We can do it! – Was leisten bibliothekarische Arbeitsgemeinschaften und wie planen sie zukünftig?

Öffentliche Arbeitssitzung der AKMB

Die Arbeitsgemeinschaft der Kunst- und Museumsbibliotheken (AKMB) feierte 2020 ihr 25-jähriges Bestehen, wobei die für diesen Anlass geplanten Aktivitäten auf dem Bibliothekartag in Hannover der Corona-Pandemie zum Opfer fielen. Die Formate und Arbeitsweise der AKMB veränderten sich seitdem grundlegend: So wurden die in der Satzung festgelegten jährlichen Mitgliederversamm­lungen 2020 und 2021 virtuell durchgeführt und der für die Amtszeit 2021 bis 2023 gewählte Vorstand hat sich bisher noch nicht komplett in Präsenz getroffen. Auch die Fortbildungsangebote wurden auf digitale Plattformen verlegt, genauso wie die Arbeit in den Fachgruppen und der Redaktion der AKMB-news. Die geplante Herbstfortbildung 2020 (Präsenzveranstaltung) wurde zunächst verschoben und musste dann abgesagt werden. 2021 und auch 2022 wurde und wird dieses Angebot in digitaler Form umgesetzt. Ein neue Reihe „AKMB Fortbildung digital“ wurde konzipiert – in Form von Vorträgen zu Fachthemen, die für einen begrenzten Zeitraum für die Mitglieder der AKMB auf der Webseite verfügbar sind, teilweise ergänzt durch Online-Gesprächsrunden mit den Referent*innen und weiteren Expert*innen zum jeweiligen Thema.1 All das war der Anlass, beim Bibliothekskongress 2022 in Leipzig öffentlich zu diskutieren, was bibliothekarische Arbeitsgemeinschaften für Mitglieder und die Allgemeinheit leisten und wie sie sich zukünftig aufstellen können, um für Personen und Institutionen relevant und attraktiv zu bleiben. Die Arbeitssitzung am 2. Juni 2022, die von Martin Zangl moderiert wurde, umfasste zwei Vorträge sowie eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*innen verschiedener fachbezogener Arbeitsgemeinschaften. Die Arbeitssitzung fand in einem der Räume statt, aus dem das Geschehen gestreamt wurde.

Die AKMB – Geschichte ihrer Aktivitäten und Fortbildungen

Im ersten Vortrag nahm Margret Schild, Gründungs- und bis heute aktives Mitglied der AKMB, das Publikum mit auf eine kleine Zeitreise: Auf dem letzten Bibliothekskongress in Präsenz 2019 in Leipzig konnte man auf der öffentlichen Arbeitssitzung sein Wissen über die Szene der Kunstbibliotheken und der -dokumentation in den Niederlanden (dem Partnerland 2019) erweitern. Es gab die Gelegenheit zum gemeinsamen Abendessen in der Innenstadt und der frisch gewählte Vorstand (Amtszeit 2019–2021) nahm am nächsten Tag im Lesesaal der Bibliothek der Hochschule für Grafik und Buchkunst seine Arbeit auf. Dann ging es knapp drei Jahrzehnte zurück: 1993 fand nach einem Gründungsaufruf von Eberhard Slenczka, Leiter der Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums, in einem Hörsaal der Universität Leipzig am Augustusplatz – auf dem Bibliothekskongress – ein Treffen statt, bei dem die Frage der Gründung einer eigenen Arbeitsgemeinschaft für Kunst- und Museums­bibliotheken diskutiert wurde. Es wurde eine Gruppe von Kolleg*innen benannt, die schließlich vor allem auf Initiative von Karl Stamm, Leiter der Kunst- und Museumsbibliothek Köln, im Februar 1995 die AKMB formal gründete und zur ersten Mitgliederversammlung auf dem Bibliothekartag in Göttingen im Juni einlud, wo ein Vorstand gewählt, einige Fachgruppen (für EDV, One-Person-Libraries, Auslandsbeziehungen) ins Leben gerufen wurden und auch die Redaktion der AKMB-news ihre Arbeit aufnahm. Damit waren die grundlegenden Strukturen und Arbeitsweisen bereits angelegt, die bis in die Gegenwart die Arbeit der AKMB prägen. Dazu gehören auf jeden Fall die vielfältigen Kommunikationskanäle sowie die enge Zusammenarbeit mit Evelin Morgenstern, Initiative Fortbildung für wissenschaftliche Spezialbibliotheken und verwandte Einrichtungen e.V., mit ihren zukunftsweisenden und maßgeschneiderten Fortbildungsangeboten, nicht nur aber auch sehr häufig für Kunst- und Museumsbibliotheken.

