RVK-Registerbegriffe in der Katalogrecherche

Chancen und Grenzen

Julia Hasubick, Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität München
Heidrun Wiesenmüller, Hochschule der Medien Stuttgart

Zusammenfassung

Die Registerbegriffe der Regensburger Verbundklassifikation (RVK) werden bisher in der Regel nur für die Suche nach passenden Systemstellen verwendet. Die vor einigen Jahren erfolgte Verknüpfung der RVK mit der Gemeinsamen Normdatei (GND) und die Aufbereitung der RVK als Normdatei lassen es jedoch denkbar erscheinen, die Registerbegriffe auch im Rahmen der Katalogrecherche zu nutzen – insbesondere für weiterführende und explorierende Recherchen im Anschluss an eine „known-item search“. Der Aufsatz stellt die Ergebnisse einer Studie zu einer möglichen Einbindung von RVK-Registerbegriffen in die Katalogrecherche am Beispiel des K10plus vor. Dabei wurde für Notationsstichproben aus fünf Fachsystematiken sowohl der quantitative als auch der qualitative Mehrwert einer Recherche mit entsprechenden Registerbegriffen ermittelt. Es ergaben sich drei Kategorien von Notationen und ihren Registereinträgen: eindeutig geeignete, eindeutig nicht geeignete und ein großer Teil von Fällen, die nur nach umfassenden Vorarbeiten sinnvoll eingebunden werden könnten. Die herausgearbeiteten Fall-Cluster geben einen Überblick über die Chancen und Grenzen einer möglichen Einbindung der RVK-Registerbegriffe in die Katalogrecherche.

Summary

The index terms of the Regensburg Union Classification (RVK) have so far normally been used only for locating suitable notations within the classification. However, the linking of the RVK with the Integrated Authority File (GND) a few years ago and the transformation of the RVK into an authority file may make it possible to use the index terms in library catalogs – especially for follow-up and exploratory searches after a known-item search. The paper presents the results of a study on the possible integration of RVK index terms into the catalog, taking the K10plus as an example. Using notation samples from five parts of the RVK, the added value of searches with the corresponding index terms – both quantitatively and qualitatively – was determined. Three categories of notations and index terms emerged: clearly suitable, clearly not suitable, and a large proportion of cases which would need extensive preliminary work for a successful integration. The case clusters presented here give an overview of the chances and limits of using RVK index terms for searching the catalog.

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5802

Schlagwörter: Regensburger Verbundklassifikation (RVK); Register; Bibliothekskatalog; K10plus; Explorative Suche

Autorenidentifikation:
Hasubick, Julia: ORCID: https://orcid.org/0000-0003-0707-2958
Wiesenmüller, Heidrun: GND: 122087801; ORCID: http://orcid.org/0000-0002-9817-5292

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1. Einleitung

Trotz verschiedener Ansätze, um die Quote der inhaltlich erschlossenen Titel in den Verbundkatalogen zu erhöhen,1 verfügt üblicherweise weniger als die Hälfte davon über Schlagwörter und/oder Notationen. Im K10plus, einem Verbundkatalog für zehn deutsche Bundesländer, waren es im Oktober 2021 nur etwa 42 % der über 75 Mio. Titel. Durch die Heterogenität der vorhandenen Erschließungsdaten werden inhaltliche Recherchen weiter erschwert. Ein wichtiges Ziel muss es daher sein, die vorhandenen Erschließungsdaten möglichst optimal auszunutzen.

In diesem Kontext wird häufig vorgeschlagen, mit Mappings bzw. Crosskonkordanzen zwischen mehreren Wissensorganisationssystemen zu arbeiten. Obwohl mittlerweile viele davon existieren, gibt es bisher kaum Erfahrungen mit der tatsächlichen Einbindung solcher Mappings in Recherchesysteme. Besteht das Mapping nicht zwischen gleichartigen Systemen (z.B. zwei Klassifikationen), sondern zwischen einer Klassifikation und einem Schlagwortsystem, so sind außerdem die grundsätzlich unterschiedlichen Herangehensweisen zu berücksichtigen: In einer Klassifikation werden unter einer Notation vielfach Dinge zusammengeführt, die bei der deutlich präziseren verbalen Erschließung mit ganz unterschiedlichen Schlagwörtern ausgedrückt werden. In diesem Zusammenhang sei an die zwischen 2006 und 2010 im Projekt CrissCross entstandenen Mappings zwischen Schlagwörtern aus der Gemeinsamen Normdatei (GND) und Notationen der Dewey Decimal Classification (DDC) erinnert. Mit diesen verband man zunächst große Hoffnungen für eine verbale Suche nach klassifikatorisch erschlossenen Titeln;2 faktisch werden die gemappten GND-Begriffe jedoch bisher nur im Klassifizierungstool WebDewey für eine verbale Recherche nach passenden Notationen genutzt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist das in den letzten Jahren zu beobachtende veränderte Rechercheverhalten: Immer mehr Nutzer*innen beginnen ihre Recherche nicht mehr im Bibliothekskatalog, sondern in Suchmaschinen und anderen Online-Quellen und benötigen den Katalog nur noch, um herauszufinden, ob ein auf diesem Weg gefundener Titel in ihrer Bibliothek erhältlich ist (known-item search). Umso wichtiger ist es, dass die Kataloge an dieser Stelle nicht stehen bleiben, sondern einen Mehrwert in Form von Anschlussrecherchen bieten: Im Sinne des „Serendipity“-Prinzips sollten die Recherchierenden ausgehend von ihrem gesuchten Titel auf weitere interessante und möglicherweise für sie relevante Titel und Informationen aufmerksam gemacht werden (erkundende bzw. explorative Suche). Oft stellen inhaltsbeschreibende Daten die Basis für solche Dienste dar: Typischerweise kann man durch Anklicken von Schlagwörtern oder Notationen an einem Titel eine entsprechende Anschlussrecherche auslösen.3

Im Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg (BSZ) tauchte in diesem Zusammenhang die Frage auf, ob man nicht auch das Register der Regensburger Verbundklassifikation (RVK) für derartige Zwecke nutzen könnte. Denn die RVK ist im K10plus nach der DDC und der Basisklassifikation (BK) die meistgenutzte Klassifikation. Im B3Kat, dem Verbundkatalog für Bayern, Berlin und Brandenburg, ist die RVK sogar die dominierende Klassifikation zur Sacherschließung.4 Zugleich handelt es sich beim RVK-Register faktisch um eine Konkordanz zwischen Notationen und Schlagwörtern. Könnte es also sinnvoll sein, beim Anklicken einer RVK-Notation auch eine verbale Suche nach einem oder mehreren zugehörigen Registerbegriff(en) auszulösen, um relevante Titel zu finden, die nicht mit der RVK, aber mit Schlagwörtern erschlossen sind? Bisher hat nur das Hessische Bibliotheksinformationssystem (hebis) damit experimentiert.5

Das Potenzial, aber auch die Grenzen einer Einbindung von RVK-Registerbegriffen in die Katalogrecherche am Beispiel des K10plus wurde 2020 in einer Bachelorarbeit an der Hochschule der Medien untersucht.6 Es ging dabei nur um die oben beschriebene Richtung, d.h. von Notationen zu Schlagwörtern; das umgekehrte Szenario (von Schlagwörtern zu Notationen) wurde nicht betrachtet. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse der Studie in zusammengefasster Form vorgestellt. Wo nichts anderes angegeben ist, entsprechen die Zahlen dem Stand zum Zeitpunkt der Untersuchung.

