Oralität und Literalität: Leseförderung in mündlich geprägten Gesellschaften − ein schulbibliothekarisches Forschungsprojekt in der Elfenbeinküste

Stefanie Kastner, Hochschule der Medien Stuttgart

Zusammenfassung:

Die Weitergabe von Informationen und der Transfer von Wissen erfolgt in vielen Ländern Afrikas in mündlicher Form. Problematisch ist, dass die Oralität bis heute auf der Grundlage der westlichen Kultur beurteilt wird. Zentrale Fragestellung des Projektes ist, wie eine Brücke zwischen den Informationssystemen Oralität und Literalität, die beide nach unterschiedlichen Regeln funktionieren und parallel nebeneinander existieren, gebaut werden kann. Die Leseförderung durch Bibliotheken kann dabei eine wichtige Rolle spielen. An der Schnittstelle zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit kann die Arbeit mit Bildern, Tönen, Musik und Film eine Brückenfunktion einnehmen.

Summary:

The dissemination of information and the transfer of knowledge in many African countries takes place in oral form. The problem is that orality is judged today on the basis of the Western culture. The aim of the research project is to find out the following: how an equal exchange between the oral and the written can be made and how to build a bridge between oral embossed and written dominated knowledge systems. Reading promotion through libraries can play an important role. At the interface between orality and literacy, working especially with images, sounds, music and moving images could create a bridge-building function.

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H3S46-66

Autorenidentifikation: Kastner, Stefanie: GND 1138119415

Schlagwörter: Schriftlichkeit, Mündlichkeit, Oralität, Literalität, Leseförderung, Medienpädagogik

1. Einleitung

Von März 2015 bis September 2016 wurde an der Hochschule der Medien in Stuttgart (HdM) das Forschungsprojekt „Oralität und Literalität: Optionen der Leseförderung in mündlich geprägten Gesellschaften“ durchgeführt. Das Projekt wurde im Rahmen des Studienganges „Master of Media Research“ der HdM in Zusammenarbeit mit der Universität Félix Houphouët-Boigny Abidjan/Elfenbeinküste in zwei Schulen in Prikro/Elfenbeinküste realisiert.1 Prof. Dr. Richard Stang an der HdM und Prof. Dr. Firmin Ahoua in Abidjan betreuten die Forschungsarbeit wissenschaftlich.

1.1. Fragestellungen und Zielsetzung

In der Forschungsarbeit ging es um die zentrale Frage, wie eine Brücke zwischen den Informationssystemen Oralität und Literalität gebildet werden kann. Beide Informationssysteme funktionieren nach unterschiedlichen Regeln, existieren aber in mündlich geprägten Gesellschaften parallel nebeneinander. Zentrale Hypothese des Forschungsprojektes war, dass Leseförderung in Afrika zu besseren Ergebnissen führen kann, wenn beide Informationssysteme, die Schriftlichkeit und die Mündlichkeit, gleichberechtigt betrachtet werden und die Förderung des Lesens und Schreibens an die Mündlichkeit geknüpft wird.

Das Projektteam, das aus der deutschen Bibliothekarin Stefanie Kastner und dem ivorischen Germanisten Hippolyte Yao Bondouho bestand, untersuchte die Existenz und Präsenz beider Informationssysteme in der Elfenbeinküste und die Rolle, die die Leseförderung bei der Bildung einer Brücke zwischen beiden spielen kann. Das Projekt wurde in drei Forschungsphasen mit folgenden Teilen durchgeführt:

1. Forschungsphase

April/Mai 2015 (4 Wochen)

Überprüfung der Forschungshypothese und der mit der ersten Forschungsphase verbundenen Forschungsfragen durch qualitative und quantitative Erhebungen, Kennenlernen des Forschungsfeldes, Vorbereitung der Einrichtung von zwei Schulbibliotheken an den beiden Gymnasien Prikros, Erarbeitung von Unterrichtsmodellen für Bibliotheksunterricht.

2. Forschungsphase

Januar/Februar 2016 (8 Wochen)

Einrichtung von zwei Schulbibliotheken an den beiden Gymnasien Prikros, Ausbildung von Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern für den laufenden Betrieb der Schulbibliotheken, Intensive Veranstaltungsarbeit in den beiden Schulen, Durchführung der erstellten Unterrichtsmodelle, zweite Phase qualitativer und quantitativer Erhebungen an beiden Gymnasien.

3. Forschungsphase

Mai 2016 (1 Woche)

Dritte Phase qualitativer Erhebungen mit ausgewählten Schülerinnen und Schülern an beiden Gymnasien, Abschluss des Projekts und Überführung der Bibliotheksarbeit an den Schulen in den Schulalltag.

1.2. Problembeschreibung

Die Weitergabe von Informationen und der Transfer von Wissen erfolgt in vielen Ländern Afrikas in mündlicher Form. Der afrikanische Kontinent ist in hohem Maße von Oralität geprägt. Insbesondere traditionelles Wissen aber auch verschiedene Arten von Erzählungen, so zum Beispiel Mythen, Fabeln, Legenden, Märchen und viele Arten von Lyrik, sind meist nicht schriftlich verfasst und werden von einer Generation zur anderen mündlich weitergegeben.2 Die Einflüsse der Oralität sind in vielen Bereichen des Lebens deutlich spürbar und viele, auch städtische Gesellschaften, sind stark von der Mündlichkeit geprägt. Selbst die Menschen, die lesen und schreiben können und beide Kulturtechniken ganz selbstverständlich in ihrem Alltag benutzen, bevorzugen eher das persönliche Gespräch als schriftliche Informationsquellen in gedruckter oder elektronischer Form.3

Die starke Prägung durch die Mündlichkeit und die zögerliche Verbreitung der Schriftlichkeit in vielen Ländern Afrikas im Gegensatz zu anderen Kontinenten hat verschiedene Gründe:

Afrika verfügt über die höchste Analphabetenrate der Welt.4 In der Côte d’Ivoire können laut dem Human Development Report der Vereinten Nationen von 2014 56,9 % der Gesamtbevölkerung über 15 Jahre lesen und schreiben.5

Bücher sind in vielen Ländern Afrikas gemessen an den monatlichen Einkommen sehr teuer. In der Côte d’Ivoire kosten zum Beispiel kartonierte Kinderbücher rund 5 Euro6 während das jährliche Bruttonationaleinkommen je Einwohner bei 1460 Euro liegt.7

Wirft man einen Blick in den „World Guide to Libraries”, dann stellt man fest, dass Bibliotheken entweder gar nicht existieren oder in nur eingeschränktem Maße funktionieren. Wenn es überhaupt Bibliotheken gibt, dann hauptsächlich in den Städten und nicht auf dem Land. Der Zugang zu Literatur und zum Lesen ist schwierig.8

Aufgrund der schon oben erwähnten niedrigen Bruttonationaleinkommen pro Einwohner9 sind nicht nur Bücher teuer, sondern auch Computer: Teile der Bevölkerung haben keine ausreichenden finanziellen Mittel, um sich einen Laptop oder Desktop-Computer leisten zu können. Auch der Besuch eines Internet-Cafés kostet Geld und muss als Investition in Familien mit mehreren Kindern eingeplant und abgewogen werden: eine Stunde im Internet-Café liegt bei rund 45 Cent, der Internet-Zugang über das Mobiltelefon bei 75 Cent für 24 Stunden und rund 100 - 150 MB.10 Vor allem auf dem Land gibt es zum Teil keine Elektrizität11, keinen Internetanschluss oder nur schlechte Verbindungen wie der Landkartenblog am 16.9.201412 verzeichnet. Darüber hinaus sind Computer und Hightech häufig nicht den äußeren und klimatischen Bedingungen angepasst (Stromausfälle, Staub, Hitze, heftige Regenfälle etc.).

