Aufsätze

Was Kommunikations- und Medienwissenschaftler/innen von einem Fachinformationsdienst erwarten.

Design und Ergebnisse einer Fachcommunity-Befragung

Sebastian Stoppe, Universitätsbibliothek Leipzig

Zusammenfassung:

Im Zuge der Entwicklung des Fachinformationsdienstes für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Universitätsbibliothek Leipzig hat der Autor eine onlinegestützte Befragung in der Fachcommunity vorgenommen. Ziel der Befragung war es, Bedürfnisse und Gewohnheiten der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hinsichtlich der Versorgung mit Literatur zu erfahren. Die Befragung ergab, dass die Mehrheit der Befragten verschiedene Recherchequellen nutzen muss, um relevante Literatur aufzufinden. Obwohl E-Books parallel genutzt werden, betrachten die meisten Befragten gedruckte Literatur als einfacher in der Handhabung. Umgekehrt verhält es sich bei Zeitschriften. Hier wird die elektronische Variante der gedruckten vorgezogen.

Summary:

Leipzig University Library is currently developing an Information Service for Communication and Media Studies. In preparation, the author conducted an online survey amongst academics in the discipline of Communication and Media Studies in order to learn more about their needs and habits when researching literature. For the majority of the academics who were interviewed it is necessary to search different sources to find the literature they need. Although they also use e-books, most academics prefer print publications because the handling is seen as easier. With journals it is the other way round: Electronic journals are preferred over printed journals.

Zitierfähiger Link (DOI): http://dx.doi.org/10.5282/o-bib/2015H3S37-62

Autorenidentifikation: Stoppe, Sebastian: GND 13178076X

1. Einleitung

Seit Herbst 2014 entwickelt die Universitätsbibliothek Leipzig im Rahmen einer zunächst dreijährigen DFG-Projektförderung den Fachinformationsdienst für Medien- und Kommuni­kationswissen­schaft (FID). Fachinformationsdienste treten dabei die Nachfolge der bisherigen DFG-Sondersammelge­biete an.1 Der FID mit dem Namen adlr.link (Advanced Delivery of Library Resources for Communication and Media Studies) soll Fachwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern der Kommunikations- und Medienwissenschaft in ganz Deutschland forschungsrelevante Publikationen schnell und unmittelbar zur Verfügung stellen.2 Der FID richtet sich an alle hauptamtlich beschäftigten Forschenden des Faches in Deutschland, also Professorinnen und Professoren und die Beschäftigten des Mittelbaus, aber auch an externe Forschende ohne direkte Anbindung an eine Hochschule sowie an Promovierende. Interdisziplinär arbeitende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können ebenfalls die Dienste des FID nutzen, wenn ihre Forschungen das Fach der Kommunikations- und Medienwissenschaften berühren.

Der FID soll eine Reihe an Dienstleistungen in einer Oberfläche vereinigen. Um eine punktgenaue, bedarfsorientierte Bereitstellung von Print-Publikationen zu gewährleisten, basiert diese im FID konsequent auf dem Modell der nutzergesteuerten Erwerbung. Hierfür werden sämtliche fachrelevante Neuerscheinungen, die in deutscher oder englischer Sprache erscheinen, in den Fachkatalog von adlr.link eingepflegt und zur Beschaffung angeboten. Daneben stellt der FID den bisherigen Bestand des Sondersammelgebietes über den Leihverkehr zur Verfügung. E-Books und Open Access-Dokumente aus verschiedenen Repositorien können direkt im Volltext recherchiert und abgerufen werden. Für die Zeitschriftenrecherche kommt ein Fachausschnitt des UB Leipzig-eigenen Artikelindexes zum Einsatz. Damit sind Recherchen auf Artikelebene möglich. Schließlich soll im FID die Entwicklung einer suchmaschinenbasierten Recherche-Oberfläche mit semantischer Datenprozessierung vorangetrieben werden.3

Diese Schwerpunkte sollen im Hinblick auf nachhaltige Realisierung verfolgt und in der Förderperiode entwickelt und evaluiert werden. Ergebnis des Projekts sind praktikable Modelle in Erwerbung und Recherche, die eine dauerhaft nachgefragte Dienstleistung konfigurieren.

Um bei der Konzeption möglichst frühzeitig die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Forschenden zu berücksichtigen, wurde im Januar und Februar 2015 eine Befragung in der Fachcommunity durchgeführt. Befragungen dieser Art wurden in der Vergangenheit wiederholt an Universitätsbibliotheken durchgeführt, wenngleich sich die Gesamtstichprobe dort lediglich auf die Mitarbeiter/innen bzw. Wissenschaftler/innen der jeweiligen Universität und nicht auf eine landesweit verstreute Fachcommunity bezog.4 Dieser Bericht stellt das Design der Befragung vor und fasst die wesentlichen Erkenntnisse der Befragung zusammen.

2. Untersuchungsanlage

Die Befragung wurde ausschließlich online mittels des Umfrageportals SoSciSurvey5 durchgeführt. Um eine möglichst hohe Zahl an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem Fachgebiet anzusprechen, wurden im Vorfeld der Befragung 1507 E-Mail-Adressen von Angehörigen des Fachgebietes recherchiert. Die Recherche geschah dabei ausschließlich über die öffentlich zugänglichen Websites von Universitäten und Forschungseinrichtungen. Die recherchierten E-Mail-Adressen wurden für ein Teilnehmerpanel verwendet.