2. Die RVK und ihre Registerbegriffe

Die RVK besteht aus 34 Fachsystematiken.7 Die mit Großbuchstaben gekennzeichneten Hauptgruppen werden durch einen zweiten lateinischen Großbuchstaben in Unter- bzw. Feingruppen untergliedert, sofern die Hauptgruppe aus einem Großbuchstaben besteht.8 Innerhalb dieser wird weiter in Notationsbereiche bzw. Systematikabschnitte untergliedert – je nach Fachsystematik mithilfe von drei bis sechs arabischen Ziffern. Notationsbereiche können überdies in kleinteiligere Bereichsangaben aufgegliedert werden, die zur Übersicht dienen und mindestens zwei Notationen umfassen. Die unterste Ebene bilden die einzelnen Notationen. Von den insgesamt 839.727 Datensätzen der RVK sind ca. 86 % Einzelnotationen, wobei hier noch Haupt- und Feingruppen abgezogen werden müssen. Die Benennungen der Notationen sind nicht normiert und bestehen aus einem für das jeweilige Thema gebräuchlichen Begriff bzw. mehreren Begriffen. Nicht nur die Einzelnotationen, sondern auch Notationsbereiche und Bereichsangaben können Bemerkungen, „Siehe auch“-Verweisungen und Registereinträge enthalten.

Die RVK verfügt über ein umfangreiches Register. Im Gegensatz zu den Benennungen der Notationen, die zum großen Teil überbegrifflicher Natur sind, liefern die Registerbegriffe detailliertere Informationen zum inhaltlichen Konzept. Beispielsweise besitzt die Notation NH 7350 Augustus und die Julisch-Claudische Dynastie (31 v.Chr. – 68 n.Chr.) u.a. die Registerbegriffe „Nero, Römisches Reich, Kaiser“ und „Caligula, Römisches Reich, Kaiser“. Mittlerweile werden als Registerbegriffe – abgesehen von Zeitschlagwörtern9 – nur noch Begriffe aus der GND verwendet. Im 2016 abgeschlossenen Projekt „RVK-GND-Verknüpfung“ wurden die bis dahin in einer separaten Datenbank gehaltenen RVK-Registerbegriffe mit den Begriffen der GND verknüpft und durch neue Registerbegriffe aus der GND ergänzt. Dazu wurde die RVK-Datenbank in ein neues Format überführt und eine Verlinkung zur GND-Datenbank hergestellt. Im zeitgleich laufenden Projekt „RVK als Normdatei“ wurde die bisherige RVK-Redaktionsdatenbank durch eine neustrukturierte Datenbank mit Persistent Identifiern ersetzt. Diese sind die technische Basis für die maschinelle Verarbeitung von Update-Lieferungen durch einen Änderungsdienst. Im vierteljährlichen Lieferrhythmus werden dadurch nicht nur die Hierarchiebeziehungen über Identnummern hergestellt, sondern auch die über GND-IDs verknüpften Registereinträge mitgeliefert. Diese Daten stehen u.a. im K10plus zur Verfügung. Allerdings sind Registerbegriffe und Hierarchiebeziehungen in den Datensätzen für die RVK-Notationen bisher nur als Text enthalten; die Identnummern der zugehörigen GND-Datensätze fehlen noch. Eine entsprechende Formatänderung wäre zwar aufwendig, aber grundsätzlich möglich und soll vom BSZ in absehbarer Zeit im K10plus umgesetzt werden.

Das Register der RVK basiert auf der Arbeit zahlreicher unterschiedlicher Personen über einen Zeitraum von mehr als fünf Jahrzehnten hinweg. Wie eine im Rahmen der Bachelorarbeit vorgenommene Analyse ergab, ist die Situation in den Fachsystematiken durchaus uneinheitlich. Abb. 1 zeigt die einzelnen Fachsystematiken absteigend nach der Zahl ihrer Notationen. Nicht nur die Anzahl der Einzelnotationen unterscheidet sich stark, sondern auch die anteilige Anzahl derer, die Registereinträge besitzen. So hebt sich beispielsweise die R-Fachsystematik (Geografie) mit ca. 90.306 Einzelnotationen mit mindestens einem Registereintrag sehr deutlich von den restlichen Systematiken ab. Auch wenn nur 16,5 % der 839.727 Einzelnotationen mindestens einen Registereintrag haben, so ist dies immer noch eine nicht unerhebliche Zahl von 121.286 Notationen. Der auf den ersten Blick erstaunlich geringe prozentuale Anteil der mit Registerbegriffen versehenen Einzelnotationen ist sicherlich auch ein Ergebnis der vielen Schlüssel, mit denen ebenfalls Einzelnotationen gebildet werden: Beispielsweise erzeugt die Kombination der Grundnotation ZG 9300 Technik in einzelnen Ländern und des Schlüssels G1Z – Allgemeines, Länderschlüssel zahlreiche Einzelnotationen wie ZG 9366 Naher Osten, Vorderasien oder ZG 9399 Antarktis. Bei Notationen dieses Typs unterliegt die Vergabe von Registerbegriffen bestimmten Einschränkungen.10

Diagramm Fachsystematiken und Registereinträge im Vergleich 

Ebenso interessant ist, wie sich die Registerbegriffe auf die verschiedenen Entitäten verteilen. Das Gros entfällt auf Sachbegriffe (67,2 %) und Geografika (28,4 %); es folgen Personen (3,2 %). Kaum vertreten sind Körperschaften (0,6 %), Zeitschlagwörter (0,4 %) und Werke (0,2 %). Eher selten besitzt eine Einzelnotation nur einen einzigen Registerbegriff (8,0 % aller Einzelnotationen mit Registerbegriffen). Häufiger sind es zwei oder drei Registerbegriffe (11,8 % bzw. 20,6 %), meistens sogar mehr als drei (59,6 %). Bei den Notationsbereichen und Bereichsangaben wurde hingegen – wenn diese überhaupt Registereinträge aufweisen (nur in 2,4 % der Fälle) – in der überwiegenden Zahl der Fälle nur ein Registereintrag vergeben.