Was bleibt aus diesen inzwischen fast drei Jahrzehnten vor allem in Erinnerung? Ganz wichtig und zentral ist die Begegnung mit vielen interessanten Menschen und ihr ehrenamtliches Engagement, immer auch unterstützt von ihrer jeweiligen Einrichtung. So waren ca. 90 Personen in den insgesamt 14 Amtsperioden des Vorstands aktiv, hinzu kommen die Akteure in den Fachgruppen, die Redaktionsmitglieder der News, Referent*innen und Gastgeber*innen der sowie Teilnehmende an Fortbildungsveranstaltungen, Studienfahrten und Exkursionen. Unabhängig von der Position, die sie innerhalb ihrer Einrichtung haben, ob sie aus großen, mittleren oder kleineren Einrichtung kommen, mit einer Vielzahl von beruflichen Abschlüssen und Qualifikationen, verbindet sie neben dem Interesse an ihrem Fach und dem Beruf ihre gemeinsame Haltung: Aufgeschlossen und interessiert, neugierig und bereit, sich auf neue Dinge und Sichtweisen einzulassen, wie auch Wissen und Erfahrungen zu teilen, selbst aktiv zu werden, auszuprobieren und zu experimentieren. Dazu gehört auch, aus dem gewohnten Umfeld herauszugehen, Fragen zu stellen und sich beraten zu lassen. An Stelle von „We can do it!“ tritt „We (just) do it!“ – und es funktioniert …

Ein weiteres wesentliches Merkmal sind die Orte im gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus, an denen die AKMB-Mitglieder zu Gast sein durften. Reisen bildet – die Mitgliederversammlungen im Rahmen der Bibliothekartage, die Seminare, Workshops, Studienfahrten und Exkursionen bieten nicht nur die Möglichkeit der fachlichen Fortbildung und des Austauschs. Zu den Veranstaltungen gehört in der Regel ein Rahmenprogramm mit Angeboten, um die Stadt oder die Einrichtung(en) vor Ort näher kennenzulernen. In den Kunst- und Museumsbibliotheken haben die Mitglieder der AKMB das Privileg, an der „Quelle“ zu sitzen, auch hinter die Kulissen schauen zu dürfen. Engagierte Kuratorinnen und Kuratoren, Mitarbeiter*innen des Bereichs Bildung und Vermittlung oder andere am Fach interessierte Menschen freuen sich, einem interessierten und dankbaren Publikum „ihre“ Welt zeigen zu können. Auch hier gilt: Das Interesse am Thema, qualifizierte Fragen und ein auch später fortgeführter Austausch gehören dazu! Eine Erkenntnis ist sicher auch immer wieder, dass überall mit Wasser gekocht wird, dass es ähnliche Probleme und Herausforderungen gibt. Die Teilnehmenden nehmen Anregungen und Ideen mit, aber durchaus auch die Erkenntnis, dass die eigene Einrichtung Stärken und Vorzüge hat, derer man sich vielleicht gar nicht so bewusst war.

Die Gründung der AKMB erfolgte auf Grund eines sehr konkreten Bedarfes von Mitarbeitenden in Kunst- und Museumsbibliotheken. Im Mittelpunkt steht der Austausch zwischen den Mitgliedern sowie weiteren Personen im Arbeitsfeld Kunst – Museum – Bibliothek, aber auch IT, Kulturinformatik, Digital Humanities, Jura, Bildung und Vermittlung, Ethik, Nachhaltigkeit, Politik und Gesellschaft. Wenn man die AKMB von der organisatorischen Seite her betrachtet, wurden und werden die wesentlichen Prinzipien des agilen Managements praktiziert:

Ein wesentliches Merkmal (und damit den Mehrwert) bilden auf die Mitglieder zugeschnittene Angebote zur Aus- und Fortbildung, die sich im Laufe der Zeit durchaus gewandelt haben. Hier seien vor allem genannt:

Wie kann es in Zukunft weitergehen? Aus der bisherigen Vorstands- und Fachgruppenarbeit lassen sich folgende Überlegungen ableiten, die immer wieder neu innerhalb der Gremien der AKMB sowie mit ihren Mitgliedern diskutiert werden:

Ergebnisse einer Umfrage bei den AKMB-Mitgliedern

Der zweite Vortrag wurde von der Referentin Elke Bilz gehalten, die in den letzten zwei Jahren als Volontärin in der Bibliothek der Kunstsammlungen in Chemnitz arbeitete und an der Humboldt-Universität Bibliotheks- und Informationswissenschaften studierte. Im Rahmen ihrer Masterarbeit hat sie 2021 eine Umfrage unter den AKMB-Mitgliedern durchgeführt, die die Relevanz von bibliothekarischen Arbeitsgruppen im digitalen Zeitalter erforscht hat.5

