell besonders groß war. Das Projekt setzt sich methodisch aus drei Teilarbeitsbereichen zusammen, die im Rahmen der Projektlaufzeit zunehmend miteinander verzahnt werden:

  1. Untersuchung und Dokumentation von Provenienzmerkmalen, die sich an den Objekten des Rara-Bestands befinden.
  2. Auswertung der Rechnungsbücher des Instituts für den Zeitraum 1933–1945 und ggf. auch von Rechnungsbüchern aus der Zeit nach 1945, um bei Beständen einen kritischen Erwerbungskontext sicher ausschließen zu können.
  3. Archivrecherchen zur Institutsgeschichte, zu mit dem Institut verbundenen Personen sowie weiterführende Recherchen zu den aus den Rechnungsbüchern hervorgehenden Geschäftsbeziehungen des Instituts im fraglichen Zeitraum zum Buch- und Musikalienhandel; Recherchen zu den Tätigkeiten des Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg bzw. des Sonderstabs Musik in den westlichen besetzten Gebieten (Frankreich, Belgien, Niederlande) und deren Bezug zum Musikwissenschaftlichen Institut der Universität Köln.

Das Musikwissenschaftliche Institut und damit auch die mit dem Institut verbundene Bibliothek16 wurde von seiner Gründung 1920 bis Ende 1945 maßgeblich durch die Professoren Ernst Bücken (1884–1949), Theodor Kroyer (1873–1945) und Karl Gustav Fellerer (1902–1984) geprägt. Bücken hatte den Aufbau des Instituts seit Beginn der 1920er Jahre vorangetrieben, erlangte aber nie den Status eines ordentlichen Professors bzw. den des Institutsdirektors.17 Zum ersten ordentlichen Professor wurde 1932 Theodor Kroyer berufen und nach dessen Emeritierung folgte 1939 Karl Gustav Fellerer.18 Alle drei haben auf unterschiedliche Art auch Einfluss auf Entstehung und Ausbau der Bibliothek genommen.

Grundsätzlich lässt sich nach der Durchführung der Objektautopsien am Bestand feststellen, dass in der Institutsbibliothek im Laufe der Zeit verschiedene Stempel und Inventarnummer-Systeme verwendet wurden und dass sich Merkmale aus verschiedenen Phasen der Institutsgeschichte an den Objekten erhalten haben; nicht selten überlagern sich an einem einzelnen Objekt Merkmale aus verschiedenen Zeiträumen. Andererseits finden sich auch Objekte, an denen jegliche Merkmale fehlen. Aus diesem Grund war zunächst eine Differenzierung und Rekonstruktion der verschiedenen Systeme zur Inventarisierung und Kennzeichnung der Bestände von zentraler Bedeutung. Erschwert wurde dies, da für die Zeit bis 1932 gar keine Rechnungs- oder Inventarbücher vorliegen und ab 1932 zunächst keine Inventarnummern in die Rechnungsbücher eingetragen wurden.

In der Gründungszeit des Instituts bis etwa 193219 wurde nach jetzigem Kenntnisstand der folgende Rundstempel verwendet, um Bestände der Institutsbibliothek zu markieren und Zugangsjahr und Inventarnummer mittig eingetragen:

Ein Inventarverzeichnis oder Akzessionsjournal aus dieser Zeit ist bisher nicht bekannt. Dokumente aus dem Kölner Universitätsarchiv lassen jedoch darauf schließen, dass ein solches auch in der Phase des Institutsaufbaus existiert hat.20

Ab 1932 in Zusammenhang mit der Berufung Theodor Kroyers als Professor und Institutsdirektor21 haben sich die Arbeitsstrukturen in der „sehr ergänzungs- und ausbesserungsbedürftige[n] Institutsbibliothek“22 offenkundig verändert. Zum Zustand der Bibliothek äußert sich der neuberufene Kroyer 1932 in einem ausführlichen Beschwerdeschreiben an das Kuratorium der Kölner Universität folgendermaßen:

