Zitieren – ein Thema für Bibliotheken!

Zitierleitfaden, Zitierkurs und mehr an der Universitätsbibliothek der TU München

Caroline Leiß, Universitätsbibliothek der Technischen Universität München
Dorothea Lemke, Universitätsbibliothek der Technischen Universität München

Zusammenfassung:

Die Universitätsbibliothek der Technischen Universität München (TUM) bietet mit jährlich mehr als 400 Veranstaltungen für rund 8.000 Teilnehmende ein umfangreiches Programm im Bereich Informationskompetenz an. Im Wintersemester 2014/15 wurde das Angebot im Bereich Zitieren und Plagiat-Vermeidung grundlegend erweitert. Die Universitätsbibliothek hat einen Zitierleitfaden erstellt und bietet einen Kurs zum Zitieren sowie eine Sprechstunde für Fragen zur Literaturverwaltung und zum Zitieren an. Der Beitrag schildert Konzeption, Einführung und erste Erfahrungen der Universitätsbibliothek mit ihren neuen Dienstleistungsangeboten.

Summary:

The University Library of the Technical University of Munich (TUM) offers a comprehensive training programme for information literacy including more than 400 training events for approximately 8.000 participants per year. In the winter semester of 2014/2015, the library expanded its services in the field of citation and plagiarism. A citation guide was prepared, and the library now offers a special training course and drop-in sessions for reference management and citation assistance. The paper discusses the design, the implementation and the first experiences with these new support services at the University Library.

Zitierfähiger Link (DOI): http://dx.doi.org/10.5282/o-bib/2015H4S226-236
Autorenidentifikation:
Leiß, Caroline: GND 1015374085, ORCID 0000-0002-2792-2625
Lemke, Dorothea: ORCID 0000-0002-2605-6665
Schlagwörter: Informationskompetenz; Zitieren; Gute wissenschaftliche Praxis; Schulungsprogramm; Schulung; Plagiat

1. Ausgangslage an der TUM

Seit dem Wintersemester 2014/15 bietet die Universitätsbibliothek der Technischen Universität München (TUM) ihren Kundinnen und Kunden Dienstleistungen rund um das Thema Zitieren an. Ein umfangreicher Zitierleitfaden, ein regelmäßig angebotener Zitierkurs sowie Sprechstunden unterstützen Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beim richtigen Zitieren und bei der Vermeidung von Plagiaten.

Richtiges Zitieren und Plagiatsvermeidung wurden im Schulungsprogramm der Universitätsbibliothek1 bis zum Sommer 2014 nur im zweistündigen Kurs „Fit für die Abschlussarbeit – Aufbaukurs Bibliothek“ behandelt.2 In diesem Kurs, der sich an Bacheloranden und Masteranden richtet, lernen die Teilnehmenden, wie man Literatur recherchiert, beschafft und zitiert. An dieser Stelle beschränkte sich der Zitierteil darauf, generell die Bedeutung des richtigen Zitierens im Sinne der guten wissenschaftlichen Praxis und des Urheberrechts zu erläutern sowie einige grundlegende Informationen zu Zitierarten und -stilen3 zu geben.

Diese kurze Einführung erwies sich jedoch nicht als ausreichend, um den Teilnehmenden Sicherheit beim Zitieren zu geben. Auch aufgrund der in der Presse diskutierten spektakulären Plagiatsfälle ist bei den Studierenden das Bewusstsein für die Gefahren falschen Zitierens gewachsen. Der Informationsbedarf wurde auch in anderen Kursen im Schulungsprogramm der Universitätsbibliothek spürbar. Unsicherheit zeigte sich in Doktorandenkursen, in Kursen zur Literaturverwaltung sowie der Literaturverwaltungs-Sprechstunde. In den Veranstaltungen zur Literaturverwaltung wurde zudem immer wieder deutlich, dass es den Teilnehmenden schwer fällt, zwischen der Handhabung eines Literaturverwaltungsprogrammes einerseits und Zitierregeln andererseits zu unterscheiden.

Aufgrund der Fragen in den Kursen begannen die Lehrenden des Schulungsteams der Universitätsbibliothek, Informationen zu einzelnen Zitierthemen zu recherchieren. Es entstand zunehmend mehr Detailwissen für spezielle Zitierfragen, das jedoch weder systematisch erfasst noch für andere nachnutzbar war.