Neben den schwierigen technischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen gibt es aber auch das Problem fehlender medienpädagogischer Aktivitäten in der schulischen und universitären Ausbildung. Viele Menschen verfügen über nur wenig Informationskompetenz. Hintergrund sind, wie oben skizziert, geringe Alphabetisierungsraten und mangelnde Ausbildung von Medien- und Recherchekompetenz in Schulen und Universitäten aufgrund mangelnder Ausstattung, fehlender IT und schlechtem technischem und inhaltlichem Wissen.13

Die Internetnutzung liegt in Afrika insgesamt bei 26,5 %14 und in der Elfenbeinküste im Jahr 2014 bei 22,5 %.15 Die UN verzeichnet für die Elfenbeinküste 2014 nur 14,6 %.16 Im Vergleich dazu liegt die Nutzung in Deutschland im Jahr 2015 bei 77,6 % der Gesamtbevölkerung.17

Durch das Internet stehen immer mehr Informationen in immer kürzerer Zeit immer mehr Menschen zur Verfügung. Der Digital Divide, die Kluft zwischen den Menschen, die Zugang zu schriftlich fixiertem Wissen und digital verfügbaren Informationen haben, und den Menschen, die nicht über die technische Infrastruktur, die finanziellen Mittel und die kulturellen Voraussetzungen verfügen, um Informationen abrufen und entschlüsseln zu können, ist zwischen Afrika und dem Rest der Welt am größten.18 Gleichzeitig existiert, vor allem in ländlichen Gebieten Afrikas, ein auf Mündlichkeit basiertes Informationssystem, eine zweite Welt, eine Parallelwelt nicht verschriftlichten Wissens, das eigenen Regeln folgt und zahlreiche eigene, sehr ausgeprägte Kunstformen kennt.19

Die zentrale Frage, die sich im Kontext der oben beschriebenen Punkte stellt, ist, warum sich in den vielen Jahrzehnten der Entwicklungshilfe und zahlreicher Projekte im Rahmen der Alphabetisierung und Vermittlung von Informationskompetenz die Schriftlichkeit in weiten Teilen Afrikas nicht besser durchgesetzt hat. Es ist festzustellen, dass die Analphabetenraten seit vielen Jahren gleich bleiben.20 Es stellt sich die Frage, ob die Schwierigkeiten der Verbreitung der Schriftlichkeit eventuell nicht nur technische und ökonomische sondern vielleicht auch kulturelle Gründe hat. Bis heute wird die Oralität auf der Grundlage der westlichen Kultur beurteilt. Dabei wird aus einem eurozentrischen Verständnis heraus die Literalität als Kulturstandard betrachtet, die oralen Kulturen werden mit ihr kontrastiert und an ihr gemessen.21

Im Verlauf der globalen und historischen kulturellen Entwicklung ist zu betrachten, dass immer wieder dominierende Kulturen entstanden sind, die durch das Anlegen ihrer zivilisatorischen Maßstäbe andere Kulturen unterdrückt und abgewertet haben, was sich häufig in der Bewertung von Kunstformen, Denkweisen, der Sprache und Wissen geäußert hat.22 Die Oralkultur folgt jedoch eigenen Gesetzen und Regeln, kennt ganz eigene, höchst künstlerische Formen und Ausprägungen und ihr Charakter sowie ihre gesellschaftliche Bedeutung lassen sich nicht von der Schriftkultur her beurteilen oder ermessen.23

Ong führt in der Bewertung von Oralität und Literalität aus:

„Zivilisierte” Menschen haben sich lange von „Primitiven” oder „Wilden” unterscheiden wollen und betonten dies nicht nur beim Plaudern oder auf Cocktailparties, sondern auch in gelehrten historischen Werken und in anthropologischen Studien. [...] Die Ausdrücke „primitiv” und „wild”, von „nieder” ganz zu schweigen, sind abwertend. [...] Sie entsprechen dem Ausdruck „nichtliteralisiert”: Sie setzten einen früheren Stand der Dinge als negativ, indem sie einen Fehlbestand, ein Defizit registrieren.24

Die Frage, die sich im Kontext der ungleichen Bewertung der Schriftlichkeit und der Mündlichkeit stellt, ist, ob die Probleme hoher Analphabetenraten eventuell auf dem Zustand beruhen, dass die beiden kulturellen und informationellen Systeme der Mündlichkeit und der Schriftlichkeit koexistieren, aber nicht miteinander verbunden sind. In vielen afrikanischen Staaten, bestehen eine traditionelle und eine moderne Gesellschaft nebeneinander. Beiden Gesellschaften sind, wie oben ausgeführt, Wertigkeiten zugeordnet und ihre parallele und unverbundene Existenz bereitet häufig Probleme. Der aus dem Benin stammende Journalist Marcus Boni Teiga schreibt dazu:

En Afrique, l’État moderne postcolonial est apparemment victime de la juxtaposition du fonctionnement des systèmes modernes et traditionnels. En théorie et en apparence, l’État africain fonctionne sur les principes d’un État moderne, mais en pratique, c’est à la manière de la société traditionnelle. Ce qui en fait un État hybride et dangereux. Il importe peut-être de trouver les moyens d’un savant mélange ou d’une bonne osmose pour éviter les éternels couacs qui engendrent des crises profondes et entravent le développement de ces pays.25

2. Forschungsfeld, Methodik und Feldversuch

Von der Oralität stark geprägte Gesellschaften finden sich heute noch in ländlichen oder schwer zugänglichen Gegenden in Afrika, Lateinamerika und Asien. Für das Forschungsprojekt wurde eine von der Oralität stark geprägte Gegend gesucht, die von der Schriftlichkeit weit entfernt war und zu der, aus organisatorischen Gründen, gute Kontakte bestanden. Dieses Umfeld wurde in der Kleinstadt Prikro in der Elfenbeinküste gefunden. Die Projektleiterin lebte im Rahmen ihrer Tätigkeit für das Goethe-Institut drei Jahre in der Elfenbeinküste, der Projektmitarbeiter stammt aus Prikro. In Bezug auf die Forschungsmethoden wurde auf der Basis der Entscheidung für einen relativistischen Ansatz der Forschungsarbeit ein Mix aus qualitativen und quantitativen Methoden gewählt.

2.1. Das Forschungsfeld und der Feldversuch

Die Kleinstadt Prikro (circa 33.000 Einwohner) liegt rund 300 km von Abidjan entfernt im Landesinneren in der Provinz Iffoue. Prikro ist sehr ländlich geprägt und ist ein Konglomerat aus rund 80 größeren und kleineren Dörfern. Die Kleinstadt ist stark von der Mündlichkeit geprägt, es gibt in den Dörfern einen bzw. mehrere Griots (ein Erzähler und Informationsvermittler in der Welt der Mündlichkeit), und in der ganzen Stadt bisher keine öffentliche Bibliothek. Eine kleine Bibliothek ist in der katholischen Pfarrgemeinde vorhanden.

In Prikro wird die traditionelle Gesellschaft durch einen König repräsentiert, der von einer Gruppe weiser und magischer Frauen bestimmt wird, Prikro ist ein Matriarchat. Die traditionelle Gesellschaft manifestiert sich auch in den Strukturen vieler (Groß-)Familien, die durch Polygamie und das Recht des Älteren geprägt sind. Diese traditionelle Gesellschaft ist stark oral geprägt.