„Über den Zustand des Instituts und im besonderen den der Bibliothek, die ich von Bücken übernommen habe, möchte ich folgendes bemerken: die theoretische Musik ist zwar größtenteils katalogisiert, aber sowohl die Einteilung wie die Ausfertigung des Zettelkatalogs im einzelnen ist vom wissenschaftlichen wie vom praktischen Standpunkt aus völlig unzureichend. Die Bibliothek muss also neu aufgenommen und neu geordnet werden. Noch schlimmer steht es um die praktische Musik, über die überhaupt kein einziger Katalog vorhanden ist! Ich stelle also nochmals fest, dass der Katalogzustand allen bibliothekarischen Anschauungen Hohn spricht. Herr Bücken hat sich offenbar niemals um seine Bibliothek gekümmert – ebensowenig wie um die dienstliche Korrespondenz, die entweder fehlt oder undurchsichtig ist. Besonders schmerzlich ist mir die Feststellung großer Lücken in den Beständen der Bibliothek, die Serien sind in den seltensten Fällen vollständig. Es wird in vielen Fällen schwer sein, diese Lücken durch Nachkäufe auszufüllen. Ich muss auch tadeln, dass viele Bände, vor allem der Zeitschriften-Bestände, ungebunden der völligen Vernichtung ausgesetzt waren, sodass ich einen erheblichen Teil meines Etats nur für Buchbinder-Arbeiten ausgeben muss. Darüberhinaus fehlen grundlegende Publikationen zur älteren Musikgeschichte, vor allem des Mittelalters und der Renaissance. Die Spezialgebiete Bückens – die galante und die frühklassische Musik – sind dagegen relativ gut vertreten.“23

Aus dem Bericht von Kroyer sowie auch aus einem von Bücken verfassten Zeitungsbericht über das Institut aus dem April 193024 lässt sich einerseits ein gewisses Bild der Institutsbibliothek in Hinblick auf die 1932 vorhandenen Bestände ableiten, zum anderen erklärt sich aus der offensichtlich stark auf seine eigenen Forschungsinteressen fokussierten Erwerbungspolitik von Bücken möglicherweise auch die Notwendigkeit zu großen Ergänzungen der Bibliothek während der NS-Zeit. Zudem liegt hier auch eine Begründung für die Anschaffung neuer Stempel zur Kennzeichnung der Bestände sowie für die Einführung einer Inventarnummer-Systematik, die ab 1932 und auch nach dem Zweiten Weltkrieg weiter verwendet wurde.25 Das Verständnis dieser Systematik erlaubt ausgehend von der Inventarnummer eine zumindest auf das Rechnungsjahr bezogene Einschätzung des Zugangszeitpunktes und die gezielte Konsultation der Rechnungsbücher.

Die Art der Eintragungen und der erfassten Informationen in den Rechnungsbüchern sind nicht systematisch. Zudem umfassen sie nicht nur Erwerbungen von Instrumenten, Literatur und Musikalien, sondern auch sämtliche weiteren Geschäftsbeziehungen des Instituts, beispielsweise Aufträge an Buchbinder oder Instrumentenbauer, Dienstleistungen von Handwerksbetrieben, Kauf von Verbrauchsmaterialien etc. Bei Eintragungen, die sich auf Literatur- und Musikalienankäufe beziehen, sind in der Regel die Bezugsquelle, Autor*in bzw. Komponist*in sowie Kurztitel und Preis angegeben. Angaben dazu, aus welchen Finanzquellen Erwerbungen erfolgten, finden sich zunächst nur sporadisch, erst ab dem Rechnungsjahr 1941–1942 erfolgt eine Aufspaltung in verschiedene Etats und eine differenziertere Angabe, über welchen Etat abgerechnet wurde. Durch die Verwendung von Abkürzungen und bedingt durch die Lesbarkeit der Handschriften sind die Angaben nicht immer eindeutig aufzulösen. Ab Oktober 1942 sind auch Inventarnummern festgehalten und für das Rechnungsjahr 1943/44 finden sich im entsprechenden Rechnungsbuch auch mehrere Seiten mit Eintragungen, die nur Inventarnummern und sehr spärliche Angaben zu Titel und Verfasser*in bzw. Komponist*in enthalten. Angaben zu Preisen, Bezugsquellen und genauen Zugangsdaten fehlen dort.