Ausgehend von dieser Situation fiel im Sommer 2014 die Entscheidung, das bestehende Wissen zusammenzutragen, zu vervollständigen und als Zitierleitfaden für Studierende und Mitarbeitende der TUM verfügbar zu machen.

2. Der Zitierleitfaden

Der Zitierleitfaden sollte Grundlagen zum Thema Zitieren enthalten und außerdem die teilweise speziellen Anliegen der technischen, natur- und ingenieurwissenschaftlichen Arbeits- und Forschungsbereiche der TUM berücksichtigen.

2.1. Konzeption und Erstellung

Um den Zitierleitfaden bedarfsorientiert auszurichten, wurden in einem ersten Schritt möglichst viele Informationen rund um das Thema Zitieren an der TUM gesammelt:

Welche Zitierthemen werden in den Kursen der Universitätsbibliothek von den Teilnehmenden besonders häufig angesprochen?

Welche Stolpersteine können insbesondere bei technischen, natur- und ingenieurwissenschaftlichen Fächern auftreten (z.B. Zitation von Karten, Primärdaten oder Normen)?

Sind bereits Zitieranweisungen an einzelnen Fakultäten vorhanden?

Können ggf. vorhandene Zitieranweisungen in den Zitierleitfaden integriert werden?

Gibt es Fakultäten, die Zitierstil-Vorgaben machen? Wenn ja, welche?

Welche Zitierarten sind fachspezifisch jeweils am weitesten verbreitet?

Wo gibt es fachspezifische Standards oder Gewohnheiten, die berücksichtigt werden müssen?

Die Auswertung aller vorliegenden Informationen ergab ein breites Spektrum von Themen für den Zitierleitfaden. Auch die Unübersichtlichkeit der bestehenden Praxis an der TUM wurde erkennbar: Einige Lehrstühle machen detaillierte Vorgaben zum Zitieren, andere geben nur sehr allgemeine Hinweise oder äußern sich gar nicht dazu. Teilweise werden Standard-Zitierstile verwendet, teilweise nutzen Lehrstühle individuell entwickelte Stile.

Ausgehend von den vorliegenden Informationen wurden Struktur und Themen des Zitierleitfadens festgelegt. Eine Anleitung zum Zitieren von Normen, die bereits in der Fakultät für Maschinenwesen vorhanden war, wurde in den Zitierleitfaden integriert. Nach weiteren Recherchen vor allem zum richtigen Zitieren von einzelnen Dokumenttypen wie Karten oder Bildern entstand die erste Fassung des Zitierleitfadens. Nach mehreren Erweiterungen liegt das Dokument mittlerweile in der vierten Version vor; es ist auf Deutsch und Englisch verfügbar.4

Der Zitierleitfaden umfasst ca. 35 Seiten. Er enthält in einem ersten Teil Grundlagen zu Prinzipien guter wissenschaftlicher Praxis sowie zum Urheber- und Zitatrecht (warum wird zitiert, was muss und was darf nicht zitiert werden, was sind Plagiate). Anschließend werden Spezialfälle des Zitierens erläutert, die sich aufgrund der Rückfragen von Kursteilnehmenden als besonders virulent für die TUM erwiesen haben. Dazu gehören Themen wie Zitationsregelungen für Co-Autorenschaft, das Zitieren von studentischen Arbeiten, der Umgang mit Bildern, Regelungen für das Zitieren von Normen, unveröffentlichten Werken und Forschungsdaten sowie das Thema Selbstzitationen. Auch Creative-Commons-Lizenzen werden vorgestellt, um einerseits die Suche nach zitierfähigem Material zu erleichtern, andererseits das Bewusstsein zu stärken, dass durch die Vergabe von CC-Lizenzen für eigene Publikationen die Nachnutzbarkeit verbessert werden kann.