Der modernen Gesellschaft stehen in Prikro der „Sous-Préfet” und der Bürgermeister vor. Beide repräsentieren den Staat. Der Sous-Préfet untersteht dem Préfet und ist für einen Bezirk bzw. Landkreis verantwortlich. Verwaltungsmäßig liegt der Bezirk zwischen dem „Departement” und dem Dorf, das der Bürgermeister repräsentiert.26

Der moderne Staat wird für Kinder und Jugendliche vor allem durch die Schule repräsentiert und ist schriftlich geprägt. Es gibt in Prikro zwei Gymnasien und fünf Grundschulen. Das „Lycée Moderne de Prikro” ist ein öffentliches Gymnasium. Das zweite Gymnasium, die ISMA, das „Institut Secondaire Mamie Adiata”, ist eine halbprivate Schule, die zweierlei Arten von Schülerinnen und Schülern beherbergt: Die ISMA nimmt als Privatschule solche auf, die bereits zweimal durch eine Klasse gefallen sind und ihr Abitur deswegen nicht mehr am öffentlichen Gymnasium ablegen können. Die zweite Gruppe sind Kinder aus dem Lycée Moderne, das als öffentliche Schule zu überlaufen ist und zu wenig Räume hat und deswegen Schülerinnen und Schüler bis zur Niveaustufe 3ième an der ISMA unterbringt.

Der Feldversuch im Rahmen des Projektes bestand in der Erforschung der formulierten Forschungsfragen, der Einrichtung von zwei Schulbibliotheken an den beiden Gymnasien Prikros und der Durchführung von Bibliotheksunterricht. Die Konzeptionen der beiden Bibliotheken und der Unterrichtsmodelle wurden auf der Basis der Ergebnisse der ersten Forschungsphase erstellt. In der einen Bibliothek wurden „klassische” Bibliotheksarbeit und Leseförderung eingesetzt, vor allem auf Bücher gestützt. In der anderen Bibliothek wurden zusätzlich digitale Inhalte eingesetzt. Bilder, Videos und Musik sollten eine Brückenfunktion zwischen der Welt der Mündlichkeit und der Schriftlichkeit einnehmen. In diesem Kontext kamen vor allem mobile Endgeräte wie Tablets zum Einsatz. In beiden Bibliotheken wurden die Leseförderaktivitäten mit der Oralität verknüpft.

Eines der Ergebnisse aus den Expertenbefragungen in Bezug auf die Beziehung von Bibliotheken zur Mündlichkeit und Schriftlichkeit war, dass der Inhalt der Bibliotheken „sprechen” muss („Il faut que le contenu parle”), um angenommen zu werden. Wichtig war dem Projektteam, auf dieser Grundlage eine intensive Veranstaltungsarbeit zu konzipieren, die die Inhalte der in den Schulbibliotheken vorhandenen Medien zum Leben erweckt. Das in den Medien Enthaltene wurde durch das Projektteam animiert, um zu den Schülerinnen und Schülern zu sprechen. Um möglichst attraktiv zu sein, mussten die Schulbibliotheken regelmäßig bespielt werden und wurden möglichst intensiv in den Unterricht und in die Stundenpläne einbezogen.

Nachdem die Forschungshypothese davon ausging, dass bessere Ergebnisse in der Leseförderung erzielt werden können, wenn eine Brücke zwischen den eigenen kulturellen Wurzeln, der Mündlichkeit, und dem zu erlernenden System der Schriftlichkeit geschlagen wird, verfolgten die vom Projektteam entworfenen Unterrichtsmodelle den Ansatz, die eigene kulturelle Identität der Jugendlichen zu stärken. Es wurden solche Themen gewählt, in denen sich die Schülerinnen und Schüler mit ihren täglichen Realitäten in Prikro wiederfanden. Diese waren zum Beispiel die Auseinandersetzung mit der Kultur des Dorfes, der eigenen Ethnie, des Landes und seiner ethnischen und kulturellen Vielfalt und derer Afrikas als Kontinent.

Die vom Projektteam entworfenen kreativen Elemente der Unterrichtsmodelle (Zeichnen, Geschichten erfinden, Erzählen, Fadenspiele, Übersetzen...) dienten dazu, die Ausdrucksfähigkeit der Schülerinnen und Schüler zu fördern und zu stärken und der lokalen Kultur und Sprache Wertschätzung entgegen zu bringen. Dinge, die im Unterricht sonst keinen Platz finden.

Die digitalen Elemente erfüllten am Lycée Moderne den Zweck, Wissen im Bereich der Informationsrecherche zu vermitteln, den Bestand der Schulbibliothek um digitale Informationen zu erweitern und durch die Verbindung von Bild, Text und Ton eine Verbindung zur Mündlichkeit herzustellen, um die Jugendlichen in ihrer Kultur abzuholen und ihnen eine neue Welt zu erschließen, die sie in der Schulbibliothek nutzen können.

Insgesamt wurden 19 Unterrichtsmodelle für verschiedene Altersstufen erstellt. Die Unterrichtsmodelle beinhalteten folgende Elemente:

2.2. Forschungsphasen: Fragen und Methodik

Die Forschungshypothese für das gesamte Projekt wurde wie folgt formuliert:

In der Auseinandersetzung mit verschiedenen Ansätzen der Wissenschaftstheorie innerhalb der Fächer der Philosophie und der Ethnologie folgte die Forschungsarbeit der relativistischen Erkenntnistheorie. Die Einordnung in die relativistische bzw. relationistische Erkenntnistheorie basiert auf der Überzeugung Walter J. Ongs, dass große Veränderungen im Verhältnis zwischen Oralität und Literalität komplex, miteinander verknüpft und relativ sind:

The works do not maintain that the evolution from primary orality through writing and print to an electronic culture, which produces secondary orality, causes or explains everything in human culture and consciousness. Rather, the thesis is relationist: major developments, and very likely even all major developments, in culture and consciousness are related, often in unexpected intimacy, to the evolution of the word from primary orality to its present state. But the relationships are varied and complex, with cause and effect often difficult to distinguish.28

Eine Verknüpfung unterschiedlicher methodischer Vorgehensweisen erschien bei der Analyse der formulierten Forschungsfragen sinnvoll: ein Mix aus quantitativer, standardisierter Erhebung und qualitativer, interpretatorischer Verfahren.29

2.2.1. Erste Forschungsphase

Die erste Forschungsphase in der Elfenbeinküste hatte das Ziel, die Forschungshypothese zu überprüfen. Für diese erste Forschungsphase wurden drei Forschungsfragen formuliert:

Zur Beantwortung der ersten Forschungsfrage „Kann Leseförderung in der Elfenbeinküste zu besseren Ergebnissen führen, wenn die Informationssysteme Schriftlichkeit und Mündlichkeit gleichberechtigt betrachtet werden?” wurden sechs Experteninterviews durchgeführt. Ziel der Experteninterviews war es, zu überprüfen, ob in den Augen der Expertinnen und Experten die aufgestellte Forschungshypothese Sinn macht, begründet ist oder eventuell abgeändert werden muss.30

Die auf Französisch und der ivorischen Lokalsprache Anôh vorliegenden Interviews wurden transkribiert. Sie wurden durch das Verfahren der Globalanalyse nach Heiner Legewie ausgewertet.31 Die Befragten sind in Abidjan und Prikro Spezialistinnen und Spezialisten aus den Bereichen der Oralität, afrikanischer Lokalsprachen, des ivorischen Bibliothekswesens und der Leseförderung.

Zwei der formulierten Forschungsfragen wurden mit quantitativen Methoden bearbeitet.32 Dazu wurde vom Projektteam eine empirische Untersuchung als Methode ausgewählt. Zu Beginn des Projektes sollte die Mediennutzung der Jugendlichen und die Geräteausstattung der Familien im Forschungsfeld untersucht werden. Die zu untersuchende Fragestellung für die quantitative Befragung des Forschungsprojektes wurde folgendermaßen formuliert: „Wie ist die Geräte- und Medienausstattung in den Familien in Prikro und wie ist das Mediennutzungsverhalten der Jugendlichen zu Beginn des Projekts?”

