Basiswissen RDA : eine Einführung für deutschsprachige Anwender / Heidrun Wiesenmüller und Silke Horny. – 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. – Berlin, Boston : De Gruyter Saur, 2017. – XXII, 326 Seiten : Illustrationen. – (De Gruyter Studium). – ISBN: 978-3-11-053868-7 : EUR 39,95 (auch als E-Book verfügbar)

Sie ist da: die neue Expression des Werkes Basiswissen RDA der beiden geistigen Schöpferinnen Heidrun Wiesenmüller und Silke Horny, manifestiert, wie die Vorgängerausgabe, im Verlag De Gruyter Saur, wahlweise als gedruckte oder elektronische Ressource erhältlich.

Sätze wie dieser gehen einem mittlerweile wie selbstverständlich über die Lippen – sicherlich auch ein Verdienst der beiden Autorinnen, die uns Katalogisierer/inne/n bereits mit der 1. Auflage ihres Lehrbuches Sprache, Struktur und Inhalt von RDA auf leicht verständliche Weise beigebracht haben.

Dass man sich über das Erscheinen der 2. Auflage ganz besonders freut, liegt unter anderem auch daran, dass manch ein Exemplar der 1. Auflage von eingeklebten Textstreifen, Seitenmarkierungen, an- und durchgestrichenen Textstellen sowie persönlichen Anmerkungen nur so strotzt. Ältere Semester unter uns mögen sich beim Anblick ihres Exemplars möglicherweise an den Zustand der alten, grünen RAK-Ausgaben erinnert fühlen.

Was bringt sie also, die neue, jungfräuliche 2. Auflage?

Zunächst einmal spontanes, ansatzweise resigniertes Kopfschütteln bei der Lektüre des Vorworts, in dem berichtet wird, dass RDA gerade umfassend revidiert wird und wir uns voraussichtlich bereits im nächsten Jahr auf ein neu strukturiertes Regelwerk „freuen“ dürfen. Die bereits vor Einführung stets propagierte Dynamik des Regelwerks RDA scheint sich nur zu sehr zu bewahrheiten. Bleibt zu hoffen, dass zumindest die Zusicherung des RDA Steering Committee, die Auffindbarkeit der Regelwerksstellen mit den bisherigen Nummern weiterhin zu gewährleisten, Bestand haben wird.

Unverändert sind Aufbau und Struktur des Lehrbuchs: Dem einführenden Allgemeinen Teil folgt der praktische Hauptteil, der sich nach wie vor an der derzeitigen Abfolge der Kapitel im Regelwerk orientiert. Den Abschluss bildet der noch etwas umfangreicher gewordene Beispielteil.

Im drei Kapitel umfassenden Allgemeinen Teil gibt es im Vergleich zur 1. Auflage erwartungsgemäß nur wenig Neues. Hinzugekommen sind Abschnitte über das neue IFLA-LRM-Modell (IFLA Library Reference Model), mit dem wir es zukünftig zu tun haben werden, und das aktuell laufende und im Vorwort bereits erwähnte 3R-Projekt (RDA Toolkit Restructure and Redesign Project).

Die meisten Änderungen gab es logischerweise im Hauptteil – alleine in den Kapiteln 4 bis 6 zusammengenommen 719 (!), wie man in einem Blogbeitrag von Heidrun Wiesenmüller zur neuen Ausgabe erfahren kann. Die Autorinnen haben zu vielen Regelungen, bei denen es in der Praxis häufig zu Missverständnissen oder Fragen gekommen war, zusätzliche Erklärungen und Beispiele ergänzt. Dies manifestiert sich in unzähligen neuen blauen Kästen, ergänzenden Texten und Abschnitten sowie neuen oder teilweise umfassend neu formulierten Kapiteln.

Als kleine Auswahl an Beispielen sei hier genannt: die Neufassung des Abschnittes zu Paralleltiteln (wo den Autorinnen in der 1. Auflage noch eine Fehlinterpretation der Regeln unterlaufen war), ein deutlich ausführlicheres Kapitel zum Thema Anmerkungen zur Manifestation und neue Beispiele und Fälle aus der Praxis zum Thema Verantwortlichkeitsangaben. Im Kapitel 6.6 (Namen von Körperschaften) wird nun auch auf Projekte und Programme als Körperschaften eingegangen und in Kapitel 9.6 (Geistige Schöpfer) wird in einem neuen blauen Kasten erklärt, wann man bei einem „zusammengestellt von“ denn nun auch das Beziehungskennzeichen „Zusammenstellender“ verwenden darf bzw. soll und wann nicht.

Einen komplett neuen, zweiseitigen Abschnitt gibt es zum Thema Beschreibung von Reproduktionen (4.21). Hier oder im eigentlich zutreffenderen Kapitel zu den unveränderten Nachdrucken (4.6.3) sowie in den zugehörigen Beispielen (vor allem in Beispiel 13-4) vermisst man möglicherweise den Hinweis auf die in den D-A-CH zu RDA 2.1 empfohlene Anmerkung „Hier auch später erschienene, unveränderte Nachdrucke“ für den Fall, dass für einen unveränderten Nachdruck keine neue Beschreibung erstellt werden soll.

