Der ‚Gründungsbestand‘ der Friedrich-Ebert-Stiftung im Fokus der Provenienzforschung

1. Provenienzforschung in der Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung

Das Archiv der sozialen Demokratie (AdsD) der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) ist die zentrale Aufbewahrungsstätte für Quellen aller Art zur Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung. Die Bibliothek der FES als Teil des AdsD beherbergt in ihrem speziellen Bestandsprofil Primär- und Sekundärliteratur mit den Schwerpunkten Sozialdemokratie, Arbeiterbewegung und Gewerkschaftsgeschichte.

Als erste politische Stiftung in Deutschland überprüft die Bibliothek im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn ihre Bibliotheksbestände auf NS-Raubgut. In dem – vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten – zweijährigen Projekt werden knapp 18.000 Bücher auf ihre Provenienzen hin untersucht.

1.1. Restitutionen an die FES

In den vergangenen Jahren nahm die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung selbst Restitutionen von NS-Raubgut mit vor allem sozialdemokratischen Provenienzen entgegen. Unter anderem wurden 2019 Bücher vom deutschen Bundestag mit Provenienz der ehemaligen SPD-Bibliothek1 und 2011 von der SUB Göttingen mit Provenienz Heinrich Troeger2 an die Bibliothek der FES restituiert. Die Bibliothek nimmt Restitutionen stellvertretend für den SPD-Parteivorstand an.

Die Rückgaben an die FES lösten in der Bibliothek den Wunsch aus, eine bessere Kenntnis über den Verbleib der Bücher der historischen SPD-Parteibibliothek zu gewinnen. In der Auseinandersetzung mit der Geschichte der SPD-Bibliothek wurde deutlich, dass zunächst die eigenen Bestände auf NS-Raubgut überprüft werden müssen. Hierbei steht die Frage im Vordergrund, inwiefern die FES durch Übernahmen und antiquarische Ankäufe unbeabsichtigt NS-Raubgut in ihre Sammlung aufgenommen hat? Exemplarische Recherchen in einem Teilbestand der Bibliothek der FES führten unmittelbar zu ersten Funden.

1.2. Erste Überprüfungen im Bibliotheksbestand

In der Vorbereitung auf die systematische Bestandsüberprüfung wurden bei einer stichprobenartigen Untersuchung des Bibliotheksbestandes unbekannte Provenienzhinweise bei einer Reihe von Büchern festgestellt. Eins dieser Fundstücke und die bisherigen Recherchen dazu sollen hier stellvertretend kurz vorgestellt werden. Es handelt sich um ein Exemplar von Lily Brauns Memoiren einer Sozialistin aus dem Jahr 1911.

Abbildung 1: Exlibris Ludwig Sochaczewer in Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin

Abbildung 2: Stempel mit W und Eule in Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin

Im Innendeckel des Buches befindet sich ein Exlibris der „Bibliothek Ludwig Sochaczewer“. Darin ist die Nummer „B.758“ handschriftlich eingetragen. Vor der ersten Seite des Inhalts findet sich außerdem ein Stempel mit einer Eule und einem „W“.

Eine Prüfung des Namens Sochaczewer in der Opferdatenbank von Yad Vashem führt zu einem in Theresienstadt ermordeten Ludwig Sochaczewer.3 In der Online-Datenbank der Arolsen Archives gibt es ebenfalls einen Treffer zu Ludvig Sochaczewer aus dem Ghetto Theresienstadt.4 Unter der tschechischen Holocaust-Gedenkseite Holocaust.cz findet sich darüber hinaus ein Digitalisat der Sterbeurkunde von Ludwig Sochaczewer, aus der noch weitere Informationen hervorgehen. Es lassen sich Geburts- und Sterbedatum, Geburts- und Sterbeort sowie der Beruf und der Wohnort feststellen.5 Zu dem Stempel mit dem „W“ und der Eule gibt es einen Eintrag in der Datenbank Looted Cultural Assets und einen Besitzhinweis einer Elli Krüger.6 Bisher gibt es keine Informationen darüber, wie ein Buch aus der Bibliothek des 1943 in Theresienstadt ermordeten Ludwig Sochaczewer in die Bibliothek der FES übernommen wurde. Dieses ‚Fundstück‘ gilt als eines der ausschlaggebenden Objekte für die Vermutung, dass in die Bibliothek der FES unwissentlich NS-Raubgut übernommen wurde.