4. Zwischenstand

Aufgrund der während des ersten Projektjahres durchgeführten Objektautopsien und erster Abgleiche mit den Rechnungsbüchern konnten bislang im Rara-Bestand 178 Objekte ermittelt werden, die mit großer Sicherheit zwischen 1933 und 1945 zugegangen sind und die nun im zweiten Projektjahr einer Tiefenrecherche unterzogen werden. Dabei lassen sich aktuell drei Fallgruppen unterscheiden:

Bei der ersten Gruppe handelt es sich um Objekte, die mutmaßlich im Rahmen von Karl Gustav Fellerers Mitarbeit im Sonderstab Musik des Einsatzstabs Reichsleichter Rosenberg Eingang in den Bestand fanden. Zwischen 1940 und 1942 sind mehrere Aufenthalte Fellerers in Paris und Brüssel bekannt, bei denen er bei der „Erfassung“ von Musikquellen mitarbeitete.26 Zudem reiste er 1942 in die Niederlande über das Auslandsamt der Dozentenschaft27 und nach Belgien auf Einladung der Propagandaabteilung Belgien, um in Brüssel, Antwerpen und Gent Vorträge zu halten.28 Im Aktenbestand des Universitätsarchivs konnten zudem bei Recherchen im Rahmen des Projekts Dokumente aus Oktober und November 1940 gefunden werden, in denen Fellerer aus Paris um Überweisung von Mitteln aus der universitätsinternen Schlitter-Stiftung für Musikwissenschaft an die Reichskreditkasse Paris bittet – und sie erhält – um in Frankreich Bücher und Musikalien für das Institut zu erwerben.29 In einem Schreiben an das Kuratorium vom 19.10.1940 heißt es diesbezüglich:

„Sehr verehrter Herr Kurator! Wie ich soeben erfahre, können Dienststellen im Reich direkt an die Reichskreditkassen überweisen. Damit kann die schon fast aufgegebene Hoffnung, noch eine grössere Kiste Bücher dem Institut zu schicken, erfüllt werden. Ich bitte zu veranlassen, dass die Überweisung möglichst sofort erfolgt, damit ich vor meiner Abreise noch alles beschaffen kann. Über den Modus der Überweisung wird die Bank Bescheid wissen. Mit den besten Grüssen Heil Hitler Fellerer“.30

Und in einem weiteren Schreiben mit Datum vom gleichen Tag wird präzisiert:

„Bitte sofort zum Einkauf von Büchern für das Musikwissenschaftliche Institut RM 500.– aus der Stiftung Schlitter XV/18 zu überweisen an: Einsatzstab des Reichsleiters Rosenberg für die besetzten westlichen Gebiete und die Niederlande Feldpostnr. 10474-0 Reichskreditkassenverwaltung Paris. Da ich 28.10. abreise, bitte ich um sofortige Überweisung, um die Einkäufe tätigen zu können. Der Nachweis der Ausgaben erfolgt nachträglich. Heil Hitler Fellerer“.31

Leider konnten bislang noch keine Abrechnungsbelege ermittelt werden, die Aufschluss darüber geben, was genau erworben wurde, wo und zu welchem Preis. Wohl konnten aber im Rahmen der Autopsien Objekte gefunden werden, die während der Rechnungsjahre eingegangen sind, in denen sich Fellerer in den besetzten Gebieten aufhielt. Die Abwicklung über die Reichskreditkasse und der sich aus den Archivdokumenten ergebende zugrundeliegende Umrechnungskurs geben – legt man die Forschungen von Götz Aly32 und Cornelia Briel33 zugrunde – zumindest erste Anhaltspunkte für einen kritischen Erwerbungskontext, die Herausforderung liegt hier aktuell in der sicheren Zuordnung konkreter Objekte aus dem Bestand. Weiterhin findet sich im Rechnungsbuch am 06.06.1942 ein nicht näher spezifizierter Eintrag: „Fracht 2 Kisten“, finanziert ebenfalls aus der Schlitter-Stiftung. Ob hier möglicherweise ein Zusammenhang besteht mit Ankäufen von Literatur in besetzten Gebieten, muss die weitere Forschung zeigen.

