Digital First: Die Open-Access-Tage 2020 erstmals als Online-Konferenz

Die Open-Access-Tage 2020: Bewerbung, Kooperation, Programm

Ursprünglich waren sie als Präsenzveranstaltung in Bielefeld geplant – bis die Corona-Pandemie diese Pläne durchkreuzte. Die Open-Access-Tage sind die größte, seit 2007 jährlich stattfindende Konferenz zu Themen rund um den freien Zugang zu wissenschaftlicher Information im deutschsprachigen Raum. Vom 15. bis 17. September 2020 fanden sie erstmals als reine Online-Tagung statt, ausgerichtet von der Universitätsbibliothek Bielefeld und der Hochschulbibliothek der Fachhochschule Bielefeld in Zusammenarbeit mit der Informationsplattform open-access.net.1

Um die Ausrichtung der Open-Access-Tage 2020 hatten sich die beiden Bibliotheken gemeinsam beworben. Beide Einrichtungen verbindet mit Open Access viel: Die Universität Bielefeld hat Open Access frühzeitig als wichtiges Handlungsfeld in der Wissenschaftskommunikation identifiziert. Über einen Zeitraum von mehr als 15 Jahren baute die Universitätsbibliothek Bielefeld eine umfangreiche Expertise in nationalen und internationalen Open-Access-Infrastrukturprojekten (z.B. Bielefeld Academic Search Engine [BASE], Digital Repository Infrastructure Vision for European Research [DRIVER], Europeana Cloud, OpenAIRE)2 auf und ist seit 2007 Partnerin der Informationsplattform open-access.net. Mit der OpenAPC-Initiative3 leistet sie seit 2014 einen wesentlichen Beitrag zur Kostentransparenz für die laufende Open-Access-Transformation. Im Auftrag der Allianz der Wissenschaftsorganisationen koordiniert die UB Bielefeld seit 2017 den Nationalen Open-Access-Kontaktpunkt OA2020-DE zur Schaffung der Voraussetzungen für eine großflächige Open-Access-Transformation4 und ist beteiligt am laufenden Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) „open-access.network - Kompetenz- und Vernetzungsplattform im Bereich Open Access“.5

Anders als an vielen Universitäten ist die Förderung von Open Access an Fachhochschulen noch keine Selbstverständlichkeit. Die Fachhochschule Bielefeld verabschiedete 2018 eine Open-Access-Policy. Der Leitgedanke einer offenen Wissenschaftskultur in Lehre und Forschung wird im Hochschulentwicklungsplan, in der Forschungsstrategie der Fachhochschule wie auch im hochschulweiten Programm „Digitalisierung“ unterstützt. Die Hochschulbibliothek betreibt seit 2017 einen zentralen Open-Access-Publikationsfonds, der 2019 und 2020 durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft gefördert wurde. Sie bietet regelmäßig Workshops und Beratungen zum Umgang mit und zur Produktion von (offenen) digitalen Publikationen (Open Access, OER) an. Dass erstmals seit 2014 wieder eine Fachhochschule zu den Ausrichtenden der Open-Access-Tage gehörte, ist ein starkes Signal für die nicht zuletzt durch das DEAL-Projekt enorm gestiegene Relevanz von Open Access als Diskussionsgegenstand für die gesamte Hochschullandschaft und weitere Bereiche der Wissenschaft.6

Die Idee, die Open-Access-Tage 2020 gemeinsam auszurichten, war Ende 2018 im Anschluss an eine gelungene Kooperation der beiden Bibliotheken im Rahmen der „International Open Access Week“ entstanden.7 Nach der erfolgreichen Bewerbung begannen im März 2019 die Planungen – zunächst natürlich für eine Präsenzveranstaltung. Die Open-Access-Tage werden von einem gemeinsamen Team organisiert, welches sich aus Programm- und Ortskomitee zusammensetzt. Das Programmkomitee wurde ursprünglich von den Gründungseinrichtungen der Informationsplattform open-access.net gestellt, inzwischen arbeiten dort neun Wissenschaftseinrichtungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zusammen. Das Ortskomitee, bestehend aus Kolleg*innen der Fachhochschul- sowie der Universitätsbibliothek Bielefeld, sollte für die lokale Organisation verantwortlich sein.8 Das Tagungsmotto war bald gefunden: „Open Access 2020 – Wege, Akteur*innen, Effekte“. Viele Einrichtungen suchen im Themenbereich Open Access derzeit ihre Position und ihren eigenen Entwicklungsweg. Auch diese Vielfalt des Open Access, die Vielfalt der Wege der Akteur*innen und der Effekte, sollte sich in der Veranstaltung widerspiegeln. Als inhaltliche Schwerpunkte wurden daher Themen wie „Wissenschaftler*innen als Open-Access-Akteur*innen“, „Die Rolle von Open Access für Open Science“, „Regionale und nationale Strategien für Open Access“, „Open-Access-Transformationsverträge“ sowie „Open Access für unterschiedliche Hochschultypen und Bildungseinrichtungen“ definiert.