Darüber hinaus wurde ein Hinweis auf die Befragung über soziale Medien sowie in den Newslettern der Gesellschaft für Medienwissenschaft (GfM) und der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) verbreitet, um sicherzustellen, dass auch Forschende, die nicht institutionell angebunden sind oder aber keine E-Mail-Adresse veröffentlicht haben, Gelegenheit bekommen, an der Befragung teilzunehmen. In den Einladungs-E-Mails an die Panelmitglieder wurde zudem darauf hingewiesen, dass die Mail mit dem Zugangslink auch an interessierte Kolleg/inn/en, Mitarbeiter/innen o. ä. weitergeleitet werden kann.

Die Befragung war somit für alle verfügbar, die im Besitz des Zugangslinks waren. Diese offene Einrichtung des Fragebogens birgt prinzipiell das Risiko von Mehrfachteilnahmen und somit einer Verzerrung des Ergebnisses. Nach sorgfältiger Abwägung wurde dieses Risiko als hinnehmbar eingestuft, da es in dieser Befragung vornehmlich um Fragen zu bestimmten Einstellungen ging und keine Abstimmungen o. ä. vorgenommen wurden.

Insgesamt war die Befragung vom 19. Januar bis einschließlich 18. Februar 2015 im Feld. Innerhalb dieses Zeitraums erfolgte eine erste persönliche Einladung des gesamten Teilnehmerpanels am 19. Januar 2015 per E-Mail sowie die zeitgleiche Bekanntmachung über soziale Netzwerke. Die E-Mails waren personalisiert und enthielten den Link zur Befragung ergänzt um einen individuellen Referenzcode. Damit war es uns möglich, nachzuvollziehen, ob ein Panelmitglied den Fragebogen aufgerufen bzw. auch erfolgreich bearbeitet und beendet hat oder ob es diesen nicht aufgerufen hat.

Zwischen dem 2. und 5. Februar 2015 wurden diejenigen Panelmitglieder, die den Fragebogen nicht oder nur teilweise aufgerufen hatten, mit einer Reminder-E-Mail nochmalig angeschrieben, um sie für die Teilnahme an der Befragung zu gewinnen. Weitere E-Mail-Sendungen erfolgten nicht.

2.1 Datenschutz

Um die Befragung datenschutzrechtlich unbedenklich zu gestalten, konnte der Fragebogen nur über eine SSL-verschlüsselte Browserverbindung aufgerufen werden. IP-Adressen oder weitere Angaben des Browsers, die typischerweise automatisch übermittelt werden (z. B. Referrer-URLs) wurden nicht gespeichert. Die Datensätze wurden zunächst auf dem Server von SoSciSurvey zwischengespeichert und nach Beendigung der Befragung auf einen Server der Universitätsbibliothek Leipzig übertragen. Danach wurden die Datensätze auf dem Server von SoSciSurvey vollständig gelöscht. Nach Angaben des Betreibers von SoSciSurvey ist der Server in Deutschland beheimatet, sodass keine Daten auf Server in anderen Staaten übertragen wurden. Der Server der Universitätsbibliothek ist nur innerhalb des bibliotheksinternen Netzwerkes zugänglich und nicht von außen erreichbar.

Der Referenzcode, der in den personalisierten E-Mails angegeben war, wurde nicht in den eigentlichen Datensätzen aufgezeichnet, sodass eine Zuordnung einzelner Datensätze zu bestimmten Personen zu keinem Zeitpunkt möglich war. Die Antworten waren damit zu jeder Zeit anonym.

2.2 Aufbau des Fragebogens

Der Fragebogen war in insgesamt vier Abschnitte aufgeteilt:

Im ersten Block wurden die Teilnehmenden gebeten, sich selbst im Fachgebiet einzuordnen. Im zweiten Block ging es um die Bekanntheit von bestimmten Rechercheinstrumenten und die Frage, wie die Teilnehmenden neue, für sie relevante Literatur typischerweise beschaffen. Im dritten Abschnitt wurden die Teilnehmenden gebeten, zu bestimmten Themenkomplexen (Recherche, Open Access, Monografien und Zeitschriften) ihre jeweilige Zustimmung bzw. Ablehnung zu bestimmten Aussagen anzugeben. Im vierten Abschnitt schließlich erfolgten Fragen über die Zugehörigkeit zu Fachgesellschaften, zum jeweiligen akademischen Grad und der momentanen beruflichen Position. Die Befragung wurde ergänzt durch ein offenes Eingabefeld, in dem nach Dienstleistungen bzw. Angeboten gefragt wurde, die der Meinung der Teilnehmenden nach einer öffentlichen Förderung bedürfen sowie eine kurze abschließende Soziodemografie (Alter, Geschlecht und Wirkungsort). Es stand den Teilnehmenden grundsätzlich frei, Antworten auszulassen – entweder durch bewusstes Freilassen des Feldes oder durch Wählen einer entsprechenden „Keine Angabe“-Option.