1.3. Das Forschungsprojekt in der FES

In dem Forschungsprojekt werden beinahe 18.000 Bücher aus dem sogenannten Gründungsbestand systematisch auf ihre Provenienzhinweise überprüft. Der ‚Gründungsbestand‘ besteht zum einen aus Büchern der 1933 durch das NS-Regime zerstörten und nach Ende des Zweiten Weltkrieges neuaufgebauten SPD-Parteibibliothek. Diese wurden 1969 der FES zur Gründung des Archivs der sozialen Demokratie übergeben. Zum anderen enthält der Bestand parallel bis 1977 antiquarisch eingekaufte Bücher. In vielen Büchern finden sich mehrere unterschiedliche Provenienzhinweise und noch ist unklar, ob beziehungsweise inwieweit die Bücher unrechtmäßig ihre Besitzer wechselten, bis sie in die Bibliothek der FES kamen. Im Rahmen des Projekts wird verschiedenen Hinweisen in den Büchern nachgegangen. Dazu müssen die Übernahmen und antiquarischen Einkäufe wissenschaftlich aufgeklärt werden: In der Regel bedeutet dies, dass für jedes Buch mit Provenienzhinweisen zunächst die Chronologie seiner Besitznachweise eruiert werden muss. Für als NS-Raubgut identifizierte Bücher werden Rechtsnachfolgende ermittelt. Die Feststellung der rechtlichen Ansprüche bildet die Voraussetzung für „gerechte und faire Lösungen“ im Sinne der Washingtoner Prinzipien.

Ein wichtiger Nebeneffekt der Bestandsüberprüfung wird die Rekonstruktion der Bibliothek der SPD vor 1933 sein. Anhand überlieferter systematischer Bibliothekskataloge aus den Jahren 1901 und 1927 kann zu einem Großteil nachvollzogen werden, welche Bücher – vor ihrer Zerstörung durch die NS-Diktatur – in der Parteibibliothek der SPD enthalten waren. Die Rekonstruktion der SPD-Bibliothek, im Abgleich mit dem überprüften ‚Gründungsbestand‘ und den Bibliothekskatalogen, ermöglicht die wissenschaftliche Aufklärung NS-verfolgungsbedingter Verluste der Parteibibliothek. Gegebenenfalls können als verloren oder verschollen geltende Bücher in dem untersuchten Bestand der FES nachgewiesen werden; nicht in der Bibliothek gefundene Bücher können als Ausgangspunkt für Recherchen in anderen Bibliotheken und Sammlungen dienen.

2. Die lange Reise der Bücher der historischen SPD-Parteibibliothek

2.1. „Die Nothwendigkeit der Gründung einer allgemeinen Partei-Bibliothek…“

Abbildung 3: Artikel im Vorwärts von August Bebel

Im Februar 1878 rief August Bebel erstmals in der sozialdemokratischen Zeitung Vorwärts zum Aufbau einer Parteibibliothek auf. Die Intention zur Gründung einer Parteibibliothek war vor allem die zentrale Sammlung von Literatur zum Sozialismus und zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. In dem Artikel appelliert Bebel an die Gemeinschaft, Bücher zur Gründung der Bibliothek zu spenden und damit der Partei unter anderem die Anschaffungskosten zu ersparen.7 Das Sozialistengesetz unter Bismarck im Herbst 1878 bremste den Aufbau der Bibliothek nur wenige Monate später aus. Im Schweizer Exil jedoch warb Hermann Schlüter ab 1882 regelmäßig für den Vorschlag Bebels zum Aufbau von Archiv und Bibliothek und übernahm ab 1884 die Leitung des Exil-Parteiarchivs in Zürich. Unter die Bezeichnung „Parteiarchiv“ fiel neben der Sammlung gängiger Archivmaterialien auch die von Büchern.8 1888 wurde das Parteiarchiv inklusive seiner mittlerweile 3.200 Bände umfassenden Bibliothek ins Exil nach London verlegt.9 Während ihres Aufenthalts in London konnte die Bibliothek kaum benutzt werden. Nach Aufhebung der Sozialistengesetze 1891 wurde sie nach Berlin gesandt.10