Zusammen digital: Von der Präsenz- zur Online-Veranstaltung

Als klar wurde, dass die Ausmaße der Corona-Pandemie eine physische Tagung nicht zulassen würden, fiel Anfang April 2020 die Entscheidung für die Durchführung als Online-Konferenz. An die Stelle der Stadthalle als geplantem Veranstaltungsort trat der Livestream aus Arbeitszimmern, Büros und Küchen in Bielefeld und der ganzen Welt via Zoom. Eine gut etablierte Konferenz wie die Open-Access-Tage als digitale Veranstaltung völlig neu zu konzipieren, forderte uns als Veranstalter*innen heraus. Kurz hat die Überlegung im Raum gestanden, die Tagung schlicht und ergreifend abzusagen. Die Corona-Pandemie erreichte die Hochschulen Mitte März 2020, da blieben gerade einmal sechs Monate Zeit. So fingen die Vorbereitungen, die man frühzeitig angegangen war, wieder fast bei null an. Doch war es viel zu reizvoll, sich auf das digitale Abenteuer einzulassen. Die Herausforderung hat uns zusätzlich motiviert und unsere Kreativität angespornt. Auf dem Programm standen schließlich drei Keynotes international renommierter Redner*innen, 13 Workshops, 13 Vortragssessions mit 41 Vorträgen, eine virtuelle Poster-Session und ein Tool-Marktplatz sowie Angebote speziell für Open-Access-Einsteiger*innen und -Expert*innen;9 sie alle erforderten digitale Umsetzungen. „Wege, Akteur*innen, Effekte“ – welche Wege waren dabei neu zu finden und zu gehen und wie veränderte die Online-Ausgabe die Organisation der Tagung? Welche Akteur*innen standen hinter dem Event, mit welchen Rollen und Aufgaben? Wie haben die Tage gewirkt, was wurde erreicht, was sind „Lessons learned“? Darauf wollen wir im Folgenden eingehen.

Im ersten Schritt musste die Aufgabenteilung zwischen den Bibliotheken, vorher an Positionen wie „Catering“, „touristisches Abendprogramm“ oder „Poster-Aufbau in der Stadthalle Bielefeld“ orientiert, angepasst und unter Beteiligung der Justiziariate, Beschaffungsstellen und Datenschutzbeauftragten beider Hochschulen im Rahmen eines Kooperationsvertrags neu fixiert werden. Grundlage war ein gemeinsam entwickeltes digitales Tagungskonzept, das die Bereitstellung der technischen Infrastruktur aufseiten der Universitätsbibliothek und die Erstellung von Dokumenten wie Leitfäden, Handreichungen, FAQ schwerpunktmäßig bei der Fachhochschulbibliothek verortete. In Arbeitspakete wie Einrichtung, Konfiguration und Support der Zoom-Räume, Öffentlichkeitsarbeit und grafische Gestaltungsaufgaben waren beide Partnerinnen des Ortskomitees gleichermaßen involviert.

Die Leitungen beider Hochschulen standen von Beginn an voll hinter der Ausrichtung der Konferenz durch die Bibliotheken, auch nach dem Wechsel auf das digitale Format. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft in Nordrhein-Westfalen, welches die Förderung der physischen Tagung frühzeitig zugesagt hatte, trug die Veränderungen schnell und unkompliziert mit. Auch der zweite Förderer, das BMBF, brachte rasch und flexibel seine Unterstützung ein. Der Finanzplan, in dem Posten für Catering, Raummiete etc. vorgesehen waren, wurde umgestellt: Das Budget wurde nun für die Aufstockung von Zoom-Lizenzen, die Lizenzierung interaktiver Tools und die personelle Verstärkung der digitalen Organisation durch Hilfskräfte eingesetzt. Auf die Unterstützung durch zusätzliche Sponsoren wurde ebenso verzichtet wie auf Teilnahmegebühren. Gerade letzteres, aber auch die digitale, raumunabhängige Durchführung überhaupt, öffnete die Open-Access-Tage für neue Adressatenkreise.