Im zweiten Teil wird die formale Seite des richtigen Zitierens in den Blick genommen. Vorgestellt werden direkte und indirekte Zitate, und es werden Formulierungshilfen für die Einleitung bzw. die Kennzeichnung von zitierten Passagen gegeben. Außerdem wird erläutert, wie Veränderungen übernommener Textausschnitte zu markieren sind. Es werden Zitierarten- und -stile für die Angabe von Quellen im Literaturverzeichnis vorgestellt. Die bibliografische Beschreibung von verschiedenen Dokumenttypen – auch von Materialien wie Karten, Normen, Patenten und Bildern – wird am Beispiel des APA-Stils der American Psychological Association gezeigt. Falls der APA-Stil keine Anweisung für diese Materialien enthält, wird unter Berücksichtigung der Vorgaben für ähnliche Dokumenttypen im APA-Stil und mit Blick auf eine möglichst gut nachvollziehbare Erfassung des Dokumenttyps eine Empfehlung gegeben.

Anschließend werden Unterstützung und Beratung rund um die Themen Literaturverwaltung und Zitieren an der TUM vorgestellt: Citavi und EndNote sind für Studierende und Mitarbeitende der TUM kostenlos im Rahmen von Campus-Lizenzen verfügbar. Für beide Programme gibt es Basis- und Aufbaukurse. Die Kurse werden vor Ort in den Schulungsräumen der Universitätsbibliothek, als Webinare und als E-Learning-Kurse angeboten. Außerdem haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich mit individuellen Fragen in der Sprechstunde für Literaturverwaltung und Zitieren an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bibliothek zu wenden.

Abschließend nennt der Zitierleitfaden drei Zitierstile, die für die TUM empfohlen werden. Sie berücksichtigen die Bandbreite der fachlich üblichen Zitiergewohnheiten, die von Autor-Jahr-Stilen über nummerische Stile bis hin zu Fußnotenstilen reichen. Dementsprechend wird für jede Zitierart ein Zitierstil empfohlen: Als Autor-Jahr-Stil wird der an der TUM weit verbreitete APA-Stil genannt, als nummerischer Stil der IEEE-Stil und als Fußnotenstil Chicago Notes.

Die Universitätsbibliothek bietet keine Rechtsberatung, hilft aber dabei, praktikable Lösungen für Zitierfragen zu finden. Die Entscheidung, ob und wie zitiert wird, liegt immer beim Studierenden oder Wissenschaftler selbst.

2.2. Prävention im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis

Manche Plagiate entstehen wissentlich, andere aufgrund mangelnder Kenntnis der Zitierregeln. In diesem Sinne wirkt der Zitierleitfaden präventiv im Sinne der guten wissenschaftlichen Praxis: Er weist vorab in die richtige Richtung und soll helfen, auf Unkenntnis beruhende Plagiate zu vermeiden. Er unterstützt Lehrende und Betreuer/innen von Abschlussarbeiten, die ihren Prüflingen konkrete Vorgaben machen möchten. Außerdem soll er zur Einheitlichkeit und Transparenz bei der Verwendung von Zitierstilen an der TUM beitragen.

Während der Erstellung des Zitierleitfadens suchte die Universitätsbibliothek die Zusammenarbeit mit der Ombudsstelle für gute wissenschaftliche Praxis an der TUM.5 Ombudspersonen sind in diesem Zusammenhang Ansprechpartner für Beschwerden wegen Verletzung der guten wissenschaftlichen Praxis, bieten Beratung bei konkreten Plagiatsfällen und unterstützen Präventionsmaßnahmen im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis. Die Ombudsstelle war in die Fertigstellung der ersten Fassung des Zitierleitfadens maßgeblich eingebunden und empfiehlt den Zitierleitfaden auf ihrer Webseite.

2.3. Veröffentlichung und erste Reaktionen

Ab Oktober 2014 wurde der deutsche Zitierleitfaden Studierenden und Beschäftigten der TUM in Newslettern, auf der Homepage und auf der Facebook-Seite der Universitätsbibliothek vorgestellt. Der Präsident der TUM verwies im Anschreiben zum Newsletter an die Studierenden im Dezember 2014 explizit auf den Zitierleitfaden und die Beratungs- und Hilfeangebote der Universitätsbibliothek zum Thema Zitieren. Gegen Jahresende 2014 wurde auch die englische Fassung des Zitierleitfadens veröffentlicht.