Voraussichtlich wird sich das Register der RVK in der nächsten Zeit sowohl in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht durch erleichtertes „Crowdsourcing“ merklich verbessern: Denn seit Januar 2021 können die Anwender*innen in der RVK-Community im Rahmen des Projekts „Register for all“ selbst über das Portal Registereinträge mit GND-IDs vergeben oder auch löschen, um die Register zu aktualisieren und zu verbessern. Zuvor war dies der RVK-Fachkoordination vorbehalten.12 Bisher wurden knapp 1.600 Registereinträge neu zugeordnet und ca. 100 Registereinträge gelöscht (Stand 11. November 2021). Allerdings beruht fast die Hälfte der neuen Registereinträge auf einem Gesamtvorschlag für die Fachsystematik Technik (ZG-ZS).13

3. Methodik der Untersuchung

Um unterschiedliche Wissenschaftsbereiche abzudecken, wurden Notationsstichproben aus fünf Fachsystematiken untersucht: CA-CK (Philosophie), MN-MS (Soziologie), MT (Gesundheitswissenschaften), Q (Wirtschaftswissenschaften) und R (Geografie). Für die Auswahl spielten die Gliederungstiefe, die Quote an Einzelnotationen mit Registereinträgen und der Überarbeitungsstatus eine Rolle (vgl. Tab. 1). Innerhalb der ausgewählten Systematiken wurden die für die Stichproben verwendeten Notationen anhand der Anzahl an Registereinträgen sowie aufgrund der Kombination von Registerbegriffstypen ausgewählt. Hinzu kamen noch einige besonders interessant erscheinende Systematikabschnitte.

Fachsystematiken

Merkmale

CA-CK Philosophie

  • 88,7 % der Registerbegriffe sind vom Typ Person
  • hoher Anteil an Einzelnotationen mit nur einem Registereintrag (ca. 59,1 %)
  • drei verschiedene Autorenschlüssel

MN-MS Soziologie

  • relativ wenig verändert worden14
  • vierthöchster Anteil an Einzelnotationen mit mindestens einem Registereintrag (ca. 70,9 %)
  • ungefähr gleiche Anteile an Einzelnotationen mit einem, zwei und mehr als drei Registerbegriffen (ca. 30 %, 27 % und 28 %)
  • Autorenschlüssel (P1G)

MT Gesundheitswissenschaften

  • flachste Systematik (vier Gliederungsebenen)
  • relativ aktuell (2017 neu eingeführt)15
  • höchste Quote an Einzelnotationen mit mindestens einem Registereintrag (100 %), alle vom Typ Sachbegriff
  • hoher Anteil an Einzelnotationen mit zwei Registereinträgen (ca. 61,2 %)
  • keine Schlüsselung
  • sehr strukturierte Systematik

Q Wirtschaftswissenschaften

  • dritthöchste Quote an Einzelnotationen mit mindestens einem Registereintrag (ca. 84,6 %)
  • zweithöchster Anteil an Einzelnotationen mit mehr als drei Registereinträgen (ca. 63,6 %)
  • keine Schlüsselung

R Geografie

  • tiefste Systematik (17 Gliederungsebenen)
  • größte Gesamtzahl an Registerbegriffen (460.106)
  • zweithöchste Quote an Einzelnotationen mit mindestens einem Registereintrag (ca. 90,3 %)
  • höchste Anzahl an Registerbegriffen vom Typ Geografikum
  • höchste Anzahl an Registerbegriffen vom Typ Sachbegriff
  • höchster Anteil und Zahl Notationen mit mehr als drei Registerbegriffen
  • Sachschlüssel, welcher sich durch alle Ebenen zieht (S1R)

Über das zum Zeitpunkt der Untersuchung aktuell in den K10plus eingespielte Update der RVK wurde mit verschiedenen Suchanfragen sowohl der quantitative als auch der qualitative Mehrwert beim Einbezug der Registerbegriffe ermittelt. Da der direkte Zugriff auf die GND-IDs der RVK-Registerbegriffe im K10plus, wie bereits erwähnt, (noch) nicht möglich war, musste für die Analyse ein kleiner Umweg über die Recherche nach den als Registerbegriff genutzten Schlagwörtern genommen werden. Für die Ermittlung des quantitativen Mehrwerts (d.h. der Zahl von Titeln, die durch den Einbezug der RVK-Registerbegriffe zusätzlich gefunden werden können) wurde zunächst jeweils der Referenzwert bestimmt, d.h. die Zahl der mit der jeweiligen RVK-Systemstelle erschlossenen Titel. Der Mehrwert entspricht dann der Anzahl an Titeln, die nicht mit der untersuchten Notation, jedoch mit Registerbegriffen dieser RVK-Systemstelle als Schlagwörtern erschlossen sind.16 Um den qualitativen Mehrwert zu ermitteln, wurden Stichproben aus der Treffermenge für den quantitativen Mehrwert intellektuell inhaltlich analysiert. Aufgrund von Elementen wie Titeln, Zusammenfassungen und Sacherschließungselementen wurde bestimmt, ob bzw. in welchem Maße die Treffer der zugehörigen RVK-Systemstelle entsprechen. Hierzu wurde eine Skala für den level of correspondency entwickelt. Vorgesehen waren zunächst fünf Level. Dies erwies sich jedoch als nicht praktikabel, sodass die Skala auf drei Level komprimiert wurde:

Insgesamt wurden knapp 130 Notationen mit Registereinträgen analysiert und ca. 1.300 Titeln ein level of correspondency zugewiesen. Wichtig war es außerdem, bei den Notationen mit mehreren Registereinträgen zielführende Verknüpfungen (UND- oder ODER-Operator) zu eruieren. Dafür wurden unterschiedliche Kombinationen bei den Suchanfragen analysiert.17

4. Ergebnisse

Innerhalb der Untersuchung konnten Fallcluster von Notationen und Registerbegriffen gebildet werden, die sich in drei Kategorien einordnen lassen:

Bei der Bildung der Fallcluster war insbesondere ausschlaggebend, wie viele Registerbegriffe die Notationen besitzen und zu welchen Entitäten die Registerbegriffe gehören. Letzteres ist zugleich maßgeblich für die Art der Verknüpfung der Registerbegriffe. Auch die Spezifika der jeweiligen Fachsystematiken spielen eine wichtige Rolle.

Übersicht Fallcluster 

Wie Abb. 2 zeigt, gibt es nur sehr wenige Fälle, welche sich für die Einbindung in die Katalogrecherche hinsichtlich ihrer qualitativen Bewertung der untersuchten Notationen bzw. Titel eindeutig eignen oder nicht eignen. Bei einem weitaus größeren Teil handelt es sich um Fälle, die nur unter bestimmten Vorarbeiten und Bedingungen sinnvoll eingebunden werden können, da ansonsten viel Ballast mitgeliefert würde. Im Folgenden werden einige wichtige Fallcluster und weitere Ergebnisse vorgestellt und erläutert.