Teamkommunikation, Organisation, Infrastruktur

Während die vom Programmkomitee vorgenommene inhaltliche Planung weitestgehend unabhängig davon war, ob die Tagung vor Ort oder online stattfindet, hatte das Ortskomitee ab April 2020 durch die Umstellung auf ein Onlineformat kurzfristig ganz neue Herausforderungen zu bewältigen. Plötzlich standen nicht mehr die klassischen Fragen und Aufgaben zur Organisation einer Tagung im Mittelpunkt, sondern die Auswahl passender digitaler Werkzeuge für die verschiedenen Formate der Tagungsbeiträge, der Umgang mit diesen Tools und viele Fragen zum Datenschutz. Entsprechend veränderte sich die Rolle des Ortskomitees, welches sich nun neben der Öffentlichkeitsarbeit auf das Hosting der digitalen Infrastruktur und dessen Dokumentation konzentrierte. Aufgrund der knappen Zeit sowie zur Minimierung der Kosten und des Aufwands für die Verfahrensprozesse wurde auf bestehende Infrastrukturlösungen der Universität Bielefeld zurückgegriffen.

Für die Kommunikation in Programm- und Ortskomitee wurden jeweils eigene Mailinglisten genutzt. Für die Ablage und Bearbeitung von Planungsdokumenten wurde die NRW-Campuscloud Sciebo eingesetzt und für die schnelle Erreichbarkeit untereinander während der Tagung konnten wir auf TeamChat der Universität Bielefeld zurückgreifen, welches auf der Open-Source-Software Rocket.Chat basiert. TeamChat ist ein professioneller Instant-Messaging-Dienst, der eine einfache, persistente Kommunikation unter Kolleg*innen ermöglicht. Das Konferenzverwaltungssystem ConfTool bildete den Einreichungs- und Begutachtungsworkflow für das Programmkomitee ab, gleichzeitig unterstützte ConfTool das Ortskomitee in der Kommunikation mit den Referent*innen und Moderator*innen der Tagung und stellte eine sinnvolle Ergänzung für die Tagungswebsite dar.10 Aber für alle weiteren Aspekte mussten wir nach digitalen Alternativen suchen.

Zentral war die Frage nach einem digitalen Tagungsort. Er musste besonderen Anforderungen genügen: Er sollte skalierbar, stabil und störungssicher für mehrere hundert Teilnehmer*innen sowie DSGVO-konform sein und er sollte Interaktion und Gruppenarbeit ermöglichen. Die Entscheidung fiel pragmatisch auf die Videokonferenz-Software Zoom, die, trotz zunächst im Raum stehender Kritik zu Sicherheits- und Datenschutzaspekten, kurzfristig an vielen Hochschulen für das digitale Sommersemester 2020 eingesetzt wurde. Für die Open-Access-Tage konnten wir dann schon die verbesserte Lizenzversion von Zoom nutzen.11

Das Ortskomitee bildete Teams für das Hosting der virtuellen Zoom-Räume. Für die Eröffnung, die Keynotes und die Vorträge verwendeten wir Zoom-Webinar. Das Tool ist das digitale Gegenstück zu einem Konferenzsaal mit Podiumsbühne, der mehrere hundert Teilnehmer*innen fassen kann. Es sei einschränkend erwähnt, dass die Teilnehmer*innen in Zoom-Webinar ihre Fragen und Kommentare nur schriftlich über Chat oder Frage-Antwort-Fenster stellen können. Für die Workshops, Open-Access-Basics-Beiträge, die Poster-Session, den Tool-Marktplatz und unser Rahmenprogramm an den beiden Abenden setzten wir Zoom-Meeting ein, da es gute Interaktionsmöglichkeiten bietet, Gruppenarbeit ermöglicht und alle Teilnehmer*innen mit Bild und Ton vertreten sein können. Speziell für die Workshops haben wir die Tools Mentimeter für spontane Umfragen und CryptPad für das kollaborative Arbeiten mit Texten empfohlen.12