Eine zweite Fallgruppe bilden Erwerbungen von durch das NS-Regime verfolgten Buchhandlungen und Antiquariaten. Als Beispiel ist hier ein Exemplar des Dodekachordon von Henricus Glareanus zu nennen – gedruckt 1547 in Basel. Das Objekt wurde dem Rechnungsbuch zufolge am 01.04.1937 bei Lengfeld in Köln erworben. Es stammt aus der Bibliothek des ehemaligen Cartäuser-Klosters Buxheim und wurde 1883 im Rahmen des Verkaufs dieser Bibliothek durch das Auktionshaus Dr. Carl Förster in München versteigert – die Provenienz zwischen 1883 und 1937 ist bislang unklar.34 Die Lengfeld’sche Buchhandlung35 und ihre jüdische Besitzerfamilie waren den Forschungen von Brigitte und Fritz Bilz zufolge diversen Repressionen durch das NS-Regime ausgesetzt, Anfang 1936 wurde das Geschäft „arisiert“ und auch danach gab es weitere Schikanen.36 Die Provenienzlücke zwischen 1883 und dem Verkauf des Objekts bei Lengfeld 1937 zu erforschen und den laut Rechnungsbuch an Lengfeld gezahlten Preis zu bewerten, ist derzeit Gegenstand der Projektarbeit.

Eine dritte Gruppe bilden Objekte, die zwar nachweislich in der Zeit zwischen 1933–1945 in den Bestand eingingen, bei denen jedoch ein kritischer Erwerbungskontext unwahrscheinlich ist oder ausgeschlossen werden kann. Hier lässt sich als Beispiel ein Konvolut von Karnevals- und Salonmusik nennen, das bisher weder im Bibliothekskatalog noch in RISM erfasst ist und im Rahmen der Durchführung der Objektautopsien im Rara-Bestand der Bibliothek identifiziert wurde. Die fortlaufenden Inventarnummern an den Notendrucken verweisen auf einen Zugang im Jahr 1942. Ein erhaltener Institutsbericht für das zweite Halbjahr 1942 – verfasst von Fellerer – enthält folgende in diesem Zusammenhang aufschlussreiche Passage:

„II. Bibliothek: Ein beträchtlicher Teil der Bibliothek wurde zur Sicherung im Keller untergebracht. Ausser einer ansehnlichen Stiftung des Verlages Tonger (vor allem für das Studium der Kölner Volksmusik wertvolle Karnevals- und Salonmusik) waren zahlreiche Neueingänge besonders von Musikalien u. Musikschriften aus dem niederländisch-flämischen Kreis zu verzeichnen (…)“.37

Der Eingang der hier erwähnten Stiftung, bei der es sich aufgrund der Inventarnummern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um das oben genannte Konvolut handeln dürfte, ist im Rechnungsbuch nicht verzeichnet. Die meisten der Notendrucke sind von Tonger verlegt worden und an fast allen der 82 Objekte befindet sich ein Stempel „Archiv-Exemplar“, der mutmaßlich auf das Verlagsarchiv von Tonger verweist. Hier lassen sich derzeit keine Anhaltspunkte für einen kritischen Hintergrund erkennen.

Interessant ist allerdings auch der zweite Teil des Zitats, in dem auf den Zugang von nicht näher spezifiziertem Material aus dem „niederländisch-flämischen Kreis“ rekurriert wird. In Zusammenhang mit dem Entstehungsdatum des Berichts 1942 schließt sich hier der Kreis zur ersten beschriebenen Objektgruppe.

5. Mehr Fragen als Antworten, oder: Perspektiven für die weitere Forschung

Das Projekt ist noch nicht abgeschlossen und auch nach Projektende werden der Erfahrung nach nicht alle die Provenienzen betreffenden Fragen geklärt sein.38 Dennoch lassen sich auch zu diesem Zeitpunkt schon einige Erkenntnisse sowie Desiderate für die weitere Erforschung des Institutsbestands ableiten:

  1. Es lassen sich Anhaltspunkte für kritische Zugänge im Rara-Bestand finden, und zwar sowohl aus der Amtszeit von Theodor Kroyer als auch aus der Zeit, in der Karl Gustav Fellerer Institutsdirektor war. Die möglichen Zugangsszenarien sind allerdings divers und müssen in jedem Einzelfall geprüft werden. Von zentraler Wichtigkeit ist dabei die Zusammenführung der Informationen aus den Autopsien, den Rechnungsbüchern, aus Archivrecherchen und ggf. weiteren Quellen.
  2. Aufgrund der gefundenen Anhaltspunkte wäre es wünschenswert, auch den restlichen Buch- und Musikalienbestand der Institutsbibliothek zu überprüfen. Durch Zufall wurden bereits mehrere Objekte außerhalb des Rara-Bestandes entdeckt, deren Inventarnummern einen Zugang zwischen 1933 und 1945 nahelegen. Bei einigen dieser Objekte ist es auch bereits gelungen, Einträge in den entsprechenden Rechnungsbüchern nachzuweisen.
  3. Bei Recherchen im Bundesarchiv konnte eine an Karl Gustav Fellerer gerichtete und an die Pariser Adresse des Sonderstab Musik adressierte Rechnung aus dem April 1941 über den Kauf von 100 Schallplatten der Reihe L’Anthologie Sonore gefunden werden.39 Dies wirft die Frage auf, inwieweit auch Tonträgerbestände des Instituts von Erwerbungen in der NS-Zeit betroffen und wie diese heute zu bewerten sind.
  4. Viertens existiert in der Institutsbibliothek eine größere Sammlung von Mikrofilmen, von denen einige sehr wahrscheinlich aus der NS-Zeit stammen.40 Eine in der Bibliothek vorhandene maschinenschriftliche Liste mit Signaturen, Titeln und Angaben zur Herkunft verweist auf verschiedene französische Bibliotheken, u.a. die Bibliothèque nationale de France in Paris, in denen sich mutmaßlich die Originale befinden.41 Es wird vermutet, dass diese Bestände in Zusammenhang stehen mit der vom Sonderstab Musik durchgeführten „Aufnahme“ von Musikhandschriften in den besetzten Westgebieten.42 Eine genaue Analyse des Materials steht noch aus.

Neben den im Rahmen des aktuellen Projekts im Vordergrund stehenden Fragen nach Zugängen und Zugangsumständen in den Jahren 1933–45 und der gezielten Erforschung der Provenienzen dieser Objekte zeigt sich an den bisherigen Befunden aber auch, welches Potential in einer von den Sammlungsbeständen ausgehenden Perspektive auf die Instituts- und Fachgeschichte liegt. So kann der Blick auf die Objektbiografien ein Schlüssel sein zu einer tieferen Analyse von Netzwerken, die nicht nur akademisches Personal, sondern auch Kontakte zu Buchhandlungen und Antiquariaten, Bibliotheken, Verlagen, Instrumentenbauern etc. berücksichtigt und damit neue Erkenntnisse zu Strukturen und Verflechtungen von wissenschaftlichen, musikalischen, national-, lokal- und parteipolitischen Interessen ermöglicht. Diese Perspektive weiter zu verfolgen und dadurch auch bei heutigen Nutzerinnen und Nutzern der Bibliothek ein kritisches Bewusstsein für deren Entstehungsumstände zu schaffen, ist Aufgabe zukünftiger und über das Projekt hinausweisender Forschung.

Literatur

1 Siehe dazu Schreiben von Ernst Bücken vom 12.07.1920, in dem er die Einrichtung einer Bibliothek als erforderlich für den Aufbau eines Musikwissenschaftlichen Seminars nennt, Historisches Archiv der Universität Köln, nachfolgend abgekürzt UAK, Zug. 9/285. Zu Ernst Bückens Werdegang und seiner privaten Musikbibliothek, die sich heute aufgeteilt in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln sowie im Musikwissenschaftlichen Institut befindet siehe auch Schmidt, Peter: Ernst Bücken (1884–1949), in: Gabel, Gernot; Schmitz, Wolfgang (Hg.): Gelehrte – Diplomaten – Unternehmer. Kölner Sammler und ihre Bücherkollektionen in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Köln 2003 (Schriften der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln 13), S. 181–187.

2 Vgl. Bericht „Das Musikwissenschaftliche Institut der Universität Köln im WS 1941/42 u. SS 42“, Musikwissenschaftliches Institut der Universität Köln (ohne Signatur).

3 Vgl. dazu Knoch, Habbo; Jessen, Ralph; Ullmann, Hans-Peter (Hg.): Die Neue Universität zu Köln. Ihre Geschichte seit 1919, Köln; Wien; Weimar 2019.

4 Zur Rolle Gerigks im Kontext des Sonderstabs Musik vgl. exemplarisch De Vries, Willem: Kunstraub im Westen 1940–1945. Alfred Rosenberg und der „Sonderstab Musik“, Frankfurt a. M. 2000, S. 334–338 sowie Prieberg, Fred K.: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, Kiel 2004, S. 1984–2051.