4.1. Notationen mit einem Registereintrag: Person

Beispiel: MQ 3055 Berger, Peter L. mit Registereintrag „Berger, Peter L.“

Bei Notationen mit nur einem einzigen Eintrag vom Typ Person ergaben sich sehr gute Trefferzahlen und eine sehr gute Übereinstimmung zwischen RVK-Systemstellen und den mit den Registerbegriffen verschlagworteten Titeltreffern. Zu beachten ist, dass solche Notationen größtenteils nicht so wie im obigen Beispiel auftreten, sondern bei Notationsbereichen bzw. Bereichsangaben mit Schlüsselung. Da geschlüsselte Notationen gewöhnlich nicht mit eigenen Registereinträgen versehen sind (z.B. MQ 3070 - MQ 3071 Bourdieu, Pierre, wobei die erste Notation für Primärliteratur, die zweite für Sekundärliteratur zu diesem Autor gedacht ist), sind in diesen Fällen die Registereinträge der hierarchisch übergeordneten Stelle zu verwenden.

Im Rahmen der Analyse wurde außerdem beobachtet, dass der Registerbegriff vielfach nicht als Schlagwort, sondern als Verfasser*in im Titeldatensatz vorkommt. Treffer zur Primärliteratur von Autor*innen können also generell nur über die Suche in der Formalerschließung gefunden werden, wodurch sich bei solchen Schlüsselungen mit formalem Charakter ein grundsätzliches Problem ergibt. Der Einbezug der Felder für geistige Schöpfer*innen in die Recherche könnte hier einen Mehrwert bringen.

4.2. Notationen mit einem Registereintrag: Sachbegriff – spezifisch vs. allgemein

Beispiel: RB 10141 Löss mit Registereintrag „Löss“ oder MR 2300 Experiment mit Registereintrag „Experiment“

Allgemein ergeben sich bei Systemstellen mit nur einem einzigen Sachbegriff als Registereintrag in quantitativer Hinsicht sehr gute Trefferzahlen. Allerdings ist hier besonders auf den Grad an inhaltlicher Übereinstimmung der erzielten Treffer mit den Registerbegriffen zu achten. Auf der einen Seite gibt es sehr allgemeine Registereinträge wie z.B. „Experiment“ für die Notation MR 2300 Experiment im Bereich „Methoden der Sozialforschung“. Diese können als Schlagwort über alle Disziplinen und Systematiken hinweg verwendet werden und sind damit zu unspezifisch und ungeeignet für eine Recherche. Auf der anderen Seite finden sich spezifische Registerbegriffe, die besonders passende Treffer ergeben und sehr gut für eine Einbindung geeignet sind. Sie treten in erster Linie auf, wenn der Registerbegriff mit der Notationsbenennung identisch ist (z.B. Registereintrag „Löss“ bei RB 10141 Löss), oder wenn er eindeutig einem bestimmten Themenbereich zugeordnet werden kann (z.B. QD 050 Neue Politische Ökonomie mit Registereintrag „Ökonomische Theorie der Politik“). Offensichtlich eignen sich speziellere Begriffe im Gegensatz zu breiteren Sachbegriffen grundsätzlich besser. In einer möglichen Implementierung würden sich zur Differenzierung die Hierarchieebenen der GND anbieten, da Begriffe umso spezifischer sind, je tiefer sie in der Hierarchieleiter stehen. Auch die Systematik der GND könnte u.U. Hilfestellungen dafür bieten.

4.3. Notationen mit zwei Registereinträgen: Sachbegriffe

Beispiel: RB 10109 Nautik und Geodäsie mit Registereinträgen „Nautik“ und „Geodäsie“ oder MT 11200 Gesundheitsinformatik mit Registereinträgen „Gesundheit“ und „Informatik“

Notationen mit zwei Sachbegriffen als Registereinträgen können nicht pauschal per UND- oder ODER-Operator verknüpft werden. UND-Verknüpfungen ergaben häufig keine oder nur sehr wenige Treffer und Suchen mit dem ODER-Operator oftmals sehr viele schlechte Treffer. Der geeignete Operator ist in diesen Fällen je nach dem Sinngehalt der RVK-Systemstelle und der Spezifität der Registerbegriffe zu wählen. Handelt es sich um Notationen bzw. Benennungen mit aufzählendem Charakter, die mehrere Themengebiete umfassen (z.B. RB 10109 Nautik und Geodäsie), sind die Registereinträge tendenziell mit dem ODER-Operator zu verknüpfen. Allerdings sind nicht alle Notationsbenennungen mit einem „und“ zwangsläufig von aufzählendem Charakter und die Spezifität der Registerbegriffe muss ebenfalls berücksichtigt werden. Bei MT 27800 Religion und Gesundheit beispielsweise ist der UND-Operator sinnvoll.

Es ließen sich keine eindeutigen Kriterien oder Charakteristika feststellen, anhand derer der Operator zur Verknüpfung automatisiert festgestellt werden könnte, sodass eine intellektuelle Betrachtung erforderlich wäre. In einigen Fällen – z.B. bei sehr weiten Registerbegriffen – käme außerdem erheblicher Ballast bei der Recherche hinzu; hier handelt es sich jedoch um Einzelfälle.

4.4. Notationen mit drei oder mehr Registereinträgen: Sachbegriffe

Beispiel: QC 320 Geldtheorie mit Registereinträgen „Finanzintermediäre“, „Freigeldtheorie“, „Geld“, „Geldangebot“, „Geldmenge“, „Geldnachfrage“, „Geldschöpfung“, „Geldtheorie“, „Theorie“ und 14 weiteren

Die Anzahl der Registerbegriffe bei den untersuchten Notationen lag zwischen 3 und 26. Die Untersuchung zeigte – was angesichts der Prinzipien der Regeln für die Schlagwortkatalogisierung (RSWK) wenig überraschend ist –, dass eine Verknüpfung mittels UND-Operator in der Regel keine Treffer oder schlechte Treffer bringt (Abb. 3). Eine ODER-Verbindung der Registerbegriffe lieferte in der Suche oftmals sehr schlechte Ergebnisse, da wie auch bei dem in Abschnitt 4.3. betrachteten Fall häufig sehr weite Registerbegriffe wie etwa „Theorie“ und „Geld“ eine große Vielfalt an Titeln liefern, darunter z.B. in diesem Fall der Titel „Das Geld der Terroristen – Maßnahmen internationaler Organisationen gegen die Finanzquellen des Terrorismus“.