Während sich Vorträge und Workshops ganz gut mit einer Videokonferenz umsetzen lassen, überlegte sich das Programmkomitee Varianten für eine digitale Poster-Session. Die Poster-Autor*innen wurden gebeten, neben der Erstellung einer PDF-Datei auch einen Screencast anzufertigen und beide Materialien vor Beginn der Tagung zu veröffentlichen.13 Auf diese Weise konnten sich Teilnehmer*innen der Tagung bereits vorab informieren und während der Poster-Session die Zoom-Räume gezielt aufsuchen und mit den Autor*innen diskutieren. Die Einwilligung der Referent*innen vorausgesetzt, wurden die Tagungsbeiträge auf Zenodo und die Aufzeichnungen der Vorträge im AV-Portal der Technischen Informationsbibliothek Hannover veröffentlicht.14

Zoom-Schulungen und Tagungsformate

Damit alle Beteiligten in tragender Funktion den Umgang mit Zoom üben konnten, wurde ein Schulungsprogramm aufgestellt. Zunächst gab es Einführungen für Mitglieder des Ortskomitees in die verschiedenen Zoom-Formate durch einen Mitarbeiter des Teams Medienpraxis des Bielefelder IT-Servicezentrums der Universität. Die Teilnehmenden dieser Schulungen fungierten als Multiplikator*innen innerhalb des Teams, um in einem nächsten Schritt das Wissen im Vorfeld der Konferenz an Referent*innen und Moderator*innen weiterzugeben. In Workshops erfuhren die Referent*innen von den unterschiedlichen Einstellungen und Funktionen von Zoom. Die eigenen Präferenzen konnten gemeldet und bei der Einrichtung der Zoom-Sitzungen berücksichtigt werden. Daneben bestand auch die Möglichkeit, verschiedene Funktionen auszuprobieren. Vielfach nahmen neben den Hosts und Co-Hosts weitere Teammitglieder des Ortskomitees an diesen Workshops teil und konnten durch die Fragen der Teilnehmenden und die Testläufe ihre Kenntnisse festigen und erweitern. Diese Vorgehensweise ermöglichte es dem Team, sich in kurzer Zeit einzuarbeiten, mögliche Schwierigkeiten vor der Konferenz zu identifizieren, systemseitige Lösungen in die Voreinstellungen zu integrieren und weitere Handlungsoptionen während der Konferenz parat zu haben.

Formate und Programmraster der Open-Access-Tage haben sich über die vergangenen Jahre stetig weiterentwickelt. Für Keynotes werden international herausragende Akteure und Akteurinnen der Open-Access-Bewegung eingeladen, thematisch zusammenhängende Vorträge werden in Sessions zusammengefasst, und Workshops zielen auf die Mitarbeit und Aktivierung der Konferenzteilnehmenden ab. Tool-Marktplatz und Poster-Session bieten insbesondere die Gelegenheit, neue Services, Software und Projekte vorzustellen. Am Tagungsort bieten Konferenzen Besichtigungsprogramme und Abendveranstaltungen an, Post-Konferenzveranstaltungen geben Communities, wie z.B. Anwendergruppen von Repository-Systemen, die Gelegenheit zum konzentrierten Austausch. Die traditionelle Einsteiger-Session vor dem offiziellen Konferenzbeginn bietet den Kolleg*innen, die sich neu mit dem Thema Open Access beschäftigen oder zum ersten Mal die Konferenz besuchen, die Möglichkeit zur Einführung in die Open-Access-Community. Fast alle Formate konnten in einer alternativen Online-Variante stattfinden. Folgende „Lessons learned“ können hierzu festgehalten werden:

Öffentlichkeitsarbeit

Insgesamt ist der Bereich Öffentlichkeitsarbeit wohl der, der durch die Umwandlung zur Online-Konferenz am wenigsten beeinflusst wurde, denn bereits bei früheren Ausgaben lag der Schwerpunkt im Digitalen – so existiert z.B. neben Websites und Blogs bereits seit 2012 ein Twitter-Account für die Konferenz.15a> Über diese gut etablierten digitalen Kommunikationskanäle wurde die Community auch bei der Online-Tagung über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten.