2.3 Stichprobe

Im gesamten Teilnehmerpanel befanden sich insgesamt 1507 relevante Adressaten. Durch Fehler bei der Zustellung – etwa durch in der Zwischenzeit ungültig gewordene E-Mail-Adressen, Adressatendoppelungen oder ausgeübten Widerspruchsrechten bei der Zustellung – ergab sich eine bereinigte Gesamtstichprobe von 1475 Adressaten, die eine gültige Einladung erhalten haben.

bereinigte Panelstichprobe 1475
zusätzliche Stichprobe außerhalb des Panels 131
bereinigte Gesamtstichprobe 1606
davon Fragebogen nicht aufgerufen -798
davon Fragebogen aufgerufen, aber nicht beendet -105
abgeschlossene Interviewfälle 703
davon wegen mangelnder Qualität nicht berücksichtigt -14
berücksichtigte Interviewfälle 689
Ausschöpfungsquote (689 von 1606) 42,9 %

Es wurden nur abgeschlossene Interviewfälle bei der Auswertung der Befragung berücksichtigt, d. h. die Teilnehmenden mussten die letzte Seite der Befragung erreicht haben und damit den gesamten Fragebogen durchschritten haben. Da nicht bei allen Fragen notwendigerweise eine Antwort eingefordert wurde, haben wir zudem alle Fälle auf ihre Datenqualität hin untersucht. Dabei stützten wir uns auf ein System der Befragungsoberfläche, das aus dem Anteil fehlender Antworten und der jeweiligen Bearbeitungszeit eines Falls einen Maluspunktwert errechnet. Ein hoher Anteil an fehlenden Antworten mindert die Aussagekraft eines Interviewfalls, weil vermutet werden kann, dass der/die Befragte nur für ihn/sie jeweils interessante Fragen beantwortet und somit diesen Fragen mehr Gewicht einräumt. Eine zu kurze Bearbeitungszeit lässt außerdem vermuten, dass weder Fragen noch Antworten sorgfältig rezipiert wurden. Überstieg der Maluspunktwert einen definierten Wert, so wurde die Datenqualität des jeweiligen Falls als nicht mehr ausreichend bewertet. Dies war im vorliegenden Fragebogen bei insgesamt 14 Datensätzen der Fall.

Die Ausschöpfungsquote von 42,9 % lässt ausgehend von der Gesamtstichprobe eine hinreichende Aussagekraft vermuten. Die nachfolgenden Ergebnisse der Befragung dürfen damit als repräsentativ für die Gesamtstichprobe gelten.

3 Befragungsergebnisse

3.1 Soziodemografische Daten

51 % der Befragten waren männlich, 46 % weiblich, 3 % haben die Frage nach ihrem Geschlecht nicht beantwortet. Fast zwei Drittel der Befragten sind jünger als 40 Jahre. Nahezu alle Befragten haben zudem ihren Wirkungsort in Deutschland.

Diagramm: Wie alt sind sie?

Abb. 1, Diagramm: Wie alt sind sie?

Diagramm: In welchem Land arbeiten Sie überwiegend wissenschaftlich?

Abb. 2, Diagramm: In welchem Land arbeiten Sie überwiegend wissenschaftlich?

3.2 Verortung innerhalb des Fachs und wissenschaftliche Position

Das Fachgebiet der Kommunikations- und Medienwissenschaft umfasst eine große Breite verschiedener Unterdisziplinen. Dabei unterscheidet man grob zwei große Forschungsrichtungen: Zum einen gibt es die sozialwissenschaftlich orientierte Kommunikationswissenschaft und zum anderen die eher kulturwissenschaftlich orientierte Medienwissenschaft. Um einschätzen zu können, aus welcher Fachrichtung die einzelnen Befragten stammen, wurden sie zu Beginn des Fragebogens gebeten, sich entsprechend einzuordnen. Dabei wurden beide Forschungsrichtungen als jeweilige Pole einer Skala dargestellt, auf der sich der/die Befragte mittels eines Schiebereglers mehr zu der einen oder jeweils anderen Richtung verorten konnte. Für die Auswertung wurde die Einordnung auf einer Skala von 1 (Kommunikationswissenschaft) bis 101 (Medienwissenschaft) quantifiziert, d. h., hat sich jemand vollständig in der Kommunikationswissenschaft verortet (also auf der Skala ganz links), so wurde der Wert 1 angenommen. Nahm der/die Befragte keine Einstufung vor, so wurde die Frage als nicht beantwortet gewertet.

Die Auswertung zeigt, dass sich die Befragten tendenziell klar entweder in die eine oder andere Fachrichtung einordneten. Befragte, die sich zwischen beiden Polen verorteten, waren merklich weniger vertreten. 51 Befragte machten zu Ihrer Verortung keine Angabe. Das arithmetische Mittel aller Befragten beträgt 44,7 (SD=40,3) und der Median liegt bei 27. Das bedeutet, dass in der Befragung mehr Personen teilgenommen haben, die sich in der Kommunikationswissenschaft verorten als in der Medienwissenschaft.