Angesichts der Vielzahl an Registereinträgen pro Notation wäre nur eine komplexe Kombination mehrerer UND- und ODER-Operatoren zielführend, was nicht zu automatisieren wäre. Aber selbst bei einer solchen individuell erstellten Suchanfrage ergeben sich nicht ausschließlich gute Treffer, sodass ein zusätzliches Ranking nötig wäre (s.u. Abschnitt 5).

Diagramm Qualität der Treffer für Notationen 

4.5. Formangaben als Registereinträge

Beispiel: RB 10063 Geografische Lehr- und Schulbücher für Gymnasien, Mittelschulen, Grundschulen mit Registereinträgen „Geografie“ und „Schulbuch“

Zur Kennzeichnung der Art des Inhalts, der physischen Form eines Dokuments sowie der Zielgruppe einer Ressource werden seit der Umstellung auf RDA sogenannte Formangaben unabhängig von den Schlagwörtern der Sacherschließung in eigenen Feldern erfasst. In den Datensätzen der RVK wird zwar mittels unterschiedlicher Felder zwischen den GND-Entitäten differenziert, jedoch wird bei den Sachbegriffen nicht unterschieden, ob diese als Formangabe oder als inhaltserschließendes Schlagwort gemeint sind (wie es bei der Katalogisierung durch die Verwendung unterschiedlicher Felder der Fall ist). Ein Beispiel sieht man in Abb. 4 bei der Notation RB 10009 Geografische Wörterbücher (mehrsprachig) mit der Formangabe „Wörterbuch“ im Feld für Sachbegriffe (Normdatenfeld 750). Da die Registereinträge den Inhalt der Notation beschreiben sollen und eigentlich nur für die Recherche nach Systemstellen gedacht sind, ist eine solche Unterscheidung auch nicht notwendig.

Programmausschnitt mit XMl Feldern und Frläuterungen  

Für eine Nutzung in der Recherche stellen Registereinträge formalen Charakters (Formangaben) jedoch einen speziellen Fall dar. Um diese sinnvoll einzubinden, müssten zunächst diejenigen Sachbegriffe in den RVK-Datensätzen identifiziert werden, die eigentlich Formangaben sind. Da es eine feste Liste für die zugelassenen Formangaben gibt, wäre dies grundsätzlich machbar. Anders als bei den restlichen Registerbegriffen müsste in diesen Fällen ein Abgleich mit den entsprechenden Feldern der Formalerschließung (z.B. PICA-Felder 113X bzw. Aleph-Felder 064X) vorgenommen werden. Verdeutlichen lässt sich die Problematik beispielsweise an der Notation RB 10063, mit der geografische Lehr- und Schulbücher für Gymnasien, Mittelschulen und Grundschulen sachlich erschlossen werden. Die Suche mit den Registereinträgen ergibt Treffer wie den in Abb. 5 dargestellten Titel. Dieser beschäftigt sich inhaltlich mit Schulbüchern für den Geografieunterricht, ist aber selbst kein Schulbuch.

Screenshot Treffer im K10plus 

Obwohl nur die Schlagwortfelder und keine Felder zu Formangaben in die Testrecherchen einbezogen wurden, tauchten trotzdem viele einschlägige Treffer auf. Dies dürften überwiegend Fälle sein, in denen die früheren Formschlagwörter (noch) nicht oder durch die maschinelle Routine nicht korrekt in die seit dem Umstieg auf RDA verwendeten Felder für die Formangaben verschoben wurden. Bei derartigen Treffern zeigte sich erwartungsgemäß, dass Notationen mit nur einer Formangabe als Registereintrag selten sinnvolle Treffer ergeben. Denn aufgrund der fehlenden sachlichen Einordnung wird in diesen Fällen zu viel Ballast mitgeliefert. Kommt zur Formangabe jedoch noch ein Sachbegriff hinzu und werden diese beiden Registerbegriffe mittels UND-Operator verknüpft, steigen die Chancen auf passende Treffer. Die Erfolgsaussichten sind dabei abhängig von der Spezifität des Sachbegriffs, wobei in der Regel etwas zu breite Treffer gefunden wurden.

4.6. Geografika als Registereinträge

Beispiel: RF 96915 Naturschutz, Landschaftspflege, Landschaftsgestaltung, Umweltschutz (innerhalb des Systematikabschnitts RF 96000 - RF 96918 Berlin) mit Registereinträgen „Berlin“, „Landschaftsgestaltung“, „Landschaftspflege“, „Naturschutz“ und „Umweltschutz“

Im Fall von Geografika als Registereinträgen gab es sehr unterschiedliche Ergebnisse. Eine UND-Verknüpfung zwischen Geografikum und Sachbegriff(en) – auch bei mehreren Sachbegriffen, die je nach Sinngehalt der Stelle untereinander mit UND oder ODER verknüpft wurden – lieferte teils sehr gute und teils kaum Treffer. Es lässt sich nur vermuten, dass die unpassenden Treffer auf die Sachbegriffe zurückzuführen sind. Die Verknüpfung mittels ODER ergibt thematisch sehr unterschiedliche Treffer, da u.a. alle Themenbereiche zu einer geografischen Einheit mitgeliefert werden. Gerade hier sind, ähnlich wie bei Personen als Registereinträgen, Untergliederungen oder Schlüsselungen zu beachten, welche Auswirkungen auf die Registereinträge der Einzelnotationen haben können.

4.7. Besonderheiten in den Fachsystematiken R, MT und Q

Manche Fachsystematiken fallen durch besondere Charakteristika auf, aus denen Informationen zur Eignung bestimmter Bereiche und zur Verknüpfung der Registerbegriffe gewonnen werden können. Die Systematiken R (Geografie), MT (Gesundheitswissenschaften) und Q (Wirtschaftswissenschaften) hoben sich innerhalb der Untersuchung aufgrund ihres Aufbaus oder der Spezifika ihrer Bereiche besonders heraus.