Die heiße Phase der Öffentlichkeitsarbeit begann mit der Veröffentlichung des „Call for Proposals“ (am 2. März 2020).16 Nur ein paar Wochen später – Anfang April – fiel die Entscheidung für die Online-Austragung, die die Anpassung des Calls erforderlich machte, da nun mit den Einreichungen auch digitale Umsetzungskonzepte einzubringen waren. Wie gewohnt veröffentlichten wir die entscheidenden Nachrichten auf open-access.net und sendeten sie über verschiedene Mailinglisten (InetBib, ipoa-forum, DINI AG E-Pub, bibliothekarische AGs im Verband der Bibliotheken des Landes NRW e.V., dbv-Verteiler, SwissLib etc.). Zu zentralen Terminen und Anlässen (Ankündigung der Konferenz, Erscheinen des Programms, Rückblick) verfassten wir Pressemitteilungen, die auch auf den Websites der veranstaltenden Institutionen erschienen.17 Sämtliche Nachrichten wurden wie gewohnt mit Tweets begleitet.

Während der Tagung traten an die Stelle der üblichen Schnappschüsse aus den Konferenz- und Workshop-Räumen, die während einer Präsenzkonferenz getwittert werden, Screenshots von Folien der Vortragenden. Es lässt sich schwer sagen, ob während der Online-Tagung mehr getwittert wurde – vielleicht konnten die Unterhaltungen dort aber zumindest ein wenig zum sozialen Rahmenprogramm beitragen.18 Das Stimmungsbild, das eine kleine Umfrage auf Twitter ergab, zeigt, dass die Kommunikation über Twitter gut bis sehr gut ankam:

Auch nach der Konferenz bleibt Twitter einer der wichtigsten Kanäle, um das Publikum der Open-Access-Tage über Neuigkeiten zu informieren, z.B. wenn neue Vortragsaufzeichnungen auf dem AV-Portal erscheinen oder Vortragsfolien auf Zenodo hochgeladen werden.

Evaluation

Auch bei dieser Tagung erging die Bitte an die Teilnehmer*innen, sich an der Umfrage zur Evaluation zu beteiligen. Circa ein Drittel ist dem Aufruf gefolgt. Im Folgenden werden die Antworten auf die offenen Fragen betrachtet, die die Meinungen und Bewertungen zur Ausrichtung der Tagung als Online-Konferenz wiedergeben. Es haben sich sehr klar Schwerpunkte herausgebildet, zu denen sich fast alle Umfrageteilnehmer*innen geäußert haben: zur technischen Durchführung, zu den Interaktionsmöglichkeiten, zu den persönlichen Rahmenbedingungen für die Teilnahme und zum kollegialen/persönlichen Austausch.

Die überwiegende Anzahl der Teilnehmer*innen fand, dass die Umstellung auf das Online-Format im Hinblick auf die technischen Bedingungen sehr gut gelungen sei. Das Programm sei übersichtlich strukturiert und die Informationen seien schnell auffindbar gewesen. Die meisten hatten bereits Erfahrungen mit Videokonferenzsoftware gemacht und kamen mit Zoom gut zurecht. Referent*innen und Moderator*innen empfanden die im Vorfeld von uns angebotenen Zoom-Schulungen als hilfreich. Wir haben für jede Session jeweils zwei technische Hosts eingesetzt, von denen sich der überwiegende Teil der Teilnehmer*innen sehr gut begleitet und unterstützt fühlte.