Das Ziel der ersten Untersuchung war die Beschreibung des Status Quo der Geräteausstattung in den Familien und der Mediennutzung der Jugendlichen zu Beginn des Projektes, um im Projektverlauf Veränderungen messen zu können vor allem in Bezug auf die Häufigkeit und den Spaß am Lesen. Zur Untersuchung der Fragestellung wurde ein quantitativer Fragebogen mit Fragen zu zehn unterschiedlichen Medien und deren Nutzungsformen erstellt. An den beiden Gymnasien in Prikro wurden in der ersten Forschungsphase in quantitativen Befragungen 98 Kinder und Jugendliche interviewt. Die Kinder stammten aus allen am Gymnasium vertretenen Altersstufen, 7 pro Niveaustufe und aus verschiedenen Klassen, um eine möglichst große Breite zu erzielen. Die Jugendlichen wurden vom Projektteam, also durch eine Deutsche und einen Ivorer, einzeln und von den anderen Kindern getrennt befragt. Die Ergebnisse dieser quantitativen Befragungen wurden ausgewertet und dienten als Basis für die zweite Forschungsphase, für die Konzipierung und Durchführung der Unterrichtsmodelle, die Erstellung der Bibliothekskonzepte und die Eröffnung der beiden Schulbibliotheken. Die Befragungen wurden in der zweiten Forschungsphase mit demselben Fragebogen wiederholt, mit dem Ziel, Unterschiede im Mediennutzungsverhalten der Jugendlichen nach der Durchführung der Unterrichtsmodelle zu messen. Die Durchführung der Befragung erfolgte allerdings hier mit dem Unterschied, dass die Jugendlichen dieses Mal die Fragebögen selber ausfüllten. Dieses Vorgehen war mit der Hoffnung verbunden, einer eventuellen sozialen Erwünschtheit mancher Antworten entgegenwirken zu können.

Für die Wahl der qualitativen Bildinterpretation und der dokumentarischen Methode gab es verschiedene Gründe, die unmittelbar mit dem gewählten Forschungsthema zusammenhängen.

Die dokumentarische Methode basiert auf der Habitustheorie von Pierre Bourdieu. Sie geht darüber hinaus auf Karl Mannheim zurück und wurde von Ralf Bohnsack weiterentwickelt.33 Innerhalb der dokumentarischen Methode wird das Bild als „ein von der Sprache zu unterscheidendes ‚eigensinniges’ Medium der Sinnkonstitution” verstanden.34 Die Grundannahme der dokumentarischen Methode ist, dass der Sinn einer Handlung keine individuelle, sondern eine soziale und oft eine kollektive Angelegenheit ist. Das bedeutet, dass in einem Handeln mehr zum Ausdruck kommt als eine ganz persönliche Absicht, und dass Menschen nicht nur als Persönlichkeit, sondern „gleichzeitig als Frau oder Mann, als Angehörige einer sozialen Schicht, Bewohner eines Landes, Kind bestimmter Eltern mit bestimmten kulturellen und biographischen Erfahrung u.a.m. agieren”.35 Das heißt, dass sich sozialer Sinn sozusagen oft durch uns hindurch verwirklicht.36

In Bezug auf die formulierte Forschungsfrage „Wie ist das Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen im Forschungsfeld?” sollten durch die rekonstruktive Bildinterpretation folgende Teilaspekte untersucht werden:

Das verwendete visuelle Material wurde in Form digitaler Fotos während der ersten beiden Forschungsphasen extra zum Zwecke der Forschung erstellt. In der ersten Forschungsphase wurden 12 Jugendliche von den beiden in Prikro vorhandenen Gymnasien beauftragt, je drei Fotos ihrer liebsten Freizeitbeschäftigungen zu machen und diesen die Plätze 1 bis 3 zuzuweisen. Während der zweiten Forschungsphase wurde nach der Durchführung der Unterrichtsmodelle das Verfahren mit nochmals 12 Jugendlichen wiederholt. Die Ergebnisse der Auswertung der Bilder der ersten Forschungsphase sind in die Konzeption und Durchführung der Unterrichtsmodelle und die Erstellung der Konzepte für die beiden Schulbibliotheken eingeflossen.

2.2.2. Zweite Forschungsphase

Die zweite Forschungsphase diente der Durchführung von schulbibliothekarischen Unterrichtsmodellen und der Eröffnung der beiden Schulbibliotheken.

Die Forschungsfragen der zweiten Forschungsphase lauteten:

Die zweite quantitative Befragung galt der Untersuchung der Zufriedenheit der Jugendlichen mit den Unterrichtsmodellen. Nach der Durchführung der Unterrichtsmodelle hat das Projektteam die Jugendlichen zu ihrer Meinung in Bezug auf die Programme befragt. Dies geschah durch quantitative Fragebögen, die von den Jugendlichen selber ausgefüllt wurden. Am Lycée Moderne wurden 49 Schülerinnen und Schüler befragt, an der ISMA waren es 46. Der für die Befragung verwendete Fragebogen bestand an der ISMA aus sieben Fragen mit vorgegebenen Antwortkategorien und zwei offenen Fragen. Der Fragebogen am Lycée Moderne war der gleiche, beinhaltete jedoch eine Frage mehr, in der die Zufriedenheit im Umgang mit dem Tablet abgefragt wurde, ein Element der Unterrichtsmodelle, das nur am Lycée Moderne zum Einsatz kam.

Nach der Durchführung der Unterrichtsmodelle wurde eine zweite Erhebung und Interpretation von Bildern durchgeführt, um zu untersuchen, ob sich das Freizeitverhalten der Schülerinnen und Schüler nach der Durchführung der Unterrichtsmodelle und der Eröffnung der Schulbibliotheken verändert hat.

2.2.3. Dritte Forschungsphase

Nachdem die Schulbibliotheken unter der Leitung der Schülerinnen und Schüler 2 Monate geöffnet waren, wurde während der dritten Forschungsphase eine weitere Forschungsfrage bearbeitet:

Was finden die Jugendlichen an N’gowa, dem Geschichten erzählen, so attraktiv und anziehend? Welche der von den Schülerinnen und Schülern genannten Aspekte können für die Arbeit in der Schulbibliothek und im Rahmen der Leseförderung genutzt werden?

Eines der Resultate der quantitativen Befragung zum Mediennutzungsverhalten der Jugendlichen in der ersten Forschungsphase war, dass N’gowa, das Geschichten erzählen, in den Familien sehr lebendig ist. 51 % der Jugendlichen gaben an, dass sie schon einmal oder noch immer Geschichten erzählt bekommen. Das Storytelling erfreut sich darüber hinaus großer Beliebtheit: 96 % der befragten Jugendlichen sagten, dass sie gerne oder sehr gerne Geschichten erzählt bekommen oder erzählt bekommen würden.

Um herauszufinden, was für die Jugendlichen an N’gowa, am Storytelling, so attraktiv ist, hat das Projektteam für die dritte Forschungsphase die Form des Leitfadeninterviews gewählt.

Die Leitfadeninterviews wurden in der dritten Forschungsphase durchgeführt und es wurden insgesamt elf Jugendliche, 6 vom Lycée Moderne und 5 von der ISMA, zu ihrer Kindheit und ihren Erfahrungen mit N’gowa befragt. Anhand der Leitfragen sollte auf der Basis von Erinnerungen herausgefunden werden, was den Jugendlichen an N’gowa so gut gefällt und was das Schöne und Attraktive an der Erzählsituation ist. Die Frage, die sich dem Projektteam im Anschluss an die Ergebnisse stellte, war, ob sich die von den Jugendlichen genannten Elemente in der schulbibliothekarischen Arbeit berücksichtigen und anwenden lassen würden.

3. Ergebnisse

Die Ergebnisse der quantitativen und qualitativen Befragungen und der dokumentarischen Bildinterpretation zeigten, dass die Kinder und Jugendlichen in Prikro gleichzeitig in einer Welt der Oralität und Literalität leben, und dass beide Welten ständig aufeinandertreffen. Der moderne Staat wird für die Schülerinnen und Schüler vor allem durch die Schule repräsentiert und ist schriftlich geprägt. Die traditionelle Gesellschaft wird vor allem in der Familie oder den traditionellen Dorfstrukturen gelebt und ist mündlich beeinflusst. Kinder und Jugendliche leben in beiden Welten, Mündlichkeit und Schriftlichkeit stehen aber auch oft unverbunden nebeneinander, vor allem was den totalen Ausschluss der traditionellen und oralen Gesellschaft aus der Schule anbelangt.