Diagramm: Zu welcher der genannten Forschungsrichtungen ordnen Sie sich persönlich ein?

Abb. 3, Diagramm: Zu welcher der genannten Forschungsrichtungen ordnen Sie sich persönlich ein?

Die befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler repräsentieren dabei eine Vielzahl an unterschiedlichen Forschungsgebieten. Die Mehrzahl der Befragten ist zudem Mitglied in einer Fachgesellschaft, wobei hier die DGPuK mit 252 Nennungen stärker vertreten ist als die GfM mit 160 Nennungen, wenn man nur die deutschen Fachgesellschaften berücksichtigt. Bei dieser Frage waren jedoch Mehrfachantworten möglich. 152 Befragte gaben an, kein Mitglied einer Fachgesellschaft zu sein, das entspricht immerhin 22 % der berücksichtigten Interviewfälle. Generell ist der Anteil der Nichtmitglieder einer Fachgesellschaft in der Gruppe des akademischen Mittelbaus höher als bei der Gruppe der Hochschullehrenden.

Diagramm: In welchen Forschungsgebieten oder Forschungsschwerpunkten arbeiten Sie?

Abb. 4, Diagramm: In welchen Forschungsgebieten oder Forschungsschwerpunkten arbeiten Sie?

Diagramm: Sind Sie Mitglied in einer oder mehreren Fachgesellschaften?

Abb. 5, Diagramm: Sind Sie Mitglied in einer oder mehreren Fachgesellschaften?

Bezüglich der wissenschaftlichen Position innerhalb des Faches geben 41,7 % der Befragten an, einen Mastergrad (oder einen anderen akademischen Grad äquivalent zum Master) zu besitzen, 27,6 % haben den Doktorgrad erlangt und 24,1 % führen darüber hinaus einen Professorentitel. Dies deckt sich weitgehend mit der beruflichen Stellung der Befragten. Knapp 55 % der Befragten sind auf einer befristeten Stelle als Wissenschaftliche/r Mitarbeiter/in, weitere 7 % auf einer unbefristeten Stelle im Mittelbau tätig. Knapp 26 % sind Hochschullehrer/in oder Inhaber/in einer Dozentur oder sind als außerplanmäßige/r, Honorar- oder Vertretungsprofessor/in tätig.

Diagramm: Was ist Ihr derzeitiger höchster akademischer Titel?

Abb. 6, Diagramm: Was ist Ihr derzeitiger höchster akademischer Titel?

Diagramm: In welcher wissenschaftlichen Funktion sind Sie derzeit tätig?

Abb. 7, Diagramm: In welcher wissenschaftlichen Funktion sind Sie derzeit tätig?

Sofern die Befragten im Laufe der Befragung angegeben haben, dass sie einen Master- oder Doktorgrad besitzen, wurde auch gefragt, ob sie derzeit an einer Qualifikationsschrift arbeiten.

Diagramm: Arbeiten Sie derzeit an einer wissenschaftlichen Qualifikationsschrift?

Abb. 8, Diagramm: Arbeiten Sie derzeit an einer wissenschaftlichen Qualifikationsschrift?

Die Mehrheit der Befragten bejahte dies. Wir können also davon ausgehen, dass die Gesamtheit der Befragten den Teil der Fachcommunity repräsentieren, der insbesondere in der Forschung (und nicht nur in der Lehre) des Faches aktiv ist und somit der Zielgruppendefinition des FID entspricht.

Wenn man die wissenschaftliche Funktion jeweils mit Alter und Geschlecht der Befragten kombiniert, ergibt sich ein bekanntes Bild. Die Mehrzahl der Hochschullehrer ist über 45 Jahre alt und männlich; die Mehrzahl der wissenschaftlichen Mitarbeiter/innen ist unter 45 Jahre alt und hinsichtlich des Geschlechts annähernd gleich verteilt.

Diagramm: wissenschaftliche Funktion der Befragten nach Alter

Abb. 9, Diagramm: wissenschaftliche Funktion der Befragten nach Alter

Diagramm: wissenschaftliche Funktion der Befragten nach Geschlecht

Abb. 10, Diagramm: wissenschaftliche Funktion der Befragten nach Geschlecht

3.3 Recherche und Beschaffung von Literatur

In jeder Wissenschaftsdisziplin ist die Rezeption von Forschungsliteratur unabdingbar für den Forschungsprozess. Der FID soll in diesem Kontext für die Literaturversorgung für den Spitzenforschungsbedarf von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zuständig sein. Während Literaturrecherche und -beschaffung jahrzehntelang eine Aufgabe war, die vornehmlich von und in Bibliotheken wahrgenommen wurde, kann in der heutigen digitalen Welt Literatur auf vielfältige Art und Weise recherchiert und rezipiert werden.

Für unsere Befragung war es wichtig zu wissen, auf welche Weise Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sich Literatur besorgen. Zu diesem Zweck haben wir eine Likert-Skala verwendet, bei der die Befragten für die jeweiligen Items eine Einstufung von 1 (=nutze ich nie) bis 6 (=nutze ich immer) vornehmen und so die Häufigkeit der Nutzung einschätzen konnten. Sofern ein abgefragtes Item nicht bekannt war, bestand auch die Möglichkeit das Feld „kenne ich nicht“ anzukreuzen. Um einem Befragungsbias vorzubeugen, wurden die jeweiligen Items für jeden Befragten zufallsrotiert.