Das Thema „Beziehungen“ hatte sich, wie im echten Leben, auch in der Katalogisierung mit RDA als ein nicht unkomplexes erwiesen. Auch hier haben die Autorinnen viel Arbeit investiert und ganze Kapitel umgeschrieben und/oder erweitert. Besonders erwähnt seien hier die Kapitel 10.2 „In Beziehung stehende Werke“ und Kapitel 10.4 „In Beziehung stehende Manifestationen“. Wer hier noch unsicher ist, sollte die Neufassung unbedingt lesen.

Durch quasi sämtliche Kapitel im Hauptteil hinweg erstrecken sich, jeweils beim entsprechenden Abschnitt, neue, zusätzliche Erläuterungen zum in der Praxis immer wieder problembehafteten und recht komplexen Thema Zusammenstellungen – und zwar so verständlich erklärt, dass sich am Ende tatsächlich ein gewisser Aha-Effekt einstellen mag.

Wieviel Herzblut das Duo Wiesenmüller/Horny in die 2. Auflage gesteckt hat, zeigt sich auch an Kleinigkeiten. Exemplarisch sei hierfür das ausgetauschte Beispiel für das Übertragen von Tippfehlern im Haupttitel genannt. Hier muss man jetzt schon ganz genau hinsehen, um das fehlende t in „Suttgart“ zu entdecken, während der Fehler im alten Beispiel „Risenkavalier“ schon auf den ersten Blick erkennbar war.

Katalogisierer/innen lieben Beispiele. Erfreulich daher, dass der Beispielteil exakt so viele Seiten umfasst wie der Hauptteil. Für die 2. Auflage wurden die bereits in der 1. Auflage vorhandenen Aufnahmen nicht nur, wenn nötig, auf den neuesten Stand gebracht, sondern in vielen Fällen mit äußerst hilfreichen zusätzlichen Erläuterungen versehen. Besonders ins Auge stechen da die bei etlichen Beispielen ergänzten Hinweise auf das Beachten der mit den RDA neu eingeführten Werkebene, die in der Praxis leider noch oft vernachlässigt wird (Bsp. 13-6, 13-7, 14-4 und im neuen Beispiel 15-8).

Neue Beispiele wurden ergänzt für die Erfassung einer E-Book-Verlagsausgabe, einer Familie als geistiger Schöpfer (inkl. einer Beziehung zum Digitalisat), eines Sprachkurses (umfassend erfasste Medienkombination), einer Internetdatenbank (Integrierende Ressource), einer einfachen Körperschaft (Ort Teil des Namens oder nicht) und einer untergeordneten Körperschaft (Parlament). Einige Beispiele wurden durch neue, komplexere ersetzt – so etwa das neue Beispiel 13-24 (Körperschaft als geistiger Schöpfer, als Ersatz für Beispiel 13-23).

Wer katalogisiert, weiß, der Teufel steckt immer im Detail und was auf unsere Tische kommt, wirft immer wieder neue Fragen auf, doch mit den Beispielen im Lehrbuch werden wirklich viele Fälle abgedeckt. Wenn man sich für eine dritte Auflage etwas wünschen könnte, wären das ein oder zwei Beispiele – oder Abschnitte im entsprechenden Kapitel im Hauptteil – zu mehrteiligen Werken mit Untergliederungen. Einen Überblick zu deren Erfassung im Lehrbuch finden zu können, wäre toll.

Fazit: Wer sich die Zeit nehmen kann, sollte unbedingt einen oder besser mehrere Blicke in die neue Auflage werfen. Nicht nur, weil man RDA inklusive Anwendungsregeln auf dem aktuellsten Stand vor sich liegen hat (und seien wir ehrlich: Wer hat es geschafft, sich über die seit der Einführung veröffentlichten Regelwerksänderungen vollständig auf dem Laufenden zu halten?), sondern auch, und das ist ein wirklich großes Verdienst der beiden Autorinnen, weil man es in einer übersichtlichen und vor allen Dingen verständlichen und praxisnahen Form präsentiert bekommt. Neueinsteigern dürfte mit dem Lehrbuch nichts fehlen, für alle anderen gibt es manches Neue zu entdecken.

Ein PS noch: Sehr viel Arbeit steckt auch in der für die Praxis wirklich enorm hilfreichen Begleitwebseite (http://www.basiswissen-rda.de) zum Lehrbuch, die hier nicht unerwähnt bleiben soll. Hier findet man nicht nur Beispielaufnahmen in den Formaten Aleph, Pica und Marc (die Beispiele im Lehrbuch sind, verständlicherweise, formatneutral erfasst), sondern unter anderem auch Aktualisierungen für das Lehrbuch und Blog-Beiträge zu Neuigkeiten aus der RDA-Welt. Nirgendwo sonst werden einem die wichtigsten Regelwerksänderungen so kompakt und verständlich dargeboten. Wer sich für die tägliche Arbeit auf dem Stand halten möchte, ist sehr gut damit beraten, sich einen RSS-Feed auf den Blog zum Lehrbuch einzurichten.

Alexandra Heiß, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H4S274-276