In den folgenden Jahren wuchs der Bestand der Parteibibliothek stetig an. Eine ganz besonders wertvolle Sammlung wurde 1895 in die Bibliothek aufgenommen: der Marx-Engels-Nachlass. Hierbei handelte es sich um über 3.000 Bücher aus den Bibliotheken der Vorreiter der deutschen Arbeiterbewegung Karl Marx und Friedrich Engels. Nach Marx‘ Tod 1883 übernahm Engels einen Teil der Privatbibliothek seines Freundes. Andere Teile bekamen Marx‘ Tochter Eleanor, sein Schwiegersohn und andere politische Weggefährten.11 Die von Engels vererbte Privatbibliothek wurde in die sozialdemokratische Parteibibliothek in Berlin übernommen, ohne dass ein besonderes Verzeichnis der einzelnen Bände angefertigt wurde.12

Nachdem der sozialdemokratische Buchhändler Hugo Heimann die SPD-Bibliothek katalogisiert hatte, sollte sie 1901 in die Lindenstraße 3 in das neue Parteigebäude („Vorwärtshaus“) umziehen und schließlich der Parteiöffentlichkeit zugänglich gemacht werden. In dem systematischen Bibliothekskatalog waren zu dieser Zeit ca. 8.000 Bände auf 400 Seiten erfasst.13 Innerhalb des folgenden Vierteljahrhunderts wuchs die Parteibibliothek bis 1927 enorm. Davon zeugte auch der neu aufgelegte systematische Bibliothekskatalog aus dem Jahr 1927 – er umfasst 1.020 Seiten in drei Bänden. Die Bibliothekserweiterungen zwischen 1927 und 1933 sind nicht dokumentiert. Schätzungsweise umfasste die SPD-Bibliothek bis 1933 zirka 30.000 Bücher.14

2.2. Von Berlin nach Kopenhagen, Amsterdam und …?

Die SPD-Parteibibliothek befand sich bis 1933 im Vorwärtshaus in Berlin. Mit dem Verbot der SPD am 22. Juni 1933 und der „Gleichschaltung“ aller politischen und gewerkschaftlichen Institutionen fiel auch die Bibliothek der SPD in die Hände des NS-Regimes. Nach ihrer Beschlagnahmung wurden die Bestände zwischen dem Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem, der Preußischen Staatsbibliothek und dem Institut für Sozialforschung der Universität Berlin aufgeteilt.15 Unter dem wachsenden Druck des Nationalsozialismus hatten jedoch bereits vor der Beschlagnahmung Teile der Bibliothek in Sicherheit gebracht werden können.16 Der Nachlass von Marx und Engels wurde auf abenteuerlichen Wegen „in Rucksäcken und mit Faltbooten“17 von Berlin nach Kopenhagen in die Obhut der dänischen Sozialdemokraten gebracht.18 Weitere Bestände des Parteiarchivs der Sozialdemokratie wurden mitsamt eines kleinen Teils der Bibliothek im August 1935 aus einem Versteck in Berlin nach Amsterdam an das Internationale Institut für Sozialgeschichte übergeben.19 Das Kriegsende beendete 1945 nicht die Besitzwechsel der Bücher der SPD-Bibliothek. Die Bücher wanderten durch verschiedene Bibliotheken und befinden sich teilweise bis heute an unbekannten Orten. Für die SPD hatte jedoch ein zeitnaher Wiederaufbau von Bibliothek und Archiv als Zeugnis der deutschen Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie einen hohen Stellenwert. Dass das Archiv der SPD für ihre historische Identität von großer Bedeutung war, zeigt das Bemühen, unmittelbar nach Kriegsende für die erlebten Verluste eine Art Ausgleich anzustreben.20

