Editorial

Offen & vernetzt

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

offen & vernetzt – unter diesem Motto fand der 107. Deutsche Bibliothekartag vom 12. bis 15. Juni 2018 in Berlin statt. Nach 2011 war wieder das nun noch geräumigere Estrel Convention Center Veranstaltungsort des Deutschen Bibliothekartags, der sich auch in diesem Jahr als die zentrale Fort- und Weiterbildungsveranstaltung des Deutschen Bibliothekswesens erwies: Mehr als 4.200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren nach Berlin gekommen, um an fast 300 Vortragssessions, Workshops und Podiumsdiskussionen sowie Arbeitssitzungen und Mitgliederversammlungen teilzunehmen, Poster oder Clips zu betrachten und mit den Vortragenden oder Präsentierenden fachlich zu diskutieren. Ein neues, aber schon seit dem letzten Bibliothekartag bewährtes Format stellten die „Hands-On Labs“ dar, bei denen sowohl digitale wie analoge Techniken und Methoden unter fachkundiger Anleitung ausprobiert und eingeübt werden konnten.

Neben dem Veranstaltungsprogramm sind es drei weitere Säulen, die den Bibliothekartag zur zentralen bibliothekarischen Veranstaltung machen: Die Ausstellung, bei der in Berlin 127 Lieferanten und Dienstleister ihre Services und Produkte präsentierten, der fachliche Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander und schließlich die öffentliche Wahrnehmung des Bibliothekartags. Dazu trug in diesem Jahr auch die Eröffnungsveranstaltung bei, bei der neben dem Berliner Bildungs-Staatssekretär Mark Rackless der designierte Präsident der Hochschulrektorenkonferenz Peter-André Alt die besondere Bedeutung der Bibliotheken für die Wissenschaft hervorhob und die bekannte Soziologin Jutta Allmendinger dies noch mit anschaulichen Beispielen belegte. Schon zuvor hatte die VDB-Vorsitzende Konstanze Söllner in ihrer Eröffnungsrede die Anwesenden darauf eingestimmt, dass Bibliothekarinnen und Bibliothekare angesichts der schon bewältigten, aber auch der noch anstehenden großen Umbrüche ganz schön „funky“ seien.

Zu den besonderen Vorzügen des Estrel Convention Center gehört, dort unter einem Dach tagen, wohnen und essen zu können – eine ungewohnt dichte, aber sehr willkommene Kommunikations­atmosphäre für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Bibliothekartags. Auch das Rahmenprogramm hat eine kommunikative Funktion. Dabei ragte neben den zahlreichen Führungen und Besichtigungen von Berliner Bibliotheken die Kongressparty im Festsaal Kreuzberg am Kottbusser Tor in Kreuzberg besonders hervor.

Das Vortragsprogramm des Bibliothekartags wurde wieder über einen offenen Call for papers in sieben Themenkreisen eingeworben; aus den von Fachgutachter/inne/n bewerteten Einreichungen stellte die Programmkommission dann den Ablauf des Bibliothekartags zusammen. Alle Vortragenden wurden über einen weiteren offenen Call for papers zur Veröffentlichung ihres ausformulierten Vortrags bei o-bib eingeladen. Da o-bib eine Zeitschrift mit Peer-review ist, wurden alle Beiträge zunächst zwei Gutachter/inne/n vorgelegt, die nicht nur eine Empfehlung zu Annahme oder Ablehnung aussprachen, sondern den Autorinnen und Autoren in vielen Fällen auch nützliche Anregungen geben konnten.

Das Ergebnis liegt nun vor. Dieses fünfte Bibliothekartags-Sonderheft von o-bib steht in der langen Tradition der Bibliothekartagsbände. Seit 1973 nimmt der VDB die Aufgabe wahr, eine Auswahl der auf dem Bibliothekartag gehaltenen Vorträge in einem Sammelband zu dokumentieren. Seit dem 103. Deutschen Bibliothekartag in Bremen von 2014 erscheinen die Tagungsbände in der vom VDB herausgegebenen Open-Access-Zeitschrift o-bib, sodass seitdem die Beiträge sehr zeitnah und ohne Schranken online zugänglich sind; zusätzlich wird eine Printausgabe produziert.

Die Beiträge dieses Bandes demonstrieren die ganze Palette der Vortragsthemen des Berliner Bibliothekartags, ohne einem strengen Kriterium der Repräsentativität genügen zu müssen. Die Breite des Spektrums geht dabei von der sehr aktuellen und in diesen Tagen intensiv diskutierten Aufgabe des Forschungsdatenmanagements über ebenso aktuelle und kontroverse Fragen des Open Access zu der immer noch aktuellen, weil nicht abgeschlossenen Frage der Restitution von Raubgut. Ein Blick in den Band zeigt außerdem, dass die Vortragenden vielfach nicht auf einer theoretisch-abstrakten Ebene stehen blieben, sondern auch ganz praktische Handreichungen für die tägliche Arbeit vermittelten. Als Beispiele seien statistische Abfragen für die Fachreferatsarbeit oder die Erläuterung der Funktionalitäten eines Electronic Resource Management Systems genannt.

Neben Aufsätzen enthält auch diese Bibliothekartagsausgabe wieder Berichte über einzelne Veranstaltungen des Berliner Bibliothekartags. In der Online-Ausgabe finden sich zusätzlich zur Dokumentation des Bibliothekartags noch weitere Tagungsberichte, Mitteilungen und Informationen aus dem VDB.

Den Autorinnen und Autoren dieses Bandes danken wir für die Mühe, ihre Beiträge rechtzeitig zum Redaktionsschluss in Aufsatzform gebracht zu haben. Unser besonderer Dank gilt unseren Mitherausgebern, den Redakteurinnen und Redakteuren sowie den Verantwortlichen für den Satz und die technische Umsetzung. Sie alle nehmen diese Aufgabe neben ihren beruflichen Verpflichtungen wahr und machen so das spannende Open-Access-Projekt o-bib erst möglich. Wir freuen uns, dass mit diesem Band nun zum fünften Mal eine Dokumentation des Deutschen Bibliothekartags in Form ausgewählter Beiträge frei und dauerhaft online zugänglich ist.

Für das o-bib-Team

Klaus-Rainer Brintzinger und Heidrun Wiesenmüller

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/2018H4SV-VI