Bei der R-Systematik ist die Zweiteilung in die beiden Notationsbereiche RB 10000 - RB 10918 für Nicht regional gebundene Darstellungen und RC-RZ für Regionale Geografie interessant. Der erste Bereich enthält Notationen zu Themen ohne geografische Zuordnung. Über die Registerbegriffe zu diesen Notationen gefundene Treffer, welche zusätzlich ein Geografikum oder mehrere Geografika als Schlagwort bzw. Schlagwörter besitzen, sind tendenziell zu eng oder zu speziell für die Systemstelle, da sie sich eben doch „regional gebunden“ mit dem Thema beschäftigen. Für den Bereich RC-RZ gilt dies in umgekehrter Weise: Systemstellen ohne ein ihrer Benennung entsprechendes Geografikum ergeben vornehmlich zu allgemeine Titel. Hier müsste also in jedem Fall eingegriffen werden, damit nicht nur mit dem Sachthema, sondern auch dem richtigen Geografikum gesucht wird. Dabei könnte die Schlüsselung (in der R-Systematik S1R) helfen, aufgrund derer alle Bereichsangaben strukturell gleich aufgebaut sind. Beinhalten gleichwertige Stellen innerhalb einer Schlüsselung (z.B. RB 10595, RM 30595 und RX 60595 mit derselben Benennung Binnen- und Pendelwanderung, erstere ohne geografische Bindung und letztere für die geografischen Einheiten Norwegen und Ozeanien) dieselben oder sehr ähnliche Registereinträge („Binnenwanderung“, „Pendelwanderung“ und ggf. Geografikum), können möglicherweise bereits händisch vorgegebene Verknüpfungen ebenfalls für andere Bereiche innerhalb der Schlüsselung oder mit dem gleichen Schlüssel herangezogen werden.

Die MT-Systematik weist eine sehr strukturierte Vergabe von Registerbegriffen auf. Bis auf wenige Ausnahmen ist allen Notationen mindestens ein relativ breiter, themenrelevanter Begriff zur fachlichen Zuordnung zugewiesen. Die am häufigsten in dieser Systematik vergebenen Registerbegriffe sind „Gesundheitswissenschaften“, „Gesundheit“ und „Gesundheitswesen“. Die Verknüpfung eines solchen Begriffs mit weiteren Registereinträgen ist nur mit UND-Operator sinnvoll. Denn der Begriff zur fachlichen Zuordnung bezieht sich auf ein zu breites Spektrum, als dass er mit ODER verknüpft werden könnte.19 Hat eine Notation nur einen dieser für die Fachsystematik charakteristischen Begriffe als Registereintrag, ist die Notation in der Regel zu undifferenziert für eine Recherche über den Registerbegriff. Ausgenommen hiervon sind, wenn vorhanden, die allgemeinen Systemstellen – meist mit der Benennung Allgemeines – auf den obersten Gliederungsebenen der Systematik.

Bei den Notationen mit der Benennung Allgemeines bzw. Sonstiges, Sonstige Einzelfragen o.Ä. auf den unteren Ebenen der MT-Systematik handelt es sich um Sammelstellen für Einzelthemen oder für Titel, welche nicht unter den restlichen Notationen des jeweiligen Bereichs untergebracht werden können. Bei diesen sind die Registereinträge oftmals identisch, sodass sie sich grundsätzlich nicht gut für die Recherche über die Registereinträge eignen. Denn bei einer Einbindung würden nicht nur allgemeine bzw. übergreifende Titel zu einem bestimmten Thema, sondern ebenfalls Titel zu Einzelfragen und Teilaspekten sowie sonstige Titel, welche zu keiner anderen Notation in diesem Bereich passen, geliefert werden. Solche Titel sollten allenfalls am Ende einer gerankten Trefferliste ausgegeben werden.

Die Einzelnotationen der Q-Systematik enthalten überwiegend mehr als drei Registereinträge, die in der Regel vom Typ Sachbegriff sind.20 Neben engeren, oft präkombinierten Registerbegriffen wie „Quantitative Wirtschaftspolitik“ enthalten viele Notationen auch sehr weite Registereinträge. Diese sind oftmals allgemeinerer Natur und lassen sich nicht nur einer Disziplin zuordnen (z.B. QC 320 Geldtheorie mit u.a. den Registereinträgen „Geld“ und „Theorie“). Die Bedeutung wird in diesen Fällen durch weitere Schlagwörter spezifiziert.21 Wie bereits in Abschnitt 4.4. erläutert, ist hierbei die Verknüpfung zu den restlichen Registerbegriffen je nach Sinngehalt der Notation anders zu wählen. Eine automatisierte Kombination von Operatoren dürfte nicht realisierbar sein. Bei einer Umsetzung wäre daher eine händische Vorgabe der Kombination nicht zu vermeiden – mit entsprechend großem Arbeitsaufwand.

5. Chancen und Grenzen der RVK-Registerbegriffe: Fazit und Ausblick

Wie die Studie gezeigt hat, lohnt es sich tatsächlich, über eine Einbindung von RVK-Registerbegriffen in die Katalogrecherche nicht nur nachzudenken, sondern sie ganz konkret in Angriff zu nehmen.22 Allerdings handelt es sich dabei um eine sehr komplexe Materie, sodass die Implementierung alles andere als einfach umzusetzen sein wird. Die Ergebnisse sind deshalb auch ein Fingerzeig dafür, dass das Einspielen von Mappings in Suchsysteme nicht als „Allheilmittel“ angesehen werden sollte, mit dem das Problem unzureichender inhaltlicher Erschließung rasch und bequem gelöst werden kann.23

Die Untersuchung hat die Annahme bestätigt, dass der Einbezug von RVK-Registerbegriffen in die Recherche vielfach zu einer deutlichen Erhöhung der Trefferzahlen führt. Dabei werden allerdings – auch da, wo eine solche Sucherweiterung grundsätzlich gut funktioniert – typischerweise auch etwas speziellere oder allgemeinere Titel mitgeliefert. Ob diese als Ballast oder als hilfreiche Ergänzung anzusehen sind, lässt sich nicht pauschal sagen; dies ist abhängig vom spezifischen Informationsbedürfnis und der absoluten Trefferzahl. Bei einer Umsetzung sollte es aber in jedem Fall ein Relevanz-Ranking geben, um die weniger gut zur Systemstelle passenden Titel in der Trefferliste nach unten zu schieben. Im K10plus-Katalog könnte die weiterführende Recherche mit RVK-Registerbegriffen in die bereits existierenden Möglichkeiten für die Suche nach ähnlichen Titeln integriert werden.24

Obwohl die Analyse im Rahmen der Bachelorarbeit nur stichprobenhaft durchgeführt werden konnte, konnten einige typische Fälle und Situationen herausgearbeitet und beschrieben werden, die als Basis für weitere, konkrete Arbeiten dienen können. Sinnvoll wäre es, zunächst mit den eindeutig geeigneten Fällen zu beginnen – insbesondere Notationen mit einer Person oder einem spezifischen Sachbegriff als einzigem Registerbegriff. Für das Ranking wäre das zentrale Kriterium die Anzahl der weiteren Schlagwörter beim jeweiligen Titel (egal ob in derselben Schlagwortfolge oder in weiteren Schlagwortfolgen). Denn je weniger zusätzliche Schlagwörter vergeben waren, umso passender bzw. relevanter waren die Titel in den Tests.

