Erfolgreich recherchieren / herausgegeben von Klaus Gantert. – Berlin, Boston: De Gruyter Saur, 2012-2017. – 15 Bände. – (De Gruyter Studium). – ISSN 2194-3443 : je EUR 19.95 (auch als E-Book verfügbar)

Im digitalen Zeitalter ist Informationskompetenz als Schlüsselqualifikation von zunehmender Bedeutung. Bibliotheken verstehen sich traditionell als Informationsdienstleister und sehen seit einigen Jahren in der Vermittlung von Informationskompetenz ein genuines Aufgabengebiet. Dem trägt die Reihe Erfolgreich recherchieren Rechnung. Sie möchte „kompakt, schnell und zuverlässig“ (so der Klappentext) die Informationskompetenz für die einzelnen Fachgebiete vermitteln. Ihre primäre Zielgruppe bilden die Studierenden; darüber hinaus sind aber auch „alle wissenschaftlich interessierten Leserinnen und Leser“ (vgl. Klappentext) angesprochen. Sowohl der Herausgeber der Reihe, Klaus Gantert – Leiter des Fachbereichs Archiv- und Bibliothekswesen der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern –, als auch die Autorinnen und Autoren der einzelnen Bände sind fach- und informationskompetente wissenschaftliche Bibliothekarinnen und Bibliothekare aus Universitäts-, Forschungs- und Staatsbibliotheken.

Erschienen sind bisher 15 Bände: Germanistik (Klaus Gantert, 2012), Anglistik und Amerikanistik (Jochen Haug, 2012), Romanistik (Ulrike Hollender, 2012), Geschichte (Doina Oehlmann, 2012), Politik- und Sozialwissenschaften (Heinz-Jürgen Bove, 2012), Jura (Ivo Vogel, 2012; 2., überarbeitete und aktualisierte Auflage 2015), Erziehungswissenschaften (Jens Hofmann, 2013), Kunstgeschichte (Angela Karasch, 2013), Linguistik (Klaus Gantert, 2013), Medizin (Iris Reimann, 2013), Informatik (Kerstin Weinl, 2013), Mathematik (Astrid Teichert, 2013), Biowissenschaften (Annette Scheiner, 2013), Wirtschaftswissenschaften (Tamara Pianos und Nicole Krüger, 2014), Altertumswissenschaften und Archäologie (Marcus Schröter, 2017). Sie umfassen zwischen 90 Seiten (Biowissenschaften) und 202 Seiten (Altertumswissenschaften und Archäologie), im Durchschnitt etwa 120 bis 150 Seiten. Nach Auskunft des Verlages ist derzeit keine Fortsetzung der Reihe geplant. Allerdings fehlen noch bedeutende Fächer wie Philosophie, Theologie, Musikwissenschaft, Psychologie, Chemie, Physik oder Technik. Die Schließung dieser Lücken wäre ein Desiderat.

Alle Bände sind formal einheitlich aufgebaut. Im Vorwort, dem meist ein treffendes Zitat zum Thema Informationskompetenz von einer prominenten Persönlichkeit des jeweiligen Faches vorangestellt ist, erklären die Verfasserinnen und Verfasser das Anliegen des Buches und die Spezifika des zu behandelnden Fachgebietes. Die Gliederung spiegelt die drei Säulen der Informationskompetenz wider: Literaturrecherche, Literaturbeschaffung und Literaturauswertung bzw. Literaturverarbeitung.

Im ersten Teil, Basics, erfolgt eine Einführung in die verschiedenen Publikationsarten (Monografien, Aufsätze etc.) und in die Grundlagen der wissenschaftlichen Recherche, z.B. Definieren von Suchbegriffen, Suchen in lokalen Bibliothekskatalogen, Bibliografieren. Dabei werden Suchstrategien für Online-Kataloge und Datenbanken erläutert: Einfache Suche, Erweiterte Suche, Suche mit Booleschen Operatoren, Trunkierung, Stichwort- und Schlagwortsuche, Nutzung von Drill-Down-Funktionen. Darüber hinaus gehen die Autorinnen und Autoren auch auf neuere Entwicklungen ein: Catalogue Enrichment, Recommender-Funktionen, Social Tagging, Mobile Anwendungen, Resource Discovery Systems. Vorgestellt werden die gängigen Bibliothekskataloge wie OPACs, Verbundkataloge, Virtuelle Kataloge (insbesondere der Karlsruher Virtuelle Katalog) und die wichtigsten Fachbibliografien und Fachdatenbanken. Schließlich wird auch das Thema Internetsuche erörtert: Allgemeine Suchmaschinen, Wissenschaftliche Suchmaschinen wie Google Scholar oder BASE, Surface Web, Deep Web, Wikipedia-Problematik etc.