Die Reaktionen sind sehr positiv. Binnen weniger Monate hatten etliche Fakultäten und Einrichtungen Verweise auf den Zitierleitfaden auf ihren Webseiten eingebunden. Teilweise wurden dadurch die bisherigen, individuell entwickelten Zitationsvorgaben ersetzt. Auch die Download-Statistik in der folgenden Tabelle zeigt, dass das Interesse groß ist.

Downloads
Zitierleitfaden
der TUM

Okt 2014

Nov 2014

Dez 2014

Jan 2015

Feb 2015

Mar 2015

Apr 2015

Mai 2015

Jun 2015

Jul 2015

Aug 2015

Deutsche Fassung

98

115

668

690

520

533

439

357

599

476

692

Englische Fassung

135

146

80

90

40

61

87

88

42

Die Universitätsbibliothek erhielt umfangreiche, konstruktive Rückmeldungen zu einzelnen Themenbereichen sowie Wünsche zur Aufnahme weiterer Zitierfragen, die bisher nicht oder nicht ausreichend detailliert behandelt wurden. Die Rechtsabteilung der TUM äußerte sich sehr positiv zum Zitierleitfaden und unterstützte mit einer detaillierten Rückmeldung zu einzelnen Formulierungen oder zu rechtlichen Begrifflichkeiten die Überarbeitung des Textes. Das Dokument ist und bleibt work in progress, das bezogen auf die Fragen und Anregungen der Studierenden und Beschäftigten der TUM ständig weiterentwickelt wird.

3. Der Zitierkurs

Nicht alle Zitierprobleme, die in den Schulungsveranstaltungen und Sprechstunden der Universitätsbibliothek auftauchen, können durch einen Hinweis auf den Zitierleitfaden beantwortet werden. Viele Studierende wünschen sich die Möglichkeit, einen Ansprechpartner für Fragen zu ihren individuellen Anliegen zu haben oder das Thema Zitieren kompakt im Rahmen eines Kurses erarbeiten zu können.

Seit März 2015 bietet die Universitätsbibliothek der TUM einen Zitierkurs in ihrem Schulungsprogramm an.6 Der Kurs orientiert sich inhaltlich am Zitierleitfaden und ist didaktisch so konzipiert, dass die Teilnehmenden selbst entscheiden, welche vertiefenden Themen im Kurs behandelt werden.

3.1. Inhalte und Aufbau des Kurses

Der Zitierkurs besteht aus zwei Teilen: Er beginnt mit einer allgemeinen Einführung, in der es um das Warum, das Was und das Wie des Zitierens geht. Anschließend folgt ein zweiter Teil, in dem weiterführende Themen besprochen werden. Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer können hier ihre eigenen Fragen zum Thema Zitieren einbringen. Ziel ist es, den Kurs am aktuellen Wissensstand der Teilnehmenden und deren konkreten Anliegen auszurichten.

Teil 1: Grundlagen

Warum muss ich zitieren? Mit dieser Frage tun sich viele Teilnehmende schwer. Es ist den meisten zwar bewusst, dass zitiert werden muss, aber die Gründe dafür sind häufig kaum bekannt. Daher wird in diesem Kursteil das Urheberrecht vorgestellt und den Regeln guter wissenschaftlicher Praxis gegenübergestellt. Das Zitatrecht als Teil des UrhG wird detailliert erklärt und es werden die Voraussetzungen erläutert, unter denen Autorinnen und Autoren dieses Recht für sich in Anspruch nehmen können.

Was darf ich zitieren? Was muss ich zitieren? Viele Studierende wissen nicht, was sie zitieren dürfen bzw. müssen. So werden zum Beispiel häufig Quellen zitiert, die nicht bzw. nur mit Genehmigung zitiert werden dürfen (z.B. unveröffentlichte Quellen). Andererseits wird häufig Allgemeinwissen mit einer Quellenangabe belegt, obwohl dieses nicht zitiert werden muss.

Wie zitiere ich richtig? In diesem Kursteil wird deutlich gemacht, dass für das richtige Zitieren nicht die Auswahl eines bestimmten Zitierstils entscheidend ist, sondern die klare Abgrenzung der eigenen Gedanken von denen anderer. Die Teilnehmenden erhalten Formulierungshilfen und Hinweise, wie sie Quellen und deren Veränderungen deutlich kennzeichnen können. Die Klärung der Frage, wann und wie Quellen bearbeitet bzw. verändert werden dürfen, ist häufig ein zentrales Anliegen der Teilnehmenden.