Für Pierre Bourdieu spielt in Bezug auf gesellschaftliche Parallelexistenzen aufgrund kolonialer und postkolonialer Strukturen und in Bezug auf die Ursachen gesellschaftlicher Probleme die Schule eine besondere Rolle:

Zu diesen Ursachen ist die Rolle der Schule hinzuzuzählen, die ihre Absolventen verbittert und die Lage der anderen verschlimmert; die das Gleichgewicht in den Familien stört, da die Frau meist Analphabetin bleibt; die Generationenkonflikte und den Bankrott der herkömmlichen Unterweisungen mit sich bringt, auf denen die althergebrachten psychologischen und sozialen Strukturen beruhen.37

Merkel führt zu diesem Dilemma, das sich in Prikro in den unterschiedlichen Erhebungen, die durchgeführt wurden, sehr gut beobachten ließ, aus:

Die Kinder besuchen eine Schule, in der Werte und Einstellungen nicht über das Erzählen, sondern über Anweisungen und den Umgang mit Texten vermittelt werden. Erzählen bleibt allerdings auch unter diesen Umständen für Kinder eine höchst attraktive und sinnvolle Beschäftigung […].38

3.1. Oralität und Literalität im Leben der Jugendlichen

Ziel der Experteninterviews war es, herauszufinden, ob die Forschungshypothese Sinn macht oder eventuell abgeändert werden muss. Die Grundannahmen des Projektteams wurden bestätigt und die Forschungshypothese wurde beibehalten. Darüber hinaus flossen viele von den Expertinnen und Experten genannte Aspekte in die Entwicklung der Unterrichtsmodelle und die Konzepte für die Schulbibliotheken ein. Genannt seien

3.2. Außerschulische Aktivitäten der Jugendlichen in Prikro

Im Rahmen der Erforschung der außerschulischen Aktivitäten der Jugendlichen in Prikro haben sich auf der Basis der ausgewerteten Daten und vorgenommenen Interpretationen ganz verschiedene Erkenntnisse und zum Teil Überraschungen herauskristallisiert.

Die von den Jugendlichen am häufigsten unter die drei beliebtesten Freizeitaktivitäten gewählten Tätigkeiten stehen in einem Arbeitskontext. Insgesamt 16 von 72 Fotos zeigen arbeitende Jugendliche. Das entspricht 22 % aller Bilder. Was in erster Linie erstaunt hat, war, wie stark die Freizeit der Jugendlichen durch Arbeit geprägt ist. Dabei verwundert aus europäischer Sicht, dass kommerzielle Tätigkeiten oder Arbeit im häuslichen Kontext als bevorzugte Freizeitaktivitäten abgebildet werden. Als Gründe für diese Wahl kommen verschiedene Faktoren in Frage:

Den Bildern, die kommerzielle oder berufsbildende Tätigkeiten zeigen und auf denen Personen abgebildet sind, wohnt allen ein gewisser Stolz inne, der von den Jugendlichen durch ihre Haltung und ihren direkten Blick in die Kamera vermittelt wird. Die Jugendlichen scheinen sich bei den kommerziellen oder berufsbildenden Tätigkeiten als vollwertige Personen zu fühlen, die zum Einkommen der Familie beitragen und deswegen ernst genommen werden müssen. Sie zeigen durch die Fotos ihren Eltern, dass sie gute Kinder, pflichtbewusste Kinder sind. Sie sind durch ihre Arbeit Mitglieder der Gesellschaft, die fähig sind, in dieser Gesellschaft etwas zu bewegen und einen Beitrag zu leisten. Sie werden durch ihre Arbeit den an sie gestellten Anforderungen und Erwartungen gerecht und sind stolz darauf, diesen Erwartungen zu genügen. Bei den häuslichen Tätigkeiten scheint dies weniger der Fall zu sein. Auch diese Tätigkeiten scheinen gerne ausgeführt zu werden oder dienen dazu zu zeigen, den Erwartungen der Eltern zu entsprechen, sonst wären sie nicht abgebildet worden, allerdings scheinen diese Aufgaben nicht mit dem gleichen Stolz wie bei den anderen Arbeiten in einem kommerziellen oder berufsbildenden Kontext verbunden zu sein. Sie scheinen eher in einem alltäglichen Zusammenhang gesehen zu werden.

Die am zweithäufigsten abgebildete außerschulische Aktivität ist das Lesen. Insgesamt sind auf 14 der 72 Fotos lesende Jugendliche oder Bücher abgebildet. Das entspricht insgesamt rund 19 % aller Bilder. Die Tatsache, dass das Lesen auf dem zweiten Platz der beliebtesten Freizeitaktivitäten rangiert, überrascht, wie schon bei der Arbeit, ebenfalls. In einer stark von Oralität geprägten Gesellschaft wurde dieses Ergebnis vom Projektteam nicht erwartet. Mögliche Gründe für die Wahl des Lesens als beliebte Freizeitaktivität durch die Schüler können folgende sein:

Ein weiterer auffallender Aspekt bei der Betrachtung der Bilder mit Bezug zum Lesen ist, dass die Lektüre nicht in einem Kontext des Vergnügens, sondern des Lernens abgebildet ist. Dies kann mit den bereits oben genannten Gründen in Verbindung stehen, kann aber schlicht und ergreifend auch mit der Tatsache zusammenhängen, dass der Zugang zu unterhaltender Literatur aufgrund des Fehlens einer öffentlich zugänglichen Bibliothek oder Buchhandlung einfach nicht gegeben ist. Die Jugendlichen würden zwar gerne zu ihrer Unterhaltung lesen, haben aber schlichtweg keine unterhaltende Literatur, die sie hätten abbilden können.

Sehr aufschlussreich war bei der Auswertung der Fotos auch ein geschlechtsspezifischer Vergleich. Die Freizeit der Mädchen ist stärker von der Arbeit geprägt als die der Jungen. 10 von insgesamt 30 Bildern entfallen bei den Mädchen auf häusliche oder kommerzielle Tätigkeiten, bei den Jungen sind es 6 von 42. Mädchen sind umfangreicher in häusliche Pflichten eingebunden, müssen mehr zum täglichen Einkommen der Familien beitragen oder kümmern sich mehr als die Jungen um ein zweites Standbein neben der Schule in einem berufsbildenden Kontext. Im Vergleich mit den Fotos der Mädchen scheinen die Jungen bildungsorientierter zu sein. Bei ihnen entfallen 11 von 42 Bildern auf das Lesen (26 %), während es bei den Mädchen nur 3 von 30 sind (10 %). Die Jungen nehmen die Rolle als zukünftige Ernährer der Familie ernst, sorgen sich um ihre Bildung, um soziales Fortkommen, um gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt und eine bessere Zukunft, während die Mädchen sich um das ganz praktische und tägliche Leben und Überleben der Familien kümmern. Insgesamt scheint die Hoffnung der Eltern in Bezug auf die Verbesserung der Lebenssituation der ganzen Familie auf den Jungen zu liegen. Mädchen werden weniger gefördert und können in vielen Fällen die Schule nicht beenden aufgrund unerwünschter Schwangerschaften oder mangelnder Leistungen. Sind in den unteren Klassen des Gymnasiums die Anteile an Mädchen und Jungen noch ausgeglichen, so verschieben sich diese Anteile kontinuierlich bis zum Abitur. In den Abiturklassen ist das Verhältnis Mädchen zu Jungen ungefähr ein Drittel zu zwei Drittel.39

3.3. Mediennutzung der Jugendlichen in Prikro und Geräteausstattung der Familien

Auch die Erforschung der Mediennutzungsgewohnheiten der Jugendlichen und die Geräteausstattung der Familien hat sehr gewinnbringende Aufschlüsse über die Freizeitgestaltung der Schülerinnen und Schüler erbracht. Es werden im Folgenden die durchschnittlichen Werte aus der ersten und zweiten Befragung dargestellt.

