Bericht aus der 79. Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme am 19. November 2020

Auf Einladung der Swiss Library Service Platform (SLSP) plante die Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme sich zu ihrer 79. Sitzung vom 18. bis 19. November 2020 in Zürich zu treffen. Bedingt durch die Corona-Pandemie musste die Sitzung als Videokonferenz stattfinden, die Tagesordnung wurde entsprechend angepasst. Der folgende Bericht hat den Stand November 2020.

Alma

OBV

Im Österreichischen Bibliothekenverbund (OBV) endet der Migrationsprozess, den die OBVSG koordinierend zwischen Ex Libris und den Verbundteilnehmern übernommen hat. Die Planung sieht vor, dass Ende August 2021 die Umstellungsphase beendet ist. Dabei werden voraussichtlich nur wenige Bibliotheken nicht am Übergang zu Alma teilnehmen und aus dem Verbund ausscheiden.

hbz

Das Projekt zur Einführung einer landesweiten cloudbasierten Bibliotheksinfrastruktur im Hochschulbibliothekszentrum des Landes Nordrhein-Westfalen (hbz) mit dem Namen „GO:AL“ (Go to Alma) ist gestartet. Nachdem Ende April die Konzeptphase erfolgreich abgeschlossen werden konnte, begann die erste Gruppe der Bibliotheken mit einem virtuellen Kick-off das Projekt. Ein detaillierter Projektplan und die nächsten Schritte bis zur ersten Testmigration wurden von Ex Libris vorgestellt. Die zweite Testmigration ist für Mitte November geplant.

Culturegraph und ORCiD

Die Übernahme von Daten der Inhaltserschließung sowie von Verknüpfungen zu individualisierten Personensätzen aus den Culturegraph-Verbunddaten in DNB-Titeldatensätzen befindet sich in der letzten Testphase. Die retrospektive Anreicherung mit Daten der Inhaltserschließung soll im zweiten Quartal 2020 durchgeführt werden, ein regelmäßiges Verfahren für neue Datensätze wird geplant.

Nachdem aus dem letztjährigen ORCiD-Dump unter Zuhilfenahme der Culturegraph-Werkbündelung und von Abgleichsverfahren im Juli 2020 ca. 19.000 neue ORCiDs in GND-Sätze übernommen werden konnten, wird jetzt auch die Übernahme der ORCiDs aus dem BASE-Claiming-Verfahren vorbereitet und voraussichtlich noch im November 2020 durchgeführt. Das DNB-ORCiD-Claiming wird bereits seit Juli 2020 täglich ausgewertet und ORCiDs entsprechend in Titeldaten- und GND-Sätze geschrieben. ORCiDs (und weitere Standard-Identitfier wie ISNI) werden genutzt, um Titeldaten und GND-Personensätze miteinander zu verknüpfen.

Die tägliche Aktualisierung des Culturegraph-Datenbestandes mit Verbunddaten über den gemeinsamen Verbünde-Index (GVI) läuft stabil.

DeepGreen

Das Projekt DeepGreen will wissenschaftliche Veröffentlichungen, sofern lizenzrechtlich erlaubt, automatisiert nach Ablauf der Embargofristen Open Access verfügbar machen. Es soll ein nachhaltiges Betriebs- und Geschäftsmodell entwickelt werden, damit DeepGreen nach der Projektphase als bundesweiter Service weitergeführt werden kann.

Seit kurzem ist DeepGreen die zentrale Datendrehscheibe für die Artikel aus dem sogenannten Wiley-DEAL-Vertrag. Bibliotheken mit Repositorien, die an DeepGreen teilnehmen, können die Veröffentlichungen im hybriden und goldenen Open Access beziehen. Begonnen wird mit den Artikeln aus 2019; in regelmäßigen Lieferungen wird der Artikelbestand ausgebaut. Seit Frühjahr ist außerdem die Future Science Group als neuer Verlag bei DeepGreen mit dabei. Erstmals können Inhalte aus FID-Lizenzen ausgeliefert werden, zunächst beschränkt auf den FID Pharmazie. Als neuestes Repositorium beteiligt sich die Technische Informationsbibliothek (TIB) Hannover als Anwender. Somit wird DeepGreen nun von 53 Repositorien umfänglich getestet.

Deutsche Digitale Bibliothek

An der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) sind für das Gemeinschaftsprojekt „Deutsche Digitale Bibliothek“ (DDB) die Geschäftsbereiche Technik, Entwicklung und Service der gemeinsam mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) wahrgenommenen Geschäftsführung angesiedelt. Bis Ende September 2020 stieg die Anzahl der Datenpartner auf 474 an, der Gesamtbestand belief sich Ende September auf 34.499.481 DDB-Objekte (davon 11.595.077 mit Digitalisat). Auch die Besucherzahlen haben sich erhöht und schwanken nun pro Tag um den Wert von 6.000.