Zitierarten und -stile: Im Kurs wird klar getrennt zwischen der Formatierung der Quellenangabe (Zitierart und Zitierstil) und den Zitierregeln (wann was aus welchem Grund zitiert werden muss). Es werden verschiedene Zitierarten vorgestellt und Hilfen zur Auswahl des richtigen Zitierstils gegeben. Dabei wird darauf hingewiesen, wie Literaturverwaltungsprogramme bei der wissenschaftlichen Arbeit – hier insbesondere der Erstellung und Formatierung des Literaturverzeichnisses – unterstützen können. In diesem Zusammenhang werden die an der TUM lizenzierten Programme Citavi und EndNote sowie die dazu angebotenen Kurse kurz vorgestellt.

Teil 2: Spezialthemen

Studien zeigen, dass man sich Informationen immer dann besonders gut merken kann, wenn sie die eigene Situation betreffen. Im zweiten Teil des Kurses werden deswegen Themen besprochen, die für die Teilnehmenden zum gegenwärtigen Zeitpunkt relevant sind. Der Zitierkurs hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern enthält immer nur einen Teil der Themen, die im Zitierleitfaden behandelt werden. Die Teilnehmenden erfahren aber auch, wo sie Informationen zu weiteren Themen finden und Hilfe zu speziellen Fragen bekommen.

Mögliche Themen für den zweiten, vertiefenden Kursteil sind u.a.:

Normen zitieren

Bildrechte

Creative Commons

Tabellen und Diagramme zitieren

Forschungsdaten zitieren

unveröffentlichte Werke zitieren

Interviews zitieren

persönliche Kommunikation zitieren

sich selbst zitieren

studentische Arbeiten zitieren

Co-Autorenschaft

Studierende sind unserer Erfahrung nach besonders interessiert daran, wie sie Bilder, Tabellen und Diagramme zitieren und bearbeiten können. Auch die Themen „unveröffentlichte Werke zitieren“ und „persönliche Kommunikation zitieren“ werden von studentischen Teilnehmenden häufig im zweiten Kursteil vorgeschlagen.

Doktorand/inn/en und wissenschaftliche Mitarbeiter/inn/en beschäftigt außerdem die Frage, wie sie sich selbst oder studentische Arbeiten zitieren können bzw. müssen und ab wann sie jemanden als Co-Autoren nennen bzw. den Anspruch haben, selbst als Co-Autor genannt zu werden.

Creative Commons sind oft wenig bekannt und werden sowohl von Studierenden als auch von Doktorandinnen und Doktoranden häufig als Thema ausgewählt. Das richtige Zitieren von DIN-Normen ist besonders bei den Studierenden und Doktorand/inn/en des Maschinenwesens gefragt.

3.2. Ziele des Kurses

Beim Zitieren gibt es eine große Grauzone, in der es kein klares falsch oder richtig gibt. Gelegentlich findet man unterschiedliche Zitiergewohnheiten, die nebeneinander stehen. Manchmal gibt es Zitiergewohnheiten, die den Zitierregeln sogar widersprechen.7

Daneben können praktische Probleme bei der Umsetzung der Zitierregeln auftreten. So ist z.B. die Einteilung der Dokumenttypen von Zitierstil zu Zitierstil unterschiedlich. Hinzu kommt, dass die Umsetzung eines Zitierstils durch verschiedene Literaturverwaltungsprogramme unterschiedlich ausfällt. So kann es vorkommen, dass sich Literaturlisten im gleichen Zitierstil, die von verschiedenen Literaturverwaltungsprogrammen erstellt wurden, in einzelnen Punkten unterscheiden. Besonders auffällig ist dies bei Internetquellen: Viele Programme sehen hier nur einen einzigen Dokumenttyp vor. Tatsächlich gibt es eine Fülle sehr unterschiedlicher Internetquellen, wie z.B. Blogs, Webseiten, Foren oder verschiedene Arten von Volltexten, die jeweils unterschiedliche Angaben im Literaturverzeichnis erforderlich machen.