Gemischt waren die Meinungen zu den Interaktionsmöglichkeiten während der einzelnen Veranstaltungen. Je nachdem, ob eine Veranstaltung als „Zoom Meeting“ oder „Zoom Webinar“ aufgesetzt war, konnten Wortbeiträge nur in schriftlicher Form per Chat und/oder über das Frage- und Antwortfenster kommuniziert werden. Als vorteilhaft wurde von vielen beschrieben, dass man sich dadurch kurz fassen musste und so Co-Referate verhindert wurden. Manche fanden es herausfordernd, Vortrag und schriftlicher Kommunikation gleichzeitig zu folgen. Positiv war daher, dass die Chatverläufe individuell abgespeichert werden konnten. Manche meinten, es wäre lebendiger geworden, wenn die Beiträge aus dem Publikum nicht von den Moderator*innen vorgelesen, sondern von den Fragenden selbst vorgetragen worden wären. Auch wurde oft bedauernd geäußert, dass durch die Reduzierung auf die schriftliche Form kaum Diskussionen aufkommen konnten. Eine bedenkenswerte Anregung war, einen Raum vorzubereiten, in den im Anschluss an eine Veranstaltung diejenigen wechseln können, die an weiterer Diskussion interessiert sind. Allerdings ist zu überlegen, ob und wie diese Option bei einem dicht gedrängten Tagungsprogramm realisierbar wäre. Vielen vermittelte die Stille am Ende eines Vortrags ein unangenehmes Gefühl, sie vermissten die Möglichkeit, zu applaudieren. Die Poster-Session ist sehr gut angekommen und so wurde bedauert, dass nur ein Zeitfenster dafür vorgesehen war. Ein zweiter Durchlauf hätte es mehr Teilnehmer*innen ermöglicht, mehr Poster zu besuchen und mehr Zeit zum Gespräch mit den Poster-Autor*innen zu haben.

Als zwei gewichtige Argumente für das digitale Format wurden genannt, dass man ortsungebunden und in diesem Fall kostenfrei an einer Tagung teilnehmen kann. Sehr viele haben die Vor- und Nachteile dieses Aspekts für sich persönlich beschrieben. Dadurch, dass man nicht reisen müsse, könne man viel Zeit und Reisekosten sparen. Für Kolleg*innen, die sonst keine Möglichkeit hätten, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen, würden sich der Zugang vereinfachen und neue Perspektiven eröffnen. Man könne sich ggf. kurzfristig für eine Teilnahme entscheiden, punktuellem Interesse entsprechend einzelne Sessions besuchen und die Tagungsteilnahme flexibel in den normalen Arbeitsalltag einbauen.

Dieser Vorteil wurde aber zugleich auch als Nachteil benannt: Es gebe keine räumliche Trennung vom Arbeitsplatz, der für Abstand sorgen und die Fokussierung auf die Tagungsinhalte erleichtern könne. Damit hängt eng zusammen, was einhellig als sehr großer Nachteil und als sehr gewöhnungsbedürftig bewertet wurde: Man sieht nicht, wer die anderen Teilnehmer*innen sind, man trifft sich nicht persönlich, es fehlt der informelle, spontane kollegiale Austausch bei „Flurgesprächen“ oder in der Kaffeepause. Wie dieses allgemein als schwerwiegend empfundene Defizit entschärft werden kann, wird ein wichtiger Aspekt für den Erfolg von weiteren größeren Online-Konferenzen sein. Vielleicht wird es aber in Zukunft auch normal sein, Konferenzen direkt in hybriden Formaten zu konzipieren.

Fazit

Zu zahlreichen Programmpunkten, Diskussionsbeiträgen und Formaten hat uns viel positives Feedback erreicht. Viele Rückmeldungen lassen darauf schließen, dass die Open-Access-Tage online eine neue Offenheit erlangten und auch zukünftig neue Zielgruppen erschließen könnten. Die Open-Access-Tage 2020 waren zwar anders: ausschließlich digital, kein hörbarer Applaus, mit neuen Wegen der Interaktion. Zugleich waren sie auch 2020 genau das, was sie immer sind: Sie führten die Open-Access-Community für drei Tage zusammen, ermöglichten anregende Diskussionen und boten neue Perspektiven. Am Ende bleiben auch dieses Jahr viele Ideen, offene Fragen und Anknüpfungspunkte – viele offene Fäden also, die wir künftig aufnehmen können.

Kirsten Darby, Hochschulbibliothek der Fachhochschule Bielefeld

Karin Ilg, Hochschulbibliothek der Fachhochschule Bielefeld

Dirk Pieper, Universitätsbibliothek Bielefeld

Susanne Riedel, Universitätsbibliothek Bielefeld

Jochen Schirrwagen, Universitätsbibliothek Bielefeld

Katharina Schulz, Hochschulbibliothek der Fachhochschule Bielefeld

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/5643

Dieses Werk steht unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 4.0 International.

1 Open-Access-Tage 2020 (Bielefeld online), Open Access. Der freie Zugang zu wissenschaftlicher Information, <https://open-access.net/community/open-access-tage/open-access-tage-2020>, Stand: 28.11.2020.