DFG-Projekt „DDB-Zeitungsportal“

Die Arbeiten am DFG-Projekt „DDB-Zeitungsportal“ waren 2020 weiterhin vor allem durch zwei Aufgabengebiete bestimmt: den Arbeiten am Prototyp und der Ausarbeitung des DFG-Antrags für eine zweite Förderphase. Eine erste Version des Prototyps, die Zeitungsdaten von drei Bibliotheken enthält, wurde Ende Juni 2020 veröffentlicht. Die meisten Funktionalitäten sind hier schon enthalten; einige, wie z.B. die Volltextsuche in einzelnen Zeitungsausgaben oder das responsive Design, fehlen noch. Der DFG-Antrag „Ausbau und Optimierung des DDB-Zeitungsportals (DDB-Zeitungsportal V. 2.0)“ wurde im Juni eingereicht; als Laufzeit sind 24 Monate vorgesehen. Ziel des Projektes ist es, die bisherigen Funktionen des Zeitungsportals zu optimieren und neue Funktionen für das Portal zu entwickeln, um die Akzeptanz und Nutzung zu steigern.

EBM-Tool

Das Dienstleistungsportfolio rund um E-Book-Metadaten wurde zum Juli 2020 erweitert. E-Book-Pool und EBM-Tool stehen nun über den K10plus hinaus allen Bibliotheken und Verbünden in Deutschland zur Verfügung. Der E-Book-Pool wird somit zum nationalen Datenpool für E-Book-Metadaten, mit eindeutigen Identnummern im überregionalen Datenaustausch. Über das EBM-Tool können Bibliotheken und Verbundzentralen paketbezogene Metadatenbestellungen aufgeben und erhalten Daten im Format MARC 21 zur Weiterverwendung, beispielsweise in Discovery-Systemen. Für Verbundzentralen ist dieser Service kostenlos.

Gemeinsamer Verbünde-Index (GVI)

Der gemeinsame Verbünde-Index (GVI) läuft in einem stabilen Routinebetrieb. Die sechs Partner – BSZ, BVB, GBV, hbz, hebis und KOBV – tauschen sich regelmäßig per Videokonferenz aus. Weitere Daten-Gesamtabzüge von allen Partnern wurden in den GVI eingestellt. So konnte die Datenqualität im GVI mit den gewonnenen Erfahrungen noch einmal verbessert werden. Die ZDB-Daten werden nun ebenfalls täglich aktualisiert. Die tägliche Aktualisierung der DNB-Daten ist in Vorbereitung. Auch die Normdaten wurden aktualisiert. Die Daten der OBVSG wurden in das Testsystem eingespielt. Nach Tests sollen diese auch in die Produktion übernommen werden. In Planung ist auch das Einspielen von ca. 8 Mio. Datensätzen fernleihrelevanter öffentlicher Bibliotheken aus dem hbz. Die unter Federführung von hebis entworfene gemeinsame Web-Präsenz steht nun zur Verfügung.1 Eine automatisierte Statusseite zum Betriebszustand des GVI ist im Aufbau.

GND-Dienste

Die Evaluation von Wikibase als mögliche zusätzliche Plattform für die GND-Dienste wurde im Berichtszeitraum fortgeführt. Anfang Juli 2020 fand ein virtuelles Treffen mit Vertreter*innen von Wikimedia Deutschland sowie den französischen Kolleg*innen von BNF und ABES statt, die zurzeit ebenfalls den Einsatz von Wikibase prüfen. Eine im August durchgeführte Ausschreibung seitens DNB konnte positiv beendet werden – hier wurde ein Dienstleister gewonnen, unter dessen Mitwirken die Evaluation intensiviert werden soll. Mit der Zusammenarbeit konnte im Oktober 2020 begonnen werden.

GND4C – GND für Kulturdaten

Die Inbetriebnahme der beiden ersten GND-Agenturen aus dem nicht-bibliothekarischen Bereich steht unmittelbar bevor; Corona-bedingt kam es zu Verzögerungen in der Ablauforganisation und weiteren Planung. Das Deutsche Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg legt den Schwerpunkt seiner GND-Agentur auf Forschungseinrichtungen der Kunst- und Baugeschichte sowie der Denkmalpflege. Das BSZ wird zusammen mit dem Landesarchiv Baden-Württemberg (LABW) die GND-Agentur „LEO-BW-Regional“ betreiben, mit einer Schwerpunktsetzung auf Archive und Museen. Beide Agenturen starten noch 2020 in den Pilotbetrieb und werden anfangs Dienstleistungen u.a. in den Bereichen der Redaktion, Beratung und Information anbieten. LEO-BW (Landeskunde entdecken online) ist das landeskundliche Informationssystem für Baden-Württemberg und zugleich das zentrale Kulturgutportal des Landes.2