Diagramm: Was nutzen Sie, um relevante Literatur aufzufinden?

Abb. 11, Diagramm: Was nutzen Sie, um relevante Literatur aufzufinden?

Nahezu alle Befragten nutzen dabei vor allem den lokalen Katalog der örtlichen Universitätsbibliothek (Mittelwert: 5,4; Standardabweichung: 1,0; Median: 6), Suchmaschinen (MW: 4,9; SD: 1,4; MD: 5), die Elektronische Zeitschriftenbibliothek (MW: 4,7; SD: 1,4; MD: 5) und Verbundkataloge (MW: 4,5; SD: 1,4; MD: 5) für ihre Recherche. Am wenigsten genutzt wird dagegen das Directory of Open Access Journals (MW: 2,7; SD: 1,6; MD: 2), die Virtuelle Fachbibliothek medien-bühne-film (MW: 2,3; SD: 1,5; MD: 2), die Bielefeld Academic Search Engine (MW: 2,1; SD: 1,5; MD: 1) und der Hathi Trust (MW: 1,7; SD: 1,4; MD: 1). Nach den Gründen der Nichtnutzung wurde nicht explizit gefragt. Allerdings sind diese vier zusammen mit dem WorldCat und (in geringerem Maße) dem Karlsruher Virtuellen Katalog diejenigen Rechercheportale, die den meisten Befragten unbekannt sind. Angesichts der Tatsache, dass Open Access mittlerweile einen hohen Diskurswert auch in der Kommunikations- und Medienwissenschaft hat, überrascht diese Erkenntnis ein wenig. Sie zeigt, dass bislang offensichtlich Defizite insbesondere bei den Recherchemöglichkeiten von Open-Access-Literatur bestehen.

Die Virtuelle Fachbibliothek medien-bühne-film wurde mit Unterstützung der DFG von der Universitätsbibliothek Leipzig zusammen mit der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main aufgebaut. Die Befragungsergebnisse lassen befürchten, dass das Angebot offensichtlich nur unzureichend den Bedürfnissen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entsprach. Auch wenn wir die Ergebnisse dieses Items mit den Altersangaben der Befragten vergleichen, ändert sich das Resultat nicht wesentlich.

Diagramm: Virtuelle Fachbibliothek medien-bühne-film nach Alter aufgeschlüsselt

Abb. 12, Diagramm: Virtuelle Fachbibliothek medien-bühne-film nach Alter aufgeschlüsselt

Es zeigt sich, dass insbesondere die Altersgruppe der 40- bis 44-jährigen noch am stärksten von dem Angebot Kenntnis hat. Eine mögliche Erklärung wäre, dass der Aufbau der Virtuellen Fachbibliothek 2007 bis 2011 und die damit verbundene verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zeitlich mit dem Beginn der wissenschaftlichen Tätigkeit dieser spezifischen Altersgruppe zusammenfallen. Sowohl bei den jüngeren als auch älteren Gruppen ist der Anteil der Nicht-Kenner wesentlich höher.

Grafik: Wordle Recherche

Abb. 13: Wordle Recherche

Neben den vorgegebenen Items spielen also im Wesentlichen Datenbanken wie Communication and Mass Media Complete (CMMC), Web of Science (WoS) oder Web of Knowledge (WoK) eine wesentliche Rolle. Daneben wurden Namen von Aggregatoren und kommerziellen Anbietern wie JSTOR und EBSCO häufig genannt.

Bei der Frage nach der Beschaffung wurde erneut eine Likert-Skala verwendet (1=nutze ich nie bis 6=nutze ich immer). Die meisten Befragten beschaffen sich analog der Recherche ihre jeweilige Literatur per Ausleihe aus der Bibliothek (Mittelwert: 5,2; Standardabweichung: 1,1; Median: 5). Es folgen die Fernleihe (MW: 3,8; SD: 1,6; MD: 4), ein Erwerbungsvorschlag an die jeweilige Bibliothek (MW: 3,6; SD: 1,5; MD: 4) und die Anschaffung auf eigene Kosten (MW: 3,6; SD: 1,3; MD: 4). Elektronische Ausleihen werden von der Hälfte der Befragten zumindest gelegentlich genutzt (MW: 3,4; SD: 1,8; MD: 3), während Dokumentenlieferdienste weniger nachgefragt werden (MW: 2,3; SD: 1,5; MD: 2).

Diagramm: Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um für Ihre Forschung relevante Medien zu beschaffen?

Abb. 14, Diagramm: Welche Möglichkeiten nutzen Sie, um für Ihre Forschung relevante Medien zu beschaffen?

