„Agiles Arbeiten – ein Workshop für Mitarbeiter/innen in wissenschaftlichen Bibliotheken“ an der Pädagogischen Hochschule Freiburg

Bei der Jahresversammlung 2018 des Regionalverbands Südwest im VDB war der Fortbildungsteil dem Thema Lernen und Arbeiten im digitalen Zeitalter gewidmet.1 Da die Vorträge auf positive Resonanz stießen und eine angeregte Diskussion auslösten, wurde beschlossen, das Thema zu vertiefen und sich mit dem agilen Arbeiten in einer weiteren Veranstaltung praktisch zu beschäftigten. Diese fand am 08. Februar 2019 im Senatssaal der Pädagogischen Hochschule Freiburg statt. Trainer war Prof. Dr. Tom Becker, der bereits Referent bei der eingangs genannten Jahresversammlung gewesen war und anschaulich in das Thema eingeführt hat. Mit zwölf Teilnehmenden aus ganz unterschiedlichen Bibliothekstypen hatte der Workshop eine gute Zahl an Personen für intensive Gruppenarbeit und vielfältige Perspektiven.

Der Tag startete mit einer Vorstellungsrunde, bei der die Teilnehmenden insbesondere darauf eingingen, was es für sie bedeutet, im Beruf agil zu sein. Im Anschluss daran führte Herr Becker in Form einer Präsentation in das Thema ein.2 Dabei ging es insbesondere um den Begriff des agilen Arbeitens, dafür förderliche und hinderliche Rahmenbedingungen, die Auswirkungen des demographischen und technischen Wandels in Bezug auf die Beschäftigten und Nutzer/innen sowie schließlich um ausgewählte Ergebnisse des D21-Digital-Index 2018/20193 zum Mediennutzungsverhalten.

Im praktischen Teil griff Herr Becker auf das Konzept des Arbeitens mit Personas zurück, wobei Personas für Personenprofile stehen, die stellvertretend für Mitglieder einer (realen) Kundengruppe verwendet werden. Der Fragestellung folgend, wurden im Rahmen des Workshops statt der Personas von Kund/inn/en die von Mitarbeitenden in Bibliotheken bearbeitet. Anhand eines Profiltableaus wurden dann in Kleingruppen die verschiedenen Attribute (Alter, Ausbildung usw.) der jeweiligen Personas zusammengestellt, so dass insgesamt acht sehr differenzierte fiktive Personenprofile entstanden, die man sich aber sehr lebhaft so vorstellen konnte. Da hierbei auch reale Charaktere und Klischees des bibliothekarischen Berufsbildes mit einflossen, waren sowohl die Arbeitsphasen wie auch die Präsentation vor der Gruppe einschließlich der folgenden Diskussionen gleichermaßen erhellend wie kurzweilig. Für den darauf folgenden Schritt konnten sich die Gruppen neu formieren und andere Personas heranziehen. Die Teilnehmenden wurden nun vor die Aufgabe gestellt, für die gewählten Personas Möglichkeiten agilen Arbeitens zu identifizieren und dabei förderliche wie hinderliche Faktoren zu berücksichtigen. Es zeigte sich, dass diese Fragen nun erheblich schwerer zu beantworten waren. Dies nicht nur aufgrund des hypothetischen Ansatzes, sondern auch aufgrund der in der Praxis oft recht starren und schwer beeinflussbaren Rahmenbedingungen (konkrete Person, Führungshandeln, Betriebskultur). Gleichwohl waren die Teilnehmenden ausgesprochen kreativ und fanden zu allen Personas verschiedene Ansätze, agiles Arbeiten zu ermöglichen bzw. zu fördern. Auch diese Ergebnisse wurden im Plenum vorgestellt und besprochen.

In der abschließenden Feedback- und Diskussionsrunde bestand Einigkeit darüber, dass dieser Workshop das Verständnis von agilem Arbeiten vertieft und vielfältige Denkanstöße gegeben hat. Auch wenn keine technischen Tools im Fokus standen, hat die Beschäftigung mit dem Thema ermutigt, ein agiles Mindset einzunehmen und im eigenen Arbeitsumfeld das eine oder andere einfach mal auszuprobieren. Alles in allem also ein gewinnbringender Tag, der auch reichlich Gelegenheit zum kollegialen Austausch bot.

Robert Scheuble, Bibliothek der Pädagogischen Hochschule Freiburg (Vorsitzender des VDB-Regionalverbandes Südwest)

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/2019H2S132-133