Die Umfrage beschränkte sich, auch aus Datenschutzgründen, nur auf die korporativen Mitglieder der AKMB, d.h. zum Zeitpunkt der Untersuchung auf 214 der rund 260 Mitglieder. Von diesen 214 potentiellen Umfrageteilnehmenden waren die meisten Einrichtungen Museumsbibliotheken (37%), gefolgt von Kunstmuseumsbibliotheken (22%), Hochschul- und Fachhochschulbibliotheken (10%) und Universitätsbibliotheken (8%). Der Großteil der Mitgliedseinrichtungen (173) kommt aus Deutschland. 18 befinden sich in Österreich, 15 in der Schweiz, vier in Italien, zwei in Luxemburg und je eine Einrichtung in Frankreich und in den Niederlanden.

Für die Masterarbeit wurde eine Vollerhebung auf Basis eines halbstandardisierten Online-Fragebogens durchgeführt. Alle 214 korporativen Mitglieder erhielten eine E-Mail mit der Bitte um Teilnahme und einem Link zum Fragebogen. Die Mitglieder hatten ab dem 21.07.2021 vier Wochen Zeit für die Beantwortung. Nach Bereinigung der Umfrageergebnisse blieben 74 Rückmeldungen, die ausgewertet werden konnten – also ungefähr 35%. Auf diese beziehen sich die nachfolgenden Prozentangaben.

Die Mehrzahl der Mitglieder (53%) ist in der Gründungsphase der AKMB beigetreten (1994–1999), und die meisten Einrichtungen sind sehr klein: 34% der Einrichtungen sind One-Person-Libraries und 31% der Einrichtungen haben zwei bis vier Mitarbeitende. 61% der Einrichtungen sind nicht nur intern, sondern auch für die Öffentlichkeit zugänglich. 62% der Einrichtungen sind Präsenzbibliotheken. 71% der Einrichtungen haben einen Online-Katalog. 91% der Einrichtungen haben eine eigene Webseite, nicht nur die übergeordnete Einrichtung (das Museum, die Universität, …). Jedoch haben nur 10% der Einrichtungen einen eigenen Social Media Kanal, der nicht von der übergeordneten Einrichtung verwaltet wird.

Zuerst wurden allgemeine Fragen zur Mitgliedschaft in Interessengemeinschaften (IG) gestellt. Die Mehrzahl der Einrichtungen (73%) ist auch in anderen Interessengemeinschaften Mitglied. Abgesehen von den IGs nutzen die Mitglieder Zeitschriften, Mailinglisten, den Austausch mit Kolleg*innen und das Internet als Informationsquellen für ihren Fachbereich. Am wichtigsten ist den Mitgliedern, dass eine IG berufliche Fortbildungsmöglichkeiten anbietet. Sie sollte auch über aktuelle Termine und Themen im Fachbereich informieren, und die Mitglieder in Fachfragen beraten (oder Beratung vermitteln). Ebenfalls bedeutsam sind Informationen und Kontakte, die über das Internet geteilt werden. Die Vertretung der Interessen der Mitglieder in nationalen Gremien ist den Mitgliedern zusätzlich wichtig.

Der wichtigste Grund für die Mitglieder, Teil der AKMB zu sein, ist der fachliche, aber auch generelle Austausch und die Vernetzung mit Gleichgesinnten. Ebenso wichtig sind erneut Fort- und Weiterbildung und der Erhalt von Informationen zum Fachbereich. Beliebt ist auch die Fachzeitschrift der AKMB.

Der Hauptteil der Umfrage drehte sich um die Angebote der AKMB und wie diese von den Mitgliedern genutzt werden. Die Website kennen die meisten Mitglieder (92%), dicht gefolgt von den klassischen Fortbildungen (84%), der Mailingliste (82%) und den Online-Fortbildungen (77%). Am wenigsten bekannt ist die Facebook-Seite (34%). Interessanterweise empfinden diese auch die wenigsten Mitglieder als nützlich (3%). Als am nützlichsten wurden die Fachzeitschrift (81%), die Mailingliste (70%) und die traditionellen Fortbildungen (69%) genannt.

Anschließend gab es eine Liste mit Angeboten anderer Interessengemeinschaften und die Frage, ob die Mitglieder der AKMB diese auch nutzen oder nutzen würden. Zum Beispiel bietet die ARLIS UK & Ireland (Art Libraries Society) einen Podcast an – für das Format interessieren sich aber gerade mal fünf Umfrageteilnehmer*innen (4%). Generell gab es wenig Interesse an weiteren Angeboten, am ehesten noch an einer Jobbörse (19%), einem digitalen Newsletter (16%) oder einem virtuellen Stammtisch (15%).