3.4 Bewertung von bestimmten Einstellungen

In diesem Fragenteil haben wir von den Befragten erbeten, uns ihre jeweilige Zustimmung zu bestimmten Aussagen mitzuteilen. Die einzelnen Aussagen waren Items zu den Oberbegriffen Recherche, Open Access, Monografien und Zeitschriften. Auch hier wurde eine Likert-Skala verwendet, um den Grad der Zustimmung abzubilden. Die Befragten hatten die Möglichkeit, ihre Antwort von 1 (=stimme gar nicht zu) bis 6 (=stimme voll zu) abzustufen. Eine „weder-noch“-Aussage war damit nicht möglich, sodass der/die Befragte gezwungen war, eine tendenzielle Antwort zu geben. Es gab allerdings zusätzlich die Möglichkeit, die Frage mit „kann ich nicht beurteilen“ zu beantworten, falls der/die Befragte sich nicht in der Lage sah, die Aussage einzuschätzen. Wie im vorhergehenden Fragenteil wurden auch hier die Items zufallsrotiert.

Zunächst wurden den Befragten Aussagen zum Thema „Literaturrecherche“ präsentiert und damit an den vorhergehenden Frageteil direkt angeschlossen.

Diagramm: Aussagen Literaturrecherche

Abb. 15, Diagramm: Aussagen Literaturrecherche

Die Befragungsergebnisse zeigen, dass die befragten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Regel darauf angewiesen sind, parallel in mehreren Suchmaschinen oder Katalogen zu suchen, um relevante Literatur auffinden zu können (Mittelwert: 4,8; Standardabweichung: 1,4; Median: 5). Häufig wird hierzu eine Suchmaschine wie etwa Google verwendet (MW: 4,2; SD: 1,6; MD: 4). Dennoch geben die meisten Befragten an, dass ihnen eine zentrale Suchmaschine fehle (MW: 4,1; SD: 1,7; MD: 4). Eine Volltextsuche wird von etwas mehr als 40 % der Befragten als nicht vordringlich erachtet (MW: 3,7; SD: 1,6; MD: 4), auch scheint die Katalogsuche der jeweils lokal vorhandenen Bibliothek für die meisten der Befragten durchaus nützlich zu sein. Interessant sind zudem zwei Aspekte: Zum einen benutzt nur eine Minderheit der Befragten eine Bibliografie (MW: 2,6; SD: 1,5; MD: 2), zum anderen gibt eine große Mehrheit der Befragten an, dass ihre Bibliothek sie nicht regelmäßig über Neuerscheinungen in ihrem Fachgebiet informiert (MW: 1,7; SD: 1,2; MD: 1).

Diagramm: Aussagen Open Access

Abb. 16, Diagramm: Aussagen Open Access

In Bezug auf Open Access lässt sich eine große Aufgeschlossenheit der Befragten feststellen, gleichzeitig allerdings auch eine recht hohe Anzahl von Befragten, die die jeweilige Aussage nicht beurteilen können. Größtenteils einig sind sich die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler darin, dass Open Access eine gute Ergänzung zur herkömmlichen Verlagsliteratur darstellt (Mittelwert: 4,9; Standardabweichung: 1,2; Median: 5) und dass sich die meisten eine eigene Veröffentlichung in Open-Access-Publikationen vorstellen können (MW: 4,8; SD: 1,4; MD: 5). Gleichzeitig hat nur eine Minderheit bisher tatsächlich an einer Open-Access-Publikation mitgewirkt (MW: 2,9; SD: 2,2; MD: 1). Lediglich eine Minderheit glaubt zudem, dass Open Access das Publizieren in Verlagen langfristig ablösen wird (MW: 3,1; SD: 1,5; MD: 3). Dabei sind die Befragten weder der Meinung, dass Open Access sich mit Peer-Review-Verfahren schwer vereinbaren lässt (MW: 2,4; SD: 1,5; MD: 2) noch dass Open Access einen Verlust an Qualität darstellt (MW: 2,3; SD: 1,3; MD: 2). Hinsichtlich der Recherchemöglichkeiten zeigt sich ein uneinheitliches Bild. Zwar geben knapp 45 % der Befragten an, dass sich Open-Access-Literatur nicht schwer recherchieren lasse, allerdings kennen viele der Befragten – wie vorne bereits diskutiert – einschlägige Recherchewerkzeuge für Open Access nicht.

Diagramm: Aussagen Monografien

Abb. 17, Diagramm: Aussagen Monografien

Weitgehend einig sind sich die Befragten, dass die Literaturbeschaffung auf eigene Kosten einen erheblichen Zeitvorteil mit sich bringt, als wenn die Literatur über die Bibliothek beschafft wird (Mittelwert: 4,9; Standardabweichung: 1,5; Median: 6) und dass eine Fernleihe zu viel Zeit in Anspruch nimmt (MW: 4,1; SD: 1,7; MD: 4). Gleichwohl stimmt eine Mehrheit der Aussage zu, dass neue und relevante Literatur von der Bibliothek zeitnah angeschafft wird (MW: 3,8; SD: 1,4; MD: 4) und immerhin knapp 60 % geben an, dass sie forschungsrelevante Literatur auch in ihrer lokalen Bibliothek vorfinden (MW: 3,8; SD: 1,3: MD: 4). Jedoch richtet nur ungefähr die Hälfte der Befragten auch regelmäßig Erwerbungsvorschläge an ihre Bibliothek (MW: 3,6; SD: 1,8: MD: 4).