Bei den komplexeren Fällen mit zwei oder mehr Registereinträgen wurde deutlich, dass es keine simplen und automatisierbaren Lösungen gibt, sondern dass die in einem spezifischen Fall zu verwendenden Operatoren sowie evtl. weitere Vorgaben nur intellektuell vorgenommen werden könnten. Jedoch konnten im Rahmen der Untersuchung typische Fälle identifiziert werden, die in gleicher Weise zu bearbeiten wären.

Grundsätzlich bietet die sehr lebendige RVK-Community eine hervorragende Basis, um kooperativ entsprechende Mappings von Notationen zu verbalen Suchanfragen über die Registerbegriffe zu erarbeiten – evtl. gekoppelt an die verstärkte Registerarbeit im Rahmen des Projekts „Register for all“. Zu überlegen wäre in diesem Zusammenhang außerdem, genauere Vorgaben für die Wahl von Registerbegriffen zu erarbeiten, die auch ihre Nützlichkeit in der Katalogrecherche berücksichtigen. Die Mappings sollten in einer offenen und gut nachnutzbaren Form vorliegen. Naheliegend wäre die Verwendung der von der Verbundzentrale des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (VZG) bereitgestellte Infrastruktur coli-conc mit dem Mapping-Tool Cocoda.25

Darüber hinaus könnte die Einbindung von RVK-Registerbegriffen in die Katalogrecherche auch für Titel mit anderer klassifikatorischer Erschließung interessant sein, denn es gibt bereits Konkordanzen zwischen der RVK und anderen Klassifikationen. Ebenso könnten in einem zweiten Mapping-Schritt die bestehenden Konkordanzen zwischen der GND und anderen Thesauri ausgenützt werden, welche derzeit im Rahmen des Projekts GND-mul der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) bearbeitet und künftig „als eigenständige Terminologieprodukte über den Linked Data Service der DNB“26 zur Verfügung stehen werden. Auch bei solchen Überlegungen ist jedoch damit zu rechnen, dass die praktische Umsetzung komplex sein wird.

Ein wichtiges Ziel für die Zukunft ist es, künftig mehr aus der vorhandenen inhaltlichen Erschließung „herauszuholen“. Die Einbindung der RVK-Registerbegriffe kann dabei ein Baustein sein, um die Lücke zwischen klassifikatorischer und verbaler Erschließung etwas kleiner werden zu lassen. Zugleich hoffen die Autorinnen, mit diesem Beitrag die fachliche Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen der Nutzung von Mappings in Bibliothekskatalogen bereichert und angeregt zu haben.

Literaturverzeichnis

1 Als Beispiel genannt sei das Clustering von Titeldatensätzen auf Werkebene, um – auch über Verbundgrenzen hinweg – alle Mitglieder des jeweiligen Clusters mit den aggregierten inhaltserschließenden Informationen zu versorgen, vgl. Pfeffer, Magnus: Using clustering across union catalogues to enrich entries with indexing information, in: Spiliopoulou, Myra; Schmidt-Thieme, Lars; Janning, Ruth (Hg.): Data analysis, machine learning and knowledge discovery, Cham 2014 (Studies in classification, data analysis, and knowledge organization), S. 437–445. Online: <https://doi.org/10.1007/978-3-319-01595-8_47>.

2 Vgl. Maibach, Christiane: Die DDC auf neuen Wegen. Verbale Sucheinstiege für klassifikatorisch erschlossene Titel, in: o-bib 1 (1), 2014, S. 205–209, <https://doi.org/10.5282/o-bib/2014H1S205-219>.

3 Für eine Übersicht vgl. Hasubick, Julia: Einbindung von RVK-Registerbegriffen in die Katalogrecherche. Eine Analyse des Potenzials und der Umsetzungsmöglichkeiten am Beispiel des K10plus, Bachelorarbeit, Hochschule der Medien, Stuttgart 2020. Online: <https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:900-opus4-65851>, S. 9–19. Für eine kritische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, die aktuelle Kataloge und Discovery-Systeme in diesem Bereich bieten, vgl. außerdem Wiesenmüller, Heidrun: Verbale Erschließung in Katalogen und Discovery-Systemen. Überlegungen zur Qualität, in: Franke-Maier, Michael; Kasprzik, Anna; Ledl, Andreas u.a. (Hg.): Qualität in der Inhaltserschließung, Berlin; Boston 2021, S. 279–302. Online: <https://doi.org/10.1515/9783110691597-014>, hier S. 295–297.

4 Vgl. Statistik des B3Kat, <https://www.bib-bvb.de/Statistiken/b3kat-statistik_1_21.html#t1> zum 01.07.2021, Stand: 22.12.2021.

5 Im hebis-Verbund werden die RVK-Registerbegriffe bereits seit 2017 über einige Schlagwort-Indizes und den ALL-Index für die Katalogrecherche genutzt. Es findet keine Kategorisierung der Registerbegriffe statt, sodass hier alle Registereinträge berücksichtigt werden. Dabei kam man zwar zu dem Schluss, dass es für eine Recherche geeignetere („gute“) und nicht geeignete („schlechte“) Registerbegriffe gibt, was jedoch nicht weiter untersucht wurde. Vgl. dazu hebis, AG Sacherschließung & Recherche: Protokoll der 12. Sitzung am 14.08.2019, S. 6. Online: <https://www.hebis.de/uploads/2020/06/FAG_Sacherschlie%C3%9Fung_und_Recherche_2019_08_14.pdf>, Stand: 21.12.2021.

6 Hasubick: Einbindung von RVK-Registerbegriffen in die Katalogrecherche – eine Analyse des Potenzials und der Umsetzungsmöglichkeiten am Beispiel des K10plus (wie Anm. 3).

7 Allgemein zur RVK vgl. Lorenz, Bernd: Handbuch zur Regensburger Verbundklassifikation. Materialien zur Einführung, Wiesbaden 20173 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 61); Häusler, Ines; Werr, Noaka: Die Regensburger Verbundklassifikation (RVK), in: Alex, Heidrun; Bee, Guido; Junger, Ulrike (Hg.): Klassifikationen in Bibliotheken. Theorie – Anwendung – Nutzen, Berlin; Boston 2018 (Bibliotheks- und Informationspraxis 53), S. 127–163. Online: <https://doi.org/10.1515/9783110299250-005> sowie die über das Portal der RVK „Regensburger Verbundklassifikation Online“ bereitgestellten Ressourcen (RVK-Rundbriefe, Aktuelles, Projekte usw.), <https://rvk.uni-regensburg.de/home>, Stand: 21.12.2021.

8 Es gibt auch Fachsystematiken bzw. Hauptgruppen, die nicht durch einen einzigen Großbuchstaben, sondern durch einen Buchstabenbereich in der obersten Ebene der RVK definiert werden, z.B. CA-CK Philosophie und CL-CZ Psychologie. C allein ist in diesem Fall nicht vergeben, sondern wurde in zwei Fachsystematiken aufgesplittet.

