1. Informationskompetenz-Tag Deutschland/Österreich am 16./17.02.2017 in Innsbruck

Fabian Franke, Universitätsbibliothek Bamberg (Vorsitzender der Gemeinsamen Kommission Informationskompetenz von VDB und dbv)

International gibt es bereits einige hochrangige Konferenzen zum Thema Informationskompetenz – die bekanntesten sind sicherlich die European Conference on Information Literacy (ECIL), die im September 2017 zum fünften Mal stattfinden wird, und die Librarians‘ Information Literacy Annual Conference (LILAC) der britischen Kolleginnen und Kollegen. Aber gerade auch die Kolleginnen und Kollegen in den deutschsprachigen Ländern diskutieren und fördern so aktiv Informationskompetenz, dass die Zeit für eine deutschsprachige Konferenz überreif war. Die Gemeinsame Kommission Informationskompetenz des Vereins Deutscher Bibliothekarinnen und Bibliothekare und des Deutschen Bibliotheksverbands hat ihr langjähriges Ziel nun realisiert und einen wichtigen Meilenstein erreicht: Zusammen mit der Kommission Informationskompetenz der Vereinigung Österreichischer Bibliothekarinnen und Bibliothekare hat sie den 1. Informationskompetenz-Tag Deutschland/Österreich organisiert.

107 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol sind der Einladung der beiden Kommissionen gefolgt und im Februar 2017 für zwei Tage in die Universitäts- und Landesbibliothek Tirol nach Innsbruck gekommen. Ziel des Informationskompetenz-Tages war, den Expertinnen und Experten aus den Bibliotheken eine Plattform zu bieten, um neue, innovative und kontroverse Ideen, Aktivitäten und Projekte zur Förderung von Informationskompetenz zu präsentieren und zu diskutieren. Der Schwerpunkt lag dabei beim Diskutieren, ein großer Teil der Veranstaltung war für interaktive Formate wie Workshops und eine Unkonferenz vorgesehen.

Zur Einstimmung begannen beide Tage mit Keynotes. Hierzu konnten die beiden Hauptorganisierenden Fabian Franke und Michaela Zemanek zwei ausgesuchte Experten gewinnen: Herrn Prof. Dr. Christian Wolf, Inhaber des Lehrstuhls für Medieninformatik und Verantwortlicher für die Studieneinheit Informationskompetenz an der Universität Regensburg, hat die Bedeutung von Informationskompetenz in der modernen Gesellschaft betont und die Tätigkeitsfelder der Bibliotheken insbesondere bei der Bewertung von Informationen hervorgehoben. Er forderte eine Intensivierung der Forschung zum Informationsverhalten, an der sich sowohl Forschende aus den Universitäten als auch Bibliothekarinnen und Bibliothekare aus der Praxis beteiligen sollten. Herr Dr. Jens-Peter Gaul, Generalsekretär der Hochschulrektorenkonferenz, stellte die Schwerpunkte und Empfehlungen der Hochschulrektorenkonferenz in der Entschließung „Hochschule im digitalen Zeitalter“ vor. Er sieht in den Bibliotheken wichtige Partner zur Unterstützung der Digitalisierung in den Hochschulen. Diese Möglichkeiten sollten Bibliothekarinnen und Bibliothekare nutzen und Aufgabenfelder wie Forschungsdatenmanagement besetzen.

Beide Keynote-Speaker betonten die wichtige Rolle von Bibliothekarinnen und Bibliothekaren bei der Förderung von Informationskompetenz – und zwar aus ihrer „Außensicht“ als Wissenschaftler und Vertreter einer Wissenschaftsorganisation.

Um die Praxis, wie Bibliotheken konkret handeln können, ging es dann in drei Einführungsvorträgen: Stefan Dreisiebner (Universität Graz) berichtete von der Entwicklung eines Massive Open Online Course (MOOC) zu Informationskompetenz im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten Projekts „Information Literacy Online“. Karin Melloni (Hochschulbibliothek der Pädagogischen Hochschule Freiburg) präsentierte Rezepte für „leicht bekömmliche“ Webinare, die einfach „nachzukochen“ sind. Und Martin Wollschläger-Tigges (Fachhochschule Bielefeld) stellte den didaktischen Werkzeugkasten für spezifische Lernsituationen in Veranstaltungen zur Förderung von Informationskompetenz vor. Alle drei Konzepte gaben einen guten Überblick über die vielfältigen Aktivitäten von Bibliotheken und bieten ein hohes Potential zur Nach- bzw. Mitnutzung, was in der anschließenden Diskussion besonders thematisiert wurde.

Den Schwung aus den Vorträgen nahmen die Teilnehmenden in die anschließenden Workshops mit:

Im intensiven Austausch untereinander und mit den Moderatorinnen und Moderatoren konnten die Teilnehmenden zahlreiche Anregungen gewinnen.

Den Abschluss des ersten Tages bildete das Get-together im Kulturgasthaus Biernstindl, bei dem die Eindrücke des Tages vertieft und viele neue Kontakte geknüpft wurden.

Der zweite Tag war nach der Keynote für die Unkonferenz reserviert. Die Teilnehmenden nutzten die Möglichkeit, die Diskussionen zu den von ihnen vorgeschlagenen Themen zu intensivieren:

Die Präsentationen stehen auf http://www.informationskompetenz.de/index.php/kommission-informationskompetenz/termine-veranstaltungen/1-informationskompetenz-tag-deutschlandoesterreich/ zur Verfügung.

Der 1. Informationskompetenz-Tag wurde vor Ort perfekt organisiert von den Kolleginnen und Kollegen der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol, insbesondere von Monika Schneider und Susanne Halhammer. Wie das „1.“ schon ausdrückt, soll es auch eine von fast allen Teilnehmenden gewünschte Fortsetzung geben: Der 2. Informationskompetenz-Tag Deutschland/Österreich (vielleicht auch Deutschland/Österreich/Schweiz/Südtirol) ist für 2018 in Planung.

Zitierfähiger Link (DOI): https://doi.org/10.5282/o-bib/2017H2S101-104