E-Books werden als gute Ergänzung zu gedruckter Literatur angesehen (MW: 4,8; SD: 1,4; MD: 5), auch wenn die deutliche Mehrheit der Befragten lieber ein gedrucktes Buch dem E-Book vorzieht (MW: 4,6; SD: 1,6; MD: 5). E-Books scheinen zudem tendenziell komplizierter zu nutzen zu sein als gedruckte Literatur (MW: 3,3; SD: 1,7; MD: 3), obgleich mehr als die Hälfte der Befragten angibt, E-Books regelmäßig zu nutzen (MW: 3,8; SD: 1,8; MD: 4).

Diagramm: Aussage „Ich lese lieber ein gedrucktes Buch als ein E-Book“ nach Alter aufgeschlüsselt

Abb. 18, Diagramm: Aussage „Ich lese lieber ein gedrucktes Buch als ein E-Book“ nach Alter aufgeschlüsselt

Diagramm: Aussage „Ich nutze E-Books regelmäßig“ nach Alter aufgeschlüsselt

Abb. 19, Diagramm: Aussage „Ich nutze E-Books regelmäßig“ nach Alter aufgeschlüsselt

Wenn man die Antworten mit Blick auf die Altersangaben der Befragten betrachtet, so fällt auf, dass die Unterschiede zwischen Alt und Jung hinsichtlich der Präferenz weniger stark ausfallen, jedoch bei der tatsächlichen regelmäßigen Nutzung eher jüngere Forschende zu E-Books greifen als ältere.

Bei Zeitschriften hingegen scheinen die elektronischen Varianten weitaus akzeptierter zu sein als bei Monografien (Mittelwert: 4,8; Standardabweichung: 1,4; Median: 5). Der Bedarf an gedruckten Zeitschriften wird nur noch von einem Drittel der Befragten angemeldet (MW: 4,3; SD: 1,7; MD: 5). Hinsichtlich der Recherche zeigt sich, dass eine Mehrheit der Befragten regelmäßig Fachdatenbanken nutzt, um Zeitschriftenbeiträge zu recherchieren (MW: 4,3; SD: 1,7; MD: 5), oder aber eine Internet-Suchmaschine verwendet (MW: 4,2; SD: 1,6; MD: 5). In Onlinekatalogen sind einzelne Beiträge nach Meinung der Mehrheit der Befragten nur schwer zu recherchieren (MW: 4,1; SD: 1,7; MD: 5). Ungefähr die Hälfte der Befragten gibt zudem an, dass das Angebot an Zeitschriften bei der lokalen Bibliothek nicht für den Forschungsbedarf ausreicht (MW: 3,3; SD: 1,5; MD: 3).

Diagramm: Aussagen Zeitschriften

Abb. 20, Diagramm: Aussagen Zeitschriften

Diagramm: Aussage „Elektronische Zeitschriften sind besser zu benutzen als gedruckte“ nach Alter aufgeschlüsselt

Abb. 21, Diagramm: Aussage „Elektronische Zeitschriften sind besser zu benutzen als gedruckte“ nach Alter aufgeschlüsselt

3.5 Offene Frage

Nach den Aussagebewertungen hatten die Befragten in einer abschließenden offenen Frage noch die Möglichkeit, weitere Dienstleistungen und Angebote zu nennen, die ihrer persönlichen Meinung nach mit öffentlichen Geldern gefördert werden sollten. Die Formulierung der Frage wurde hierbei bewusst offen gehalten, um ein breites Antwortspektrum zu ermöglichen. Diese offene Frage ermöglichte es uns, ggf. weitere Aspekte und Bedürfnisse der Fachcommunity zu erfahren, um diese bei der Ausgestaltung des FID möglicherweise zu berücksichtigen. Zur besseren Visualisierung der meist geäußerten Antworten haben wir für diesen Bericht erneut ein so genanntes Wordle gebildet, also eine Schlagwortwolke, die analog zur Häufigkeit der Nennung Wörter stärker hervorhebt:

Grafik: Wordle offene Frage

Abb. 22: Wordle offene Frage

Um die offene Frage besser einschätzen zu können, haben wir zudem alle offenen Antworten zusätzlich verschlagwortet, um Kategorien bilden zu können. Auch hier haben wir ein Wordle erstellt:

Grafik: Wordle offene Frage, verschlagwortet

Abb. 23: Wordle offene Frage, verschlagwortet

Die meisten Befragten geben als förderungswürdig insbesondere Open Access, die Digitalisierung älterer Literatur sowie den möglichst freien Zugang zu Zeitschriften, Büchern und Onlinedatenbanken an. Auch die Förderung von Literaturbeschaffung sowie in geringerem Maße die Einrichtungen oder Zugänglichmachung von Mediatheken, Filmstreaming-Services, Zeitungs-, Zeitschriften- und AV-Archiven sowie von Onlinedatenbanken werden von den Befragten als mögliche Elemente angeführt.

4 Ergebnisse und Zusammenfassung

Die Befragung hatte das Ziel, ein genaueres Bild sowohl über die Fachcommunity selbst als auch über die Einstellungen der Befragten zu bestimmten Themengebieten zu erfahren, um die Ziele und Instrumente des FID bestmöglich auf die Fachcommunity abzustimmen.

