Klaus Hilgemann (1945–2022)

Wer ihn gekannt hat, wird ihn vermissen. Dr. Klaus Hilgemann, früherer stellvertretender Leiter der Universitäts- und Landesbibliothek Münster, ist am 3. Februar dieses Jahres nach langer Krankheit gestorben. Er war von 1997 bis 1999 Vorsitzender des VDB und leitete von 1991 bis 1996 die Kommission für Fachreferatsarbeit.

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Klaus Hilgemann wurde am 25. Juni 1945 in Münster geboren. Nach dem Abitur studierte er Anglistik, Romanistik, Skandinavistik und Germanistik an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und promovierte 1976 mit dem Thema „Die Semantik der Eigennamen“. Nach der Ausbildung im wissenschaftlichen Bibliotheksdienst übernahm er die Bibliothek der Pädagogischen Hochschule Münster, die 1981, nach der Integration der Hochschule in die Universität, zur Zweigbibliothek Sozialwissenschaften wurde. Von 1990 an übernahm er in der Zentralbibliothek während der Umstellung auf EDV-gestützte Arbeitsabläufe wechselnde Aufgaben, von der Sacherschließung bis zur Koordinierung und Katalogisierung im Bibliothekssystem. Es war sicher keine leichte Aufgabe, in den damals noch über 200 dezentralen Bibliotheken der Universität ein einheitliches Katalogisierungssystem einzuführen. Geduld war gefragt und viel Geschick im Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen. Ab 1993 übernahm Hilgemann die allgemeine Verwaltung in der Bibliothek, vor allem die Personalverwaltung, und wurde Stellvertreter der Leitenden Direktorin. Diese Aufgabe behielt er bis zu seiner Pensionierung 2010.

Hilgemanns Tätigkeiten im VDB begannen mit der auf seine Anregung erfolgten Gründung der Kommission für Fachreferatsarbeit, deren Vorsitzender er 1991 wurde. Fachreferentinnen und Fachreferenten, die mit der Erwerbung und Sacherschließung der Literatur einzelner Fächer betraut waren, stellten damals den weitaus größten Teil des wissenschaftlichen Dienstes in Bibliotheken dar, wurden aber bis dahin vom Berufsverband nicht speziell berücksichtigt.

Die neue Fachreferatskommission sah als ihre Themen Berufsbild, Ausbildung und vor allem Fortbildung des wissenschaftlichen Bibliotheksdienstes. Sie organisierte von 1991 an Fortbildungsveranstaltungen zu den einzelnen Fachrichtungen, die die Auffrischung von Fachkenntnissen mit Vorträgen zu aktuellen Entwicklungen in der Bibliotheksorganisation verbanden. Die Veranstaltungen wurden an wechselnden Orten in wissenschaftlichen Bibliotheken durchgeführt, um möglichst breite Teilnahme zu erreichen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der jeweiligen Hochschule stellten sich meist bereitwillig für die Seminare zur Verfügung. Diese fachbezogenen Veranstaltungen, von der Anglistik bis zu den Umweltwissenschaften, fanden stets lebhaftes Interesse und sind bis heute erhalten geblieben. Hilgemann leitete die Kommission bis 1996.

1995 wurde Klaus Hilgemann in den Vorstand des VDB gewählt, von 1997 bis 1999 war er Vorsitzender des VDB. Als eines seiner wichtigsten Anliegen sah er dabei die Vermittlung eines modernen Berufsbilds für den wissenschaftlichen Bibliotheksdienst. Es gab damals eine intensive Diskussion darüber, ob neben den ursprünglichen eher wissenschaftlichen Tätigkeiten auch die zum Bibliotheksmanagement gehörenden Verwaltungs- und Organisationstätigkeiten zu den Aufgaben im wissenschaftlichen Dienst gehören sollten. Hilgemann betonte stets, dass sich Aufgaben und Tätigkeiten im wissenschaftlichen Bibliotheksdienst in vielfältiger Weise von anderen bibliothekarischen Diensten unterscheiden, und vertrat dies auch bei der Mitarbeit an der Veröffentlichung „Berufsbild 2000 – Bibliotheken und Bibliothekare im Wandel“, die 1998 von der Bundesvereinigung der Deutschen Bibliotheksverbände (BDB) herausgegeben wurde.

In seine Amtszeit fielen auch – wieder einmal – Bemühungen um eine Zusammenlegung der bibliothekarischen Personalverbände. 1998/99 erarbeitete der VDB-Vorstand einen Vorschlag an die Mitglieder, einer engeren Kooperation des VDB mit den anderen Vereinen zuzustimmen, ohne dabei auf die Eigenständigkeit und die Identität des VDB verzichten zu müssen. Diese Position führte konsequenterweise auch zu Überlegungen zum Aufgabenspektrum des VDB, z.B. in einem „Zukunftsseminar“ zusammen mit dem österreichischen Verband VÖB.

Die Kolleginnen und Kollegen in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster wie in den bibliothekarischen Gremien und Verbänden, die Klaus Hilgemann kannten, werden ihn vermissen: seine angenehme Art im Umgang mit Menschen, seine Fähigkeit geduldigen Zuhörens, seinen Optimismus, seine Fröhlichkeit. Nach seiner Pensionierung 2010 nahm sich Hilgemann einer Spezialaufgabe an, die so ganz zu seinem Wesen zu passen schien: die inhaltliche Erschließung der politischen Karikaturen im Nachlass des münsterischen Karikaturisten Rudolf Schöpper. Diese Arbeit führte er erfolgreich zu Ende, ehe seine schwere Krankheit ihn immer mehr beeinträchtigte und schließlich bezwang.

Roswitha Poll, Münster

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5812

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