In diesen Fällen gibt es keine Standardlösungen für das richtige Zitieren, sondern es sind eigene Entscheidungen notwendig. Deshalb ist es Ziel des Kurses, die Teilnehmenden handlungs- und entscheidungsfähig zu machen.

Die folgenden Kriterien bieten ein Raster, anhand dessen die Teilnehmenden auch in schwierigen Fällen eine gute Entscheidung treffen können, was und wie sie etwas zitieren:

Verwendbarkeit: Darf ich diese Quelle verwenden? Wenn ja, was darf ich damit machen? Und darf ich sie bearbeiten? Dass diese Fragen häufig nicht gestellt werden, ist für einen erheblichen Teil der Zitierfehler verantwortlich. Bevor man sich überlegt, wie etwas zitiert wird, muss geklärt sein, ob man es überhaupt zitieren darf.

Transparenz: Von wem stammt welche Idee? Ist klar zu erkennen, wo eine fremde Idee beginnt und endet? Sind verschiedene fremde Ideen klar dem jeweiligen Urheber zugeordnet?

Wiederauffindbarkeit: Wo findet mein Leser diese Quelle? Ein Hauptgrund für das Zitieren ist, dass die Leserinnen und Leser die verwendeten Quellen so einfach wie möglich finden. Die Autorinnen und Autoren müssen dafür sorgen, dass die Rezipienten alle dafür nötigen Informationen bekommen. Wer mit Literaturverwaltungsprogrammen arbeitet, muss hier gelegentlich pragmatische Lösungen finden, da manche Zitierstile für bestimmte Dokumenttypen im fertig formatierten Literaturverzeichnis nicht alle Informationen ausgeben, die aus Sicht des Autors für die Leser wichtig sind.

Einheitlichkeit der Form im Text und im Literaturverzeichnis: Hier geht es darum, sich ggf. in Absprache mit den Betreuenden oder dem Verlag für einen Zitierstil zu entscheiden und diesen konsequent durchzuhalten. Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Zitierkurses soll bewusst werden, dass es nicht den richtigen Zitierstil gibt, sondern dass der richtige Zitierstil eine Frage der Absprache bzw. der Rahmenbedingungen einer Publikation oder einer wissenschaftlichen Arbeit ist.

Die Teilnehmenden sollen nach Abschluss des Kurses in der Lage sein, diese Fragen unter Berücksichtigung der Rechtslage und ggf. mit etwas Pragmatismus zu beantworten und dadurch eine solide Zitierpraxis zu entwickeln.

3.3. Erfahrungen mit dem Zitierkurs

Der zweistündige Kurs wurde zunächst einmal im Monat angeboten. Der Kurs erfreute sich großer Nachfrage, und schon zwei Stunden nach Kursankündigung war der erste Termin ausgebucht. Es dauerte kaum zwei Tage, bis auch alle anderen Termine für das laufende Semester keine freien Plätze mehr zu bieten hatten.

Ab Herbst 2015 werden zwei bis drei Termine pro Monat angeboten; das Dozententeam wird auf vier Personen erweitert. Überlegt wird auch, den Zitierkurs mit entsprechenden didaktischen Anpassungen als Webinar ins Schulungsprogramm aufzunehmen, damit standortunabhängig weitere Termine angeboten werden können.

Die Teilnehmenden haben häufig sehr unterschiedliche Erwartungen an den Kurs. Je nachdem, in welcher Phase ihres Studiums bzw. ihrer wissenschaftlichen Karriere sie sich befinden, haben sie mehr oder weniger konkrete eigene Anliegen. Während Bachelor-Studierende in der Regel noch wenig Berührung mit dem Thema Zitieren hatten und eher passive Teilnehmende der Kurse sind, bringen Masterstudierende und vor allem Doktorandinnen und Doktoranden teilweise drängende und schwierige Zitierfragen mit. Gerade diese Fragen und Themen sind eine wichtige Anregung dafür, welche Themen im Zitierleitfaden neu aufgenommen oder detaillierter behandelt werden müssen.