GOKb

Die Global Open Knowledgebase (GOKb) ist eine Online-Plattform für die kooperative Verwaltung von elektronischen Medien und „eCollections“ wie z.B. Zeitschriftenpaketen, die im Rahmen eines Open-Source-Projekts unter der Open Library Foundation entwickelt wird und das von hbz, VZG und der Staatsbibliothek zu Berlin (ZDB) gemeinsam vorangetrieben wird.

Die GOKb wird zurzeit von 655 Bibliotheken produktiv genutzt, mehr als 60 von ihnen tragen aktiv zu den Inhalten bei. Aus dem GBV verwenden 86 Bibliotheken über das Lizenz-Administrations-System für elektronische Ressourcen (LAS:eR) die GOKb, z.B. die SuUB Bremen. Die ZBW Kiel nutzt die GOKb für FOLIO-ERM. In Bezug auf die Abbildung eines konkreten Lizenzbestands im ERM-System LAS:eR arbeitet die hbz-Konsortialstelle mit den ersten Inhaltsanbietern zusammen. Auf dieser Basis wird versucht, gemeinsame Abläufe für die anbietergesteuerte Pflege von Paketinhalten und Anbieter-Informationen in der GOKb aufzusetzen.

hebis Web-Relaunch

Im November 2020 ist die vollkommen neugestaltete und inhaltlich überarbeitete Website des hebis-Verbundes online gegangen.3 Der neue Webauftritt stellt den hebis-Verbund, seine Bibliotheken und die angebotenen Dienste ausführlich vor. Auch die aktuellen Projekte werden präsentiert. Wer sich einen Überblick über die Aktivitäten des hebis-Konsortiums verschaffen möchte, findet Informationen zu lizenzierten Produkten, Serviceangeboten und mehr. Der Web-Relaunch wurde auch zu einer Überarbeitung des Corporate Design genutzt. Das hebis-Logo präsentiert sich in einer moderneren Form, aber weiter mit dem bewährten Motto „Information auf den Punkt“ als Leitgedanke des Verbundes. Vom Logo wird ab sofort die Schreibweise „hebis“ übernommen, was ein Ende der Buchstabenverwirrung der Vergangenheit bedeutet.

LAS:eR

Das Lizenz-Administrations-System für elektronische Ressourcen (LAS:eR) auf der Basis einer zentralen Knowledgebase ermöglicht eine einheitliche Nutzung von Daten zur Lizenzverwaltung elektronischer Ressourcen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene. Das hbz organisiert Hosting, technischen Support sowie Anwenderunterstützung und die Weiterentwicklung des Systems und koordiniert bundesweit den Austausch zwischen den LAS:eR nutzenden Konsortialstellen.

Immer mehr Konsortialführer setzen das System LAS:eR aktiv ein. Zum jetzigen Zeitpunkt nutzen bundesweit deutlich über 400 Einrichtungen einen aktiven Zugang mit dem Vorteil, dass alle Konsortialstellen auf einen großen gemeinsamen Pool an Einrichtungen zurückgreifen und diese einfach den jeweiligen Konsortiallizenzen in LAS:eR zuordnen können. Mit den Releases im April und Juni ist unter anderem die Umfragefunktionalität der Konsortialstellen deutlich erweitert worden. Optimiert wurden auch die Vertragsverwaltung und die Erinnerungsfunktion. Seit August ist mit dem neuen Release 1.5 ein einfacherer Eintrag der Zugangskonfigurationen möglich. Mit der Optimierung der Merkmalsverwaltung können Vollnutzer des ERMS nun eigenständig allgemeine Merkmale in Konsortiallizenzen vergeben und diese für die zuständige Konsortialstelle sichtbar machen.

OLE/FOLIO

Das Bibliotheksmanagementsystem FOLIO (The Future of Libraries is Open) ist eine cloudfähige Open-Source-Softwarebasis für ein Bibliotheksmanagementsystem, das einfach über Zusatzservices erweitert werden kann. Mitglieder im deutschsprachigen Raum sind die Bibliotheksverbünde GBV, hbz, hebis und BVB. Pilotbibliotheken sind die ZBW Kiel/Hamburg und die SuUB Bremen.

