Open Access und Flexibilität als Antwort auf Corona

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ein schwieriges, für uns alle sehr herausforderndes und belastendes Jahr neigt sich seinem Ende zu. Auch unsere Autorinnen und Autoren sowie alle Kolleginnen und Kollegen, die sich in unterschiedlicher Weise für o-bib engagieren, waren in vielfältiger Weise von der Coronakrise betroffen. Wir sind dankbar, dass es trotzdem gelungen ist, einen weitgehend normalen Betrieb unserer Zeitschrift aufrechtzuerhalten.

Eine Folge der Pandemie ist, dass wir Ihnen mit dem vorliegenden Heft 4 keinen Tagungsband präsentieren können – denn bekanntlich musste der Bibliothekartag in Hannover abgesagt werden. Nichtsdestoweniger ist das letzte Heft des Jahres 2020 gut gefüllt, und es ist sehr passend, dass Open Access (OA) darin eine besondere Rolle spielt. Denn im Selbstverständnis einer bibliotheks- und informationswissenschaftlichen Open-Access-Zeitschrift wie o-bib sind die Entwicklungen im Bereich Open Access natürlich ein Thema, über das intensiv berichtet und reflektiert werden sollte. Die nach und nach wachsende, in immer mehr Wissenschaftsdisziplinen zu beobachtende Bereitschaft, eine von ökonomischen Einschränkungen freie Nachnutzung von Publikationen und Forschungsergebnissen zu ermöglichen, macht die Open-Access-Bewegung immer stärker. Nicht nur förderpolitische Impulse und Vorgaben tragen dazu bei, sondern auch gesellschaftliche Entwicklungen, wie wir sie in den letzten Monaten im Zusammenhang mit Ergebnissen der medizinischen Forschung erlebt haben. Manipulationen und Verschwörungstheorien begegnet man am besten durch freie Verfügbarkeit von Forschungsergebnissen und eine geeignete Wissenschaftskommunikation.

Einmal jährlich trifft sich die deutschsprachige OA-Szene bei den sogenannten „Open-Access-Tagen“, um von Entwicklungen zu berichten, zu diskutieren und – das hat Tradition bei dieser Veranstaltung – sich von den Erfahrungen in anderen Regionen inspirieren zu lassen. Um die inhaltliche Vielfalt einer solchen Veranstaltung einzufangen, wären Berichte von mehreren Teilnehmenden von Vorteil. Hierfür Berichterstatter*innen zu finden, erwies sich schon immer als schwierig. Zu Zeiten, als die Liste der Teilnehmenden von Tagungen zumindest noch weitgehend im Internet veröffentlicht wurde, konnte man gezielt Personen ansprechen – heute müssen andere Wege gefunden werden. Für die zunächst vor Ort in Bielefeld geplanten Open-Access-Tage 20201 (OAT2020) war dieser Weg ein Aufruf an Interessierte via Twitter, da o-bib diesen Kommunikationweg seit Anfang 2020 erfolgreich nutzt.2 Erfreulicherweise brachte dies ein Team von nicht weniger als acht Kolleginnen und Kollegen aus ganz unterschiedlichen Einrichtungen zusammen, die sich auf das Experiment eines Ad-hoc-Autorenteams eingelassen haben. Lesen Sie den daraus entstandenen, umfangreichen Bericht in diesem Heft.3

Wir beleuchten die Open-Access-Tage aber noch aus einem anderen Blickwinkel: Denn wie viele andere Organisator*innen von Fachveranstaltungen und Tagungen, so waren auch die Veranstaltenden der OAT2020 gezwungen, ihre Tagung kurzfristig auf ein Online-Konzept umzustellen. Beispielhaft für viele andere, die diesen Kraftakt im Corona-Jahr 2020 ebenfalls vollzogen haben, berichten sie von ihren Erfahrungen und leiten daraus auch Empfehlungen für andere ab.4 Schließlich ist davon auszugehen, dass die Infektionsgefahr noch für einige Zeit wenn schon nicht rein virtuelle, so doch zumindest hybride Veranstaltungsformen notwendig machen wird. Darüber hinaus wird sicher manches, was aus der Not geboren war, auch in einer Nach-Corona-Welt eine sinnvolle Ergänzung sein.

Besonders hinweisen möchten wir Sie außerdem auf die Ausschreibungen für die verschiedenen Kommissionen des VDB bzw. die gemeinsamen Kommissionen von VDB und dbv, die Sie im Verbandsteil finden.

Ein wichtiges Ereignis für o-bib in diesem Jahr war die Umstellung des Veröffentlichungsmodus auf ein kontinuierliches Erscheinen der einzelnen Beiträge, jeweils beginnend im zweiten Monat des Quartals.5 Dies hat sich als eine gute Entscheidung erwiesen – nicht nur für die Leser*innen und Autor*innen, sondern auch für die Mitglieder des o-bib-Teams.

Auch im Namen der anderen Herausgebenden bedanken wir uns bei allen, die das Erscheinen von o-bib in diesem Jahr möglich gemacht haben: den Autor*innen, Gutachter*innen, Redakteur*innen, Setzer*innen und den Kolleg*innen vom Referat „Elektronisches Publizieren“ an der LMU-Bibliothek. Und nicht minder bedanken wir uns bei unseren Leserinnen und Lesern, die unserer Arbeit erst einen Sinn geben. Wir freuen uns auf viele interessante Beiträge im Jahr 2021 und wünschen Ihnen allen ein erholsames Weihnachtsfest, einen guten Start ins neue Jahr und vor allem Gesundheit!

Für das o-bib-Team

Heidrun Wiesenmüller und Achim Oßwald

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5665

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Programm und Informationen unter <https://open-access.net/community/open-access-tage/open-access-tage-2020>, Stand: 06.12.2020.

2 Vgl. Wiesenmüller, Heidrun: o-bib goes Twitter – erste Erfahrungen. Zugleich ein Blick auf bibliothekarische und informationswissenschaftliche Fachzeitschriften in der Twittersphäre, in: o-bib 7 (3), 2020, <https://doi.org/10.5282/o-bib/5627>.

3 Bielow, Manuela; Bondesen, Madeleine; Grahl, Tina u.a.: „At Home but Open“ – eine erfolgreiche Umsetzung im digitalen Format. Bericht zu den Open-Access-Tagen 2020 in Bielefeld, in: o-bib 7 (4), 2020, <https://doi.org/10.5282/o-bib/5646>.

4 Darby, Kirsten; Ilg, Karin; Pieper, Dirk u.a.: Digital First – die Open-Access-Tage 2020 erstmals als Online-Konferenz, in: o-bib 7 (4), 2020, <https://doi.org/10.5282/o-bib/5643>.

5 Vgl. Wiesenmüller, Heidrun; Oßwald, Achim: Das Warten hat ein Ende – o-bib-Beiträge gehen früher online, in: o-bib 7 (1), 2020, <https://doi.org/10.5282/o-bib/5582>.