5 Vgl. dazu exemplarisch Haupts, Leo: Die Universität zu Köln im Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundes­republik, Köln; Weimar; Wien 2007, S. 309–320; Potter, Pamela: Most German of the Arts. Musicology and Society from the Weimar Republic to the End of Hitler’s Reich, New Haven; London 1998, S. 147–150; Haken, Boris von: Der Einsatzstab Rosenberg und die Erfassung von Kulturgütern in Westeuropa während des Zweiten Weltkriegs, in: Acta Musicologica Vol.91(2), 2019, S. 118.

6 Ebd.

7 Die Einschätzung Fellerers in diesem Kontext ist bislang uneindeutig, vgl. dazu beispielsweise Gutknecht, Dieter: Universitäre Musikwissenschaft in nationalsozialistischer Zeit. Die Universität zu Köln als Beispiel, in: Foerster, Isolde von; Hust, Christoph; Mahling, Christoph-Hellmut (Hg.): Musikforschung, Faschismus, Nationalsozialismus, Mainz 2001, S. 211–221; Haupts: Die Universität zu Köln im Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik, 2007, S. 308–315; Potter: Most German of the Arts, 1998, S. 147–151; De Vries: Kunstraub im Westen 1940–1945, 2000, S. 168–180; Haken, Boris von: Fellerer, Karl Gustav, mgg-online.com, 2018, <https://www.mgg-online.com/mgg/stable/46680>, Stand: 12.09.2022.

8 Das Projekt „Das Instrumentenmuseum der Kölner Musikwissenschaft im Netzwerk der NS-Zeit“ wurde von Januar 2017 bis Dezember 2018 als langfristiges Projekt zur systematischen Überprüfung von Sammlungsbeständen durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste gefördert, nähere Informationen finden sich auf der Institutswebsite unter <https://musikwissenschaft.phil-fak.uni-koeln.de/index.php?id=31911> sowie beim Deutschen Zentrum Kulturgutverluste <https://www.kulturgutverluste.de/Content/03_Forschungsfoerderung/Projekt/Universitaet-zu-Koeln/Projekt2.html>.

9 Es handelt sich um insgesamt vier Rechnungsbücher, die den Zeitraum 1933–1945 abdecken und die sich derzeit im Musikwissenschaftlichen Institut befinden. Die Bücher sind bereits digitalisiert.

10 Vgl. <www.rism.info>.

11 Zu verschiedenen Aspekten und Personen der musikwissenschaftlichen Fachgeschichte im Kontext der NS-Zeit vgl. exemplarisch Potter: Most German of the Arts, 1998; von Foerster; Hust; Mahling (Hg.): Musikforschung, Faschismus, Nationalsozialismus, 2001; De Vries: Kunstraub im Westen, 2000; Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, 2004; Iglesias, Sara: Musicologie et Occupation. Science, musique et politique dans la France des “années noires“, Paris 2014; Custodis, Michael: Friedrich Blumes Entnazifizierungsverfahren, in: Die Musikforschung 65(1), 2012, S. 1–24; Kolb, Fabian: Das Musikhistorische Museum Wilhelm Heyer und sein Kurator Georg Kinsky im musikkulturellen Netzwerk Kölns der 1920er Jahre, in: Pietschmann, Klaus; Zahn, Robert von (Hg.): Musikwissenschaft im Rheinland um 1930, Kassel 2012, S. 11–92.

12 Von zentraler Relevanz für Provenienzforschung sind die Datenbanken Provenana (www.proveana.de) und LostArt (www.lostart.de) des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste sowie die aus einem Zusammenschluss verschiedener Bibliotheken hervorgegangene Datenbank www.lootedculturalassets.de. Speziell für die Beschäftigung mit dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg bietet das Webportal www.errproject.org eine wertvolle Zusammenstellung von Informationen und Quellen, besonders der einleitende Beitrag von Grimsted, Patricia Kennedy: Reconstructing the Record of Nazi Cultural Plunder: A Guide to the Dispersed Archives of the Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR) and the Postwar Retrieval of ERR Loot, errproject.org, 2015ff, <https://www.errproject.org/guide.php>, Stand: 12.09.2022.