2.3. Die Bibliothek im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung in direkter Tradition zur SPD-Parteibibliothek

Mit Ende des Krieges begann der neugegründete SPD-Parteivorstand in Hannover mit den ersten Planungen zum Wiederaufbau von Parteibibliothek und -archiv. Ab Sommer 1946 wurden erste Suchaufrufe in sozialdemokratischen Zeitungen veröffentlicht. In Hannover und ab 1951 in Bonn konnte mit Hilfe zahlreicher Bücherspenden ein beeindruckender Bestand neuer und älterer Literatur aufgebaut werden. Vor allem die gezielten Suchaufrufe im Ausland sorgten für eine Welle der Solidarität und Büchersendungen zum sozialdemokratischen Sammelgebiet der Bibliothek. Es kamen reihenweise sozialistische Literatur und teilweise wertvolle Privatsammlungen aus sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen Haushalten beim Parteivorstand an.21

Mit den Plänen eine Sammel- und Forschungsstätte, das heutige Archiv der sozialen Demokratie, unter dem Dach der FES zu gründen, entwickelten sich ab 1966 erste Überlegungen, die neu aufgebaute Bibliothek des SPD-Parteivorstandes der FES zu übergeben.22 Im Juni 1969 war es schließlich soweit: Die aus knapp 25.000 Bänden bestehende SPD-Bibliothek zog in die Bibliothek im AdsD ein. Lücken im Bestand der übernommenen Parteibibliothek sollten durch antiquarische Ankäufe ergänzt werden. Durch diese Einkäufe wurden teilweise bereits zufällig erste Bücher der historischen SPD-Bibliothek in den Bestand der Bibliothek der FES integriert.23 Die Wurzeln der Bibliothek der FES und des AdsD liegen demnach in der historischen, durch das NS-Regime zerschlagenen und nach Kriegsende neuaufgebauten SPD-Parteibibliothek. Die Rekonstruktion der historischen SPD-Bibliothek im Rahmen des Forschungsprojekts soll diese Traditionslinie auf neue virtuelle Weise sichtbar machen.

3. Die Rekonstruktion der historischen SPD-Parteibibliothek vor Zerschlagung durch den Nationalsozialismus

Die Rekonstruktion ist ein Nebeneffekt der systematischen Bestandsüberprüfung. In dem Projekt werden insgesamt 18.000 Bücher auf ihre Provenienzen überprüft – es ist durchaus möglich, dass sich hier bereits Exemplare finden werden, welche der SPD-Parteibibliothek zugeordnet werden können.24

Abbildung 4: Siegel der SPD-Parteibibliothek

Ein besonderer Stempel und eine im Buch verzeichnete Nummer weisen die Bücher als Bestandteil der frühen SPD-Bibliothek aus. Diese sich in den Büchern befindende Nummer korreliert mit der Nummer, die in den erhaltenen systematischen Bibliothekskatalogen von 1901 und 1927 steht. Bisher stimmen Stempel und Nummer in einzelnen Büchern mit der Verzeichnung des jeweiligen Buches in einem oder in beiden Bibliothekskatalogen überein. Festgestellt wurde diese Tatsache unter anderem an den restituierten Büchern aus der Rückgabe des Bundestags 2019. Als Beispiel dient ein Exemplar aus dieser Restitution.