Das typische Mitglied der Fachcommunity ist demnach

Eine Zugehörigkeit zu einer Fachgesellschaft ist bei der Gruppe der Hochschullehrenden stärker ausgeprägt als beim akademischen Mittelbau.

Die Forschenden nutzen für Ihre Suche und Literaturbeschaffung vornehmlich

und beschaffen sich Literatur vornehmlich per Ausleihe aus der Bibliothek oder Fernleihe.

Eine Mehrheit der Befragten richtet zudem einen Erwerbungsvorschlag an die Bibliothek oder schafft die Literatur auf eigene Kosten an. Elektronische Ausleihen sind nicht dominantes Merkmal bei der Literaturbeschaffung, Dokumentenlieferdienste spielen eine untergeordnete Rolle.

Die Mehrheit der Befragten gibt zudem an, dass

Die Befragten sehen in Open Access eine sinnvolle Ergänzung zu Verlagsliteratur und sind gegenüber einer Publikation in Open-Access-Medien grundsätzlich wohlwollend eingestellt. Gleichzeitig ist festzustellen, dass sowohl Erfahrung mit Open Access noch nicht ausreichend vorhanden ist als auch die Suche nach Open-Access-Publikationen tendenziell als schwierig eingestuft wird.

Bei der Beschaffung von monografischer Literatur bemängelt die Mehrheit der Befragten die Dauer der Bereitstellung von Literatur durch die Bibliotheken – die eigene Beschaffung wird hierbei als deutlich zeitsparender angesehen. Auch werden die Befragten durch die Bibliotheken nach eigener Einschätzung nur unzureichend über Neuerscheinungen in ihrem Fachgebiet informiert.

Bei der Rezeption von monografischer Literatur wird eine Printversion gegenüber dem E-Book deutlich präferiert. E-Books sind dem Befragungsergebnis nach zwar eine gute Ergänzung zu gedruckter Literatur, aber nicht einfacher zu benutzen. Ein umgekehrtes Bild ergibt sich bei Zeitschriften. Hier wird die elektronische Variante überdeutlich vorgezogen, gleichwohl die meisten der Befragten angeben, dass das Angebot ihrer Bibliothek für ihre Forschungszwecke nur unzureichend ist. Damit in Verbindung steht auch die Frage nach Förderungswünschen: Hier steht die digitale Bereitstellung von Literatur deutlich im Vordergrund. Neben der Förderung von Open Access spielen die Digitalisierung älterer Literatur, die Bereitstellung von Büchern und Zeitschriften als Download, aber zunehmend auch die Bereitstellung audiovisueller Medien (etwa als Stream) eine Rolle.

Die Befragungsergebnisse bestätigten im Wesentlichen die Konzeption des Fachinformationsdienstes. Sie zeigen, dass die Fachcommunity speziell in den Medien- und Kommunikationswissenschaften dem gedruckten Buch weiterhin einen hohen Stellenwert einräumt, gleichwohl digitale Quellen als nützlich erachtet werden. Durch die Integration verschiedener Kollektionen in einem Katalogindex geht der FID auf den Umstand ein, dass die Befragten bisher meist parallele Suchen in mehreren Katalogen durchführen mussten. Schließlich wird durch die Bereitstellung von Metadaten auf Artikelebene die Sichtbarkeit und Suche nach einzelnen Zeitschriftenartikeln deutlich verbessert.

Literaturverzeichnis

Fußnoten

1 Vgl. Bürger, Thomas; Schneider, Ulrich Johannes: Fachinformationsdienste für die Wissenschaften (FID), DFG fördert Bibliotheken in Sachsen. In: BIS – Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen 7 (2014), H. 1, S. 4. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-136822.

2 Vgl. Lazarus, Jens; Seige, Leander: FID für Medien- und Kommunikationswissenschaft, Universitätsbibliothek Leipzig entwickelt neuen Fachinformationsdienst. In: BIS – Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen 7 (2014), H. 1, S. 5-6. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-136893.

3 Für einen Überblick über das Angebot des FID vgl. Stoppe, Sebastian: adlr.link startet an der UB Leipzig, Fachinforma­tionsdienst für Medien- und Kommunikationswissenschaft eingerichtet. In: BIS – Das Magazin der Bibliotheken in Sachsen 8 (2015), H. 2, S. 86-87. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa-173530.

4 Vgl. etwa Geißelmann, Agnes: Zufriedenheit mit Bibliotheksdienstleistungen, Ergebnisse einer Umfrage der Universitätsbibliothek unter Wissenschaftlern der TU München, in: Bibliotheksdienst 46 (2012), H. 3/4, S. 194-206, http://dx.doi.org/10.1515/bd.2012.46.34.194 und Reimers, Frank; Sühl-Strohmenger, Wilfried: Welche Angebote erwarten Wissenschaftler(innen) von der Hochschulbibliothek? Ergebnisse einer Befragung an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. In: B.I.T.online 17 (2014) H.5, S. 431-438. http://www.b-i-t-online.de/heft/2014-05/fachbeitrag-reimers.pdf (14.09.2015).

5 www.soscisurvey.de