13 Vgl. exemplarisch Briel, Cornelia: Die Bücherlager der Reichstauschstelle, Frankfurt a. M. 2016; Briel, Cornelia: Beschlagnahmt, erpresst, erbeutet. NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek zwischen 1933 und 1945, Berlin 2013; Poulain, Martine: Livres pillés, lectures surveillées. Les bibliothèques françaises sous l’Occupation, Paris 2008; Hoffrath, Christiane: Bibliotheksdirektor im Nationalsozialismus. Hermann Corsten und die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln, Köln 2012; Hoffrath: Wettläufe und Einkaufsfahrten. Deutsche bibliothekarische Interessen im besetzten Belgien, 1940–1944, in: Bischoff, Sebastian; Jahr, Christoph; Mrowka, Tatjana; Thiel, Jens (Hg.): Belgica – terra incognita? Resultate und Perspektiven der Historischen Belgienforschung, Münster; New York 2016, S. 166–173.

14 Vgl. exemplarisch Fetthauer, Sophie: Musikverlage im „Dritten Reich“ und im Exil, Hamburg 2007; Buijnsters, Piet: The Antiquarian book trade in the Netherlands during the Second World War, in: Quaerendo 36(4), 2006, S. 251–292.

15 Musikliteratur meint hier Schriften über Musik bzw. Musiker*innen und Komponist*innen. Unter dem Begriff Musikalien werden Notendrucke und -handschriften zusammengefasst.

16 Der Auf- und Ausbau der musikwissenschaftlichen Institutsbibliothek wurde und wird bis heute unabhängig von der 1920 gegründeten Universitäts- und Stadtbibliothek betrieben.

17 Zur Karriere Bückens an der Universität zu Köln siehe Synofzik, Thomas: Zwischen Stilkunde und Nationalideologien. Ernst Bücken (1884–1949), in: Pietschmann, Klaus; Zahn, Robert von (Hg.): Musikwissenschaft im Rheinland um 1930, Kassel 2012, S. 208–219, insbesondere zu den ausufernden Kontroversen zwischen Bücken und Kroyer vgl. Leitmeir, Christian Thomas: Ein „Mann ohne Eigenschaften“? Theodor Kroyer als Ordinarius für Musikwissenschaft in Köln (1932–1938), in: Pietschmann, Klaus; Zahn, Robert von (Hg.): Musikwissenschaft im Rheinland um 1930, Kassel 2012, S. 93–136.

18 Vgl. dazu UAK Zug. 571/49 sowie Haupts: Die Universität zu Köln im Übergang vom Nationalsozialismus zur Bundesrepublik, 2007, S. 306–309.

19 Zur Institutsgeschichte von der Gründung bis Anfang der 1930er Jahre vgl. Arntz, Michael: Die Entwicklung der universitären Musikwissenschaft in Köln bis 1932, in: Niemöller, Klaus Wolfgang (Hg.): Perspektiven einer Systemischen Musikwissenschaft, Frankfurt a.M. 2003, S. 49–63.

20 Im Zusammenhang mit einer Anfrage an das Kuratorium der Universität hinsichtlich der Einrichtung einer Assistentenstelle schreibt Bücken Ende 1930: „Dringliche Aufgabe für einen Assistenten ist die Anlage eines Zettelkataloges auf Grund des von mir geführten Zugangskataloges, der der Allgemeinheit nicht zugänglich ist“, vgl. UAK Zug. 9/285.

21 Zur Person Theodor Kroyers sowie zum Verhältnis von Bücken und Kroyer vgl. Leitmeir: Ein „Mann ohne Eigenschaften“?, 2012.

22 Durchschlag eines Schreibens von Kroyer an Prof. Dr. Eckert/Kuratorium der Universität mit Datum vom 29.07.1932, vgl. UAK Zug. 44/157.

23 Ebd.

24 Ein im Kölner Stadtanzeiger am 27.04.1930 veröffentlichter Bericht über das Musikwissenschaftliche Institut, verfasst von Ernst Bücken und dem damaligen Assistenten Kurt Herbst, stellt die Bibliothek in ungleich positiverem Licht dar als die Schilderung Kroyers: „So gehörte eine große Geduld dazu, mit wenigen Mitteln eine Bibliothek aufzubauen, und zwar in möglichst kurzer Zeit, um überhaupt mit gleichen Instituten anderer Hochschulen in Wettbewerb treten zu können. Bei dem jetzigen Stande der Bibliothek mit etwa 2400 Bänden (Bücher, Noten und Zeitschriften) können wir erfreulicherweise schon ein erreichtes Durchgangsziel erkennen, das wir kurz einmal betrachten wollen.“ Der weitere Text würdigt die wissenschaftliche Relevanz der Bibliothek und begründet dies nicht zuletzt auch durch die Herkunft der Bestände, beispielsweise aus der Sammlung des Musikhistorischen Museums Heyer und der Musikbibliothek Werner Wolffheim, vgl. UAK Zug. 28/407.