Abbildung 5: Titelblatt Vorderseite mit Provenienzhinweisen

Abbildung 6: Titelblatt Rückseite mit Provenienzhinweisen

Es handelt sich um eine Ausgabe der Schutzschriften von Theodor Ludwig August Hobein aus dem Jahr 1833. Das Buch enthält im Innendeckel einen Stempel der Bundestags-Bibliothek. Auf dem Titelblatt befinden sich ein weiterer Hinweis auf den Bundestag, ein Stempel des Instituts für Staatsforschung und ein unten rechts unkenntlich gemachter Stempel. Dass das Buch einen Hinweis auf das Institut für Staatsforschung aufweist, ist nicht ungewöhnlich, denn auch hier konnten bereits Bücher der SPD-Bibliothek nachgewiesen werden. Rechts oben auf dem Titelblatt befindet sich die Nummer 1793. Dabei handelt es sich um die Signatur, unter welcher das Exemplar in der historischen SPD-Parteibibliothek aufgenommen worden war. Auf Seite 667 des systematischen Bibliothekskataloges aus dem Jahr 1927 findet sich das Buch unter dem Fachgebiet „Rechtswissenschaften“. Dass dieses Exemplar Bestandteil der SPD-Bibliothek vor 1933 war, wird zusätzlich durch den besonderen Stempel auf der Rückseite des Titelblatts bestätigt.

Bereits vor der Restitution des Bundestags wurden Bücher mit Stempeln der historischen SPD-Bibliothek im alltäglichen Ausleihverkehr entdeckt. Seit einigen Jahren werden diese ‚Funde‘ dokumentiert. In den Veröffentlichungen des ehemaligen Bibliotheksleiters Rüdiger Zimmermann wird der Stempel seit den 2000er-Jahren – möglicherweise aufgrund des floralen Emblems in der Mitte – als „Lilienstempel“ bezeichnet. Wie viele Bücher mit diesem besonderen Siegel sich bisher unentdeckt in der Bibliothek befinden, ist unklar.

Die Rekonstruktion ermöglicht zum einen, die Verluste der sozialdemokratischen Parteibibliothek aufzuzeigen, sie möglicherweise aufzuklären und zu lokalisieren. Zum anderen können die Ergebnisse der Forschung als Ausgangspunkt für weitere Recherchen nach NS-Raubgut in anderen Beständen dienen.

4. Ausblick

Im weiteren Projektverlauf wird sich zeigen, ob und inwiefern die Friedrich-Ebert-Stiftung unwissentlich und unbeabsichtigt NS-Raubgut in ihre Bestände übernommen hat beziehungsweise inwieweit sich Bücher der historischen SPD-Bibliothek hier wiederfinden.

Mit der Recherche nach NS-Raubgut in den Bibliotheksbeständen wird ein dringend erforderlicher Schritt in der Entwicklung der deutschen Erinnerungskultur und der Geschichte der Sozialdemokratie unternommen. Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Provenienzen und die Rekonstruktion der SPD-Parteibibliothek vor ihrer Zerschlagung durch den Nationalsozialismus tragen zur Bewahrung des kulturellen Erbes der gedruckten Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung bei.

Die beschlagnahmte und zerschlagene SPD-Bibliothek und ihr unwissentlich möglicherweise mit NS-Raubgut neu aufgebauter Bestand, im ‚Gründungsbestand‘ der Friedrich-Ebert-Stiftung, stehen exemplarisch für die Folgen des Machtmissbrauchs und die Zerstörungswut des NS-Regimes. Die zahlreichen Bücherspenden zum Wiederaufbau der Parteibibliothek kurz nach Kriegsende zeugen dagegen von Solidarität und Verbundenheit.

Hannah Schneider, Archiv der sozialen Demokratie, Friederich-Ebert-Stiftung e. V., Bonn

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5647

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Pressestelle des Deutschen Bundestages: Restitution von 81 Büchern aus der ehemaligen SPD-Bibliothek an die Friedrich-Ebert-Stiftung, 27. Februar 2019, <https://www.bundestag.de/presse/pressemitteilungen/2019/pm-190227-bibliothek-626932>, Stand: 07.09.2020; Friedrich-Ebert-Stiftung: Bundestag restituiert Bücher der alten SPD-Parteibibliothek an die Friedrich-Ebert-Stiftung, o. D., <https://www.fes.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=38137&token=692c3940e1a8c6e86dcccbdeb01686a773fab36f>, Stand: 07.09.2020.