Die Verbundleitung des GBV hat der Aufstockung der Länderbeiträge für die Entwicklungsbeteiligung der VZG und der laufenden Betreuung der FOLIO-Einführung ab dem Jahr 2021 zugestimmt. Die Pilotbibliothek ZBW Kiel/Hamburg konnte im Mai 2020 mit FOLIO-ERM-Modulen in Produktion gehen. Weitere Implementierungen laufen zurzeit in der SuUB Bremen, TU Hamburg-Harburg, HCU Hamburg, HAW Hamburg und der UB Hildesheim. Die Anwendungen laufen auf der von der VZG bereitgestellten Cloud-Plattform.

Die FOLIO-Tage 2020 wurden auf Ende Februar 2021 verschoben und werden virtuell stattfinden. Die für Januar 2021 geplante WOLFcon (World Open Library Foundation Conference) musste Corona-bedingt abgesagt werden.

ORCID DE

Die Fortsetzung des DFG-geförderten Projekts „ORCID DE – Förderung der Open Researcher and Contributor ID in Deutschland“4 wurde genehmigt und läuft seit Beginn des Jahres. Die in der ersten Förderphase entwickelten Abgleichsverfahren zwischen ORCID-, GND- und Culturegraph-Datensätzen werden hierzu weiterentwickelt und ausgeweitet.

In der von der DFG bewilligten zweiten Projektphase, die den Status quo und die Perspektive von Organisations-Identifikatoren eruieren wird, soll das Konsortium in eine nachhaltige Struktur überführt und die im ersten Projekt entstandenen Dienste und Verfahren sollen ausgebaut und verstetigt werden.

Standardisierungsarbeit im deutschsprachigen Raum

RDA und das 3R-Projekt

Am 15. Dezember 2020 wird das 3R-Projekt beendet und das Beta Toolkit erhält den offiziellen Status als RDA Toolkit. Das bisherige Toolkit steht aber weiter für die Katalogisierung zur Verfügung. Wie lange noch, dies entscheiden RDA Board und RSC im Jahr 2021. Die erforderlichen Anpassungsarbeiten für den deutschsprachigen Raum werden im Rahmen der gewohnten Zusammenarbeit in den Gremien des Standardisierungsausschusses durchgeführt. Dem vorgelegten Konzept für ein Erschließungshandbuch nach RDA in der Bibliothekspraxis, einschließlich der Dokumentation mit Wikibase, wird vom Standardisierungsausschuss grundsätzlich zugestimmt. Das Projekt ist auf zwei Jahre angelegt.

Parallel wird der Standard inhaltlich weiterentwickelt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf einer nachhaltigen Internationalisierung des bislang anglo-amerikanisch geprägten Regelwerks und der Entwicklung von internationalen Anwendungsprofilen, die den Datentausch sicherstellen sollen.

GND

Die Arbeiten im GND-Ausschuss zur „Qualitätsinitiative“ sind fortgeführt worden. Ziel ist die Identifizierung von Qualitätsproblemen und eine Priorisierung der damit verbundenen Aufgaben. Das Hauptaugenmerk wird auf der Bereinigung von Dubletten liegen.

Voraussichtlich Anfang 2021 wird es eine neue GND-Website geben. Da das Interesse der Fachöffentlichkeit an der GND groß ist, wird diese künftig in sechs verschiedenen Bereichen informieren und zu vertiefenden Angeboten weiterleiten. Dabei geht es nicht nur um Fragen zu den Daten der Normdatei.

Swiss Library Service Platform (SLSP)

Die Swiss Library Service Platform (SLSP) ist Dienstleisterin für Bibliotheken und betreibt mit diesen zusammen die nationale Bibliotheksplattform swisscovery,5 die wissenschaftliche Informationen aus aktuell 470 Bibliotheken aus der Schweiz bündelt und einfach zugänglich und auffindbar macht. Am 7. Dezember 2020 geht die nationale Bibliotheksplattform mit dem Namen „swisscovery“ live. Mit der Aufnahme des Regelbetriebs von SLSP AG sind die zentralen Services des Informationsverbunds Deutschschweiz (IDS) an SLSP übergegangen.

Die nächste Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Verbundsysteme findet am 15. April 2021 per Videokonferenz statt.

Edith Röschlau, Deutsche Nationalbibliothek

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5686

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1 Gemeinsamer Verbünde-Index, <https://www.hebis.de/dienste/gvi/>, Stand: 16.02.2021.

2 LEO-BW, <https://www.leo-bw.de>, Stand: 16.02.2021.

3 hebis-Verbund, <https://www.hebis.de/>, Stand: 16.02.2021.

4 ORCID DE, <https://www.orcid-de.org>, Stand: 16.02.2021.

5 Swisscovery, <https://www.nebis.ch/de/swisscovery/>, Stand: 16.02.2021.