25 Der Zugang von Stempeln und das System der Inventarnummer-Vergabe lässt sich vor allem durch ein 1932 begonnenes Inventarbuch (bezeichnet als „H“-Inventar) rekonstruieren. Dieses Verzeichnis befindet sich im Musikwissenschaftlichen Institut und wurde ebenfalls bereits digitalisiert.

26 Vgl. dazu exemplarisch folgende Archivquellen: Bundesarchiv, nachfolgend abgekürzt BArch 30/65; BArch RW 53/341; UAK Zug. 317 II/0387; UAK Zug. 571/49.

27 Vgl. UAK Zug. 9/2485.

28 Vgl. UAK Zug. 571/49.

29 Vgl. UAK Zug. 9/2868.

30 Ebd.

31 Ebd.

32 Aly, Götz: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus, Frankfurt a.M. 2005, S. 99–100.

33 Briel: Die Bücherlager der Reichstauschstelle, 2016, S. 54.

34 Am Objekt befindet sich ein Besitzstempel der Buxheimer Bibliothek. Der Katalog von Förster nennt das Objekt als Nr. 4342, die dort beschriebenen Merkmale stimmen mit dem Exemplar in der Kölner Institutsbibliothek überein, vgl. dazu Förster, Carl: Catalog der Bibliothek des ehem. Carthäuserklosters Buxheim aus dem Besitze seiner erlaucht des Herrn Hugo Grafen von Waldbott-Bassenheim, München 1883, S. 248.

35 Aus den Rechnungsbüchern des Instituts geht hervor, dass das Institut seit 1932 regelmäßig bei Lengfeld einkaufte. Kroyer hielt offensichtlich große Stücke auf diese Buchhandlung, so dass er im Mai 1933 darum bat, trotz des bestehenden Boykotts von jüdischen Buchhandlungen bei Lengfeld Erwerbungen für die Institutsbibliothek tätigen zu dürfen. Er wurde zwar nochmals auf das bestehende Verbot hingewiesen, aber die Erwerbung wurde ihm dennoch ausnahmsweise erlaubt, vgl. UAK Zug. 9/285.

36 Vgl. Bilz, Fritz: Die Geschichte der Lengfeld’schen Buchhandlung, in: Bilz, Fritz; Bilz, Brigitte (Hg.): Die Familie Ganz und die Lengfeld’sche Buchhandlung. Lebensgeschichten einer jüdischen Buchhändlerfamilie, Berlin 2020, S. 25.

37 Institutsbericht 1942, Musikwissenschaftliches Institut der Universität Köln (ohne Signatur).

38 Die Bestände der Institutsbibliothek sind zum überwiegenden Teil im Bibliothekskatalog der Kölner Universität und in RISM verzeichnet. Erkenntnisse zu den Provenienzen werden soweit möglich im Verlauf des Projekts in den jeweiligen Katalogeinträgen ergänzt.

39 Vgl. BArch NS 15/99. Eine zeitgenössische Besprechung der Reihe aus musikwissenschaftlicher Sicht liefert Handschin, Jaques: L’Anthologie Sonore, in: Acta Musicologica, Vol. 11 (Fasc. 4), 1939, S. 143–145.

40 An den Objekten finden sich Datumsangaben aus dem Herbst 1942.

41 Vgl. Ordner „Kataloge Filme, Fotokopien, Mikrofiche“ der Institutsbibliothek im Musikwissenschaftlichen Instituts (ohne Signatur).

42 Vgl. in diesem Zusammenhang Schreiben von Gerigk im September 1942 bezüglich eines Arbeitsauftrags für die Musikwissenschaftler Rudolf Gerber und Karl Gustav Fellerer in Paris, BArch NS 15/24 und BArch NS 30/66.