2 Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung: Restitution von NS-Raubgut der SUB Göttingen an die Bibliothek der Friedrich-Ebert-Stiftung. 14. April 2011, Bibliothek Heinrich Troeger, Bonn 2012, <https://library.fes.de/pdf-files/bibliothek/09142-20121123.pdf>, Stand: 07.09.2020.

3 Yad Vashem: Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer. Ludwig Sochaczewer, <https://yvng.yadvashem.org/nameDetails.html?language=de&itemId=11635910&ind=28>, Stand: 07.09.2020.

4 Arolsen Archives: Ludwig Sochaczewer, <https://collections.arolsen-archives.org/search/?s=Ludwig%20Sochaczewer>, Stand: 07.09.2020.

5 Tschechische Opferdatenbank Holocaust.cz: Ludwig Sochaczewer, <https://www.holocaust.cz/de/opferdatenbank/opfer/33036-ludwig-sochaczewer/>, Stand: 07.09.2020.

6 Über einen Twitterbeitrag auf @feshistory konnte in Bezug auf den Stempel mit der Eule eine Verbindung zu einer Elli Krüger und Eintragungen in der Looted Cultural Assets-Datenbank hergestellt werden. Dazu: Looted Cultural Assets: Krüger, Elli, <https://lootedculturalassets.de/index.php/Detail/entities/922>, Stand: 07.09.2020.

7 Bebel, August: Die Nothwendigkeit der Gründung einer allgemeinen Partei-Bibliothek, in: Vorwärts Nr. 21 (20. Februar 1878), S. 1, <http://fes.imageware.de/fes/web/index.html?open=VL03021&page=0>, Stand: 07.09.2020.

8 Zimmermann, Rüdiger: Das gedruckte Gedächtnis der Arbeiterbewegung bewahren: Die Geschichte der Bibliotheken der deutschen Sozialdemokratie, 3. erw. Aufl., Bonn 2008.

9 Mayer, Paul: Die Geschichte des sozialdemokratischen Parteiarchivs und das Schicksal des Marx-Engels-Nachlasses, in: Archiv für Sozialgeschichte 6/7 (1966/67), S. 5-198, <http://library.fes.de/jportal/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_00023194/afs-1967-005.pdf>, Stand: 16.09.2020.

10 Zimmermann: Arbeiterbewegung, 2008.

11 Harstick, Hans-Peter u.a.: Die Bibliotheken von Karl Marx und Friedrich Engels. Annotiertes Verzeichnis des ermittelten Bestandes in: Internationale Marx-Engels-Stiftung (Hrsg.): Karl Marx Friedrich Engels Gesamtausgabe MEGA, Bd. 32, Berlin 1999.

12 Zimmermann: Arbeiterbewegung, 2008

13 Ebd.

14 Ebd.

15 Ebd.; Briel, Cornelia: Zum Verhältnis zwischen Reichstauschstelle und Preußischer Staatsbibliothek in den Jahren 1934 bis 1945, in: Hans Erich Bödeker/ Gerd-Josef Bötte (Hrsg.): NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek. Vorträge des Berliner Symposiums am 3. und 4. Mai 2007, München 2008, S. 45-83.

16 Zimmermann: Arbeiterbewegung, 2008.

17 Mayer: Schicksal, S. 1966/67.

18 Ebd.

19 Bungert, Mario: »Zu retten, was sonst unwiederbringlich verloren geht«. Die Archive der deutschen Sozialdemokratie und ihre Geschichte, Bonn 2002.

20 Zimmermann: Arbeiterbewegung, 2008.

21 Ebd.

22 Ebd.

23 Ebd.

24 Stand Oktober 2020: Von ca. 1.000 überprüften Exemplaren konnten in vier Büchern Hinweise auf die Provenienz der Bibliothek des SPD-Parteivorstandes vor ihrer Zerschlagung durch den Nationalsozialismus 1933 identifiziert werden.