Nachruf auf Dieter Johannes (2. Januar 1938 – 15. Oktober 2016)

Direktor der Universitätsbibliothek Kaiserslautern 1970–2001

Ein fester Händedruck, ein freundliches Lächeln auf dem gebräunten Gesicht – dann wurden die Rucksäcke aufgenommen und wieder konnte eine Wanderung mit Dieter Johannes beginnen. Aber es begann auch sofort das Gespräch; Erzählungen und Fragen wechselten sich bei ihm immer wieder ab. Und nicht nur die Mitwandernden erfuhren diesen angenehmen Umgang. Er ging grundsätzlich gerne auf andere zu; sein entgegenkommendes Wesen öffnete ihm viele Türen. Und oft genug würzte ein Witz mit Pfälzer Hintergrund die Unterhaltung.

Wer Dieter Johannes während seiner beruflichen Zeit kennenlernte, der erfuhr rasch, wie sicher er in seinem Beruf ruhte und sich – nicht ohne Selbstironie – dabei wohlfühlte. Keineswegs zaudernd, aber besonnen leitete er die Geschäfte. Auf ihn war Verlass. Seine Handschrift sah aus wie gedruckt – vielleicht ein Hinweis auf seine besondere akademische Ausbildung und allgemeine Charakterformung.

Dieter Johannes hat schwierige berufliche Zeiten zu meistern gehabt. Als Diplom-Ingenieur der Elektrotechnik begann er 1966 an der Bibliothek der TH Hannover eine ganz neue berufliche Laufbahn. Nach kurzer Zeit in Erlangen übernahm er im Januar 1970 als Bibliotheksrat die Leitungsgeschäfte der Universitätsbibliothek Kaiserslautern der im selben Jahr ins Leben getretenen Universität Trier-Kaiserslautern, bis sich 1975 die zwei Standorte verselbständigen konnten (Rheinland-Pfalz hat eine Neigung zu Mehrfachstandorten von Bildungseinrichtungen). Das Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken verzeichnete ihn damals als einzige Kraft des Höheren Dienstes seiner Universitätsbibliothek, die als „Präsenzbibliothek für im Endausbau 7.000 Studenten“ damals dank hoher außerordentlicher Mittel über einen weitaus größeren Erwerbungsetat verfügte als die benachbarten Universitätsbibliotheken in Heidelberg und Karlsruhe. Die dadurch hervorgerufene starke Belastung hat Dieter Johannes in jeder Hinsicht enorm gefordert. 1971 zum Bibliotheksoberrat und im Folgejahr zum Bibliotheksdirektor befördert, stand er seiner Bibliothek seit 1976 als Leitender Bibliotheksdirektor vor. Die Bibliothek, für die bereits 1971 Bereichsbibliotheken erwähnt werden, bewältigte unter ihm die Umformung ihrer klassischen Dienste und Verfahren zu technisch modernen Dienstleistungen. Für Dieter Johannes war die Verständigung zwischen den Bibliotheken des Bundeslandes insgesamt und speziell die mögliche Kooperation der Universitätsbibliotheken ein stetes Anliegen und keine lästige Pflicht – keine leichte Angelegenheit bei der lange Zeit existierenden Zuordnung der Bibliotheken des Landes zu drei verschiedenen Bibliotheksverbünden. Die mühsamen Versuche, die wenig interessierte Landesregierung zu einer wenigstens bescheidenen Förderung der Mitwirkung an den aufkommenden Konsortien zu bewegen, bleiben den Beteiligten in gemischter Erinnerung.

Auch nach seiner berufsaktiven Zeit verlor Dieter Johannes nicht die Bindung zur Bibliothek und zur Universität Kaiserslautern. Und auch in der Stadt selbst blieb er über seinen renommierten Handball-Verein verwurzelt. Der ehemalige Handballer war auch im Ruhestand aktiv mit der Natur verbunden: Jüngeren Mitwandernden konnte er im Pfälzerwald und anderswo noch in den letzten Jahren zeigen, wie durchtrainiert er war. Bis dann die schwere Krankheit ihren Griff immer fester um ihn schloss, ihn noch einmal für einige Zeit zu verlassen schien, aber am Ende ihn doch bezwang.

Andreas Anderhub, früher UB Mainz

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H2S156-157