Das am häufigsten genutzte und beliebteste Medium der Jugendlichen ist das Handy. Mit einer Nutzung von durchschnittlich 96 % in der ersten und zweiten Befragung, einer Beliebtheit von 95 % und einer Nutzung von 98 % nimmt das Handy den absoluten Spitzenplatz bei der Mediennutzung durch die Jugendlichen ein. Es ist damit unter den befragten Schülerinnen und Schülern in Prikro das unangefochtene Leitmedium, zu dem die meisten Jugendlichen Zugang haben.

Mit insgesamt 96,5 % ist die Fernsehnutzung in Prikro im Vergleich zur Nutzung der anderen Medien sehr hoch und das Fernsehen scheint das ehemalige afrikanische Leitmedium, das Radio, abgelöst zu haben. Mit rund 97 % der Jugendlichen, die bei den Befragungen angegeben haben, dass ihnen Fernsehen viel Spaß oder sehr viel Spaß macht, belegt das Fernsehen neben der Nutzung auch in der Beliebtheit einen Spitzenplatz. Fast 84 % der Haushalte verfügten über ein oder mehrere Fernsehgeräte.

In Fragen des Computers gab es einen eklatanten Unterschied zwischen der tatsächlichen Nutzung und der Beliebtheit bzw. dem Wunsch der Nutzung. Mit rund 31 % gab nur knapp ein Drittel der Jugendlichen der beiden Befragungen an, einen Computer zu nutzen. Auf die Frage, ob sie gerne einen Computer nutzen oder nutzen würden, antworteten jedoch rund 94 %, dass ihnen dies Spaß oder viel Spaß macht oder machen würde. Hier scheint es einen großen Willen, aber nur einen eingeschränkten Zugang zur Computernutzung zu geben. Nur knapp 35 % der Jugendlichen leben in einem Haushalt mit einem Computer oder Laptop.

Auch die Internetnutzung erfreut sich bei 92 % der Jugendlichen, denen das Internet Spaß oder großen Spaß macht oder machen würde, großer Beliebtheit. Wie schon beim Computer fällt auch beim Internet auf, dass es einen Unterschied zwischen tatsächlicher Nutzung und gewünschtem Spaß gibt, was sicherlich mit eingeschränkten Möglichkeiten des Zugangs zum Internet zusammenhängt. Vergleicht man die Computernutzung von 31 % mit der Internetnutzung von 57 % so fällt auf, dass die Verbindung mit dem Internet häufig nicht über den Computer, sondern über das Handy oder andere mobile Endgeräte zu erfolgen scheint.

Eine geringe Verbreitung haben in Prikro Tablets. Nur 17,5 % der Schülerinnen und Schüler gaben an, ein Tablet zu nutzen. Allerdings erfreut sich das Tablet sehr großer Beliebtheit: 94 % der Jugendlichen geben an, dass ihnen die Nutzung eines Tablets Spaß oder großen Spaß macht oder Spaß machen würde, wenn sie die Gelegenheit zur Nutzung hätten. Auch hier gibt es wieder die schon beim Computer und der Internetnutzung festgestellte Diskrepanz zwischen der tatsächlichen Nutzung und der Beliebtheit des Mediums, was sicherlich wieder am stark eingeschränkten Zugang der Jugendlichen zum Medium liegt. Nur 2,5 % der Haushalte, in denen die befragten Jugendlichen leben, verfügten über ein Tablet.

Überraschend war bei der Auswertung der Ergebnisse, dass die Tradition des Geschichtenerzählens in den Familien lebendiger ist als das Projektteam vor der Befragung angenommen hatte. 55,5 % aller Jugendlichen gaben bei den Befragungen an, Geschichten erzählt zu bekommen. Das Storytelling erfreut sich großer Beliebtheit: 93 % der Jugendlichen gaben an, dass sie gerne oder sehr gerne Geschichten erzählt bekommen oder erzählt bekommen würden.

Auch die Beliebtheit des Lesens hat das Projektteam während der Befragungen überrascht. Rund 73 % der Jugendlichen gaben an, Bücher zu nutzen. 97,5 % der Schüler/innen gaben an, gerne oder sehr gerne zu lesen oder würden dies gerne tun. Somit nimmt auch das Lesen wie die Internet-, Computer- und Handy-Nutzung einen Spitzenplatz ein.

Anhand der Befragung in der ersten Forschungsphase konnte zu Beginn des Projektes der Status quo der Mediennutzung durch die Schülerinnen und Schüler und der Geräteausstattung in deren Familien festgestellt werden. Beides lieferte wichtige Daten und Erkenntnisse für die in der zweiten Forschungsphase erfolgte zielgruppengerechte Einrichtung der beiden Schulbibliotheken und der Konzeptionierung der Unterrichtsmodelle.

Was nicht gelungen ist, war, durch die zweite Befragung valide Aussagen über den Erfolg der Unterrichtsmodelle machen zu können. Die Abweichungen der Ergebnisse der Interviews der zweiten Forschungsphase von der ersten Forschungsphase sind aus folgenden Gründen nicht aussagekräftig:

3.4. N’gowa im Leben der Jugendlichen in Prikro

Die bei der quantitativen Befragung während der ersten Forschungsphase festgestellte, in den Familien noch immer sehr lebendige Tradition des N’gowa, des Storytelling, und vor allem die sehr hohen Zustimmungswerte der Jugendlichen zum Geschichten erzählen haben, wie oben bereits beschrieben, das Projektteam überrascht. Aus dieser Überraschung war der Wunsch entstanden, von den Jugendlichen mehr darüber zu erfahren, was das Schöne, Angenehme und Interessante an N’gowa ist, und die gewonnenen Ergebnisse und Einsichten eventuell für die schulbibliothekarische Arbeit zu nutzen.

Was in allen Interviews sehr intensiv zum Ausdruck kam, war das Fühlen und Erleben von Gemeinsamkeit während N’gowa. Dieses Gemeinsamkeitsgefühl bezieht sich zum einen auf die anderen in der Zuhörerschaft, oft die Familie, betrifft aber auch die Hinwendung und Konzentration der Erwachsenen auf die Kinder und Jugendlichen im Publikum. Eine Hinwendung, die während des Alltags, der für viele Kinder und Jugendliche sehr von Schule und Arbeit geprägt ist, selten und ein rares Gut ist. Essentiell erschien dabei, dass die Kinder und Jugendlichen sich in der Erzählsituation als Individuen wahrgenommen fühlen. Dies sind wichtige Aspekte, die in den Unterrichtsmodellen bereits umgesetzt wurden, die sich aber in der schulbibliothekarischen Arbeit sicher noch verstärken ließen. In Bezug auf den Aspekt der Erziehung durch Geschichten und das Bewusstsein der Jugendlichen, den Auftrag zu haben, die Geschichten weiterzutragen und -zugeben, sollten die Schülerinnen und Schüler in der schulbibliothekarischen Arbeit gefördert und ermuntert werden, selber Geschichten zu erzählen und dies vor allem in der Muttersprache zu tun.

Aus der Darstellung der Inhalte und der Aufführungspraxis lässt sich für die schulbibliothekarische Praxis ableiten, dass die Integration von Musik und Mitmachelementen wie Rätseln und Spielen in die erzählten oder vorgelesenen Geschichten im Rahmen der Unterrichtsmodelle oder schulbibliothekarischen Arbeit sehr wichtig ist, um die Inhalte lebendig zu gestalten.