Insgesamt zeichnet sich der Kurs im Vergleich mit anderen Schulungsveranstaltungen durch besonders lebhafte und intensive Diskussionen und zahlreiche Fragen aus. Aktivierende didaktische Methoden unterstützen die Teilnehmenden dabei, sich in das Thema Zitieren hineinzudenken und im Kurs mitzuarbeiten. Der Kurs startet mit einer Vorstellungsrunde, in der alle Teilnehmenden bereits ihre jeweiligen Fragen zum Zitieren und Vorschläge für die Themenauswahl im zweiten Teil einbringen. Im ersten Kursteil werden anschließend einige Themen mit der gesamten Gruppe besprochen, andere werden in Kleingruppen erarbeitet und im Laufe des Kurses im Plenum vorgestellt. Die kurzen Präsentationen durch die Teilnehmenden dienen als Einstieg in ein neues Thema und ermöglichen es, dass Teilnehmende, die sich bereits in das Thema hineingedacht haben, aus ihrer Sicht Fragen stellen oder die für sie schwierigen Aspekte ansprechen. Diese aktiven Teile wechseln sich ab mit kurzen Präsentationen durch die Kursdozentinnen und -dozenten, die mit PowerPoint, Flipchart oder Moderationskarten an einer Pinnwand unterstützt werden. Der zweite Teil des Kurses ist so sehr von den Fragen der Teilnehmer geprägt, dass hier keine zusätzlichen aktivierenden Methoden nötig sind. Für den zweistündigen Kurs werden maximal 15 Personen zugelassen, damit die Lehrenden auf alle Anliegen in ausreichender Ausführlichkeit eingehen können.

Die Teilnehmenden erhalten zum Ende des Kurses einen Evaluierungsbogen. Sie benennen die Themen, die für sie besonders wichtig bzw. weniger relevant sind, und bewerten außerdem den Umfang und die Methoden, mit denen die Themen vorgestellt werden. Abschließend notieren sie Wünsche, Kritik und Lob zum Kurs.

Dass die Teilnehmenden so deutlich aufgefordert werden, ihre Fragen und Anliegen in den Kurs zu bringen, wird in den Evaluierungsbögen sehr positiv vermerkt. Die Teilnehmenden gehen in der Regel sehr zufrieden in dem Wissen nach Hause, dass ihre Fragen gehört und beantwortet wurden und die Themen des Kurses zu einem großen Teil tatsächlich ihre eigene Situation betreffen. Auch der Austausch mit anderen Teilnehmenden wird immer wieder als Bereicherung wahrgenommen und erlaubt einen Blick über den Tellerrand der eigenen wissenschaftlichen Praxis hinaus.

4. Die Literaturverwaltungs- und Zitiersprechstunde

Um Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TUM auch nach dem Besuch des Zitierkurses oder der Lektüre des Zitierleitfadens zu unterstützen, bietet die Universitätsbibliothek eine Sprechstunde zu Literaturverwaltung und Zitieren an. Häufig tauchen die entscheidenden Fragen erst nach dem Kurs auf, wenn die Teilnehmenden wieder an ihrer wissenschaftlichen Arbeit schreiben. Insbesondere im Hinblick darauf, dass der Zitierkurs nicht für alle Fragen einfache Lösungen anbietet, war die Sprechstunde von Anfang an als ergänzendes Angebot in der Planung enthalten.

Bereits seit April 2012, als an der TUM neben Citavi auch EndNote als zweites Literaturverwaltungsprogramm über eine Campus-Lizenz eingeführt wurde, gab es eine Sprechstunde für Fragen zu Literaturverwaltungsprogrammen. Die Fragen, die dort gestellt wurden, betrafen immer zu etwa einem Drittel das Thema Zitieren. Schon hier zeigte sich, dass die Trennung zwischen der Handhabung eines Literaturverwaltungsprogrammes und den Regeln des richtigen Zitierens schwierig ist und Fragen in beiden Bereichen auftauchen.

Im April 2015 wurde deshalb die Literaturverwaltungssprechstunde zur Sprechstunde für Literaturverwaltung- und Zitieren erweitert. Dort können Fragen zum Zitieren ebenso wie zu Literaturverwaltungsthemen persönlich gestellt werden. Auf Wunsch wird diese Sprechstunde online über das Videokonferenzsystem Adobe Connect angeboten, so dass Angehörige der TUM den Service standortunabhängig nutzen können. Auch per E-Mail oder Telefon bekommen TUM-Angehörige Unterstützung.