Der zweite Teil, Advanced, vertieft den Themenkomplex Literaturrecherche durch Hinweise auf diverse Spezialbibliografien, Fachzeitschriften, Fachnachschlagewerke, fachspezifische Datenbanken sowie fächerübergreifende und fachliche Web-Informationsdienste, Current-Contents-Dienste und Volltextdatenbanken. Darüber hinaus werden die jeweils relevanten Spezialbibliotheken, Fachinformationsdienste, Fachportale, Virtuellen Fachbibliotheken, Digitalen Bibliotheken und Sondersammlungen angeführt. Zwei wesentliche Aspekte wissenschaftlichen Arbeitens, die interdisziplinäre Forschung und den Austausch mit Gleichgesinnten, streifen die Verfasserinnen und Verfasser durch den Hinweis auf Informationsquellen benachbarter Disziplinen und fachwissenschaftliche soziale Netzwerke.

Der letzte Teil, Informationen weiterverarbeiten, widmet sich den Themen Bewertung (Kriterien zur Beurteilung der Zuverlässigkeit und Qualität einer Publikation, Hinweis auf Rezensionsorgane) und Auswertung von Rechercheergebnissen (Datenexport), Literaturbeschaffung (Verfügbarkeitsrecherche, Fernleihe, Dokumentlieferdienste, E-Books on Demand etc.) und Literaturverwaltung (Literaturverwaltungsprogramme). Aber auch Lesetechniken und Exzerpieren werden behandelt. Abschließend gehen die Autorinnen und Autoren noch auf das richtige Zitieren sowie die Problematik der Plagiate bzw. ihrer Vermeidung ein und geben Hinweise zur Gliederung und Gestaltung eines wissenschaftlichen Textes.

Jeder Band enthält am Ende ein Ressourcenverzeichnis mit Links zu den im Buch dargestellten Informationsressourcen, ein Literaturverzeichnis mit Angaben weiterführender Literatur und ein Sachregister, das einen schnellen Zugriff auf einzelne Themen erlaubt.

Obwohl die Autorinnen und Autoren individuelle Akzente setzen und dezidiert keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, gelingt es ihnen doch insgesamt, einen zwar knappen, aber umfassenden Überblick über das Spektrum der für das jeweilige Fach relevanten Informationsressourcen zu geben. Die handlichen Bände werden dem vom Herausgeber und vom Verlag postulierten Anspruch voll und ganz gerecht: Sie sind nützlich, kompakt, informativ und überdies sehr praxisorientiert. Da die sonst angebotenen Einführungen ins wissenschaftliche Arbeiten die Themen Literaturrecherche und Informationsquellen meist nur am Rande streifen, füllt die Reihe Erfolgreich recherchieren durchaus eine Marktlücke. Geeignet sind die Bände nicht nur für Studierende sowie Dozentinnen und Dozenten propädeutischer Lehrveranstaltungen an Universitäten. Auch Schulen, die in der Oberstufe wissenschaftspropädeutische Kurse durchführen, sowie Schülerinnen und Schüler, die Facharbeiten schreiben, können zumindest bezüglich der Basics davon profitieren. Vor allem aber dienen diese fachbezogenen Einführungen in das Thema Informationskompetenz Bibliothekarinnen und Bibliothekaren, insbesondere der dritten Qualifikationsebene, als Orientierungshilfe zur Gestaltung eigener Informationskompetenzveranstaltungen sowie als Informationsquellen für Auskünfte in der Benutzung und zuvor als Lehrbücher in der bibliothekarischen Ausbildung.

Warum man sich bei den ersten beiden Kapitelüberschriften für die Anglizismen Basics und Advanced, für das dritte Kapitel auch Post-Research (Anglistik) und Professional – Informationen- und Datenmanagement (Jura), entschieden hat, erschließt sich nicht. Dass dies der Tendenz der Verlage geschuldet ist, ihre Publikationen möglichst nur noch englischsprachig auf den Markt zu bringen, oder dass man Studierende als junge Klientel ansprechen möchte, kann nur vermutet werden. Ob es der Sache dient, sei dahingestellt, zumal die Überschrift des letzten Kapitels, abgesehen von den oben angeführten Ausnahmen, deutsch formuliert ist. Eine solche Uneinheitlichkeit konterkariert eigentlich das Ideal der perfekten Gliederung, die man in einem Lehrbuch zum wissenschaftlichen Arbeiten erwarten würde. Diese Randnotiz der Rezensentin mindert jedoch nicht den Wert der Reihe Erfolgreich recherchieren für die Vermittlung von Informationskompetenz.

Barbara Wolf-Dahm, Universitätsbibliothek Augsburg

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H4S265-267