Bei allen Angeboten der AKMB wurde im Einzelnen gefragt, wie oft diese genutzt werden und wenn wenig oder gar nicht nach den Gründen. In den meisten Fällen wurde Zeitmangel als Grund für die Nicht-Nutzung genannt. Häufig erwähnten die Mitglieder auch, dass sie zu kurz dabei wären, um sich zu dieser Frage äußern zu können.

Zusammengefasst wünschen sich die Mitglieder von der AKMB berufliche Fortbildung, Informationen zu Fachthemen, Austausch im Internet und Beratung in Fachfragen. Die am meisten genutzten Angebote der AKMB decken diese Bedarfe auch ab: Über die Mailingliste wird informiert und ausgetauscht, die Fachzeitschrift informiert und bietet Inhalte zur Weiterbildung zu Fachthemen, ebenso wie die Kongresse und Tagungen. Die persönlichen Kontakte sind wohl das wichtigste, was über die AG hergestellt wird.

Das größte Dilemma, welches in der Umfrage deutlich wurde, ist der Zeitmangel der Mitglieder. Er ist der Grund, weswegen sie in der AKMB sind (um Informationen und Kontakte nicht selbst mühsam suchen zu müssen), aber gleichzeitig der Grund, weswegen viele Angebote der AKMB nicht wahrgenommen werden. Ebenso könnte er die Ursache dafür sein, dass ein abstraktes Bild einer Arbeitsgemeinschaft besteht, von der (oder von deren Vorstand) man sich Angebote wünscht, aber nur eine Minderheit mit daran arbeitet, diese für die anderen bereitzustellen.

Der Vorstand der AKMB dankt Elke Bilz für die Durchführung der Umfrage bei den AKMB-Mitgliedern im Rahmen ihrer Masterarbeit, die Vorstellung der Ergebnisse im Rahmen dieser öffentlichen Arbeitssitzung und die Bereitstellung ihrer Ergebnisse für diesen Bericht.

Podiumsdiskussion

Zur Vorbereitung der anschließenden Podiumsdiskussion hatte der Moderator Martin Zangl im Vorfeld einige Fragen an die Teilnehmenden geschickt. An der Podiumsdiskussion nahmen teil:

Die Ergebnisse des Gesprächs lassen sich wie folgt zusammenfassen:

Margret Schild, Bibliotheken des Theatermuseums und des Filmmuseums, Düsseldorf

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5853

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Alle Angebote werden auf der Webseite der AKMB dokumentiert: <https://www.arthistoricum.net/netzwerke/akmb>, Stand: 12.09.2022.

2 Das Gemälde „Der Bibliothekar“ von Giuseppe Arcimboldo (1570) [Quelle: <https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bibliotekarien_konserverad_-_Skoklosters_slott_-_97136.tif>, Stand: 05.09.2022], das Logo des Landespro­grammes „Weiter mit Bildung und Beratung“ in Bremen [Quelle: <https://www.ifaa.de/ausbildungen/foerdermoeg lichkeiten/>, Stand: 05.09.2022] sowie der Bibliotheksgarten der Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropa- studien in Berlin [Quelle: <https://www.fu-berlin.de/sites/sustain/nhkonkret/bibliotheksgarten/index.html>, Stand: 05.09.2022] stehen für einige der vielfältigen Aspekte: Ein historisches Bewusstsein (bei Themen wie Provenienzforschung, Dekolonialisierung), die Notwendigkeit der Fort- und Weiter­bildung (digitaler Wandel, veränderte Arbeitsweisen und Hierarchien), aber auch neue Konzepte für die Bibliothek als Ort und ihre Nutzung (das Nebeneinander von analogen, digitalen und immateriellen Aspekten).

3 Jim Sengl und Magnus Gebauer: Richtig vernetzt? Die wichtigsten Tipps fürs Networking, <https://mediennetzwerk-bayern.de/so-funktioniert-analoges-und-digitales-netzwerken/#top>, Stand: 12.09.2022.

4 Zum Themenraum (inklusive Veranstaltungsplakat) s. <https://www.zlb.de/veranstaltungen/themenraum/archiv/themenraum-bibliothek-findet-stadt.html>, Stand: 12.09.2022.

5 Bisher ist nach Auskunft von Elke Bilz keine Veröffentlichung der Arbeit geplant.

6 Der Aufruf wurde auf der Seite der Fachgruppe Museumsbibliotheken der AKMB veröffentlicht: <https://www.arthistoricum.net/netzwerke/akmb/fachgruppen/museumsbibliotheken>, Stand: 12.09.2022.