Wenn Teilnehmende mit sehr speziellen Fragen in den Zitierkurs kommen und ein längeres Beratungsgespräch erforderlich ist, werden diese Fragen in die Sprechstunde ausgelagert und dort ausführlich behandelt.

5. Fazit und Ausblick

Die Implementierung von Schulungs- und Beratungsangeboten zum Zitieren hat bestätigt, dass der Informationsbedarf auf Seiten der Studierenden und auch der Beschäftigten der TUM sehr groß ist. Bei keinem anderen Thema, zu dem die Universitätsbibliothek Schulungen und Beratungen anbietet, ist eine ähnlich starke Nachfrage zu verzeichnen. Gebraucht wird Unterstützung auf allen Ebenen: Es werden sowohl grundsätzliche Informationen zum Zitieren benötigt wie auch individuelle Beratung zu speziellen, oft sehr schwierigen Zitierproblemen. Gerade diese individuellen Anfragen tragen dazu bei, dass sich die Angebote der Universitätsbibliothek bedarfsorientiert weiterentwickeln. Im Gespräch mit Studierenden und Beschäftigten der TUM zeigt sich, welche Themen detaillierter behandelt werden oder überhaupt erst in Zitierleitfaden und Kursangebot aufgenommen werden müssen. Dazu gehörten bisher zum Beispiel das Zitieren von Normen, unveröffentlichten Werken, Forschungsdaten, persönlicher Kommunikation und auch das Thema Selbstzitate.

Manche Fragen zum Zitieren sind nicht einfach zu beantworten. Gelegentlich gibt es kein falsch oder richtig, sondern nur ein Abwägen unter Berücksichtigung der Rechtslage. Soweit möglich, klärt die Universitätsbibliothek durch Zusammenarbeit mit der Rechtsabteilung der TUM, der Ombudsstelle für gute wissenschaftliche Praxis und externen Stellen wie dem Deutschen Marken- und Patentamt oder dem Beuth-Verlag rechtliche Fragen. Die Dozentinnen und Dozenten der Universitätsbibliothek machen auf Grauzonen und Inkonsistenz aufmerksam, geben wenn möglich eine Empfehlung und helfen dabei, praktikable Lösungen zu finden.

Auch von Seiten anderer Bibliotheken gibt es ein positives und interessiertes Echo auf den Zitierleitfaden und die Kurs- und Sprechstundenangebote zum Zitieren, so zum Beispiel Anfragen zur Nachnutzung des Zitierleitfadens durch andere Universitätsbibliotheken.

Die Universitätsbibliothek der TUM sieht ihre Schulungs- und Beratungsangebote im Bereich Zitieren und Plagiatsvermeidung als wichtigen neuen Baustein des Dienstleistungsportfolios an und folgt damit der Strategie, ihre Angebote systematisch und bedarfsbezogen gemeinsam mit ihren Kundinnen und Kunden weiterzuentwickeln.

1 Übersicht des Schulungsprogramms: http://www.ub.tum.de/kurse (10.10.2015).

3 Der Begriff Zitierart bezieht sich darauf, ob Zitate durch Fußnoten, angefügte Autor-Jahr-Angaben oder Nummern auf die entsprechenden Literaturangaben des Literaturverzeichnisses bezogen werden. Zitierstile sind Formatierungsvorgaben wie zum Beispiel der APA-Stil oder IEEE-Stil. Jede Zitierart hat hunderte verschiedener Zitierstile. Zitierregeln folgen aus den Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis sowie dem Zitatrecht.

4 Veröffentlicht unter einer Creative Commons Lizenz (CC-BY-SA 4.0 International) unter https://mediatum.ub.tum.de/?id=1225458&dir=1225458 (10.10.2015).

6 Informationen zum Kurs: http://ub.tum.de/kurs/zitieren-statt-plagiieren (10.10.2015).

7 Beispielsweise sollte man eigentlich so präzise wie möglich angeben, woher eine Information stammt. Gleichzeitig gibt es Zitierstile (hier insbesondere die nummerischen Stile), die keine Seitenzahlen nennen.