9 Zeitschlagwörter als Registerbegriffe sind seit 2019 im Ausnahmefall zugelassen, ggf. mit Zusatz einer oder mehrerer (RSWK-gerechter) Jahreszahl(en).

10 Die Vergabe von Registerbegriffen für RVK-Schlüsselstellen (z.B. Schlüsselstelle 66 Naher Osten, Vorderasien im Schlüssel G1Z) ist für RVK-Anwender*innen derzeit technisch über das Tool „Register for all“ nicht möglich; dies kann nur von der Fachkoordination gemacht werden. Denn die Ergänzung von Registerbegriffen an diesen Stellen hat Auswirkungen auf alle Bereiche, auf die ein Schlüssel angewendet wird. Allerdings haben die Anwender*innen die Möglichkeit, bei Notationen, an denen ein Schlüssel hängt, wie z.B. ZG 9300 Technik in einzelnen Ländern (+ Schlüssel G1Z) Registerbegriffe anzugeben. Diese werden dann – wenn vorhanden – mit den Registerbegriffen der Schlüsselstelle kombiniert.

11 Unterscheidung in Einzelnotationen mit und ohne Registereinträge sowie Notationsbereiche/Bereichsangaben (NB/BA); die Daten enthalten auch Haupt- und Feingruppen.

12 Die Registerarbeit verlief bereits vor diesem Projekt kooperativ. Allerdings mussten neue Registereinträge zuvor per Neumeldungsformular an die RVK-Fachkoordination gemeldet werden und wurden dann von dieser in der redaktionellen Datenbank eingepflegt. Zum ehemaligen Verfahren der Neumeldung von Notationen und Registereinträgen vgl. Hasubick: Einbindung von RVK-Registerbegriffen in die Katalogrecherche. Eine Analyse des Potenzials und der Umsetzungsmöglichkeiten am Beispiel des K10plus, S. 21f.

13 Zum Projekt kollektives Register vgl. die Informationen im RVKO-Portal, Bereich Aktuelles, <https://rvk.uni-regensburg.de/aktuelles/laufende-projekte/178-rvk-kollektives-register>, Stand: 21.12.2021. Außerdem wurde das Projekt „Register for all“ beim virtuellen RVK-Anwendertreffen am 17.11.2021 von Ines Häusler vorgestellt.

14 Die Fachsystematik Soziologie ist laut dem Handbuch zur RVK bis zu dessen Erscheinen 2017 kaum verändert worden und auch in den Gesamtvorschlägen der RVK-Rundbriefe ab 2017 finden sich keine gegenteiligen Einträge. Vgl. dazu Lorenz: Handbuch zur Regensburger Verbundklassifikation, 2017, S. 109.

15 Vgl. dazu UB Regensburg, Koordinierungsstelle für den Systematikverbund (Hg.): Rundbrief zu den Regensburger Aufstellungssystematiken 1 (4), 1988. Online: <https://rvk.uni-regensburg.de/images/stories/Rundbriefe/1988_01.pdf>, Stand: 19.12.2021.

16 Zu beachten ist dabei allerdings, dass Suchanfragen ohne Treffer nicht nur auf eine schlechte Eignung der Registereinträge einer Notation, sondern auch auf das Fehlen weiterer Titel zum Themenbereich zurückzuführen sein können (es wurden nur Titel gesucht, die nicht ohnehin schon mit der jeweiligen RVK-Systemstelle erschlossen sind).

17 Zu den angewendeten Suchanfragen und Erläuterungen zur Suchsyntax vgl. Hasubick: Einbindung von RVK-Registerbegriffen in die Katalogrecherche. Eine Analyse des Potenzials und der Umsetzungsmöglichkeiten am Beispiel des K10plus, S. 35f. und Anh. B.

19 Der Registerbegriff bzw. das Schlagwort „Gesundheit“ hat eine Treffermenge von 7.327 Titeldatensätzen im K10plus und ist laut Gesamtregister der „RVK Einfach“ ein Registerbegriff zu nicht weniger als 57 Notationen der Systematik.

20 486 Notationen der Q-Systematik haben mehr als drei Registereinträge und knapp 90 % aller Registerbegriffe in dieser Systematik sind vom Typ Sachbegriff.

21 Vgl. Arbeitsstelle für Standardisierung (Hg.): Regeln für die Schlagwortkatalogisierung – RSWK. Leipzig; Frankfurt am Main 20174. Online: <http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:101-2017011305>, § 7 Abs. 2.

22 Wir danken den Gutachter*innen für diesen Hinweis: „Klar ist, dass die Untersuchung der Einbindung der RVK-Registereinträge in eine explorierende Recherche mit heutigen Retrievalinstrumenten überfällig war und sich lohnt, aber noch weit von einer Erfolgsgeschichte entfernt ist. Gerade deshalb kommt dem Aufsatz die Funktion eines Aufrufs zum Weiterdenken und -forschen innerhalb der wachsenden RVK-Anwendercommunity zu.“

23 Wir danken den Gutachter*innen für diesen Hinweis: „Auch wenn die Konkordanzbemühungen im deutschsprachigen Raum vehement an Fahrt gewinnen, vor allem durch die Arbeiten in Göttingen mit coli-conc, ist noch in geringem Ausmaß bekannt, welche Auswirkungen die Einspielung von solchen Konkordanzen in Suchsysteme hat. Gleichzeitig hat man z.T. den Eindruck, dass darüber so gesprochen wird, als würden sie als „Allheilmittel“ für die Erschließungsdichte fungieren können.“

24 In der Bachelorarbeit wurden dafür einige Ideen entwickelt, vgl. Hasubick: Einbindung von RVK-Registerbegriffen in die Katalogrecherche. Eine Analyse des Potenzials und der Umsetzungsmöglichkeiten am Beispiel des K10plus, S. 57–62.

25 Zu coli-conc vgl. zuletzt Balakrishnan, Uma; Peters, Stefan; Voß, Jakob: coli-conc. Eine Infrastruktur zur Nutzung und Erstellung von Konkordanzen, in: Franke-Maier, Michael; Kasprzik, Anna; Ledl, Andreas u.a. (Hg.): Qualität in der Inhaltserschließung, Berlin; Boston 2021, S. 121–135. Online: <https://doi.org/10.1515/9783110691597-008>. Ggf. müsste Cocoda für diesen Fall noch etwas angepasst werden.

26 Vgl. Bee, Guido; Plößnig, Veronika; Steiner, Chistoph: 5. Workshop Computerunterstützte Inhaltserschließung. Bericht und thematischer Überblick zu den Beiträgen, in: o-bib 9 (1), 2022, S. 1–8, <https://doi.org/10.5282/o-bib/5788>, hier S. 5.