2 Siehe zu den Projekten: Unsere Projekte, Universität Bielefeld, Universitätsbibliothek, <https://www.ub.uni-bielefeld.de/ub/about/projects/projects_latest.xml>, Stand: 28.11.2020.

3 OpenAPC, <https://openapc.net/>, Stand: 28.11.2020.

4 Open Access 2020 DE, <https://oa2020-de.org/>, Stand: 28.11.2020.

5 Projektbeschreibung, open-access.network, <https://open-access.network/startseite>, Stand: 28.11.2020.

6 Gastgeber 2014 waren die Fachhochschule Köln, ZB MED – Leibniz-Informationszentrum Lebenswissenschaften und GESIS – Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften.

7 Open Access Week 2020, Open International Access Week, <http://www.openaccessweek.org/>, Stand: 28.11.2020.

8 Organisationsteam, Open Access. Der freie Zugang zu wissenschaftlicher Information, <https://open-access.net/community/open-access-tage/open-access-tage-2020/organisationsteam>, Stand: 28.11.2020.

9 Vgl. das Programm der Open Access Tage 2020 unter Open-Access-Tage 2020, <https://open-access.net/community/open-access-tage/open-access-tage-2020>, Stand: 28.11.2020. Vgl. hierzu den Tagungsbericht in diesem Heft: Bielow, Manuela et al.: „At Home but Open“. Eine erfolgreiche Umsetzung im digitalen Format, in: o-bib 7 (4), 2020.

10 ConfTool: Conference Management Software, conftool® Conference Management Tool, 17.11.2020, <https://www.conftool.org/>, Stand: 28.11.2020.

11 Vgl. Fischer, Malin; McGrath, Owen: Kurzgutachten 20.5.2020: Zoom 5.0 – Welche Verbesserungen bringt das Update?, ITM. Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht, 14.5.2020, <https://www.itm.nrw/wp-content/uploads/RiDHnrw_14.05.20_Neuerungen-bei-Zoom-5.0.pdf>, Stand: 28.11.2020 und Bley, Joachim: Zoom, Jitsi, Skype & Co. Videokonferenz: 8 Tools im Sicherheitstest, connect, 26.6.2020, <https://www.connect.de/vergleich/videokonferenz-tools-sicherheitstest-3200865.html>, Stand: 28.11.2020.

12 Mentimeter, <https://mentimeter.com>, Stand: 28.11.2020, CryptPad, <https://cryptpad.uber.space/>, Stand: 28.11.2020.

13 Für die Erstellung der Screencasts wurde die Open-Source-Software OBS. Open Broadcaster Software®, <https://obsproject.com/de>, Stand: 28.11.2020, empfohlen, die Screencasts wurden auf der Panopto-Instanz der Universität Bielefeld veröffentlicht.

14 Die Konferenzmaterialien sind in der Community Open-Access-Tage 2020 auf Zenodo zu finden: Open-Access-Tage 2020, Zenodo, 14.8.2020, <https://zenodo.org/communities/oat2020/>, Stand: 28.11.2020, die Videoaufzeichnungen im TIB AV-Portal, av.tib.eu, <https://av.tib.eu/series/954/open+access+tage+2020>. Stand: 28.11.2020.

15 Open-Access-Tage, Twitter, <https://twitter.com/oatage>, Stand: 28.11.2020.

16 Call for Proposals, Open-Access-Tage 2020, <https://open-access.net/community/open-access-tage/open-access-tage-2020/call-for-proposals>, Stand 28.11.2020.

17 Siehe z.B. die Rückblicke der Fachhochschulbibliothek Bielefeld: Guter Empfang. Ein Rückblick auf die virtuellen Open-Access-Tage aus Bielefeld, Open-Access-Tage 2020, <https://www.fh-bielefeld.de/open-access/aktuelles-open-access/rueckblick-auf-die-virtuellen-open-access-tage>, Stand: 28.11.2020 und der Universität Bielefeld: Heeren, Jörg: Bedeutender Meilenstein unseres Engagements für Open Access, Uni-Bielefeld, 1.10.2020, <https://50jahre.uni-bielefeld.de/2020/10/01/kroenender-zwischenpunkt-unseres-engagements-fuer-open-access/>, Stand 28.11.2020.

18 Der Twitter-Hashtag für die Open-Access-Tage 2020 lautete <https://twitter.com/hashtag/OAT20>, Stand 28.11.2020.