4. Fazit

Das Forschungsprojekt hat in explorativer Weise wichtige Grundlagendaten zu den Themen Mündlichkeit, Schriftlichkeit und Leseförderung erzielt. Durch qualitative und quantitative Erhebungsverfahren konnten Angaben und Zahlen zur Mediennutzung der Jugendlichen in Prikro, zur Geräteausstattung in den Familien, zu außerschulischen Aktivitäten, zur Zufriedenheit mit den Unterrichtsmodellen und zur Bedeutung von N’gowa, dem Geschichten erzählen, im Leben der Schülerinnen und Schüler gewonnen werden.

Auf der Basis dieser Daten wurden in Form der Unterrichtsmodelle und der Konzepte der beiden Schulbibliotheken neue Ansätze in der Leseförderung, der Medienpädagogik und der Vermittlung von Informations- und Recherchekompetenz in der Côte d’Ivoire entwickelt, die die Informationssysteme der Mündlichkeit und der Schriftlichkeit verbinden und eine Brücke zwischen beiden Informationssystemen bauen.

Die Ergebnisse der Befragung der Jugendlichen zur Zufriedenheit mit den Unterrichtsmodellen bestätigen die Forschungshypothese in den beiden Punkten, dass Leseförderung zu besseren Ergebnissen führen kann, wenn die beiden Informationssysteme der Mündlichkeit und der Schriftlichkeit gleichberechtigt betrachtet werden und wenn die Förderung des Lesens und Schreibens an die kulturelle Basis der Schülerinnen und Schüler, an die Oralität, geknüpft wird. Den befragten Jugendlichen haben die Unterrichtsmodelle viel Spaß gemacht und die Zustimmungswerte waren hoch. Darüber hinaus haben an beiden Schulen sehr viele Jugendliche, die nicht zu den ausgewählten Schülerinnen und Schülern für die Befragungen und den Bibliotheksunterricht zählten, während ihrer Hohlstunden freiwillig als Zuschauerinnen und Zuschauer an den Unterrichtsmodellen teilgenommen. Immer wieder wurde das Projektteam in den Pausen von Jugendlichen angesprochen mit der Frage, ob sie nicht auch am Projekt teilnehmen dürften. Darüber hinaus hat sich ein Teil der Schülerinnen und Schüler vollkommen freiwillig, aktiv und sehr engagiert in den Ferien an der Einrichtung der Schulbibliotheken beteiligt.

Die vom Projektteam auf der Basis der Experteninterviews, der Untersuchungen zur Mediennutzung, zur Geräteausstattung der Familien und der außerschulischen Aktivitäten der Jugendlichen getroffenen Entscheidungen bezüglich der Konzepte für die Unterrichtsmodelle und die Ausstattung und Funktionsweise der Schulbibliotheken waren richtig und gut.

Was sich im Rahmen der quantitativen Befragung zur Mediennutzung der Jugendlichen und der qualitativen Untersuchung der außerschulischen Aktivitäten der Schülerinnen und Schüler nicht messen ließ, war eine Änderung des Nutzungs- und Freizeitverhaltens nach der Durchführung der Unterrichtsmodelle und der Eröffnung der Schulbibliotheken. Dies ist aus der Sicht des Projektteams der zu kurzen Laufzeit des Projektes geschuldet und der Tatsache, dass die beiden Schulbibliotheken erst kurze Zeit eröffnet waren, als die zweite quantitative Befragung und eine weitere Durchführung der qualitativen Bildinterpretation durchgeführt wurden. Hier wäre mehr Zeit notwendig gewesen. Beide Untersuchungen ließen sich jedoch sicherlich in einem zweiten Schritt und mit der Fortführung des Projektes verwirklichen und wären sehr aufschlussreich.

Die Befragung der Jugendlichen zu Aspekten von N’gowa, dem Geschichten erzählen, hat sehr aufschlussreiche Ergebnisse geliefert, die im Grunde sofort in die schulbibliothekarische Praxis umgesetzt werden und hilfreich sein können, die benötigte Brücke zwischen der Mündlichkeit und der Schriftlichkeit zu schlagen. Was in allen Interviews mit den Jugendlichen sehr intensiv zum Ausdruck kam, war das Gefühl von Gemeinsamkeit, von Gemeinschaft, von Zusammensein. Sehr wichtig war den Schülerinnen und Schülern darüber hinaus, dass sie sich in der Erzählsituation als Individuen wahrgenommen fühlten und die Aufmerksamkeit der Erwachsenen genossen. Ein weiterer wichtiger Aspekt war, dass sich die Schülerinnen und Schüler ernst genommen fühlten, weil sie mit der Weitergabe des mündlichen Wissens beauftragt und ihnen das Vertrauen geschenkt wurde, diesem Auftrag gerecht werden zu können. Genau an dieser Stelle und in Umsetzung dieser Erkenntnis hat die schulbibliothekarische Arbeit innerhalb der Schule die Chance, eine Brücke zwischen der traditionellen und der modernen Gesellschaft, zwischen der Oralität und der Literalität zu schlagen, weil diese Aufmerksamkeit, dieser Respekt und dieses Vertrauen im normalen Unterricht keinerlei Rolle spielen.

In Bezug auf den Aspekt der Erziehung durch Geschichten und das Bewusstsein der Jugendlichen, den Auftrag zu haben, die Geschichten weitertragen und -geben zu sollen, ist das Fazit des Projektteams, dass in der schulbibliothekarischen Arbeit, die Jugendlichen gefördert und ermuntert werden sollten, selber Geschichten zu erzählen und dies vor allem in der Muttersprache, wie die befragten Spezialisten auch in den Experteninterviews betonten. Aus der Darstellung der Inhalte und der Aufführungspraxis lässt sich ableiten, dass die Integration von Musik und Mitmachelementen wie Rätseln und Spielen in die erzählten oder vorgelesenen Geschichten im Rahmen der schulbibliothekarischen Arbeit sehr wichtig ist, um die Inhalte lebendig zu gestalten. Die hohen Zustimmungswerte der Schülerinnen und Schüler haben bestätigt, dass dies funktioniert hat und gelungen ist.

Im Kontext der Unterrichtsmodelle wäre es in einem nächsten Schritt sicherlich sehr aufschlussreich, den Bibliotheksunterricht fortzuführen und über einen längeren Zeitraum zu beobachten, wie sich die Zufriedenheit der Schülerinnen und Schüler entwickelt, denn ein Teil der sehr hohen Zustimmung könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Bibliotheksunterricht neu war und damit eine große Abwechslung zum normalen Unterricht geboten hat. In einem Folgeprojekt könnte untersucht werden, wie sich die Zustimmung der Jugendlichen zum Bibliotheksunterricht bei zunehmender Gewöhnung und bei langer Laufzeit der Unterrichtsmodelle entwickelt und wie sich die im Unterricht gegebenen Inhalte auf Lesekapazität und Lesefreude auswirken. Zum dritten Punkt der Forschungshypothese, zur Frage der Brückenfunktion digitaler Inhalte, müsste aus der Sicht des Projektteams eine weitere, tiefer gehende Untersuchung durchgeführt werden. Wie die Befragung gezeigt hat, waren die Tablets am Lycée Moderne ein wichtiger Bestandteil der Unterrichtsmodelle, ihr Fehlen hat der Beliebtheit der Programme aber keinen Abbruch getan, wie an den Zahlen der ISMA abgelesen werden kann. Auch in diesem Punkt wären eine längere Laufzeit des Projektes und eine tiefer gehende Untersuchung in Bezug auf die Nutzung digitaler Inhalte in der Leseförderung Gewinn bringend. Hier müsste ein genauerer Blick auf die mögliche Brückenfunktion digitaler Inhalte zwischen der Welt der Mündlichkeit und der Schriftlichkeit geworfen und überprüft werden, ob es diese Brückenfunktion gibt und ob sie funktioniert.

Über die Diskussion und Verwertung der gewonnenen Daten in der Côte d’Ivoire und Westafrika hinaus ist auch an die Übertragung der Ergebnisse auf Deutschland gedacht: Vor allem Jugendlichen mit Migrations- oder Fluchthintergrund und sehr leseschwachen Jugendlichen soll geholfen werden, auf dem Arbeitsmarkt durch bessere Leseleistungen und damit bessere Bildung bessere Chancen zu bekommen.

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1 Stefanie Kastner, Oralität und Literalität: Optionen der Leseförderung in mündlich geprägten Gesellschaften, unveröffentlichte Masterarbeit (Stuttgart: Hochschule der Medien, 2017).

2 Wilhelm J. G. Möhlig und Hermann Jungraithmayr, Lexikon der afrikanistischen Erzählforschung (Köln: Köppe, 1998), 170-175.

3 Hester W. J. Meyer, „The Influence of Information Behaviour on Information Sharing Across Cultural Boundaries in Development Contexts,” Information Research 14, Nr. 1 (2009): paper 393, zuletzt geprüft am 24.6.2017, http://InformationR.net/ir/14-1/paper393.html.

4 „Anteil der Analphabeten an allen Erwachsenen (über 15-Jährige) von 2005 bis 2015 nach Weltregionen,” Statista, zuletzt geprüft am 24.6.2017, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1757/umfrage/analphabetenrate-nach-weltregionen/.

5 „Adult Literacy Rate (% Ages 15 and Older),“ in Human Development Reports, hrsg. United Nations Development Programme, zuletzt geprüft am 24.6.2017, http://hdr.undp.org/en/indicators/101406.

6 „Littérature enfantine et jeunesse,” NEI-CEDA éditions, zuletzt geprüft am 24.6.2017, http://www.nei-ceda.com/fr/5-litterature-enfantine-et-jeunesse.

7 „Basistabelle: Bruttonationaleinkommen je Einwohner, Atlas-Methode,“ Destatis, zuletzt geprüft am 24.6.2017, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/LaenderRegionen/Internationales/Thema/Tabellen/Basistabelle_BNE.html.

8 „Côte d’Ivoire,” in World Guide to Libraries 2015 (Berlin, Boston: de Gruyter, 2015).

9 „Basistabelle: Bruttonationaleinkommen je Einwohner”.

10 Mündliche Auskunft des Projektmitarbeiters Hippolyte Bondouho, der in Abidjan lebt, am 11.10.2016.

11 Uta Steinwehr, „Ambitioniertes Ziel: Bis 2030 soll ganz Afrika Strom haben,” Deutsche Welle am 23.11.2015, zuletzt geprüft am 14.09.2017, http://www.dw.com/de/ambitioniertes-ziel-bis-2030-soll-ganz-afrika-strom-haben/a-18869992.

12 „Animierte Weltkarte der Internetnutzung am Tag,“ Landkartenblog (Blog), 16.September 2014, zuletzt geprüft am 10.08.2017, http://landkartenindex.blogspot.com.br/2014/09/animierte-weltkarte-der-internetnutzung.html.

13 Jonathan Adams, Chrisopher King und Daniel Hook, „Global Research Report Africa,” zuletzt geändert April 2010, http://sciencewatch.com/sites/sw/files/sw-article/media/globalresearchreport-africa.pdf.

14 „Internet Users in the World by Regions: Africa,” Internet World Stats, zuletzt geändert am 19.06.2017, http://www.internetworldstats.com/africa.htm#ci .

15 Ebd.

16 „Internet Users,” UNData, zuletzt geändert am 12.10.2016, http://data.un.org/Data.aspx?d=WDI&f=Indicator_Code%3AIT.NET.USER.P2.

17 Initiative D21 und TNS Infratest, D21-Digital-Index 2015: Die Gesellschaft in der digitalen Transformation (2015), 55, zuletzt geprüft am 14.09.2017, http://initiatived21.de/app/uploads/2017/01/d21_digital-index2015_web2.pdf.

18 „Africa”.

19 Möhlig und Jungraithmayr, Lexikon der afrikanistischen Erzählforschung, 170-175.

20 „Anteil der Analphabeten an allen Erwachsenen (über 15-Jährige) von 2005 bis 2015 nach Weltregionen”.

21 Möhlig und Jungraithmayr, Lexikon der afrikanistischen Erzählforschung, 173-175.

22 Peter Stein, Schriftkultur: Eine Geschichte des Schreibens und Lesens, 2. Auflage (Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2010), 12.

23 Möhlig und Jungraithmayr, Lexikon der afrikanistischen Erzählforschung, 173-175.

24 Walter J. Ong, Oralität und Literalität: Die Technologisierung des Wortes, 2. Auflage (Wiesbaden: Springer VS, 2016), 166.

25 Marcus Boni Teiga, „À quoi ça sert un roi africain?,” SlateAfrique, zuletzt geändert am 9.11.2011, http://www.slateafrique.com/44009/politique-statut-pour-rois-chefs-traditionnels. In Afrika ist der moderne postkoloniale Staat offensichtlich Opfer des Nebeneinander-Funktionierens der modernen und traditionellen Systeme. In der Theorie und dem Anschein nach funktioniert der afrikanische Staat nach den Prinzipien eines modernen Staates, aber in der Praxis funktioniert er nach der Art der traditionellen Gesellschaft. Was ihn zu einem hybriden und gefährlichen Staat macht. Es ist wichtig, vielleicht die Mittel einer gekonnten Mischung oder einer guten Osmose zu finden, um die unendlichen Misstöne zu verhindern, die tiefe Krisen verursachen und die Entwicklung dieser Länder hemmen. [Übersetzung der Verfasserin]

26 „Régions de Côte d’Ivoire,” Wikipedia, zuletzt geändert am 28.4.2017, https://fr.wikipedia.org/wiki/R%C3%A9gions_de_C%C3%B4te_d%27Ivoire.

27 „Afrikanische Aufführungstraditionen zeichnen sich in der Regel durch die aktive Integration von Text, Musik, Tanz, theatralischer Darstellung [...] und ein aktiv teilnehmendes Publikum [...] aus. Ein Blick auf ästhetische Konzepte in afrikanischen Sprachen erhärtet diesen Zusammenhang, etwa die Verbindung Text-Musik-Tanz in der Swahili-Bezeichnung ngoma. (Möhlig und Jungraithmayr, Lexikon der afrikanistischen Erzählforschung, 156). Auf Anôh, der Sprache, die in Prikro gesprochen wird, wo der Feldversuch dieses Projektes stattgefunden hat, und auch auf Baoulé, ist die Bezeichnung für Märchen, Geschichte und Spiel n’gowa.

28 Ong, Oralität und Literalität, XVI.

29 Aglaja Przyborski und Monika Wohlrab-Sahr, Qualitative Sozialforschung: Ein Arbeitsbuch, 4. Auflage (München: Oldenbourg, 2014), 31.

30 Przyborski und Wohlrab-Sahr, Qualitative Sozialforschung, 118-125.

31 Heiner Legewie, „Globalauswertung von Dokumenten,” in Texte verstehen: Konzepte, Methoden, Werkzeuge, hrsg. Andreas Boehm, Andreas Mengel, Thomas Muhr und Gesellschaft für Angewandte Informationswissenschaft (Konstanz: UVK Univ.-Verlag Konstanz, 1994), 177, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0168-ssoar-14547.

32 Sieghard Beller, Empirisch forschen lernen: Konzepte, Methoden, Fallbeispiele, Tipps, 2. Auflage (Bern: Huber, 2008), 7.

33 Przyborski und Wohlrab-Sahr, Qualitative Sozialforschung, 277-278.

34 Ebd., 337.

35 Ebd., 18.

36 Ebd., 18.

37 Pierre Bourdieu, Algerische Skizzen (Berlin: Suhrkamp, 2010), 76-77.

38 Johannes Merkel, Hören, Sehen, Staunen: Kulturgeschichte des mündlichen Erzählens (Hildesheim: Olms, 2015), 99.